Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

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3. Die edlen Herren von Stochestale

Bei der Wiederherstellung der Besitzverhältnisse und bei Neuverleihungen von Grund und Boden durch den deutschen König wurden nach der Schlacht auf dem Lechfelde 955 neben den Hochstiften und Klöstern auch hochadelige, weltliche Herren in ihrem Besitz bestätigt oder neu beteilt.

Bei dem Mangel an Hörigen kam es auch zur Ansiedlung freier Colonen.

So bekamen auch die Grafen Burghausen und zwar der Vater Sigihards I. von Burghausen (1072-1104, ermordet in Regensburg) bald nach dem Einsetzen der deutschen Kolonisation Besitz in Ravelsbach. Er war an der Besiedelung der Eggenburger Gegend beteiligt (besonders betr. d. Stadt Eggenburg).

Sigihard gab später ein Lehen zu Frauendorf an (der Schmida) an Göttweig.

Ein anderes zu Oberravelsbach, das an den Ahnherren der Kuenringer Azzo kam, wurde nach dessen Tode ungefähr 1112 durch Ita (eine geborene von Supplinburg)[33], der Witwe Sigihards, gleichfalls an das Stift Göttweig geschenkt.

Auch Sigihards Sippengenossse (Bruder?) Heinrich Bischof zu Freisingen[34] gab beiläufig um dieselbe Zeit Güter an Göttweig und zwar eine halbe Hufe zu Oberravelsbach und um 1130 locum Munichhoven.[Anm. A. Nowotny: Vermutlich jenes Münichhofen bei Mank, NÖ.]

Aus folgenden Urkunden erhellt nun, daß der 1072 – 1104 (oben) genannte Sigihard aus dem Geschlechte der Burghausen den Besitz in Frauendorf an der Schmida hatte, wohl ein Vorfahre des 1120-1150 genannten Siegehard von Stockstal[35] war, da letzterer sowie seine Witwe Willibirch ebenfalls in genanntem Frauendorf Besitz hatten und daß sich letztere Siegiharde nach ihrem Besitz und Sitz "de Stochesdale" nannten:

In Stochesdale treffen wir als erste Dorfinhaber die Herren von Stochesdale.

Waren doch in der ersten Zeit die adeligen Grundherren und Dienstmannengeschlechter die Hauptträger der Kolonisation.

1120-1130 übergibt der Edelfreie Starkfrit[36] auf Bitten eines andern namens Sieghart Göttweig eine Hufe zu Frauendorf an der Schmida.

"[N]overint etiam et hoc cuncti, qod quidam ingenuus n. starkfrit rogatu alterius n. Sigihardi delegauit super altare s. Marie mansum unum ad frowindorf situm in usum deo militantibus hoc in loco.

Huius traditionis testes sunt hi adhilibi: Luitolt filius Werigand, Sigihardus, qui et predium possederat, Meginhardus, Sigifridus, Hottolf, Ekkihart."

Die Anmerkung hiezu:

Karlin II. Abt. 8 Bd. j 44 no 179 aus Blätter für Landeskunde Niederösterreich XIII 303 Nr. 79 zu ca. 1120 Reg:

"Da Willibirch, die Witwe Sieghards (in Nr. 252 genannt) gleichfalls eine Hufe zu Frauendorf an der Schmida an Göttweig widmet, ist es außer Zweifel, dass es sich in beiden Fällen um ein und die selbe Familie handelt, die in Frauendorf begütert war".

Die Fontes rerum Austriae bringen in Abt. II Band 8/1855 das Saalbuch des Stiftes Göttweig und im Anfang die Erläuterungen des Stiftsgeistlichen Wilhelm Karlin Stiftskomtular. Das Saalbuch enthält über die Witwe Sighards de Stochestale Willibirch folgenden Vermerk: S. 16 CCCLXIX:

"Nouerint omnes Christi fideles qualiter quedam matrona relicta Sigihardi. N. Willibirch delegauit super altare S. Marie mansum unum ad frowindorf cum manu filii sui Sigihardi et filio sue Berhte. quam eodem die huc tradidit educandam in dei (diuino) servitio. ....."

Hiezu gibt Wilhelm Karlin folgende Erläuterungen: S. 243 – 244.:

"Oberstockstall war früher zum Teil dem Passauer Domkapitel unterthänig; ein nobilis homo Sigehardus de Stochestale und sein Sohn Sighardus, Canonicus in Passau, hatten  ihr Gut in orientali plaga situm, mit allem was dazu gehörte, zum neugegründeten Siechenhause und zur St. Egidiuskapelle in Biburch am Inn bei Passau gewidmet, welche Schenkung von dem Bischof Konrad im Jahre 1160 und 1163 bestätigt und vermehrt wurde (M.B. XXVIII/II 115-119; - Buchinger, Geschichte des Fürstentums Passau, I. Band S. 156, wo aber die Worte so gestellt sind, als ob Stockstall in Oberösterreich gelegen wäre).

[über die Egidiuskapelle des ehemaligen Leprosenhauses in Passau/Biburg ausserhalb der Innstadt siehe St. Ägidius (Passau) – Wikipedia und  File:Ehemalige Kirche St. Ägidius.jpg - Wikimedia Commons ]

Williburch, relicta Sigihardi, vermutlich die Witwe des obgenannten Sighard, nobilis de Stochestale, der um das Jahr 1160*) gestorben sein mag. Sein Sohn war Canonicus in Passau, wie aus der Bestätigungsurkunde Bischof Konrads über das genannte Spital bei Passau vom Jahre 1163 26.11. erhellt, wo es unter anderem von diesem jüngeren Sieghard heißt: "qui in presentiarium curam loci et pauperum indefesso studio gerit iuxta quod sibi creditum."

Im Folgenden lesen wir, daß Abt. Dr. Adalbert Fuchs in den Fontes 69. Band schreibt, dass Siegehard schon 1133 gestorben war.

Wenn der Gatte der Willibirch, wie Dr. Fuchs annimmt, bereits 1133 verstorben, dann ist der in der Schenkung an das Leprosenhaus vom Jahre 1160 genannte Siegehard de Stochestale als Vater angeführte der Sohn des 1133 verstorbenen und der Canonicus Sigehard de Stochesdale "ein Enkel des Verstorbenen!! , wie ich in der "Übersicht" vermerkt habe.

Willibirch, die Witwe Sieghards, widmet Göttweig als Ausstattung ihrer Tochter Bertha, welche in Göttweig ins Kloster eintrat, eine Hufe zu Frauendorf an der Schmida 1133-1138.

"Nouerint omnes Christi fideles, qualiter quedam matrona, relicta Sigihardi. N. Willibirch delegauit super altare S. Marie mansum unum ad Frowindorf cum manu filii sin Sigihardi et filie sue Berthe, quam eodem die huc tradidit educandam in dei (diuino)seruitio. ....."

Es folgen 7 ½ Zeilen, welche die Fortsetzung bildeten, radiert.

Es erhellt aus diesem Traditionsakt, dass Sieghard von Stockstall schon um 1133 gestorben war, nicht wie Karlin (in Fontes rerum Austriacarum 2.VII: Das Saalbuch des Benediktinerstiftes Göttweig 1855 S. 96 nr. 369 aus Cod. A) meint, "wohl um 1160 gestorben sein mag" (vgl. u.a. S. 244 Anm. zu nr. CCCLXIX). Diese Hufe zu Frauendorf an der Schmida, nordöstlich unter Ravelsbach, wo Göttweig nach den ältesten Stiftsurbaren einen namhaften Besitz innehatte (vgl. Fuchs: "Die Urbare geistlicher Grundherrschaften I. Band III.", Abt. S. 172f nr. 689 u. 701) wurde von Willibirch als Ausstattung ihrer Tochter Bertha, die damals offenbar gleichzeitig als Novizin ins Benediktinerkloster zu Göttweig aufgenommen wurde, gewidmet. Es fehlen hier die Zeugen, die bei der Widmung intervenierten. Es liegt die Vermutung nahe, daß schon Siegehard von Stockstall, der um 1120 bis 1130 eine Hufe zu Frauendorf an der Schmida widmete (Vgl. nr. 152) diese Widmung bei Lebzeiten machte, um die der Einkleidung als Novizin vorausgehende Aufnahme seiner Tochter Bertha noch bei seinen Lebzeiten zu erlangen, zumal hier bereits von dem faktischen Eintritte derselben in das Kloster Erwähnung geschieht. Da eine längere Stelle im Codex A radiert ist, so mag dies seinen Grund darin haben, daß vielleicht noch weitere Verfügungen und Schenkungen gleichzeitig in Aussicht gestellt wurden, so dass der Schreiber in A den Schluß dieser Traditio radierte, um diese später noch hinzuzufügen zu können, was aber dann unterblieb. Jedenfalls fällt diese Traditio bald nach der in Nr. 152 (In der Ebranswidmung berichtet!).

(Fontes rerum Austriacarum II. Abt. 69. Band, Die Traditionsbücher des Stiftes Göttewig  von Dr. Adalbert Fuchs,1931 Nr. 252, Seite 392).

Bei Erwähnung der Stiftsministerialität des Bistums Passau schreibt Dr. Oswald in "Das alte Passauer Domkapitel" 1933 S. 36:

"Diesem Adel werden folgende 12 Mitglieder des Passauer Domkapitels im 12. Jhdt. angehört haben:  1.) ....., 2.) Sigehard, Edler von Stochstal (Krick. Domstift S. 17, 10, 160ff, u. 8ff)."

(1230 wird ein Herbordus de Rustpach ein nobiles ac strenuus genannt ( strenuus = brav).

In gleicher Urkunde ein Sigehart von Stockstal unter den Zeugen (wahrscheinlich nobilis? und Ritter angeführt)!!

Über die Standeszugehörigkeit der Passauer Domherren bringt Dr. Oswald "Das alte Passauer Domkaiptel" 1933 folgendes (gekürzt):

"Neben den Freigeborenen, Adeligen fanden in den ersten Jahrhunderten auch unfreie Aufnahme in das Domkapitel. Die Adeligen (der Hochadel, Fürsten, Freiherren, Edelfreie) spielten schließlich im 12. und 13. Jhdt. die ausschlaggebende Rolle da aus ihren Reihen Bischöfe hervorgingen und die Bischöfe in jeder Zeit regelmäßig Adelig waren.

Bei einem großen Teil der Mitglieder des Kapitels ist jedoch die Standeszugehörigkeit nicht feststellbar, so wenn nur ihre Personennamen angeführt sind und nicht auch die Familien- oder Geschlechtsnamen.

Erst in den späteren Jahrhunderten entwickelte sich das Kapitel zu einem exclusiv adeligen.

Die Kanoniker wurden neben ihrem Kanonikat häufig mit Pfarreien ausgestattet. So zählte man, daß die Kanoniker des 12. und 13. Jahrhunderts ca. 66 Pfarreien innehatten, wohl meist die einträglichsten."

Bei Besprechung der verschiedenen Adelsklassen, denen Mitglieder des Domkapitels angehörten, schreibt Dr. Josef Oswald in seinem Werk: Das alte Passauer Domkapitel vom Prädikat: "nobilis"  S. 4

"Mit dem Prädikat nobilis, ohne daß ersichtlich würde, was es eigentlich besagen soll, findet sich ein Mitglied des Domkapitels: Dietmar, vir nobilis et literatus".

Zusammenfassendes über die verschiedenen Deutungen des Standesprädikats "nobilis" mit Literaturverweisen siehe bei L. Santifaller "Das Brixener Domkapitel" S. 59 ff.

"Deu nobilis homo Sigehardus de Stochestale" hat Dr. Oswald übersehen"!.

Sigehard von Stochestale war 1164 Dekan Magister Scholarum (Krick-Domstift S. 10), das heißt, er bekleidete das Amt des Scholasticus (oder des Magister in älterem Sinne), des Leiters der Domschule, womit auch die Oberaufsicht über das gesamte Schulwesen der Stadt Passau und der Diözese verbunden war (Dr. Oswald, wie oben S. 45/46).

Das Jahr 1160 bringt uns wieder Kunde von dem edlen Geschlechte, das sich "von Stochestale" nannte, das seinen Edelsitz in Oberstockstall hatte, wie der Name besagt.

Über diesen Edelsitz wird später noch gesprochen werden.

Der "nobilis homo" Sigehardus de Stochestale cum suo filio (und sein Sohn) concanonico nostro Sighardo (Canonicus-Chorherr des bischöflichen Domkapitels zu Passau) vergaben 1160 "idem predium Stochestale in orientale plaga situm" (im Landgut in Stockstall in der östlichen Provinz gelegen), cultus et incultus  (bebaut und unbebaut), pascius (Weide), pratis (Wiese), aquis aquarumne decursibus et in omni genere utilitatis..." an das neugegründete Leprosenhaus zu Aegyd bei Passau (M.B. XXVIII/II 115- 116 u. 117 – 119, XXIX/II 106).

/: nobilis war damals die Standesbezeichnung  für einen Edlen. Mit ingenuus vir oder ingenuus homo betitelte man einen Edelfreien. Um das Jahr 1120 – 1125 hatten Freie bereits Ministeriale (Dienstmannen) im ritterlichen Stande (Ritter) im Dienste, denen sie als Entlohnung ein Dienstlehen, Ministeriallehen übertrugen. Es besteht aber kein Zweifel, daß in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Standesunterschiede von liber, nobilis, ingenuus nicht klar geschieden waren:/

Im Stiftungsbrief des Bischofs Konrad aus dem Jahre 1163 ist Sigehardus neuerlich als concanonicus noster et fundatur loci predium suum in austria Stochstale angeführt.

"Das historische Alter der Diöcese Passau 1880" bringt über die Stiftung folgenden Bericht: Im Jahre 1160 erbauten der Kanoniker Sighart und Heinrich der Pfarrer von St. Paul (=Innstadt Passau) ein Spital für Leprosen und eine Kirche zu Ehren des hl. Aegidius. Die Einweihung der Kirche erfolgte im Jahre 1163 durch Bischof Konrad, welcher reichlich Schenkungen an das Leprosenhaus machte und bestimmte, daß ein Mitglied des Domkapitels und zwar der aus der Reihe der Domherren zu bestimmende Pfarrer zu St. Egid immer Vorstand der Anstalt sein sollte. In dieser Urkunde heißt es bezüglich Sighard (war bereits erwähnt): Sighardus concanonicus noster et fundatur loci predium suum in austria Stochstal (M.B. XXVIII/II S, 117 – 119; Hund I 206).

Im Band II der Passauer Urbare von Dr. Maidhof S. 84 hören wir dann noch einmal von Sigehardus: Der Vemerk besagt, daß der Domherr Sigehardus von Stockstal um 1140 – 1150 dem Domkapitel auch ein Gut in "Matheowerwalde" (wohl Maggauerwald w. Maggau Gem. Natternbach, Bez. Peuerbach) schenkte.

Die Stellung des Sigehardus von Stochestale als Chorherr/Domherr des passauischen Domkapitels beweist noch nicht seine adelige Abkunft, da in jener Zeit neben Adeligen auch Angehörige des Ministerialenstandes im Domkapitel Aufnahme fanden.*)

In dieses Jhdt. fällt auch eine Widmung des Babenbergers Leopold V.:

1180 Wien. Leopold V. erläßt dem Hospitale zum hl. Egidius in Passau "mansibus Hohenuarte sit habemus", befreit diese Besitzungen von der Gerichtsbarkeit seiner "amonoum et preconum" und ernennt auf Bitte der Vertreter desselben seinen Ministerialen Audalricus de Strouzze (Ulrich von Staatz) "iurum proidum et discretium" zum Vogt der genannten Besitzungen (unter den Zeugen ist Ulrich von Staatz angeführt).

(Meillers Regesten zur Geschichte der Markgrafen und Herzöge in Österreich, Urkundenbuch des Landes OÖ S. 74 und Geschichte von Staatz von Georg Markl).

In einer von Pfarrer Ulricus von St Egyd in Passau und "procurator Pontis" im Jahre 1253 verfassten Notiz über die Einkünfte der Pfarre St. Eggydi (M.B. XXIX/II, S. 383) ist diese Stiftung des Sigehard und seines Vaters wie folgt angeführt:

"...Item de curia Stokstal pro servicio I libri denariorum et prandium....

...Item villicus dat pro annona II mod siliginis et II mod auene."

*) Anmerkung: Um die Wende des Jahres 1800 gehörten der Fürstbischof, der Dompropst, der Domdekan und die 17 Domkapitularherren, sowie die 3 Domizellarherren dem Adeligen Stande an (Personalstand der im Jahre 1801 aufgezeichneten Stifte und Klöster des Bistums Passau von Ludwig Heinrich Krick 1903 S. 44).

Das Leprosenhaus war mitsamt der Kirche St. Ägid in Biburg, außerhalb  der Innstadt gelegen, eine Stiftung des Passauer Kanonikers Sigehard von Stockestal und des Pfarrers Heinrich von St. Paul (M.B. 28 b n 16 p 117).

Bischof Konrad (1149 – 1164) verfügte im Jahre 1163, daß die Verwaltung dieses Sprengels vom Domkapitel übernommen werde und zwar in der Weise, dass der von den Kapitularen aus ihrer Reihe zu bestimmende Pfarrer von St. Ägid zugleich immer der Leiter des Leprosenhauses sein solle (M.B. 28 b n. 16 p 117).
 

Abb. 8: Dom zu Passau, mit Marienbrücke (Innbruck)
Foto: Wikipedia - © Bwag/CC-BY-SA-4.0

In der Folge scheint dann auch die Verwaltung der Innbrücke und des Bruckamtes (officium ponte) in die Hände desselben gelegt worden zu sein (Dr. Josef Oswald).

Ludwig Heinrich Krick, Domkapitular, bringt in seiner ....erschienenen Arbeit:

Personalstand der aufgehobenen Stifte und Klöster des Bistums Passau S. 50 eine Liste der Dompröpste, darunter Calhoch – urkundet 1143, 1147 1151, und Seite 53 eine Liste der Domdekane, darunter als neunten Rupert urkundlich 1140, wurde 1164 Bischof von Passau und als zehnten Sigehard Dekan 1164. Dekan Siegehard ist zweifellos mit dem 1160 und 1147 genannten Canoniker Sigehard ident.

Über den Domherrn "nobilis homo" Sigehard von Stochestale wird berichtet:

Sigehard von Stochestale concanonicus des Domkaiptels von Passau stiftete 1160 mit seinem Vater Sigehardus de Stochestale sein predium Stochestale an das  neugegründete Leprosenhaus zu St. Ägyd bei Passau.

Zum Stiftungsbrief des Bischofs Konrad vom Jahre 1163 wird Sigehard de Stochestale concanonicus et fundatur (!) seines prediums in Stochestale angeführt.

In der Schenkungsurkunde des Bischofs Reginbert vom Jahre 1147 ist er als sechster unter den Domherrn als presbyter angeführt.

In den Jahreskatalogen der Jahre 1140, 1151, 1159 und 1164 wird Sigehardus de Stochestale angeführt und im Katalog anni 1164 vermerkt: Sigehardus (de Stochestale) Magister scholarum (ad hui eodem anno factus Decanus).

In der chronologischen Reihenfolge der Passauer Domdekane vermerkt Dr. L.H. Kricks "Das ehemalige Domstift Passau S. 17: unter den Kanonikern: Sigehardus von Stochestale, Presbyter, Sohn des Edlen Sieghard von Stochestal, Urkundet 1140 – 1164.

und S. 10: Sigehard von Stochestal. Dekan: 1164; urkundet noch 1167, Magister scholarum, Pfarrer von St. Ägyd zu Passau.

Sigehard de Stochesdale war auch Magister Scholarum, d. h., er bekleidete das Amt des Scholasticus (oder des Magister im älteren Sinn), des Leiters der Domschule, womit auch die Oberaufsicht über das gesamte Schulwesen der Stadt Passau und der Diözese verbunden war (Dr. L.H.Krick, "Das ehemalige Domstift Passau" 1922, S. 10, 17;"

Dr. Krick vermerkt noch: Mehreres über die Domherren siehe in meinem Manuscript "Beiträge zur Geschichte der Domherrn von Passau", Ordinariatsarchiv; Dr. Oswald "Das alte Passauer Domkapitel" 1933 S. 45/46).

(Der im Katalog 1173 genannte Sigehardus Cellerarius und der anni 1177 angeführte Sigehardus ist mit diesem Dekanus nicht ident, da er hinter den Archidiakonen gereiht ist!).

1311 schreitet Pfarrer Rudger von St. Stephan am Wagram bei einem Streite zwischen dem Pfarrer von St. Egyd und dem villicus (Pachtmann) colonus (Hofbauer), also bäuerlichen Pächter namens Stephan in Stocktal als Vermittler ein (M.B. XXX/II, S. 60) und 1317 berichtet Ortolf (richtig Ortlieb) von Winkl an den Pfarrer von St. Egid über den HOF, den Stephan der Mayer[37] inne hat (M.B.XXX/II CCLXIV S 76-78).

Wo dieser von den Sigehards an das Leprosenhaus gestiftete Hof (auch curia praedium = Landgut genannt) lag, ist nicht bekannt.

Der später aufscheinende Bärenhof dürfte es nicht gewesen sein, da dieser in einer Zeit, in der Passau noch immer den gestifteten Hof innehatte, anderen Besitzern angehörte.

Der von den Sigehards an das Leprosenhaus gestiftete Hof (curia, predium, das Landgut) war nach den Leistungen des Pächters zwar größeren Umfanges, doch wohl nicht der ganze Besitz der Edlen von Oberstockstall, sondern nur ein Teil ihres Besitzes, da sich der Vater Sighardus nicht des ganzen Besitzes in Oberstockstall begeben haben dürfte.

Aus späteren Schenkungen geht hervor, dass dem edlen Geschlecht Besitz verblieben (siehe Chunigunde und Geysel von Stochestale) ist.

1230 hören wir von einem Sigehart de Stockstal. In diesem Jahre bezeugen die Zeugen Eberwinus de Portz, Perngerus de Manswerd, Sigehardus de Stockstal, Rudgerus de Als, Sighardus de Pevgen, Pilgrimus de Ruckendorf, Sigelochus de Uzental, Chunradus Witigensdorf eine Zuwendung des Herbordus de Russpach an das Stift Zwettl, und zwar 3 Mansen in Zaingrub und ein Gut in Echendorf = Eggendorf (Stiftungenbuch des Klosters Zwettl, abgedruckt in Fontes Rerum Austiacarum, II. Abt. III., Band, S. 440).

Im Archiv für Kunde Österr. Geschichtsquellen II. Bd S. 395 bringt Johann von Frast Urkunden des Stiftes Zwettl, darunter aus dem Cod. 91: die vorangeführte Beurkundung aus dem Jahre 1230 wie folgt:

1230: "Notum sit omnibus Christi fidelibus tam futuris quam presentibus, quod Herbordus der Rustpach homo admodum nobilis ac strenuus pro remedio anime patris sui ipso dum adhuc uiueret regante et annuente iiij mansiones allodii delgauit super altare beatissime dei genitricis M. in loco dicitur Zwetil nec non et aliorum sanctorum quorum reliquie iuibi sunt condite, eo uidilicet die quo prefatus ipsius pater dormitonis sue locum feliciter in domine ibidem est sortios. Et quatinus hec datio firma semper maneat ac rata testium qui presentis aderant uocabula simul ac loci quo predium idem est situm nomitiam exprimere curauimus, Zuncra uidilicet tres mansiones, Ekendorf una, testium uero hec sunt nomina, Elbuin de Porce, Perenger de Mansuuerd, Sigehart de Stockestal, Rodigerus de Alse, alter Sigehardus de Pügen, Pilgrimus de Rucendorf, Sigelochus de Viental, Cunradus de Witegenstorf."

Daß obgenannter Sigehard de Stockstal dem Geschlecht der edlen Herren von Stochestal angehört hat, ist nicht anzunehmen. Seine Reihung in obiger Zeugenliste spricht dagegen.

Im Urbar des domkapitlischen Innbruckamtes aus 1342 über die Zehente in Niederösterreich ist die curia von Stockstal wie folgt angeführt:

"Item de curia Stockchstal pro servitio I libr denariorum et prandium.

Item villicus dat pro annona II mod siliginus et II mod avene".[38]

In dem von Dr. Maidhof bearbeiteten Passauer Urbaren ist hierzu in einer Anmerkung angeführt:

"Der Passauer Domher Sigehard von Stockstal und dessen gleichnamiger Vater stifteten als Mitbegründer der Kirche St. Ägide und des dazugehörigen Leprosenhauses auch ihre Güter? in Stockstal (richtig wäre nicht Güter, sondern ein Gut, nämlich ein praedium).
Wegen der Dienste aus Stockstal siehe auch: R.B.5, 208 (S 1311) u. M.B. 30b 76 ff (I 1317/8).

Im Urbar des Domkapitlischen Innbruckamtes 1342 ist unter den Zehenteinnahmen im Jahre 1340 angeführt:

"Item de curia Superiore Stokstal 2 mod frumenti et 1 mod avene et 3 sol den"

und hiezu von Dr Maidhof die Anmerkung beigefügt: Laut H.A.M.P. (= Hauptstaatsarchiv München Hochstift Passau) Lit. 1732/x S. 105  "dient der Hof in Oberstockstall im Jahre 1341 dem Bruckamte zu Leibgeding in den Hof von St. Ägidi zu Krems: 2 ½ mut kohren, 1 ½ mut haber Chremser maß, 2 gäns, 2 hühner, 2 anden".

Das von den Siegharden von Oberstockstall übereignete Gut (prädium) auch Hof genannt, kam daher stiftungsgemäß der Kirche St Ägid und dem Leprosenhause zugute. Dieses Gut (Hof) ist daher scharf zu trennen von dem Besitz der Kirche und Pfarre St. Stephan am Wagram, deren Großteil der Einkünfte im Jahre 1147 der Bischof Reginbert von Passau zum Großteil dem Domkapitel zugewiesen hat, bis schließlich die Kirche St. Stephan am Wagram zur Gänze dem Domkapitel inkorporiert wurde und die domkapitlische Herrschaft Oberstockstall erstand.

Es ist daher irrtümlich, wenn angenommen wird, daß der Pfarrhof in Oberstocksall auf dem an das Leprosenheim 1160 geschenkten Hof errichtet wurde. Die Pfarre St. Stephan, 1014 gestiftet, war bereits 1147 eine große und reiche Pfarre mit der Pfarrkirche St. Stephan auf dem Wagram!

In Band Nr. IV/1836 Viertel ober dem Wiener Wald von Schweickhardt lesen wir: "Probst Alber von Lilienfeld gewährte der Kunigunde von Stockstall für viele dem Kloster erwiesene Wohltaten die Vorrechte der Confraternität und setzte für sie einen Jahrtag".

1296 stiftete Chunigunde von Stochstal einen Jahrtag zu Lilienfeld (Hanthaler). Am 10.08. 1296 versichert Abt Albero von Lilienfeld für gewisse Güter, welche Kunigunde von Stockstall und deren Tochter Geysel von Stockstall von einem Hofe am Heuberg bei Wilhelmsburg, dann von 4 Fleischbänken in Wilhelmsburg, von einem Hofe in Radenfeld (Rainfeld bei St. Veit an der Gelsen) einer Badstube und einem Hofe in Hainfeld, von einer Mühle in Krems "under Helle", wie auch von einem Baumgarten alldort bezogen und für den Ablebensfall dem Kloster zugesagt hatten, den vereinbarten Jahrestag stets einhalten zu wollen" (Topographie von N.Ö., Band /1903, S. 864).

Am 25.04. 1308 stiftete sich Marchard der Hager mit Gütern zu Edlitz, Höflein und Biedermannsdorf einen Jahrtag zu Lilienfeld; einen solchen stiftete sich auch Geisel von Stockstall am 29.09. 1308 mit dem Weingarten "Wolfsgraben" bei Krems und Gülten zu Wilhelmsburg, Krems und Langenlois, überdies auch ein Licht auf dem Friedhof und eine Wandlungskerze zum Altare der 11000 Jungfrauen (Topographie von N.Ö., Band /1903, S. 869).

"Geisel gehaizzen von Stacstal 01.05. 1314 gibt für ihr Seelenheil dem Frauenkloster zu St. Bernhart ihr Lehen zu Hezmannsdorf "auf dem Chunrat der Pehem auffe sizzet", das sie von den Herren Ulfing und Alber von Puchperch übernommen hat und bestimmt, daß ihre Tochter Geislein (meiner iunch vrawen) für deren Lebenszeit jährlich 13 Metzen waiczes, 6 Ches und 5 Hynerr zuzukommen haben. Wenn sich die Tochter aber verheiratet oder stirbt, so soll ein Jahrtag für die Stifterin begangen werden." (Fontes Rerum Austriacarum, II. Abt., VI. Band = Das Stiftungsbuch des Klosters St. Bernhard, Urk. Nr. 65)."

In der Kirchlichen Topographie von N.Ö., 1. Abr, Band VI/1825 ist unter der Rubrik: "Merkwürdige in Lilienfeld vorfindige Grabmäler und ein Verzeichnis der Personen und Familien, welche da ihre Grabstätten fanden" vermerkt:

"Nebst den besonderen in die Augen fallenden Grabmälern ist der Boden der Kirche und der Capitelhalle mit Grabsteinen gleichsam besät, unter denen sich die Grabstätten von folgenden, in alphabetischer Ordnung gereihten Familien befinden:
..........
..........
..........
Der Herren von Stochstale
..........
..........
..........

Der Herren von Winkel.

Offen ist die Frage, wo der von den beiden Siegeharden dem Leprosenhaus gestiftete Hof gelegen ist.

Da sich das Geschlecht der Edlen von Stochestale nach dem Orte nannte, ist anzunehmen, dass es daselbst einen befestigten Sitz[39] hatte. ......

......Verwandtschaftliche Beziehungen der Edlen von Stochesdale zu den benachbart ansässigen Herren von Winkel -  Winkelberg dürften nicht bestanden haben. Einer derartigen Verbindung stand der Standesunterschied entgegen. Die Herren von Winkel und Winkelberg waren Ministeriale – Dienstmannen, galten daher als unfreie."[40]

"......Die Lage des Bärenhofes spricht gegen die Annahme, daß die Edlen Herren von Stochestale, in der ersten Siedlungszeit auf diesem Hofe ihren Edelsitz hatten.

Dieser Hof war bei einem feindlichen Angriff sich selbst überlassen und vom Feinde eingesehen.

In den ersten Zeiten der Besiedelung ließ man aber wegen der herrschenden Unsicherheit den Wehrgedanken nie außer acht. Davon zeugt auch der Bau der in ein Wehrsystem eingegliederten Burgen, sowie, daß bei Anlage und Gestaltung des Angerdorfs auch der Wehrzweck bestimmend war. Auch die Kirche St. Stephan am Wagram wurde auf eine Anhöhe gesetzt und wegen der Unsicherheit als Wehrkirche ausgebaut. Und da sollte das zur Führung der Abwehr berufene Geschlecht den ungünstigsten Platz für die Errichtung seines Stammsitzes gewählt haben?

Möglich ist, daß die Edlen von Stochestale, als die Sicherung des Gebietes rasche Fortschritte machte, sich den späteren Bärenhof genannten Hof als Edelsitz ausbauten. Wer nach Aussterben des Geschlechtes in der Zeit um das Jahr 1400 Besitznachfolger wurde, ist nicht bekannt. Erst 1664 [richtig ist 1659] erschien, wie bereits ausgeführt, Caspar und Margarete Beer als Besitzer.

Diesen folgte (nach Kerschbaumer, Geschichte der Stast Krems) 1693 das Jesuitencollegium in Krems.

Anmerkung: Von dem 1133 genannten Salhof des Edelfreien Ebran zu Stockstall konnte nicht festgestellt werden, ob dieser Salhof in Ober-, Mitter- oder Unterstockstall lag. (Wahrscheinlich Unterstockstall).

Wo der von den beiden Edlen Siegehards von Stochestale dem Bistum Passau 1160 zu Errichtung des Leprosenhauses gestiftete Hof in Oberstockstall lag, ist bis heute auch nicht bekannt.[41]

Otto Fandl verfasste später auf den Grundlagen Delapinas und aufgrund  weiterer Forschungen ein Typogramm über den Freihof:

"1147 machte auf dem 2. Kreuzzug der Fürstbischof Reginbert von Passau[43] (1138-48), Graf von Machland, Hagenau und Peilstein, im Gefolge des deutschen Königs Konrad III. (1138-52) und des Herzogs Heinrich Jasomirgott (1147-77) bei der Kirche St. Stephan am Wagram Rast. Sie war sein Eigentum und er konnte über deren beträchtliche Einkünfte nach seinem Ermessen verfügen. An seinem Bischofssitz war ihm eine, durch kaiserliche Privilegien geschützte, 27köpfige Körperschaft beigegeben: Probst, Dekan, 13  Domherren, Presbytern (Laiensenat), Diakone u.s.w., kurz: das Domkapitel.
 

Wappen Peilstein Abb. 9: Wappen der Peilsteiner
Zeichnung: Rudolf Delapina, Foto. A.Nowotny

Diese ehrwürdigen und vermögenden Herren hatten bei Abreise ihres Bischofs  die Schatullen geleert und der Bischof verließ mit vollem Reisesäckel, aber als Schuldner seinen Sitz. Bei der hierörtlichen Rast übertrug er aus den ihm gehörenden Einkünften unserer Kirche wesentliche Teile dem Domkapitel und finanzierte so seine Kreuzfahrt: Er verfügte: »Damit Gott, der Herr, diese Reise in die Bahn des Friedens und Heiles lenke, und einst zu jenem himmlischen Jerusalem führe, übergeben wir eine gewisse Kirche , die in der östlichen Ebene liegt und Kirche des heiligen Stephan am Wagram genannt wird, dem Domkapitel... ...Im Jahre des Herrn 1147« (Mon. Boic. 28a, S. 226).

Das ist die bisher erste bekannte Erwähnung des später Kirchberg am Wagram genannten Ortes als »St. Stephan ad Wachrein« in einer Urkunde.

Bei der Weiterfahrt auf der Plahen Straße weihte der Fürstbischof die Stephanskirche in Wien.

Der 2. Kreuzzug endete mit einer Katastrophe. Der Bischof starb am 10.November 1148 bei der Rückkehr in Kroatien.

In der Zeugenreihe der obigen Urkunde von 1147 finden wir den Domherrn Sigehardus presbiter (= Priester).

1160 erfahren wir seinen vollen Namen: Der edle Herr SIGEHARDUS de Stochestale und sein gleichnamiger Sohn[44], unser Domherr, schenkten ein Landgut in (Ober-) Stockstall in der östlichen Ebene, bebaut und unbebaut, mit Wiesen, Weiden, und Wässer an das neugegründete Leprosenhaus zu St Aegyd bei Passau und eine, dem hl. Ägidius geweihte Kirche. Beide Bauten lagen in Biburg. 
 

 Ehemalige Kirche St Ägidius Abb. 10: Kirche St Ägidius des ehemaligen Leprosenhauses in Passau - Biburg außerhalb der Innstadt - Kapuzinerstraße 63 Foto: Von Samiclaus - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61283299

Die Einweihung der Ägidikirche erfolgte 1163 durch den Bischof Konrad[45], der reichliche Schenkungen an das Leprosenhaus machte und verfügte, daß die Verwaltung dieses Sprengels vom Domkapitel übernommen werde. Der von den Kapitularen aus ihrer Reihe zu wählende Pfarrer von St. Ägid solle zugleich immer der Leiter des Leprosenhauses sein. Sigehardus wird unser Mit-Canonikus genannt und Gründer durch seine Stiftung aus seinem Landgut bei (Ober-)Stockstall in Österreich (Mon. Boic. S 115 bis 119 und 306). Als Lepra, Aussatz oder damals Miselsucht bezeichnete man abschreckende unheilbare Hautausschläge, für die man, als die Zahl der Kranken zunahm, eigene Aussatzhäuser einrichtete, um die Befallenen von der Bürgerlichen Gesellschaft auszuschließen und einer weiteren Ansteckung vorzubeugen. Dr. Maidhof vermerkt im Band II des Passauischen Urbars, daß der Domherr Sigehardus von Stockstall um 1140-50 dem Domkapitel ein Gut in Matheowald schenkte (Maggerwald bei Peuerbach im oberen Hausruck, OÖ). Nach Dr. Krick "Domstift S. 10 und Dr. Oswald S. 45 / 46 war Sigehardus Domdekan und Magister Scholarum. Er leitete als socher die Domschule (einem heutigen Gymnasium vergleichbar) und hatte nicht nur die Oberaufsicht über das gesamte Schulwesen der Stadt Passau, sondern auch über die des ganzen Bistums, er war gleichsam Unterrichtsminister. Eine Notiz des Pfarrers Ulrich von St. Eggydt in Pasau über die Einkünfte der Pfarre erwähnt noch 1253 lobend die Schenkung Sigehards aus seinem Landgut in Oberstockstall. Sigehardus verdient als Lehrer, edler Arzt und Priester in dieser frühen leidvollen Zeit unsere ungeteilte Bewunderung.

Vater und Sohn Sigehardus von (Ober)Sockstall gehörten dem niederen [? [46]] Adelsgeschlecht der Herren von (Ober)Stockstall an. Diese konnten sich nur auf Oberstockstall beziehen, da es Mitter- und Unterstockstall noch nicht gab und sie konnten nur auf dem heutigen Bärenhof gewesen sein. Der Salomonhof war sofort und immer bis 1803 der Pfarrgutshof, von einem weiteren Gutshof fehlt aber in Oberstockstall jede Spur.

Weitere Angehörige dieses Geschlechts:

1200 (28.12.) bestätigte Herzog Leopold VI. dem Kloster Zwettl die Vogtei und Schenkungen seiner Untertanen, darunter die des Ortwinus de sancto Johanne in (Ober-)Stockstall, der dem Kloster einen Hof und eine Hube in (Ober)Sockstall schenkte (Zwettl, Bd. I-152 und Bd. II-157).

1275 bestätigte die Gatttin Ortliebs II. von Winkl im Namen ihrer Kinder dem Stift die Güter in Edelbach. Unter den Zeugen finden wir einen Leopoldus de Stochestale. 1275 und 1280 erscheint dieser als Zeuge mit Otto von Hippleinsdorf.

1288 sehen wir auf einer Bestätigung des Ortlieb und des Hadmar von Winkll einen Ludovicus de Stockstall und eine Cunigunde de Stockstall.

1296 stifteten sich beide einen Jahrtag in Lilienfeld.

Der Niedergang dieses Geschlechtes bahnte sich bereits während des Zwischenreiches zwischen den Babenbergern (1246) und den Habsburgern (1276) an:1255 kauften die Deutschen Ordensritter (1190 in Akkon gegründet und ab 1204 in Wien) vom Stift Klosterneuburg Gülten in (Ober)Stockstall."