"Pierer´s Universallexikon der Vergangenheit und Gegenwart" definiert die Kirchenvisitation als "eine von der oberen kirchlichen Behörde veranstaltete Untersuchung über den inneren und äußeren Zustand der Gemeinden".
Das Visitationsrecht für die Kapelle Neustift hatte bei ihrer Gründung entsprechend der Vereinbarung zwischen Jesuitencollegium in Krems und dem Bischof von Passau das Passauer Consistorium in Wien sowie der diesem untergebene Dekan.
Bis 1837 liegen uns keine Nachrichten über stattgefundene Visitationen vor. Die erste uns bekannte Visitation ist im Pfarrgedenkbuch der Pfarre St. Stephan in Kirchberg am Wagram festgehalten.
1837: Vinzenz Eduard Milde, Fürsterzbischof von Wien
Sonntag den 12. 8ber fuhr Sne F.G. [ Hochfürtsliche Gnaden der Hochwürdigste, Gnädigste Herr Vincenz Eduard Milde Fürst-Erzbischof von Wien, der Gottesgelehrtheit Doctor, Großkreuz und Prälat des K.K. österr. Leopold Ordens, Protektor des Priester-Kranken- und Defizienten Institutes zu Wien, Prädikant des Leopoldinum-Vereines zur Unterstützung der katholischen Missionen in Nordamerika und des Haupvereines für Kinderbewohner-Anstalten, Mitglied der K.K. Landwirtschafts-Gesellschaft und des Vereines zur Unterstützung erwachsener Blinder in Wien, der Gesellschaft des vaterländischen Museums und des Vereines der Kunstfreunde für Kirchenmusik in Böhmen, war Bischof von Leitmeritz in Böhmen, etc etc.] nach Birbahm um daselbst die kanonische Visitation vorzunehmen, auf dem Wege dahin visitierte Hochderselbe die Filialkirche zu Neustift, nachmittags jene zu Winkl und ertheilten in beiden den Pontifikal-Segen, und kehrten Abends nach Kirchberg zurück.
Bildnis des Vinzenz Eduard Milde, Bischof von Leitmeritz und Erzbischof von Wien, signiert und datiert Kriehuber (1)835
1856: Eminenz Fürsterzbischof Joseph Othmar Ritter von Rauscher
13.September 1856: Canonische Visitation durch "se. Eminenz, der heiligen römischen Kirche Cardinal Josephus Othmarus (von Rauscher) Fürst Erzbischof von Wien, Großkreuz des St. Stephans, Großkreuz und Prälat des Leopold Ordens, K:K: wirklicher geheimer Rath, Doktor der heiligen Theologie und der Philososophie ect. ect. ect......
Se. Eminenz hatten die Gnade, mit allen seine hohe Zufriedenheit ausgesprochen. Nach aufgehobener Tafel, an welcher 35 Gäste theilnahmen, fuhren Se. Eminenz um halb 4 Uhr Nachmittags von hier unter dem Geläute der Glocken und Pöllerschießen in Begleitung von einigen 20 Wägen von hier weg nach Mühlbach. Am oberen Marktthor war eine Triumphpforte angebracht mit der Inschrift: Pastor optime, Eminentissime vive, dura, vale. In Oberstockstall war ebenfalls eine Triumphpforte mit der Überschrift: "Dem geliebtesten Oberhirten". Eben so in Ottenthal, wo Se. Eminenz die Kirche besuchten und den Pastoralsegen ertheilte, und ich gab als Pfarrer den Hl. Segen mit dem Hochwürdigsten Gute. Das nämliche geschah in Großridenthal und Hohenwarth. Am 10. Sept war die Visitation in Mühlbach, am 11. in Hadersdorf, am. 12. in Haitzendorf und am 13. der Schluß in Grafenwörth. Von wo aus Se Eminenz über Kollersdorf, Neustift, Bierbaum und Neuaigen, wo überall Triumphpforten waren, und die Kirchen besucht wurden, die Rückreise nach Wien machten, und um 9 Uhr abends im f.e. Palais eintraffen.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram)
Portrait von Friedrich von Amerling
1892: Fürsterzbischof Anton Joseph Gruscha
(Schulchronik Neustift)
Portrait von Johann Grippel
1914: Friedrich Gustav Kardinal Piffl
(Schulchronik Neustift)
1931: Friedrich Gustav Kardinal Piffl
Kanonische Visitation und Firmung: Am Sonntag den 3. Mai war kanonische Visitation, Religionsprüfung und Firmung bei schönem Wetter. Um ½ 8 h traf Se Eminenz der Hochwürdigste Herr Friedrich Gustav Kardinal Piffl mit Auto von Hadersdorf kommend (wo er im Pfarrhofe während der ganzen Visitation des Dekanates täglich übernachtete) in Begleitung des Herrn Erzdechant Pich u. des Ceremoniers Richter im reichbeflaggten Kirchberg ein, wo er von der Schuljugend, den Burschenvereinen, kath. Mädchenbund, allen Feuerwehren, dem Kriegerkorps, allen Bürgermeistern und Gemeinde-Vertretungen empfangen wurde. Der Pfarrer hielt die Begrüßungs-ansprache, ein Mädchen der Hauptschule deklamierte ein Begrüßungsgedicht. Der Zug bewegte sich in die Kirche vom Marktplatze aus, wo nach den üblichen Ceremonien der Cardinal den Pontifikalsegen erteilte, sodann eine wundervolle Predigt von der Kanzel aus, anschließend die Pontifikalmesse mit Volksgesang hielt, Totenandacht mit Friedhofgang bis zur Gruft der Pfarrgeistlichkeit, wo das Libera gesungen wurde, sodann Religionsprüfung und Firmung (91 Firmlinge), Visitation der Kirche und endlich dieselbe im Pfarrhofe. Um 12 h war Mittagessen, wo außer Sr Eminenz, Erzdechant u. Ceremoniär und der Pfarrer, Kooperator Hutter, Kurat Gössinger von Ottenthal, von Laien nur Herr Bezirkshauptmann Dr Bruno Schuppler von Tulln u. Amtsarzt Pimmer teilnahmen. Um 2 h war Abschied in der Kirche, sodann die Fahrt nach Ottenthal, wo Visitation u. Religionsprüfung war, der Friedhofgang wurde unterlassen.
Am Montag den 4. Mai wurde die neurestaurierte Kirche in Neustift besucht, der Pontifikalsegen erteilt. An beiden Filialen hielt der Pfarrer die Begrüßungsansprache an Se Eminenz. Endlich war die Fahrt zum Bahnhofe nach Kirchberg, wo der Abschied stattfand. Um 6 h 30 fuhr Se Eminenz wieder nach Wien zurück.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram)
7. Juni 1932: Josef Hochmeister, Dechant von Hadersdorf
(Diözesanarchiv Wien, Landpfarren/ Kirchberg am Wagram Kassette 3, Fasz. 12)
1946: Kardinal Erzbischof Theodor Innitzer
In Verbindung mit der Firmung in Kirchberg durch Kardinal Innitzer wurde auch eine Religionsprüfung in Neustift in der Schule abgehalten.
Der 15. Mai wird den Neustiftern in dauernder Erinnerung bleiben. Die Kirche und das Schulhaus wurden mit Girlanden festlich geschmückt. Auf dem Kirchenplatz wurde ein Transparent mit der Aufschrift “In Liebe dienen” aufgestellt. Das gesamte Arrangement lag in den Händen des Chronisten.
Mit Glockengeläute wurde der Kardinal um 2 Uhr nachmittags von der Schuljugend und der gesamten Bevölkerung vor der Kirche empfangen. Die beiden Schulkinder Blauensteiner Mitzi und Popek Gehard trugen zum Empfang ein Gedicht vor, das mit einem gemeinsamen “Grüß Gott” -von den Schulkindern gesprochen ausklang.
Nach einer kurzen Andacht in der Kirche, richtete der Kardinal einige Worte an die Versammelten. Der Kirchenchor leistete beim Empfang des Kardinals sein Bestes.
Anschließend fand die Religionsprüfung in der Schule statt. Der Kardinal war über die Leistungen der Kinder höchst erfreut.
Eine kleine Jause beim Bürgermeister – wo auch der Kardinal zu Gaste war – beendete diesen Festtag für Neustift.
(Schulchronik Neustift)
Foto: Agence de presse Mondial Photo-Presse
1951: Kardinal Erzbischof Theodor Innitzer
"Bischöfliche Visitation
Am 11.4.51 beehrte der hochw. H. Kardinal Th. Innitzer die Gemeinde mit seinem Besuche und hielt die kanonische Visitation. Er wurde bei einer Ehrenpforte von der Gemeindevertretung, der Feuerwehr, den Schulkindern u. der Ortsbevölkerung erwartet und von H. Bürgermeister, dem Oberlehrer u. einem Schulkinde begrüßt.
Bei der kurzen Andacht in der Filialkirche sang der Jugendchor ein 4stimmiges Lied.
Nach der Religionsprüfung in der Schule reiste der Kardinal weiter."
(Schulchronik Neustift)
1958: Erzbischof-Koadjutor Prof. Dr. Franz Jachym
"Bischöfliche Visitation
Am 19.5.1958 besuchte Hochw. Erzbischof Franz Jachim die Filialkirche in Neustift.
Nachher fand in der Schule die Inspektion statt. Zur Begrüßung des hohen Gastes hatte sich die Gemeindevertretung mit der Feuerwehr und vielen Ortsbewohnern eingefunden." (Schulchronik Neustift)
5. Mai 1985: Generalvikar DDr. Helmut Krätzl
27. Februar: 2005 Weihbischof Dr. Ludwig Schwarz
Jänner 2013
Andreas Nowotny