Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

Lage der GasthäuserLage der Gasthäuser

Sachsendorf 2

Nur wenige Eintragungen in den Pfarrmatriken belegen hier die Ausübung des Gast- und Schankgewerbes. Engelbert Albrecht (geb. um 1771), Sohn des Hauers und Schneidermeisters Johann Albrecht, wird bei der Geburt seiner Töchter Katharina am 9. November 1798 und Barbara am 30. November 1800 als Wirt und Hauer genannt. Ein weiterer Eintrag findet sich bei der Geburt seiner Tochter Anna Maria am 16. November 1802, allerdings unter der Hausnummer Sachsendorf 34. Bei später geborenen Kindern (1805 und 1809) ist nur der Beruf Hauer eingetragen, dies trifft auch bei der Geburt seines Sohnes Leopold am 9. September 1812 in Sachsendorf 2 zu.

Taufeintrag Katharina Albrecht

Taufeintrag Katharina Albrecht

Sachsendorf 8

Die Ausstellung eines Heimatscheines am 2. August 1880 könnte ein wichtiges Indiz für den Beginn der Ausübung des Gast- und Schankgewerbes sein. Beantragt wird dieser von Alois Faustenhammer (geb. am 19.7.1837, Sachsendorf 8, verst. am 30.4.1913, Sachsendorf, Armenhaus). Der von der Gemeinde ausgefertigte Heimatschein - vergleichbar dem heutigen Staatsbürgerschaftsnachweis - ist eine notwendige Beilage bei der Anmeldung einer gewerblichen Tätigkeit. Der Gasthausbetrieb ist nur wenige Jahre aufrecht. Die Einstellung dürfte Ende 1885, spätestens in den ersten Monaten des Jahres 1886 erfolgt sein. Von der Bezirkshauptmannschaft Krems wird die Rücklegung des Gast- und Schankgewerbes durch Alois Faustenhammer im Amtsblatt vom 27. Mai 1886 verlautbart.

Der wirtschaftliche Niedergang ist nicht aufzuhalten. Im März 1887 ordnet das Bezirksgericht Kirchberg am Wagram eine öffentliche Feilbietung des Hauses Sachsendorf 8 und mehrerer Äcker an. Am 28. August 1887 werden die Eheleute Michael Bachmayer (geb. am 16.8.1841) und Katharina (geb. 30.9.1843, geb. Magerl von Kollersdorf 7) die neuen Hauseigentümer. Ein bemerkenswerter Aufstieg für Michael Bachmayer: Er schafft es vom Inwohner zum Hauer und Hausbesitzer.

Gasthaus Sachsendorf 8

Katharina und Michael BachmayerJahre später entschließt er sich, an diesem Standort wieder ein Gasthaus zu führen und erhält am 21. Juli 1898 die Konzession für die Ausübung des Gast- und Schankgewerbes. Er betreibt auch eine Landkrämerei und eine Tabaktrafik, wie auf einer zeitgenössischen Ansichtskarte zu sehen ist. Michael Bachmayer übt das Gewerbe bis zu seinem Tod am 7. Jänner 1915 aus. Die Fortführung als Witwenbetrieb wird von der Bezirkshauptmannschaft Tulln mit Dekret vom 10. Juli 1915 zur Kenntnis genommen. Am 3. Jänner 1919 legt Katharina Bachmayer das Gewerbe zurück – sie ist zu diesem Zeitpunkt bereits 75 Jahre alt. 

Sohn Adolf Bachmayer (geb. am 15.6.1886) hat sich letztendlich nicht für eine Übernahme des Betriebes entschieden, wie der Eintrag im Trauungsbuch vom 20. Februar 1912 vermuten lassen würde. Der als angehender Wirt bezeichnete Bräutigam führt 1913 in Kamegg im Kamptal ein Gasthaus. Der Tod seines Vaters dürfte ihn zur Rückkehr bewogen haben. Seine Tochter Anna wird am 16. März 1917 in Sachsendorf 8 geboren. Die Matriken weisen ihn als Gastwirt aus. Vermutlich zur Zeit der Gewerberücklegung durch seine Mutter übersiedelt er nach Wien. Dem Gast- und Schankgewerbe bleibt Adolf Bachmayer treu, 1923 wird er als Gastwirt in Wien geführt.

1924 übergibt Katharina Bachmayer ihrer Tochter Maria und deren
Gatten Karl Gaubitzer die der Landwirtschaft gewidmete Liegenschaft.

Katharina Bachmayer, Mutter von elf Kindern, erreicht ein biblisches Alter; sie stirbt am 25. November 1942 im 100. Lebensjahr, Sohn Adolf am 23. Juni 1953 in Wien-Favoriten.
 

Sachsendorf 12

Hinweise darauf, dass hier ein Gasthaus bestanden hat, haben sich ausschließlich in den Pfarrmatriken gefunden. Am 20. Juli 1874 stirbt in Sachsendorf 12 der Hauer und Gastwirt Josef Post im Alter von 41 Jahren. Er stammte aus Ottenthal, sein Vater war Hauer. Durch Heirat mit Katharina Bekerti kam er 1862 nach Sachsendorf. Seit wann das Gast- und Schankgewerbe ausgeübt worden ist, bleibt unbeantwortet. Geendet hat es jedenfalls mit dem Tod von Josef Post. Im selben Jahr sind auch seine Ehegattin und zwei Kinder verstorben. Blattern und Typhus fordern zu dieser Zeit viele Todesopfer. Die Liegenschaft geht nach einem Verfahren des Bezirksgerichtes Kirchberg am Wagram, wonach Gläubiger Forderungen an die Verlassenschaft einbringen konnten, 1875 an Franz und Anna Maria Magerl.

 Gasthaus Sachsendorf 12

Sachsendorf 16

Ende der 1860er Jahre übersiedelt die Familie Wilhelm und Charlotte Blau als Inwohner hierher. Es ist der Beginn einer gewerblichen Tätigkeit an diesem Standort. Wilhelm Blau ist Viktualienhändler, dass er ein Geschäft eingerichtet hat, liegt auf der Hand. Hauseigentümer ist Leopold Denk, Hauer von Beruf.

Die jüdische Familie Blau war zuvor in Kollersdorf wohnhaft, Sohn Alexander wurde am 2. Dezember 1866 in Kollersdorf geboren, Tochter Regina am 18. September 1869 in Sachsendorf 16. Oft erschwert das Fehlen der Hausnummer genauere Zuordnungen, im gegenständlichen Fall sind Adresse und Beruf des Vaters in den Schulmatriken verzeichnet.

Ein weiteres Indiz ist ein Inserat in der Wiener Zeitung vom 15. August 1873: Danksagung. Der Viktualienhändler Wilhelm Blau aus Sachsendorf bei Kirchberg am Wagram fühlt sich hiemit veranlaßt, den Herren Fleischhauern und Viehhändlern, welche bei seinem Unglücke am Wr. Viehmarkte rasche Hilfe leisteten, sowie für die eingeleiteten Sammlungen, seinen innigsten Dank auszusprechen.

1876 erwerben die Eheleute Franz (geb. am 8.8.1824 in Engelmannsbrunn) und Johanna Heinzl (geb. am 3.5.1828 in Sachsendorf 16) die Liegenschaft. Johanna, eine geborene Denk, hat am 2. Mai 1854 in Altenwörth mit Franz Heinzl, wohnhaft in Sachsendorf 31, die Ehe geschlossen.

Aktenkundig ist an diesem Standort ein Gewerbebetrieb der Charlotte Blau bis Ende Dezember 1882, welcher ab 1. Jänner 1883 vom Hauseigentümer Franz Heinzl übernommen wird. Die Anfrage der Bezirkshauptmannschaft Krems vom 25. Jänner 1883 wegen Eignung der Lokalitäten berechtigt zur Annahme, dass Charlotte Blau das Gast- und Schankgewerbe ausgeübt hat. Zur Gaststube, sie hatte ein Ausmaß von zirka 19 m², musste man den rechten Eingang nehmen, erkennbar durch die Türaufschrift Wein & Bier. Der linke Eingang führte in die Greißlerei, dazwischen lag die Küche.

Die Eheleute Heinzl verkaufen am 16. April 1884 die Liegenschaft an Franz und Leopoldine Teufner aus Grafenwörth. Franz Teufner (geb. am 12.7.1823), Sohn eines Hauers in Wagram ob der Traisen, ist seit 1861 mit Leopoldine (geb. am 15.9.1834), Tochter des in Unterseebarn wohnhaften Hauers Michael Thiery, verheiratet. Mit der Übernahme des Hauses wechselt er vom Fleischer- in das Gast- und Schankgewerbe.

Nach kaum zweieinhalb Jahren Gewerbeausübung entschließen sich die Eheleute Teufner zum Verkauf. Ausschlaggebend könnte die Verehelichung von Tochter Anna am 19. Mai 1885 mit Josef Bauer, Gastwirt und Wirtschaftsbesitzer in Bierbaum, gewesen sein.

Als Käuferin tritt Karoline Hof (geb. am 21.1.1851 in Altenwörth, geb. Wallner) auf, der Kaufvertrag datiert vom 28. September 1886. Zu einer Fortführung des Gast- und Schankgewerbes ist es nicht gekommen, der Gemeinderat hat sich in Anbetracht des Lebenswandels der Karoline Hof dagegen ausgesprochen:

Protokoll vom 14. Dezember 1886
aufgenommen beim Bürgermeisteramte Altenwörth in Gegenwart der Gefertigten.
Gegenstand: Herr Bürgermeister bringt einen Antrag zur Verlesung, eingebracht von Herrn Franz Teufner, gewesener Gastwirt in Sachsendorf und noch wohnhaft daselbst mit dem Ersuchen, die Gemeindevertretung möge eine bündige, beschlußförmige Erklärung abgeben, ob Caroline Hof welche ihm die Behausung dortorts abgekauft, auf welcher er das Wirtsgeschäft ausübte von Seite der Gemeinde die Hoffnung hat, daß für ihre Person eine Conzessionsbewilligung befürwortet werde, zum Wirtshausbetriebe.
Nach Beratung dieses Gegenstandes wurde einstimmig beschlossen: Die Gemeinde ist in Anbetracht des Lebenswandels der Caroline Hof, welche von ihrem Ehegatten derzeit getrennt lebt nicht der Lage die Erteilung einer Conzession zum Gasthausgeschäfte zu befürworten. Herr Johann Teufner und Caroline Hof sind von diesem Beschluß in geeigneter Weise zu verständigen.

Karoline Hof führt nur die Greißlerei.

Am 8. Jänner 1887 ist von der Gemeinde ein Bericht über die Geschäftseinstellung des Wilhelm Blau an die Bezirkshauptmannschaft Krems ergangen. Diese verlautbart die Abmeldung des Viktualienhandels im Amtsblatt. Ein Jahr zuvor hat Wilhelm Blau bei der Bezirkshauptmannschaft ein Ansuchen um eine Handelslizenz beim Neulerchenfelder Markt in Wien eingebracht. Sachsendorf 16 dürfte der Familie Blau auch weiterhin als Wohnsitz gedient haben. Die Volkszählung zum Stichtag 31. Dezember 1880 weist sieben jüdische Bewohner in Sachsendorf aus. 1890 findet sich ein Hinweis über einen Wohnsitzwechsel nach Kollersdorf.

Die ablehnende Haltung des Gemeinderates gegenüber Karoline Hof führte letztendlich zum Rückkauf der Liegenschaft durch die Eheleute Franz und Leopoldine Teufner. Am 29. August 1887 kommt es zur Unterfertigung des Kaufvertrages. Kurz darauf, am 24. September, meldet Franz Teufner das Gewerbe für die Krämerei nebst Zucker-, Kaffee- und Petroleumhandel an. Karoline Hof stellt den Geschäftsbetrieb ein, am 7. Jänner 1888 ergeht von der Gemeinde ein Bericht an die Bezirkshauptmannschaft Krems.

1891 steht ein neuerlicher Eigentümerwechsel bevor. Am 3. März kaufen die Brautleute Josef Ehrgott und Barbara Brenner die Liegenschaft. Die Verkäufer sind vermutlich nach Bierbaum am Kleebühel verzogen, da beide auch dort verstorben sind. Als Gewerbeinhaber tritt der Müllermeisterssohn Josef Ehrgott (geb. am 26.6.1862 in Spitz) auf. Er meldet am 23. März die Landkrämerei und am 29. März das Gast- und Schankgewerbe an. Den Bund der Ehe hat er mit Barbara, Tochter eines Halblehners aus Großengersdorf, am 30. Juni 1891 in Altenwörth geschlossen.

Auch der Familie Ehrgott ist kein langer Aufenthalt in Sachsendorf beschieden. Ihre Nachfolge treten Josef und Katharina Derflinger an. Der Kaufvertrag datiert vom 28. Oktober 1892. Josef Derflinger ist der Sohn eines Schiffmannes aus Ennsdorf, seine Ehefrau stammt aus Steyr. Die Übernahme des Elternhauses veranlasst Josef Derflinger zum Verkauf. Er schaltet folgendes Zeitungsinserat im St. Pöltner Boten vom 1. März 1894:

Gasthaus und Krämerei mit Tabaktrafik und Branntweinverschleiß, ohne jede Concurrenz, ist zu verkaufen. Das Haus ist mit Ziegeln gedeckt, besitzt eine Kegelbahn und 2 Joch Grund, wovon ½ Joch schöner Obst- und Gemüsegarten ist. Preis 3.800 Gulden. Verkaufe nur wegen Übernahme des Elternhauses. Josef Derflinger in Sachsendorf, Post Kirchberg am Wagram. 

Erst 1895 werden Käufer gefunden. Auch sie stammen aus Oberösterreich. Dem Eigentumserwerb durch die Ehegatten Karl und Maria Pötzleitner liegen die Kaufverträge vom 22. Februar und 16. März zu Grunde. Karl Pötzleitner, Sohn eines Gastwirtes in Frankenmarkt, übt das Gast- und Schankgewerbe aus und führt auch die Krämerei. 

Spätestens mit dem Verkauf am 2. Juli 1897 an die Eheleute Moritz und Maria Beck endet die Gewerbeausübung des Karl Pötzleitner. Ob Moritz Beck, er war zuvor Amtsdiener in Wien, eine gewerbliche Tätigkeit überhaupt aufgenommen hat, ist fraglich. Zwar wurde von der Gemeinde der Bezirkshauptmannschaft Tulln das Konzessionsdekret am 22. September vorgelegt, die Anfrage vom 27. Oktober, wann die gewerblichen Tätigkeiten eingestellt worden sind, bestätigt aber diese Vermutung. Zu dieser Zeit tritt auch Franz Kauka als Inhaber des Gewerbes für das Gasthaus und die Landkrämerei auf.

Gasthaus Sachsendorf 16

Am 21. Jänner 1898 ist es wieder so weit, die Liegenschaft findet einen neuen Käufer, dieses Mal aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Johann Ploiner (geb. am 13.8.1852), wohnhaft in Sachsendorf 17, wird neuer Eigentümer. Ein Passus im Kaufvertrag über die mitverkauften Fahrnisse (bewegliches Vermögen; alles, was der fortdauernden Bewohnung dient) gewährt Einblick in die damalige Ausstattung eines Gasthauses und einer Krämerei: zwei Drogerie Decimalwagen, eine Budelwage mit Gewichter von 1 bis 5 Kilogramm, ein Schank mit  zwölf Fächer, ein Petroleummesser, eine Mehltruhe mit drei Abteilungen, ein Setzkasten mit zwei Fächer, eine größere und eine kleinere Glocke, fünf lange Tische, vier Bänke, zwölf Sessel, sieben Fässer von sieben Liter bis vier Eimer, eine Flaschenstellage, eine Schankstellage mit drei Abteilungen, eine Standuhr, zwei Lampen, neun Flaschen, sämtliche Gläser, drei blecherne Schilder und neun Stück Hölzer.

Am 24. Juli 1898 wird die Gemeinde von der Bezirkshauptmannschaft Tulln über die „Abweisung“ der Gast- und Schankgewerbekonzession des Franz Kauka in Kenntnis gesetzt. Eine Überprüfung am 11. August hat ergeben, dass er das Gewerbe nicht ausübt. Spätestens im November 1898 ist es zur Niederlegung gekommen. Ein möglicher Grund dafür könnte eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Hauseigentümer gewesen sein.

Auch Michael Bachmayer, Wirt in Sachsendorf 8, reiht sich in die Liste der Gewerbeausübenden ein. Eine zeitliche Zuordnung ist nur bedingt möglich. Aktenkundig ist, dass Michael Bachmayer als Geschäftsvorgänger des Franz Magerl geführt wird. In den Geschäftsprotokollen der Gemeinde finden sich keine Eintragungen. Anzumerken ist, dass Johann Ploiner bei der Eheschließung von Aloisia, einer Tochter des Michael Bachmayer, als Beistand fungierte. Diese hat am 21. Juni 1915 in Altenwörth stattgefunden.

Ein Lebenszeichen des ehemaligen Gastwirtes Pötzleitner findet man im Linzer Volksblatt vom 6. Juni 1908: Am Hause des Herrn Gastwirtes Karl Pötzleitner in St. Thomas am Blasenstein ist eine Wetterprognosetafel befestigt, die oft betrachtet wird. Neulich kam schon …

Am 30. Dezember 1918 verkauft der ledige Johann Ploiner die Liegenschaft an Franz Magerl (geb. am 23.7.1889 in Sachsendorf 13) und Maria Ploiner (geb. am 23.7.1889 in Sachsendorf 17). Maria ist die Nichte des Verkäufers. Im Trauungsbuch der Pfarre St. Josef in Wien ist Franz Magerl bei der Eheschließung am 8. Jänner 1919 als Gastwirt eingetragen. Grundlage für die Ausübung des Gewerbes ist die Konzession vom 4. April 1919. 

Gasthaus Sachsendorf 16

Gasthaus Sachsendorf 16

Gasthaus Sachsendorf 16

Im Jahr 1949 gelangt im Anschluss an den Wirtschaftstrakt eine ehemalige Wehrmachtsbaracke vom Truppenübungsplatz Döllersheim zur Aufstellung. Herangeschafft wird sie mittels LKW unter Mithilfe einiger Ortsbewohner. Die auf einem Betonfundament aufgestellte Holzkonstruktion im Ausmaß von 11 x 17 m ist mit Dachpappe gedeckt, die Beheizung erfolgt mit einem Sägespäneofen. Südseitig gibt es ein über eine Holztreppe zugängliches Musikerpodium. Unter Berücksichtigung, dass die Baracke nur fallweise - zirka sechs Mal im Jahr bei Tanzunterhaltungen und sonstigen Veranstaltungen - Verwendung findet, wird von der Bezirkshauptmannschaft Tulln in der Verhandlung vom 9. Juli 1951 eine befristete Genehmigung auf die Dauer von zwei Jahren ausgesprochen. Ob die angeordnete erste Löschhilfe mit einem zirka 3 m³ fassenden Wasserbehälter und drei Löscheimern ihren Zweck hätte erfüllen können, bleibt dahingestellt. Für die übrige Zeit ist eine Nutzung als Wagenschuppen vorgesehen. Den Abschluss in Richtung Westen bildet eine mit einem Flugdach überdeckte Kegelbahn.

Am 23. Jänner 1951 übergeben Franz und Maria Magerl die Liegenschaft an ihre Tochter Rosa (geb. am 15.7.1924) und Josef Maringer (geb. am 6.12.1924), deren aus Engelmannsbrunn stammenden Ehegatten. Auf die Gewerbeberechtigung hat dies keine Auswirkungen.

Franz und Maria Magerl

Sowohl das Gast- und Schankgewerbe als auch der Gemischtwarenhandel werden von Maria Magerl nach dem Tod ihres Gatten als Witwenbetrieb fortgeführt. Im September verlängert die Bezirkshauptmannschaft die Befristung für die Saalbaracke um weitere zwei Jahre, ordnet aber eine Überprüfung der Standfestigkeit an.

1955 erteilt die Behörde die Bewilligung für gelegentliche Theateraufführungen, begrenzt auf einen Fassungsraum von 150 Personen. Tatsächlich genutzt wird die Baracke vom Sachsendorfer Theaterverein schon seit ihrer Aufstellung.

Am 26. November 1955 verunglückt Josef Maringer im 31. Lebensjahr mit seinem Motorrad in Mallon. Ein schwerer Schlag für die Familie, ist doch in diesem Jahr die Aufstockung des Wohngebäudes in Angriff genommen worden.

Legendär sind die Fernsehabende. Die ohnehin kleine Gaststube ist, wenn die Löwinger Bühne ausgestrahlt wird, bis zum letzten Platz besetzt, die Luft zum Schneiden.

Um 1969 werden der Gasthausbetrieb und die Gemischtwarenhandlung geschlossen. Maria Magerl verstirbt am 20. Mai 1983.

Gasthaus Sachsendorf 16

  

Sachsendorf 33

Zwischen 1861 und 1863 übersiedelt Johann Hellmer mit seiner Gattin Anna Maria (geb. am 10.3.1822, geb. Lechner, in Kollersdorf 26), wahrscheinlich als Inwohner, von Kollersdorf nach Sachsendorf 33. Das sechste Kind, Tochter Katharina, wird 1863 hier geboren. Sein Bruder Anton führt die Landwirtschaft in Kollersdorf 16. Der Eigentumserwerb durch die Ehegatten Hellmer ist im Jahr 1872 verbüchert.und 1863 übersiedelt Johann Hellmer mit seiner Gattin Anna Maria (geb. am 10.3.1822, geb. Lechner, in Kollersdorf 26), wahrscheinlich als Inwohner, von Kollersdorf nach Sachsendorf 33. Das sechste Kind, Tochter

Ausgeübt wird das Gast- und Schankgewerbe von Johann Hellmer (geb. am 28.11.1823 in Kollersdorf 16). Sein Vater war Hauer, Johann erlernte das Binderhandwerk, vermutlich bei seinem Onkel Johann Hellmer in Kollersdorf 36.

Offen bleibt der Beginn der Gewerbeausübung, geendet hat sie im Jahr 1885. Der Grund dafür dürfte in der bevorstehenden gerichtlichen Versteigerung des Hofes zu finden sein. Ein entsprechender Eintrag im Grundbuch ist am 28. September vorgenommen worden. Die Bezirkshauptmannschaft Krems beauftragt Anfang Jänner 1886 die Gemeindeverwaltung mit der Einziehung des Gewerbescheines. Dieser wird am 17. Jänner der Behörde übermittelt, welche die Rücklegung des Gast- und Schankgewerbes im Amtsblatt verlautbart.

Zur Versteigerung ist es nicht gekommen, Tochter Theresia wird 1891 im Grundbuch als Eigentümerin eingetragen. Im Oktober 1902 kaufen die Eheleute Rudolf und Josefa Bachmayer die Liegenschaft. Anna Maria Hellmer verstirbt im selben Jahr, Johann Hellmer 1910 in ärmlichen Verhältnissen in Sachsendorf 38.

Gasthaus Sachsendorf 33

Sachsendorf 37

Gasthaus Sachsendorf 41, LageDie Lage des GasthausesDen wenigsten dürfte bekannt sein, dass das in der Au stehende, als Hegerhaus bekannte Gebäude, in der Freiheit Kollersdorf liegt und eine Sachsendorfer Hausnummer hat. Berechtigt ist die Frage, warum gerade in der Au, abseits menschlicher Siedlungen, ein Gasthaus eingerichtet worden ist. Eine mögliche Erklärung kann nur die Nähe zur Donau und des dort stattfindenden Warenverkehrs sein.

Die Errichtung des Gebäudes ist jedenfalls nach 1823 zu datieren, da es im Franziszeischen Kataster noch nicht aufscheint. Geschehen könnte dies um 1840 sein. Dafür spricht der erste Hinweis im Trauungsbuch der Pfarre Altenwörth vom 19. Februar 1844. Michael Dimmi (geb. am 9.9.1803 in Feuersbrunn, verst. am 9.9.1863 in Wien, Allgemeines Krankenhaus), Sohn eines Hauers, ist als Pächter des neuen herrschaftlichen Gasthauses nächst Altenwörth ausgewiesen. Verpächterin ist die Gutsverwaltung Grafenegg.

Nachfolger ist Franz Kanaufnik (geb. am 7.10.1812 in Thürnthal), sein Vater war Inwohner und Schneidermeister. 1836 hat Franz Kanaufnik mit Johanna Dimmi, einer Schwester des Vorpächters, in Grafenwörth den Bund der Ehe geschlossen. In den Pfarrmatriken wird er bei der Geburt seiner Kinder als behauster Kleidermacher und Schneider genannt. Eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation zeichnet sich 1845 ab. Er hat sein Haus verloren und wird zum Inwohner an einer anderen Adresse. Dies dürfte ihn bewogen haben, sich als Pächter zu bewerben. Er erhält den Zuschlag und übersiedelt ins Pachtwirtshaus - ein genauer Zeitpunkt lässt sich nicht angeben. Gewiss ist die Geburt von Tochter Rosalia am 29.2.1846 in Sachsendorf 37. Im Jänner 1858 bewirbt sich Franz ei der Gutsverwaltung Hollenburg um die Pacht für ein am südlichen Donauufer gelegenes Wirtshaus. Möglicherweise ist der wirtschaftliche Erfolg ausgeblieben. Am 6. Juli 1859 verstirbt seine Tochter Rosalia. Zu dieser Zeit steht auch der Gasthausbetrieb vor dem Aus. Er pachtet noch im selben Jahr das Wirtshaus der Familie Hametner in Altenwörth 37. Ein Edikt des Bezirksgerichtes Kirchberg am Wagram ordnet am 12. Jänner 1860 die Feilbietung eines Grundstücksanteiles beim Sachsendorfer Kirchensteig und der auf 209 Gulden geschätzten Effekten (allgemein beweglicher Besitz) im neuen Wirthshause zu Altenwörth an. Am 11. August wird die Neuverpachtung im Kremser Wochenblatt bekannt gegeben.

Um höhere Erträgnisse zu lukrieren, hat die Gutsverwaltung Grafenegg Neuverpachtungen zur öffentlichen Lizitation, meist auf die Dauer von drei Jahren, ausgeschrieben. Den Zuschlag nach Franz Kanaufnik hat Mathias Gerner (geb. am 15.2.1808) aus Engelmannsbrunn erhalten. Dafür spricht, dass seine Kinder, die Zwillinge Ignaz und Aloisia, am
14. Dezember 1861 hier geboren worden sind. Nur wenige Tage später ist hier das Kind einer Taglöhnerin verstorben. Ein Indiz dafür, dass auch Personal im Wirtshaus Arbeit gefunden hat. Das Pachtverhältnis läuft mit Jahresende 1863 aus.

Am 28. November 1863, am Tag der Geburt von Tochter Maria, findet man im Kremser Wochenblatt folgendes Inserat:
Wirtshaus-Verpachtung.
Vom gräflich Breunner’schen Güterinspektorate Grafenegg wird mit bezirksämtlicher Bewilligung vom 4. November 1863, Zl. 5515/pol., das zum Orte Sachsendorf sub Nr. 37 conscribirte, am Donau-Quai nächst Altenwörth befindliche Wirthshausgebäude sammt koncessionierten Gast- und Schankgewerbe auf 3 oder auch 6 Jahre vom 1. Jänner 1864 anfangend, im Lizitationswege verpachtet.
Lizitation am Montag den 30. November 1863 Vormittags 9 Uhr im  genannten Wirthshause. Pachtbedingnisse können bis dahin bei der Gutsverwaltung eingesehen werden, fremde Pachtliebhaber haben sich mit einem amtlichen Vermögens- und Sittenzeugnis auszuweisen.

1866 sucht die Gutsverwaltung Grafenegg wieder einen Pächter. Im Kremser Wochenblatt vom 24. November 1866 ist zu lesen:
Wirtshaus-Verpachtung
Vom gräflich Breuner’schen Güterinspektorate Grafenegg wird mit Bewilligung des k.k. Bezirksamtes Kirchberg am Wagram vom 26. Oktober d. J. das dem Gute Grafenegg gehörige, zum Orte Sachsendorf Nr. 37 konskribirte, am Donau-Quai bei Altenwörth liegende, sogenannte Neuwirtshaus sammt dem dabei eingefriedeten Grund pr. 1 Joch 500 Quadratklafter vom 1. Jänner 1867 an auf drei aufeinanderfolgende Jahre im Lizitationswege verpachtet.
Pachtlustige wollen sich am Montag den 10. Dezember 1866 um 10 Uhr Vormittag in der Gutskanzlei zu Grafenegg einfinden, woselbst auch die Bedingnisse eingesehen werden können.

Ob diese Inserate zum Erfolg geführt haben, bleibt unbeantwortet. Es könnte aber sein, dass sich nach Mathias Gerner kein Pächter mehr gefunden hat, da 1865 ein Viehhirt aus Hausleiten mit seiner Familie hier wohnhaft gewesen ist. Die Pfarrmatriken geben darüber Auskunft, dass das Haus auch danach immer wieder bewohnt wird. Hinweise auf Wirtsleute finden sich nicht. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts dient es als Wohnsitz der bei der Gutsverwaltung Grafenegg beschäftigten Heger, zuletzt der Familie Magerl. An den Eigentumsverhältnissen hat sich bis heute nichts geändert.

Gasthaus Sachsendorf 37

Gasthaus Sachsendorf 37

Sachsendorf 41

Im Mai des Jahres 1957 hat die Bezirkshauptmannschaft Tulln als Gewerbebehörde ein Verfahren zum Ansuchen des Franz Bachmayer (geb. am 11.2.1919 in Königsbrunn) um Verleihung einer Konzession zum Betrieb des Gast- und Schankgewerbes in der Betriebsform eines Gasthauses in Sachsendorf 41 eingeleitet.

Der Antragsteller gibt an, im bestehenden, um 1950 erbauten Holzhaus, einen modernen Gasthausbetrieb neu errichten zu wollen. Der zur Stellungnahme eingeladene Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 18. Mai 1957 einstimmig den Bedarf für ein Lokal festgestellt. Die zuständige Fachgruppe der Handelskammer NÖ hat eine ablehnende Haltung eingenommen. Laut ihrem Gutachten vom 14. Juni 1957 ist dieser nicht gegeben, da in der Gemeinde Kollersdorf zwei Gast- und Schankbetriebe bestehen, dies ausreichend sei und der Standort an keiner Hauptverkehrsstraße liege.

Gasthaus Sachsendorf 41

Die Gewerbebehörde hat im Ermittlungsverfahren folgende Feststellungen getroffen:
Die beiden bestehenden Betriebe sind zur konkreten Bedarfsdeckung nicht ausreichend, da das Gasthaus in Sachsendorf 16 äußerst primitiv in einem kleinen, niedrigen Raum untergebracht ist und den heutigen Mindestanforderungen nicht mehr gerecht wird.
Das Gasthaus in Kollersdorf 55 wird sehr oft vom Besitzer, der offenbar auf das Erträgnis aus diesem Gewerbe allein nicht angewiesen ist, schon bei Einbruch der Dunkelheit geschlossen.
Der angesuchte Standort liegt an der Landeshauptstraße Nr. 45, welche ausgebaut wird und daher einen regen Durchzugsverkehr erwarten lässt.
Die Gemeindevertretung hat mit einstimmigem Beschluss der Errichtung des angesuchten Gasthauses zugestimmt und nahezu alle Ortsbewohner haben mit ihrer Unterschrift dem Wunsche nach der Errichtung einer zeitgemäßen Gaststätte Ausdruck verliehen.

Ausgehend von den tatsächlichen Verhältnissen und nicht vom Bestand einer bestimmten Konzessionsanzahl hat die Bezirkshauptmannschaft Tulln mit Bescheid vom 23. August 1957 die Konzession zum Betrieb des Gast- und Schankgewerbes mit den Berechtigungen des § 16, Absatz (1) Gewerbeordnung an Franz Bachmayer im Standort Sachsendorf 41 verliehen. Als Betriebsart wird „Gasthaus“ festgelegt. Die Konzession berechtigt zum Verkauf von kalten Speisen, zum Ausschank von Bier, Wein und Obstwein, zum Verkauf von Kaffee, Tee, Schokolade und anderen warmen Getränken und Erfrischungen in dem im § 17 Gewerbeordnung bezeichneten Umfang und die Haltung von erlaubten Spielen. 

Gasthaus Sachsendorf 41

Gasthaus Sachsendorf 41

Die Ausübung der Konzession wurde jedoch vom Ergebnis der Überprüfung der Betriebsräume abhängig gemacht, um dem Antragsteller die Möglichkeit zu geben, die erforderlichen Investitionen und Maßnahmen durchführen zu können. Die Gewerbebehörde stellt im Zuge der kommissionellen Verhandlung vom 5. Februar 1958 die Eignung der Betriebsräume fest und erteilt mit Bescheid vom 18. März 1958 unter Einhaltung bestimmter Auflagen die Gasthauskonzession.

Gasthaus Sachsendorf 411963 erfolgt eine Erweiterung der Betriebsstätte durch die Errichtung einer Küche (30 m², nördlich des Bestandes) und eines Gastraumes (58 m², westlich des Bestandes). Von 1965 bis 1971 gehört ein Wurlitzer zur Ausstattung, auch ein Tischfußballautomat (Wutzler) ist vorhanden.

Lange Krankenhausaufenthalte und Rehabilitation waren Folge eines Verkehrsunfalles im Jahr 1968, in welchen Franz Bachmayer unverschuldet verwickelt war. Er verlor dabei ein Bein, seine Frau Franziska führt das Gasthaus weiter.

 

Franz Bachmayer1974 leitet die Bezirkshauptmannschaft Tulln ein Verfahren zur Rücknahme der Konzession ein. Die von der Behörde durchgeführten Erhebungen haben ergeben, dass das Gast- und Schankgewerbe seit 31. Dezember 1972 nicht ausgeübt wird. Da der Betrieb mehr als zwölf Monate ausgesetzt war, hat die Bezirkshauptmannschaft Tulln mit Bescheid vom 12. März 1974 die Zurücknahme der Konzession verfügt.

Franz Bachmayer verstirbt am 19. Juni 1993, seine Gattin Franziska am 8. Dezember 2010.

 

Quellen:
Pfarrmatriken Altenwörth
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967
Archiv der Gemeinde Kollersdorf-Sachsendorf 
Grundbücher des Bezirksgerichtes Kirchberg am Wagram
Urkundensammlung am Bezirksgericht in Tulln
 
Juli 2025
Herber Eder, Kollersdorf