1741 ging Johann Jakob Beer mit seinem Tuchhandel im damaligen Haus Kirchberg 32 in Konkurs. Wolfgang Hillebrandt erwarb das Haus aus der Kridamasse, veräußerte es jedoch schon 1744 an Anton Delapina und dies hatte eine Vorgeschichte: 1722 heiratete Elisabeth, die Tochter des obigen Johann Jakob Beer den Eisenhändlerssohn Mathias Lang aus Purgstall an der Erlauf. Durch diese Verbindung kam 1739 der von dort stammende Pfarrer Jonas Franz Delapina an die hiesige Pfarre und 1744 sein jüngerer Bruder Jakob Anton an das Kirchberger Tuchhandelshaus.
Anton Delapina, Sohn des Johann Karl Delapina, wanderte nach Auszahlung seines Erbes wahrscheinlich deshalb von Purgstall nach Kirchberg, da er in Purgstall neben dem bereits bestehenden Geschäft seines Onkels Johann Joseph (siehe unter Johann Karl Delapina) nicht gut noch ein Kaufmannsgeschäft eröffnen konnte. Andererseits wird ihm wohl durch seinen Bruder und Pfarrer in Kirchberg, Jonas Franz Delapina, die Mitteilung zugekommen sein, dass Kirchberg in einer dichter besiedelten Gegend lag, als Markt und Pfarre dem Domkapital zu Passau dienstbar, zweifellos in gewissem Maße ein Zentrum war und auch als Wallfahrtsort schon einen bedeutenden Namen hatte – und dass die damals dort ansässigen Kaufleute trotz der günstigen Lage mit nicht entsprechenden Erfolgen arbeiteten und weil kinderlos, das Geschäft zu verkaufen beabsichtigten.
Anton hat am 17.2.1744 die Müllermeisterstochter Therese Solterer (geb. am 5.10.1718) aus Walkersdorf geheiratet. Auch hier können die verwandtschaftlichen Beziehungen zu Jonas Franz Delapina eine Rolle gespielt haben, der von 1728 bis 1739 Pfarrer in Etsdorf war.
Anton muss von besonderer Ausstrahlung gewesen sein, da er als Zugewanderter und auch durch keine einheimische Gattin hier Eingebürgerter bereits nach sechs Jahren zum Marktrichter (1750-55) gewählt worden ist.
Im Jahr 1754 ist der bis dahin gotische Kirchturm abgebrannt. Bei der Renovierung wurde ein Text in der Kugel unterhalb des Kreuzes deponiert in der auch Anton Delapina als Ortsrichter genannt ist: Ortsrichter war der edle Herr Anton Delapina, Kaufmann.
Die Kinder von Anton und Therese Delapina
- Josepha (geb. 21.12.1744), sie hat 1769 den Kremser Leinwandhändler Jakob Marckhgott geheiratet.
- Maria Anna (geb. 30.7.1749), sie hat 1772 den bürgerlichen Kremser Handelsmann Martin Seidl geheiratet.
- Maria Elisabeth (20.11.1752 – 1753)
- Elisabeth (geb. 4.4.1754)
- Franz (1.9.1755 – 21.8.1847), er hat Clara Schwingenschlögel geheiratet. Er ist der erste in der Reihe von sieben aufeinanderfolgenden Franz Delapinas.
- Eleonora (geb. 22.12.1756), sie ehelichte den Horner Kaufmann Philipp Kritsch, deren Tochter Susanna heiratete 1818 Franz Menzinger von Preisenthal, Apotheker in Krems.
- Anton (geb. 21.4.1758)
- Ignaz (geb. 3.7.1760)
Anton Delapina ist am 4.4.1785 im Alter von 74 Jahren verstorben – die Todesursache wurde damals noch nicht eingetragen.
Therese ist nach 1794 verstorben, der Sterbeeintrag konnte nicht gefunden werden, es kann sein, dass sie bei einer weggezogenen Tochter verstorben ist.
Dokumente
Hauskauf, 1744
Hinterlassenschaft von Anton Delapina, 1785
Consignation (Niederschrift)
Acitv Stand | ||
An baarem Gelde | f | xr |
Zu Zeit des Erblassers Ableiben war an baarem Gelde vorhanden laut Vermögens Bekantüß | 2050 | |
An activ Schuldposten | ||
An verschiedenen kleinen Posten zusammen | 520 | |
An Silber | ||
Ein Duzent silberner Löfel, Meßer, und Gabel zusammen 150 Loth wägend das Loth a 1 f 12 xr geschäzt | 180 | |
An liegenden Gütern | ||
Das in Kirchberg sich befindliche Haus geschäzt um | 2000 | |
12 1/4tel Joch Acker in der Neustifter Freyheit, das Joch zu 50 Gulden | 612 | 30 |
1/4tel Joch detto in Engelmannsbrunner Freyheit | 10 | |
3 Joch in Oberstockstaller Freyheit um | 120 | |
1/8tel Weingarten in Engelmannsbrunner Freyheit geschäzt auf | 30 | |
2/8tel in Unterstockstaller Freyheit | 60 | |
2 Obstgärten in der Dörfler Freyheit deren wahrer Werth ist | 500 | |
4 Gärten in Engelmansbrunner Freyheit | 700 | |
Ein in Unterstockstaller Freyheit liegender zu St. Andre dienstbarer Keller zu | 150 | |
An Waaren Lager | ||
Vermög gemachter Inventur, und Billanz ist der Werth des samtlichen Waaren Lagers | 11139 | |
An vorräthigen Weine | ||
Haben sich 1780er 1781er 1783er und 1784er vorgefunden 800 Eimer, von diesen wieder 20 Eimer, zu der Erbin mit ihrer Familie ganz jähriger Erfordernuß abgerechnet, verbleiben also noch 780 Eimer: den Eimer zu 2 f gerechnet macht | 1560 | |
400 Eimer 1779er wovon wiederum 20 Eimer zur ganzjährigen Erfordernuß weggerechnet werden, verbleiben dahero 380 Eimer: den Eimer zu 2 fl 30 macht | 950 | |
An vorräthigen Körnern | ||
Waren vorhanden 40 Metzen Korn Da 30 Metzen wenigstens zur ganzjähriger Hausnothdurft nöthig sind, so kommen hier nur anzusetzen 10 Metzen, den Metzen zu 1 f 12 xr gerechnet macht | 12 | |
Zur Zeit des Erblassers Hinscheiden waren nicht mehr, dann 30 Metzen Habern, und 20 Zentner Heu vorräthig, die ganz jährige Erfordernuß ist aber 182 Metzen Habern, und 60 Zentner Heu, folglich kommt hier nichts anzusetzen | ||
Summa des gemeinschaftlichen Vermögens | 20593 | 30 |
Wovon aber abgezogen wird das von mir vermög Heuraths-Verabredung Ddo 13ten Feb. 1744 zugebrachte Heuratgut pr | 2000 | |
Das meinem seel. Manne zugebrachte Paraphernalgut pr | 1000 | |
Wenn nun das vor mir vor der Ehe gehabte Vermögen pr. 3000 fl Dann sein vor der Ehe gehabtes Vermögen pr 2000 fl abgezogen wird, so zeiget sich, daß während der Ehe theils erwirtschaftet, theils vererbet worden /:wie dann auch ich von meiner Großmutter Theresia Solterer 3000 fl vererbet habe:/ in allen 15593 f 30 x. Wovon mir vermög Heurats Verabredung titulo adquestus die Helfte gebühret mit | 7796 | 15 |
Wann nun von dem gemeinschaftlichen Vermögen pr | 20593 | 30 |
Diesen Posten zusammen pr | 10796 | 15 |
Abgezogen werden, so verbleiben noch in des Erblassers Masse | 9796 | 45 |
Wovon abzuziehen sind | ||
An Funeralien | ||
Die Funeralien betragen laut beiliegendes Specification | 35 | |
An Krankheits Unkosten | ||
Da die lezte Krankheit durch ganze 5 Jahre dauerte, so sind sehr gering diese Kösten | 100 | |
An Gerichts Taxen | ||
Zum Löbl. Marktgerichte | 36 | |
Dem Marktschreiber | 12 | |
Vertragsgebühr | 1 | 45 |
Protocolirungs Tax | 1 | 30 |
Für den Revers | 1 | |
Für einen Stempel a 2 f | 2 | |
Zur Depositen Kassa | 5 | |
Den Dienern | 30 | |
Stpl zur Vermögens Bekentnüß | 2 | |
An Legatis, so von der Erbsteuer befreit sind | ||
In dem hinterlassenen Testamente sind den 5 Kindern, über die schon erhaltenen 1000 f demnach jedem 1000 f, als ein väterliches Erbtheil legirt worden, welche hier abzuziehen kommen mit | 5000 | |
Auf heilige Messen sind vermacht worden | 100 | |
Nach Abzug dieser Posten in Summa | 5298 | 45 |
Verbleiben annoch | 4498 | |
Wovon das Erbsteuerfreye Dritel des samlichen Verlassenschafts- Vermögens abzuziehn ist, welches nach Abzug der Funeral, und Lezten Krankheits Unkösten betraget | 3220 | 35 |
Verbleibt annoch | 1277 | 25 |
Wovon die Erbsteuer a 10 cto zu bezahlen kommt mit | 127 | 42 |
1785: Das Vermögensbekenntnis des Handelsmannes Anton Delapina
(Dr. Franz Eiselt: Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 – 1806, Wien 1973, Dissertation)
Wohnhaus | 2000 fl |
Keller | 150 fl |
Bargeld | 2230 fl |
Grundstücke | 2032 fl 30 xr |
1200 Eimer Wein | 2600 fl |
leere Fässer | 480 fl |
Warenlager | 11139 fl |
Vieh | 180 fl |
Hausrat | 500 fl |
5 Kinder ausbezahlt | 5000 fl |
Aktiva | 520 fl |
27400 fl | |
ab Passiva | 141 fl 21 xr |
27198 fl 54 xr | |
Vieh: | 2 Pferde, 3 Rinder, 5 Schweine |
Grundstücke: | 12 ½ Joch Äcker, 2/8 Weingärten, 2 Obstgärten, 4 Gärten |
Unterlagen der Familie Delapina, Kirchberg am Wagram