Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

Salz ist unentbehrlich für die menschliche Ernährung, die Produktionsstätten aber auf wenige Gebiete in Europa beschränkt, u.a. auf das Salzkammergut. Das „weiße Gold“ musste daher weite Transportwege zurücklegen. Es war von jeher eines der wichtigsten Handelsgüter auf den Flüssen, die vom Salzkammergut wegführen, und in weiterer Folge auch auf der Donau. 

Im Laufe der Jahrhunderte wurde ein gut funktionierendes Vertriebsnetz aufgebaut, das bis in die salzarmen Sudetenländer Böhmen, Mähren und Schlesien reichte. Als Gegenfuhren brachte man Getreide, Schmalz, Wild, Fisch, Talg, Käse, Erbsen, Bier, Bettfedern und böhmisches Glas ins Land. Unser Gebiet wurde meist mit Gmundner Salz beliefert, da z.B. Bad Aussee, Hallein und Berchtesgaden Ausland waren.

Anfänglich war der Handel, wie mit anderen Gütern auch, durch städtische Niederlagsrechte an bestimmte Orte und Wegstrecken gebunden. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der private Handel planmäßig verdrängt und ging auf die Landesfürsten über, die die hohen Gewinne für sich beanspruchten. Die Städte verloren das Niederlagsrecht und den damit in ihrem Raum ausgeübten Salzhandel. An ihrer Stelle etablierten sich kaiserliche Salzämter oder Salzversilberungen, die sich für den Kleinhandel lizenzierter Händler bedienten. Durch Ärarialsalzverschleiß, wie der staatliche Salzhandel offiziell hieß, hatte das Salz im ganzen Land den gleichen Preis, es war aber teurer geworden und viele Händler verloren ihr Einkommen. Bereits 1824 wurde in der gesamten Monarchie der Salzfreihandel verkündet, wie er bis zum EU-Betritt 1995 im Rahmen des österreichischen Salzmonopols bestand. Die Österreichische Salinen AG als Führungs- und Finanzholding, die sich im Eigentum der Republik Österreich befand, wurde 1997 privatisiert. 

Handelsgrößen

Nach der Bearbeitung  wurde das Salz in Fuder (spezielle Holzbehälter) eingepresst  und bei hoher Temperatur getrocknet. Der dadurch entstandene Salzstock mit einer harten, widerstandsfähigen und relativ feuchtigkeitsunempfindlichen Oberfläche wurde im Werk ohne Gebinde gelagert. Für die Beförderung auf dem Wasserweg, dem gängigsten Transportweg, waren Verpackungen nötig. Daher wurde das  Salz wieder zerkleinert und in Holzgebinde eingestampft. In Hallein waren die Kufen in Gebrauch, die etwa 140 Pfund fassten und von doppelkonischer Gestalt waren. An anderen Orten verwendete man das kleinere Küfel, das wie ein auf den Kopf gestellter Kegelstumpf aussah und ca. 12 Pfund fasste. Zur Herstellung der Kufen benötigte man erstklassiges, astfreies Holz, das in der Faserrichtung gespalten wurde. Als dieses Holz seltener wurde, ersetzte man die Kufen durch Bretterfässer mit einem Inhalt von 100 oder 200 Pfund. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der große Fuder durch das Füderl abgelöst, das nur 40 cm hoch und 15 bis 25 kg schwer war und so fest, dass es in dieser Form in den Handel gebracht werden konnte.
 

Salzstadel Seebarn

An der Mündung der Traun in die Donau lag das Salztransportamt Zizlau. Der Ort musste 1938 den Hermann Göring-Werken - heute voestalpine - weichen. Von dort gingen die Schiffzüge stromaufwärts nach Linz  und stromabwärts nach Mauthausen, wo am linken Donauufer das „böhmische Salz“ entladen und gegenüber am rechten Ufer bei Enghagen die Umladung auf Donauschiffe erfolgte, die die Legstätten Grein, Persenbeug, Ybbs, Weitenegg, Melk, Spitz, Stein, St. Johann bei Krems, Hollenburg, Traismauer, Tulln, Stockerau, Korneuburg, Wien, Fischamend, Orth und Hainburg anfuhren. 

Salzstadel, die in obiger Liste nicht erwähnt sind, da sie schon frühzeitig wieder aufgelassen wurden, waren jene in St. Johann und Schloss Seebarn. 

Schloss Seebarn um 1670, Georg Matthäus VischerSchloss Seebarn um 1670, Georg Matthäus Vischer 
Aus einem Bestandskontrakt von 1710 zwischen Johann Ferdinand Franz von Enkevoirt auf Grafenegg und der Kaiserlichen Hofkammer geht hervor, dass die Salzniederlage in St. Johann zur Probe geführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde beschlossen, dies nicht nur fortzusetzen, sondern die Fuhren künftighin auch mit einer Gegenladung zu versehen. Das ebenfalls als Lager benutzte Schloss Seebarn war für diese Zwecke aber zu klein, daher verpflichtete sich Graf Enkevoirt, einen Salz=Stadl in der Länge von ein hundert, zwänzig en= und in der breite von acht und vierzig Schuh nebst einer Wohnung vor den Salz=Verwalter, an dem hierzue aufgesehenen Orth auf dem Ufer, oder Gstötten des Donau Strands von gueten Kalch-gemaüer, und wohl Verwahrten Dachungen nechstens aufzubauen und auch in beständigen beülichen Weisen zu erhalten. Der Zins wurde mit 350 Gulden ab dem Zeitpunkt der Fertigstellung festgelegt. Bis dahin sollte das Salz weiter im Schloss Seebarn eingelagert werden. 1738 wurde dieser Vertrag von der königlich-Deputirten Amts Registratur in Prag bestätigt. Der Stadel wurde dann aber nicht am Donauufer, sondern am westlichen Ende von  Ober-Seebarn errichtet.

Die Schiffe legten bei der Knödelhütte an, von wo das Salz auf dem Landweg nach Seebarn gebracht wurde. Ein Großteil davon war für Böhmen bestimmt. Die Transportverhältnisse dürften aber nicht optimal gewesen sein: Die Seebarner Anland Gestätten vom dortigen Schloß und Salz Stadl fast eine Stunde entlegen, der dahin führende Weeg auch zwar dermahlen durch die Umtrieb von Hochlöbl. N.Ö.Repraesentation und Kammer erwirkte geschärfte Befehle mittels Einwerfung Bürdel und darauf geschütteten Schoders jetzo etwas ausgebessert, überhaupt aber so beschaffen ist, daß von dessen Bestand sich nichts versprochen, weder eine baldige Verminderung der dortigen übermässigen Einleerungs Unkosten gehoffet werden kann. Das Salz konnte bei der Knödelhütte auch mit den größten Klobzillen und bei niedrigstem Wasserstand sicher angelandet werden, wodurch die Legstatt zu allen Zeiten mit dem benöthigten Salz hinlänglich versehen werden könnte. 

Bei der Kayserl. Königl. Salz Versilberung Seebarn sind 1768 folgende Salzmengen im Wert von 3.946 fl. 25 xr. 2 d (inklusive Aufschlag) versilbert worden:
 
  Küffel Salz     Füderl Salz     Pfankern    
  Pf.  ßl.  K Cent.  Pf. Cent. Pf.
Im 1. Quartal      1    6   20 74       --    2      25
Im 2. Quartal  1    2   --  72     50  13    30
Im 3. Quartal  1    5     5   46     40  4      95
Im 4. Quartal   2    4   --    131   55  1      95
zusammen 7    1   25  324   45  22    45
Zeitweise dürften bis zu 17.000 Zentner (1 Zentner = 56,2 kg) Salz auch im ohnehin leer stehenden Schloss in Grafenwörth eingelagert gewesen sein, ebenso im Schweizerhof, den die Herrschaft gratis zur Verfügung gestellt hatte. Hier war aber keine Sicherheit hinsichtlich Feuersgefahr gegeben. Außerdem mussten die Fässer hier 17 bis 20 hoch gelagert werden, da der Salzstadel in Seebarn nur 20.000 Centen Vaßel  fassen konnte. 

Bereits 1759 dürfte es Bestrebungen gegeben haben, dieses Salzlager aufzugeben, 1769 wurden diese Pläne konkretisiert. Es war angedacht, dass die Versilberung zu Seebarn gänzlich aufgehoben und das Böhmische Centen Vaßel Salz sowohl als Küffel und Füderl in die Versilberung Stain und Stockerau vertheiltet werde. Der Hauptgrund war wohl der schlechte Zustand des Schlosses als Salzlager, der Salzstadel und die Wohnung des dortigen Beamten, die um teures Geld hergerichtet hätten werden müssen. Durch das so viele Jahre eingelagerte Salz  war das Schloss dermassen beschädigt worden, daß eine vorzunehmende Ausbesserung (weilen die meisten Gewölber eingedrücket, und die Dippel Böden abgefaulet seyen, ingleichen die Mauer von allen Seithen hinaus zuweichen anfangen) vielleicht ohne Nutzen seyen dürften, wie dan auch dieses Gebäu, bey wirklich Verhangender Ausbesserung zu Einlagerung des Salzs doch zu klein ausfallen würde, indeme einerseits die vielen zwischen Mauern, Gewölber und Saulen einen grossen Raum benehmen.   

Es war auch nicht mehr die Sicherheit gegeben, dass die im Sommer rasch hintereinander ankommenden Lieferungen problemlos untergebracht werden konnten. Der N.Ö. Salzoberamts Obereinnehmer Christoph Franz Hager trug dem Ministerium auch an, Schloss und Stadel zu kaufen, was dieses aber aus Kostengründen ablehnte. Es wurde auch über die Beschaffenheit der Wege diskutiert, die die böhmischen Fuhrleute bei den Fahrten nach Stein, Seebarn oder Stockerau benutzten. Bei einer Berechnung, die den Zins für Schloss und Stadel, Kosten für die Entleerung und den Salzversilberer beinhaltete, stellte man fest, dass sich eine Ersparnis von fast 2000 fl ergäbe, wenn man die Salzlager nach Stein und Stockerau verlegen würde. Es war dabei die Rede von 30.000 Zentnerfässern. 

Am 5. April 1769 wurde in Wien eine Verordnung über die gänzliche Auflösung der Salzversilberung in Seebarn erlassen und dem Saltz Versilberer von Retzer aufzutragen, dem von der Herrschaft Grafenegg in Bestand habenden Saltz-Stadel und Schloßwohnung auf Georgy aufzukündigen, wonach des weitere seiner Person selben und des dortselbigen Salzweges anzuzeigen. Es wurde aber erwogen, einen Salzverschleißer anzustellen, der den Salzverkauf für die nähere Umgebung bewerkstelligen sollte. 

Der Lodersteig

Von großer Wichtigkeit für den Salztransport waren die an die Salzversilbererstellen anschließenden Wege. Aber auch abseits der offiziellen Routen wurde Salz transportiert. Einer davon war der sogenannte Lodersteig, der schon  früh von Altenwörth nach Böhmen und Mähren, meist abseits der Dörfer, führte, um sich der in den Donauhäfen zu entrichtenden Salzmaut zu entziehen.
Ing. Franz Mann führt über den Lodersteig folgendes aus: Die Tatsache, daß längs des Lodersteiges die Flurnamen Salzsaum (Insel südlich von Altenwörth), Salzstadl (Unterseebarn), Salzpfann (Neudegg), Salzer (Gösing), Salzboden (Ober-Absdorf), Raststatt und Rastbüchl (Oberstockstall), und Schmiedgasse (Ruppersthal) vorkommen, rechtfertigt nun die Annahme, daß auf dem Lodersteig einst das Salz auch durch den Bezirk Kirchberg transportiert wurde. Und die Bezeichnung „Lodersteig“ wäre somit auf das „loda’n“ und auf die „Loder“ aus dem Salzburgischen zurückzuführen. 

Der Zollordnung von Raffelstätten

(ca. 905) ist zu entnehmen. daß am Ausgang der Wachau Salz als wichtigstes Handelsprodukt galt. Die Salzschiffe mußten in Mautern je 3 Scheffel Salz an Zoll entrichten. Im Jahr 1396 erhielt Stein ein eigenes Stapelrecht, wodurch Stein ein Hauptumschlagplatz für Salz wurde. Wenn Salzschiffe dann zwischen der Wachau und dem Wienerwald ihre Ware absetzen wollten, mußten sie weitere 6 Scheffel aus ihrer Fracht opfern. Jetzt versteht man, warum der Lodersteig um die Orte herumführt; hätte jede Gemeinde beim Passieren des Ortes Mautsalz eingehoben, so wäre der Transport leer nach Böhmen oder Mähren gekommen. 

Daß bei fortschreitender Besiedlung ein weiterer Ausladeplatz donauabwärts geschaffen wurde, ist naheliegend. Und der muß bei Altenwörth gewesen sein. Denn von der Donau an kann man deutlich einen Weg, Saumweg - Lodersteig genannt - verfolgen, an dem charakteristische Örtlichkeiten liegen, die alle zusammen einen Transportweg verraten. Zuletzt sei noch erwähnt, was mir Bürgermeister Söllner aus Kollersdorf (geb.1876) nach alter Ueberlieferung seiner Vorfahren mitteilte: auf dem Lodersteig hat man einst von Altenwörth bis nach Böhmen hinein Salz auf Eseln befördert. 

Der Flurname Lodersteig kommt auch in Grafenwörth, Feuersbrunn, Wagram und Großriedenthal vor und kennzeichnet jenen Weg, der von der Donau über den Salzstadl Seebarn nach Grafenwörth, Wagram, Feuersbrunn und dann ins Kamp- oder ins Straßertal führte. 
 
Quellen
Herbert Wurster, Weisses Gold, Passau, vom Reichtum einer europäischen Stadt, Passau 1995
Günter Treffer, Weisses Gold, 3000 Jahre Salz in Österreich, Wien 1984
Pfarrchronik Grafenwörth in: Anton Steiner, Chronik des Dorfes Seebarn, S.33.
AT-OeStA/FHKA SUS KS, Ra 0474/1-4, fol.821-824
AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Handschriften 658, S. 42ff.
Ing. Franz Mann, Flurnamen, Kirchberg 1959
 
 
Oktober 2017, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp