Salz ist unentbehrlich für die menschliche Ernährung, die Produktionsstätten aber auf wenige Gebiete in Europa beschränkt, u.a. auf das Salzkammergut. Das „weiße Gold“ musste daher weite Transportwege zurücklegen. Es war von jeher eines der wichtigsten Handelsgüter auf den Flüssen, die vom Salzkammergut wegführen, und in weiterer Folge auch auf der Donau.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde ein gut funktionierendes Vertriebsnetz aufgebaut, das bis in die salzarmen Sudetenländer Böhmen, Mähren und Schlesien reichte. Als Gegenfuhren brachte man Getreide, Schmalz, Wild, Fisch, Talg, Käse, Erbsen, Bier, Bettfedern und böhmisches Glas ins Land. Unser Gebiet wurde meist mit Gmundner Salz beliefert, da z.B. Bad Aussee, Hallein und Berchtesgaden Ausland waren.
Handelsgrößen
Salzstadel Seebarn
An der Mündung der Traun in die Donau lag das Salztransportamt Zizlau. Der Ort musste 1938 den Hermann Göring-Werken - heute voestalpine - weichen. Von dort gingen die Schiffzüge stromaufwärts nach Linz und stromabwärts nach Mauthausen, wo am linken Donauufer das „böhmische Salz“ entladen und gegenüber am rechten Ufer bei Enghagen die Umladung auf Donauschiffe erfolgte, die die Legstätten Grein, Persenbeug, Ybbs, Weitenegg, Melk, Spitz, Stein, St. Johann bei Krems, Hollenburg, Traismauer, Tulln, Stockerau, Korneuburg, Wien, Fischamend, Orth und Hainburg anfuhren.
Salzstadel, die in obiger Liste nicht erwähnt sind, da sie schon frühzeitig wieder aufgelassen wurden, waren jene in St. Johann und Schloss Seebarn.
Aus einem Bestandskontrakt von 1710 zwischen Johann Ferdinand Franz von Enkevoirt auf Grafenegg und der Kaiserlichen Hofkammer geht hervor, dass die Salzniederlage in St. Johann zur Probe geführt wurde. Zu diesem Zeitpunkt wurde beschlossen, dies nicht nur fortzusetzen, sondern die Fuhren künftighin auch mit einer Gegenladung zu versehen. Das ebenfalls als Lager benutzte Schloss Seebarn war für diese Zwecke aber zu klein, daher verpflichtete sich Graf Enkevoirt, einen Salz=Stadl in der Länge von ein hundert, zwänzig en= und in der breite von acht und vierzig Schuh nebst einer Wohnung vor den Salz=Verwalter, an dem hierzue aufgesehenen Orth auf dem Ufer, oder Gstötten des Donau Strands von gueten Kalch-gemaüer, und wohl Verwahrten Dachungen nechstens aufzubauen und auch in beständigen beülichen Weisen zu erhalten. Der Zins wurde mit 350 Gulden ab dem Zeitpunkt der Fertigstellung festgelegt. Bis dahin sollte das Salz weiter im Schloss Seebarn eingelagert werden. 1738 wurde dieser Vertrag von der königlich-Deputirten Amts Registratur in Prag bestätigt. Der Stadel wurde dann aber nicht am Donauufer, sondern am westlichen Ende von Ober-Seebarn errichtet.
Die Schiffe legten bei der Knödelhütte an, von wo das Salz auf dem Landweg nach Seebarn gebracht wurde. Ein Großteil davon war für Böhmen bestimmt. Die Transportverhältnisse dürften aber nicht optimal gewesen sein: Die Seebarner Anland Gestätten vom dortigen Schloß und Salz Stadl fast eine Stunde entlegen, der dahin führende Weeg auch zwar dermahlen durch die Umtrieb von Hochlöbl. N.Ö.Repraesentation und Kammer erwirkte geschärfte Befehle mittels Einwerfung Bürdel und darauf geschütteten Schoders jetzo etwas ausgebessert, überhaupt aber so beschaffen ist, daß von dessen Bestand sich nichts versprochen, weder eine baldige Verminderung der dortigen übermässigen Einleerungs Unkosten gehoffet werden kann. Das Salz konnte bei der Knödelhütte auch mit den größten Klobzillen und bei niedrigstem Wasserstand sicher angelandet werden, wodurch die Legstatt zu allen Zeiten mit dem benöthigten Salz hinlänglich versehen werden könnte.
Küffel Salz | Füderl Salz | Pfankern | |
Pf. ßl. K | Cent. Pf. | Cent. Pf. | |
Im 1. Quartal | 1 6 20 | 74 -- | 2 25 |
Im 2. Quartal | 1 2 -- | 72 50 | 13 30 |
Im 3. Quartal | 1 5 5 | 46 40 | 4 95 |
Im 4. Quartal | 2 4 -- | 131 55 | 1 95 |
zusammen | 7 1 25 | 324 45 | 22 45 |
Bereits 1759 dürfte es Bestrebungen gegeben haben, dieses Salzlager aufzugeben, 1769 wurden diese Pläne konkretisiert. Es war angedacht, dass die Versilberung zu Seebarn gänzlich aufgehoben und das Böhmische Centen Vaßel Salz sowohl als Küffel und Füderl in die Versilberung Stain und Stockerau vertheiltet werde. Der Hauptgrund war wohl der schlechte Zustand des Schlosses als Salzlager, der Salzstadel und die Wohnung des dortigen Beamten, die um teures Geld hergerichtet hätten werden müssen. Durch das so viele Jahre eingelagerte Salz war das Schloss dermassen beschädigt worden, daß eine vorzunehmende Ausbesserung (weilen die meisten Gewölber eingedrücket, und die Dippel Böden abgefaulet seyen, ingleichen die Mauer von allen Seithen hinaus zuweichen anfangen) vielleicht ohne Nutzen seyen dürften, wie dan auch dieses Gebäu, bey wirklich Verhangender Ausbesserung zu Einlagerung des Salzs doch zu klein ausfallen würde, indeme einerseits die vielen zwischen Mauern, Gewölber und Saulen einen grossen Raum benehmen.
Es war auch nicht mehr die Sicherheit gegeben, dass die im Sommer rasch hintereinander ankommenden Lieferungen problemlos untergebracht werden konnten. Der N.Ö. Salzoberamts Obereinnehmer Christoph Franz Hager trug dem Ministerium auch an, Schloss und Stadel zu kaufen, was dieses aber aus Kostengründen ablehnte. Es wurde auch über die Beschaffenheit der Wege diskutiert, die die böhmischen Fuhrleute bei den Fahrten nach Stein, Seebarn oder Stockerau benutzten. Bei einer Berechnung, die den Zins für Schloss und Stadel, Kosten für die Entleerung und den Salzversilberer beinhaltete, stellte man fest, dass sich eine Ersparnis von fast 2000 fl ergäbe, wenn man die Salzlager nach Stein und Stockerau verlegen würde. Es war dabei die Rede von 30.000 Zentnerfässern.
Der Lodersteig
Der Zollordnung von Raffelstätten
(ca. 905) ist zu entnehmen. daß am Ausgang der Wachau Salz als wichtigstes Handelsprodukt galt. Die Salzschiffe mußten in Mautern je 3 Scheffel Salz an Zoll entrichten. Im Jahr 1396 erhielt Stein ein eigenes Stapelrecht, wodurch Stein ein Hauptumschlagplatz für Salz wurde. Wenn Salzschiffe dann zwischen der Wachau und dem Wienerwald ihre Ware absetzen wollten, mußten sie weitere 6 Scheffel aus ihrer Fracht opfern. Jetzt versteht man, warum der Lodersteig um die Orte herumführt; hätte jede Gemeinde beim Passieren des Ortes Mautsalz eingehoben, so wäre der Transport leer nach Böhmen oder Mähren gekommen.
Daß bei fortschreitender Besiedlung ein weiterer Ausladeplatz donauabwärts geschaffen wurde, ist naheliegend. Und der muß bei Altenwörth gewesen sein. Denn von der Donau an kann man deutlich einen Weg, Saumweg - Lodersteig genannt - verfolgen, an dem charakteristische Örtlichkeiten liegen, die alle zusammen einen Transportweg verraten. Zuletzt sei noch erwähnt, was mir Bürgermeister Söllner aus Kollersdorf (geb.1876) nach alter Ueberlieferung seiner Vorfahren mitteilte: auf dem Lodersteig hat man einst von Altenwörth bis nach Böhmen hinein Salz auf Eseln befördert.
https://www.hf-kirchberg.at/donau/dokumente-donau/salzstadel-oberseebarn-1710
Maria Knapp