1920
Pfarrchronik Kirchberg
Wie in mehreren größeren Orten der Erzdiözese Wien wurde auch in Kirchberg der Bezirkskatholikentag abgehalten. Der Pfarrer gründete ein Komitee, dem die meisten Bürger des Ortes angehörten und auch Frauen und bei der am 5. August hier stattgefunden Priesterkonferenz wurde das Programm bereits vorgelegt. Die Vorarbeiten waren überaus anstrengend. Am 7. September war die Dekoration des Ortes dank des Zusammenhaltes des Comitees bereits vollendet. Nachmittags kamen bereits der hochw. Herr Festprediger Universitätsprofessor Dr. Ernest Tomek und Professor Franz Gundl und hörten in der prachtvoll dekorierten Kirche heilige Beichte. Abends kam Se Gnaden der hochwürdigste Herr Prälat und Generalabt des Stiftes Klosterneuburg Dr. Josef Kluger mit Herrn Zeremonier Dr. Leo Lehaber, welche vom Pfarrer am Bahnhof begrüßt wurden. Nach dem Abendessen war die großartige Beleuchtung des Friedhofes und der Kirche (die 522 K kostete). Fackelzug durch den ganzen Markt, mit vielen hundert Lampions, Zapfenstreich der Kapelle Prohaska und Begrüßungsabend bei Fidelsberger im Saale. Herr Bürgermeister Höflinger hielt eine schöne Rede, sodann Herr Abgeordneter Friedrich Schönsteiner und Dr. Josef Pultar aus Wien. Als Präsident des Katholikentages wurde Dr. Josef Hartel, Gemeindearzt gewählt.
8. September, herrliches Wetter, massenhaft Zuströmen des Volkes. Um ½ 6h begannen die hl. Messen, um 7h hl. Segenmesse und Generalkommunion die Sr Eminenz aufgeopfert wurde. Um ½ 9h war der Aufmarsch der Burschen, Jungfrauen, Feuerwehren (aus dem ganzen Bezirke) und Veteranen, Gemeinde mit Bürgermeister Höflinger, der Redner und des Comitees. Der Festschmuck der Kirche fand allgemein Bewunderung. Die Kirche mit vielen Menschen bot ein feierliches Bild. Um ½ 9 Uhr begann die Festpredigt des hochw. Herr Universitätsprofessors Ernst Tomek, welcher die Werte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit auslegte. Sodann hielt S. Gnaden, der hochwürdigste Herr Prälat Dr. Josef Kluger des Stiftes Klosterneuburg das feierliche Pontifikalamt unter großer Assistenz. Die Missa von von Filke herrlich aufgeführt mit Zuhilfenahme von fremden Kräften unter dem Dirigenten Herrn Steuerdirector Ferdinand Pimmer. Nach dem Pontifikalamt war Ausmarsch zu den Sektionsberatungen. Im Saale Rittler sprach für Gewerbetreibende Herr Abgeordneter Schönheimer aus Wien, bei Fidelsberger Herr Director Hochw. Sturm für die Bauern, ebenso Präsident Leit aus Weikersdorf, Herr Nationalrat Diwald von Hohenwarth (eine Presseversammlung). Bei Bauer, Herr Bezirksrat Bittner aus Wien und Herr Höretsauer für Landarbeiter. Um 12h war im Pfarrhofe eine einfache Festtafel zu 24 Gedecken, an der auch die Redner teilnahmen. Um 1/2 2h war ein assistierter hl. Segen. Sodann wurden Sektionsberatungen und zwar bei Fidelsberger Frl. Hermine Kepler von Wien über die Frauenfrage, Frau Dr Anna Holzer (Krems) u. Herr Leop. Engelhart, Kurpriester von Stefan in Wien bei Gastwirt Schiel für die zahlreichen Jungfrauen u. Herr Dr. Pulter über christl. Presse beim Gastwirt Ritter. Herr Bittner sprach im Saale Bauer für die männliche Jugend. Alle Säle waren überfüllt, es mußten Parallelversammlungen gehalten werden.
3h nachmittags begann der Aufmarsch, der Körperschaften und Vereine zum Festplatz. Bei der Dreifaltigkeitssäule war die Rednertribüne, geziert mit dem Kardinalswappen. Der ganze Marktplatz war von der Menschenmenge besetzt. Von den Fenstern der dekorierten Häuser sah man die feinen Gäste, fremde aus besten Ständen. Bei der Triumphpforte beim Eisenhändler Tragschitz erwartete der Pfarrer Se Eminenz dem hochwürdigsten Herrn Kardinal-Erzbischof Dr. Friedrich Gustav Piffl, welcher Punkt 4h nachmittags, mittelst Automobil, das Herr Georg Passecker, Schloßbesitzer in Mitterstockstall großherzig Sr Eminenz zur Verfügung stellte, bei der Triumphpforte an. In Begleitung Sr Eminenz war Moriz Wagner, Consistorial-Sekretär. Vom Pfarrer begrüßt begab sich (Textstelle fehlt) unter stürmischem Jubel des Volkes und den Klängen der Papst-Hymne zur Rednertribüne. Nun wurde die Versammlung von Bürgermeister Höflinger begrüßt. Es sprach Herr Director Sturm über das Thema: Der Bauernstand im Lichte der christlichen Volkswirtschaften, sodann Herr Gemeinderat Schmitz aus Wien: Deutschtum und Christentum in seiner weltpolitischen Bedeutung. Nun folgten die Schlußworte Sr Eminenz, prachtvoll und mit helltönender Stimme drangen die Hirtenworte zu den Herzen der 10000 harrenden Menschen. „Solidarisch müssen wir uns wieder um das Kreuz scharren, damit das verarmte Volk wieder auf die Füße kommt.“ Am Schluße spendete Se Eminenz den oberhirtlichen Segen, es wurde die Resolution von Dr. (Name fehlt) verlesen und das Herz-Jesubundeslied von der Musik intoniert und vom Volke gesungen. Von der Musik begleitet begab sich Se Eminenz sodann auf eine Jause in den Pfarrhof. Hochbefriedigt war jedermann. Kein Mißton störte die Tagung. Se Eminenz war hocherfreut und verließ nach kurzem Kirchenbesuch mit Auto wieder Kirchberg, abends um ¼ 7h um auf der Rückfahrt dem toten Pfarrer Mathias Prucker (+ 7. Sept.) noch den letzten Bischofssegen zu geben. Es war bei 40 Priester hier. Am Abend verließen auch Se Gnaden, der hochwürdigste Herr Prälat Dr. Josef Kluger, Dr. Leo Schaber, Herr Professor Tomek, die Redner aus Wien Kirchberg. So endete der schönste Tag, den Kirchberg je erlebte.
Reichspost vom 9.9.1920
Katholische Massenkundgebung in Kirchberg am Wagram
Wie uns aus Kirchberg mitgeteilt wird, nahmen an dem heute dort stattgefundenen Bezirkskatholikentag zehntausend Personen teil. Vormittags fanden die Sektionsberatungen statt, in der nachmittägigen Festversammlung, die auf dem Hauptplatz stattfand, sprachen Kardinal Dr. Piffl, Gemeinderat Schmitz und Direktor Sturm.
1922
Pfarrchronik Kirchberg
Am Sonntag, den 21. Mai, war hier der Bezirkskatholikentag, der wieder sehr schön verlief. Am Morgen war hl. Generalkommunion. Um 9 h war der Einzug der Jungfrauen, Burschen, Feuerwehr u. Gemeinde in die festlich dekorierte Kirche, sodann Herr Kooperator Leopold Schmid, Wien III St. Rochus, die Festpredigt und der hochwürdigste Herr Abt u. Prälat von Altenburg Odilo Kautzky das Pontifikalamt hielt unter zahlreicher Assistenz. Es folgten um ½ 11 Uhr die Versammlungen der Frauen, Männer und Burschen in den 3 Gasthäusern. Um ¾ 3 h die Festversammlung am Platze. Den Vorsitz führte Dr. Pultar, Regierungsrat in Wien, begrüßt von Bürgermeister Höflinger hielt Prof. Dr. Csermak von Stockerau die 1. Rede, die 2. Frau Bezirksrätin Schlösinger aus Wien und Generaldirector Jakob Fried des kath. Volksbundes. Besuch war gut, aber nicht mehr so wie beim 1. Katholikentag.
Reichspost vom 22.5.1922 (auszugsweise)
Großartiger Verlauf des Katholikentages in Kirchberg am Wagram.
Der freundliche Marktflecken Kirchberg am Wagram war gestern der Schauplatz einer machtvollen Katholikentagung. Aus dem ganzen Bezirke waren mehrere tausend Personen in den reichbeflaggten Ort geströmt, wo in glänzenden Versammlungen aufs neue bekundet wurde, daß die Bevölkerung in unwandelbarer Treue dem katholischen Glauben und seinen sittlichen Gesetzen ergeben und bereit ist, in neuerlicher kraftvoller Arbeit, die Organisationen auszubauen. In besonderer Weise zeichneten sich bei der Tagung die katholischen Burschenvereine aus, die durch ihre stramme Haltung und opferfreudige Tätigkeit viel zu dem lebendig frischen Eindruck des Katholikentages beitrugen.
Die Veranstaltung wurde am Sonntag früh durch eine Predigt und eine feierliche Generalkommunion eingeleitet. Um 9 Uhr wurden die mit dem Zuge eintreffenden Katholikentagsteilnehmer mit klingendem Spiel vom Bahnhofe abgeholt, worauf sich ein langer Zug zu der schönen, am Burgabhange stehenden Pfarrkirche bewegte, wo Kooperator Schmid aus Wien eine packende Predigt hielt und der Abt des Benediktinerstiftes Altenburg P. Odilo Kautzky ein festliches Hochamt zelebrierte. Nachdem der massenhaft besuchte Gottesdienst beendet war, begaben sich die Katholikentagteilnehmer in die einzelnen Gruppenversammlungen.
Im Gasthause Fidelsberger tagte die von vielen hundert Personen besuchte Männerversammlung, bei welcher Vizebürgermeister Kohlheimer (Kirchberg) den Vorsitz führte…..Die Beratungen der Frauen, die im Gasthause Hirsch stattfanden, wurden von Frau Zwickl aus Kirchberg geleitet….
Den Vorsitz bei der Versammlung der Burschen führte der Gauobmann der Jugendvereine Waltner aus Altenwörth….
Nach der heiligen Segenandacht versammelten sich am Nachmittag auf dem Platze vor der Dreifaltigkeitssäule eine Menge von mehreren tausend Personen zu der Festversammlung, mit der die Tagung einen glänzenden Abschluß fand. Nach den Eröffnungsworten des Vorsitzenden Regierungsrates Dr. Pultar, begrüßte der Bürgermeister von Kirchberg, Herr Höflinger, die Versammlung und den Katholikentag mit dem innigen Wunsche, daß der christliche Geist wie eine Welle sich über die Welt ausbreiten und die Gesundung der leidenden Menschheit herbeiführen möge….
Generaldirektor Fried überbrachte der Versammlung die Grüße und die Segenswünsche des Kardinal-Erzbischofs Dr. Piffl, der durch seine Reise nach Rom verhindert war…
Der Vorsitzende Dr. Pultar schloß hierauf die glänzend verlaufene Tagung. – Um das Zustandekommen und die Vorbereitung hat sich das zu diesem Zwecke eingesetzt Komitee, dem u.a. Pfarrer Rasberger, Kooperator Toifl sowie Herr Bröderbauer angehörten, große Verdienst erworben. Die Musikkapelle wurde vom Burschenvereine in Riedenthal beigestellt.
Den kompletten Text siehe hier:
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19220522&seite=3&zoom=33
1929
Pfarrchronik Kirchberg
Am Fest Christi-Himmelfahrt, 9. Mai, war in Kirchberg Bezirkskatholikentag. Schon am Vortage waren viele Beichtleute und am Feste selbst waren die Beichtstühle umlagert. Die Festpredigt hielt Spiritual Franz Gundl, das Pontifikalamt der hochwürdigste Herr Domdechant Prälat Merinsky unter zahlreicher Assistenz und Aufführung einer neuen Messe von Filke. Nachher waren die Versammlungen der Männer bei Hirsch, Redner Dr. Schidler, für die Burschen bei Bauer, Redner Generalsekretär Stein aus Wien. Nachmittags nach der Maiandacht um 1 Uhr Frauen Versammlung (Gasthof Mantler) Rednerin Stadträtin Dr. Alma Motzko. Weibliche Jugend (Gasthof Schiel) Frl. Hermine Gart aus Wien. Um 3h war der Festzug geordnet. Voraus marschierten die Burschenvereine, die Congregationen, christl. Turner, christl. Eisenbahner, die Feuerwehren des Bezirkes, Kriegerverein, das Comitee mit dem Präsidenten des Katholikentages Bürgerschuldirektor Hora. Es wäre Alt-Bundeskanzler Dr. Seipel bestimmt gewesen, als Hauptredner, der aber zwei Tage vorher abgesagt hat. Auf der Tribüne am Marktplatze waren Prälat Merinsky, Monsignore Erzdechant Jakob Pich mit dem Dekanatsklerus, ferner die Bürgermeister, das Damenkomitee mit Frau Maria Zwickl und Frau Apotheker Irma Becker, Frl. Jachim und Mathiasek (Lehrerinnen), Herr Landeshauptmann-Stellvertreter Reither, und Minister a.D. Buchinger. Es sprachen bei der Hauptversammlung Dr. Alma Motzko und Dr. Schidler von Stockerau, am Schluße Prälat Merinsky und erteilte sodann den Segen. Den Schluß bildete die Defilierung aller Vereine bis zum Pfarrhofe, wo der Pfarrer allen für die besonders lobenswerte Teilnahme dankte.
Reichspost vom 10.5.1929
Eine Massenkundgebung der glaubenstreuen Bevölkerung
Der freundliche Ort Kirchberg am Wagram wurde am Christihimmelfahrtstag aus seiner Ruhe geweckt. Aus allen umliegenden Ortschaften kamen festlich gestimmte Menschen, um ihre Zugehörigkeit zur katholischen Kirche freudig zu bekennen. Sie zogen durch geschmückte Straßen; nicht ein Haus, von dem nicht eine Fahne flatterte, die meisten hatten auch grünen Reiserschmuck angelegt.
Der Festpredigt, gehalten von Spiritual Gundl folgte ein feierliches Pontifikalamt, das Domdechant Merinsky zelebrierte und zu dem der Kirchenchor unter der Leitung seines Direktors, Gemeindearzt Dr. Hartl, eine Messe von Filke ganz vorzüglich zum Vortrag brachte.
Eine starke Beteiligung hatten die Standesversammlungen aufzuweisen, die – weil es an genügend geräumigen Sälen mangelte – in den Höfen abgehalten werden mußten. Bei den Männern sprach Stadtrat Dr. Schidla (Stockerau), bei den Burschen Prälat Merinsky, Sekretär Stein und Gaupräfes Kooperator Masopust; bei den Frauen hielt Stadträtin Dr. Motzko, bei den Mädchen Fräulein Hermine Gart die Ansprache.
Nachmittags formten sich die Teilnehmer zu einem prächtigen Festzug. Unter den Klängen mehrere Musikkapellen marschierten einige tausend bekenntnistreuer Katholiken aller Pfarrgemeinden der Dekanate Groß-Weikersdorf und Hadersdorf am Kamp mit wehenden Fahnen durch den Ort. Man sah starke Gruppen des Katholischen Volksbundes, der Burschenvereine, der Feuerwehren, des Kriegerverbandes, der Heimwehren, der Frauen- und Mädchenorganisationen. Auf der Tribüne des Festplatzes befanden sich als Ehrengäste u.a. Landeshauptmannstellvertreter Reither, Minister a.D. Abgeordneter Buchinger, Abgeordneter Zehetmaier und Erzdechant Pich sowie Pfarrer Rasberger von Kirchberg, der seit Wochen mit großem Eifer den Festtag vorbereitet hatte. Schuldirektor Hora begrüßte die Versammlung, worauf Stadträtin Dr. Motzko und Stadtrat Dr. Schidla in eindringlichen, mit großer Begeisterung aufgenommenen Reden die Wege wiesen zu einer Lösung der kulturellen und wirtschaftlichen Gegenwartsprobleme aus dem katholischen Geiste heraus.
In einer kurzen Ansprache, die er mit dem Rufe: „Es lebe Christus der König“ beendete, übermittelte Domdechant Merinsky die Grüße des Kardinals und erteilte der Versammlung dessen oberhirtlichen Segen. Mit einer Defilierung der katholischen Burschenvereine, der Heimwehren und der Feuerwehren vor den Ehrengästen fand der Katholikentag seinen Abschluß.
November 2020, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp