Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Der Kirchberger Heimatforscher Dr. Rudolf Delapina (1883 - 1965) hat neben der Erforschung der Gemeinde Kirchberg u.a. auch zwei Bücher mit insgesamt über 500 Seiten über die Herren von Winkl verfasst. Der Übersichtlichkeit halber sind die Texte auf verschiedene Artikel aufgeteilt.

Turnier Walther von Klingen
Codex Manesse, UB Heidelberg, Cod.Pal.germ.848, fol 52r
Gemeinfrei

Als Herzog Leopold VI. mit einem glänzenden Gefolge, darunter Hadmar von Kuenring mit 90 seiner Ritter, und dessen Verwandten, Hadmar von Schönberg, 1244 sich nach Friesach begab, um eine zwischen dortigen Adeligen ausgebrochene Fehde zu schlichten, wurden zuerst durch 10 Tage Turniere, schließlich ein gemeinsames Turnier ausgefochten, bei welchem auch der Minnesänger Ulrich von Liechtenstein und sein Bruder Ditmar mitkämpften und hunderte Speere verstochen wurden.

Ulrich von Lichtenstein, geboren um 1200, erzählt in seiner Erzählung „Frauendienst“ (1255) seine Liebes- und Turnierabenteuer, wie er 1227 auf seiner abenteuerlichen Venusfahrt nach Mestre (Venedig) über Treviso, Villach, Friesach, Judenburg, Leoben, Semmering, Wiener Neustadt, Wien bis an die mährische Grenze zog und in verschiedenen Orten Turniere ausgefochten wurden. An einem zuletzt in Klosterneuburg abgehaltenen Turnier nahmen noch Hadmar und Heinrich von Kuenring und Wolfker von Gars teil. Wir hören in dem Bericht die Namen zahlreicher Ministerialen, die an diesen ritterlichen Kämpfen zu Pferde teilnahmen. Wenn auch die Herren von Winchel darin nicht namentlich als Teilnehmer an den Kämpfen genannt werden, kann doch ihre Anwesenheit angenommen werden, da das glänzende Aufgebot im ganzen Lande riesiges Aufsehen gemacht, der ganze Adel sich eingefunden hatte und mehrfach Namen genannt werden, denen wir als Mitsiegler mit den Winklern in zahlreichen Urkunden aus jener Zeit begegnen. Mit den Kuenringern verbanden sie verwandtschaftliche Bande. Es ist nicht anzunehmen, dass sich die Herren von Winkel dem Geiste des Rittertums der damaligen Zeit völlig fernhielten.

Die Minnelieder gingen von Mund zu Mund. Es war kein rechter Ritter – hieß es – der könne nimmer Ehre erwerben, wenn er nicht sein Leben den Frauen widme, für sie die Lanze im Turnier, das Schwert in der Schlacht führe. Ein Georg von Chunigsbrunn (die Chunigsbrunner und Winkler dürften nach Wisgrill und Dr. Lampel gemeinsamen Stammes sein) erschien 1362 aus Österreich auf dem Turnier zu Bamberg. Auf dem Platz „Am Hof“ in Wien war damals ein Waffenplatz, auf dem Turniere geritten wurden; das letzte 1490 vor dem ungarischen König Matthias Corvinus. Frankreichs König Heinrich II. erlitt 1559 in einem bei den Vermählungsfeierlichkeiten zweier Fürstentöchter veranstalteten Turnier eine Wunde im Auge, an der er unter grässlichen Schmerzen starb. Welche Bedeutung man den Turnieren, diesen ritterlichen Spielen, in jenen Jahrhunderten beimaß, zeigt uns der Verfasser der 1560 geschriebenen Chronik der Herren von Trenbach. Der Verfasser bringt nicht nur die Lebensgeschichte des Herren Christoph von Trenbach, Dompropst und 1535 – 1552 Pfarrherr von St. Stephan am Wagram, der von den Nachfolgern der Herren von Winkel, von den Herren von Puechheim die Veste Winkelberg erworben und den heute „Schloss Oberstockstall“ genannten Pfarrhof von Grund auf neu aufbauen ließ, sondern erzählt auch von den Turnieren der Herren von Trenbach, die er in 2 Aquarellen darstellt. 

Juni 2013
Maria Knapp