Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
die in unserer Umgebung Erwähnung fanden. 
Zeugnis geben hier vor allem die Schul- und Pfarrchroniken.
 

Cholera 

(Brechdurchfall)
Eine schwere bakterielle Infektionskrankheit vorwiegend des Dünndarms, die durch ein  Bakterium  verursacht wird. Die Infektion erfolgt zumeist über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung. Die Bakterien können extremen Durchfall  und starkes  Erbrechen  verursachen. Die Cholera-Epidemie von 1892, bei der es in Hamburg viele Todesopfer gab, gilt als eine der letzten (https://de.wikipedia.org/wiki/Cholera)
Im 19. Jahrhundert kam die Cholera aus Preußen und Polen zu uns und hatte besonders im September 1831 viele Todesopfer, ebenso 1837 und 1855.
(Otto Biak, Die Geschichte der Stadt Tulln)
 
Pfarrchronik Bierbaum: Am 9. September 1855 ist die verheerende Cholerakrankheit auch in der hiesigen Pfarre ausgebrochen und, obwohl während des Zeitraumes von 25 Tagen „nur 11“  Sterbefälle eintraten, so befanden sich unter denselben sehr betrübliche und schmerzliche Opfer. Lobenswert und nicht zu verkennen war der Fleiß des hiesigen Ortsarztes Ignaz Dietrich, welcher ungeachtet seines vorgerückten Alters Tag und Nacht den Leidenden Hilfe leistete.
 
Im nördlichen Bezirksteil war die Seuche 1866 im Gefolge der Kriegsereignisse, durch die Preußen eingeschleppt, sehr stark aufgetreten.
(Otto Biak, Die Geschichte der Stadt Tulln)

Dies wird auch in der Pfarrchronik Altenwörth erwähnt. Die Seuche breitete sich hier aber nicht weiter aus.
Eine leichte Form von Cholera war Cholerine. Daran starb 1866 Johann Michael Kern, der Freihofbesitzer von Kollersdorf. 
 

Diphterie

(Bräune, Halsbräune, häutige Bräune, Rachenbräune)
Eine vor allem im Kindesalter auftretende, akute, ansteckende Infektionskrankheit, die durch eine Infektion der oberen Atemwege mit dem Diphtheriebazillus, hervorgerufen wird. Es kann zu lebensbedrohlichen Komplikationen und Spätfolgen kommen.
 
Zwei Kinder des Kirchberger Arztes Anton Köck starben 1844 an der häutigen Bräune. 

In Neustift im Felde tritt unter den Schulkindern die Diphteritis stark auf. Mehrere Kinder sind daran schon gestorben. Die feuchte, unfreundliche Witterung ist schuld daran.
(Kremser Zeitung vom 22.11.1890) 

Am 27. April 1891 erkrankte der Sohn des Schulleiters Anton Bachner an Diphteritis und mußte deshalb die Schule geschlossen werden. Am 12. Mai wurde die Schule nach vorhergegangener gründlicher Desinfektion und Reinigung des gesamten Schulhauses wieder eröffnet.
(Schulchronik Altenwörth) 
In der Pfarre Bierbaum am Kleebühel herrschte 1933 die  Diphterie.
 
Neustift, Februar 1937: ...Es traten aber besonders in der weiteren Umgebung viele Scharlach- und Diphterieerkrankungen auf. In Neustift erkrankten an Scharlach zwei Kinder. Diese  wurden in das Krankenhaus Stockerau abgegeben. Die Klasse wurde desinfiziert.
 
Anfangs Juni 1938 brach in der Gemeinde eine schwere Diphterie- und Scharlach-Epidemie aus. 5 Diphterie- und 8 Scharlachfälle wurden verzeichnet. Ein Kind: Weidlinger Gertrude ist an der Diphterie im Krankenhaus Stockerau gestorben (15.7.).
(Pfarrchronik Altenwörth) 
 

Grippe

(Epidemisches Fieber, epidemisches Nervenfieber)
Dabei handelt es sich um die Influenza, die echte Grippe, die im Gegensatz zum grippalen Infekt (Erkältung) mit hohem Fieber und Muskelschmerzen beginnt. Da es in vielen Jahren zu Grippewellen kam, sind diese nicht separat angeführt. Zwei pandemische Grippewellen:
 
Russische Grippe
Die Influenza-Pandemie von 1889 bis 1895 war eine weltweite Influenza-Epidemie, die seinerzeit in den Zeitungen und später auch in der Fachliteratur Russische Grippe genannt wurde. Sie begann im Sommer 1889 in Zentralasien, von wo aus sie den Handelsrouten folgend sich nach Russland, China und von Russland aus nach Europa und dann weltweit ausbreitete. Die Ausbreitung erfolgte in Wellen. Der ersten Welle von 1889/1890 folgten bis 1895 drei weitere Wellen unterschiedlicher Ausprägung. Die Russische Grippe war mit bis zu einer Million Opfern weltweit die bis dahin schwerste Influenza-Epidemie, übertroffen erst durch die Spanische Grippe.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Influenza-Pandemie_von_1889_bis_1895

Kirchberg am Wagram. Auch hier sind seit 9. d.M. die Schulen gesperrt worden, - nicht nur Kinder, sondern meistens Erwachsene wurde von der „neuen Krankheit“ befallen. (Kremser Zeitung vom 18.1.1890)
 
Spanische Grippe
Eine Influenza-Pandemie, die durch einen ungewöhnlich virulenten Abkömmling des 
Influenzavirus  verursacht wurde und sich zwischen 1918 und 1920 in drei Wellen verbreitete und bei einer Weltbevölkerung von etwa 1,8 Milliarden zwischen 27 und 50 Millionen Menschenleben forderte, Vermutungen reichen bis zu 100 Millionen. Damit starben an der Spanischen Grippe mehr Personen als im Ersten Weltkrieg (17 Millionen). Insgesamt sollen etwa 500 Millionen Menschen infiziert worden sein, was eine Letalität von 5 bis 10 Prozent ergibt, die damit deutlich höher lag als bei Erkrankungen durch andere Influenza-Erreger.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Grippe)
 
Pfarrchronik Altenwörth: In den Monaten September und Oktober gab es in unserem Vaterlande wohl kaum ein Dorf, das nicht von der Infektionskrankheit „Spanische Grippe“ heimgesucht gewesen wäre. Auch in unserer Pfarre waren sehr viele erkrankt (auch der Verfasser dieser Aufzeichnungen); tödlich verlief die Krankheit für vier Personen.

Pfarrchronik Kirchberg am Wagram: Auch im Pfarrsprengel von Kirchberg ist die spanische Grippe als Epidemie ausgebrochen und es lagen an dieser Krankheit ganze Familien. Zu verzeichnen waren bis 15. October 7 Todesopfer. Soher waren in der Pfarre 1500 Personen erkrankt, meistens Kinder oder jüngere Leute.

Schulchronik Utzenlaa: Anfang Oktober trat die spanische Grippe so stark auf, daß am 4. und 5. Oktober wegen Mangel an Schulkindern kein Unterricht abgehalten werden konnte.

Schulchronik Bierbaum: Vom Herbste an bis Ende März grassierte besonders stark die Spanische Grippe.
 
Asiatische Grippe
Eine weitere pandemische Grippe war die Asiatische Grippe, die im Winter 1957/58 wütete und weltweit 1,1 Mio. Todesopfer forderte.
 
Schulchronik Utzenlaa: Alle Kinder erkrankten im Oktober  an der asiatischen Grippe. Krankheitssymptome: hohes Fieber, starkes Erbrechen, allgemeine Müdigkeit, u. bei manchen starkes Nasenbluten.

Schulchronik Bierbaum: Infolge Erkrankung an Grippe von 50 % der Schüler und des Schulleiters musste die Schule in der Zeit vom 29.10. – 3.11.1957 geschlossen werden.

Neustift: Am 13.12. erkrankte der Leiter der Schule an Grippe, nachdem schon durch Wochen die Grippe die Schüler erfaßt hatte. Über Anordnung des Amtsarztes wurde am 14.12. 1958 die Schule für 1 Woche gesperrt, weil auch schon über 50% der Schüler erkrankt waren. 
 

Keuchhusten

(Stickhusten, Krampfhusten)
Keuchhusten ist eine durch Bakterien ausgelöste hochansteckende Infektionskrankheit. Bereits seit 1933 gibt es eine Impfung.
 
Im Juni 1899 trat unter den Bierbaumer Schulkindern der Keuchhusten so stark auf, dass vom 26. Juni bis 1. Juli die 2 Klasse vor allem wegen Erkrankungen in der Familie des Oberlehrers geschlossen werden musste.
 
In Winkl brach im Oktober 1900 nach einer Masernepidemie auch noch  Keuchhusten aus.
 
Vom 7. Juni 1903 bis Ende dieses Schuljahres trat der Keuchhusten unter den Schülern in Bierbaum  epidemisch auf, doch wurde die Schule nicht geschlossen.
In Utzenlaa wurden im Schuljahr 1903/04 die 14tägigen Leseferien an die Hauptferien angeschlossen, da die meisten Kinder an Keuchhusten erkrankt waren.
 
1908 waren die 1. und  2. Klasse der Schule in Kirchberg vom 16. Juni bis Ende des Schuljahres wegen Keuchhustens geschlossen.
 
Auch im Juni und Juli 1913 trat unter den Bierbaumer Schulkindern der Keuchhusten stark auf.
 
1927/28 nahm man in Bierbaum von den Kinderaufführungen zu Weihnachten Abstand, da wegen häufiger Krankheitsfälle (Masern, Keuchhusten) nicht regelmäßig geprobt werden konnte.
Die Pfarrchronik Kirchberg berichtet 1928, dass viele Kinder an Keuchhusten, Feuchtblattern und Masern erkrankt waren.
 
In Utzenlaa trat im Winter 1935/36 wieder Keuchhusten auf,  es kam zu vielen Schulversäumnissen.
 
1943 trat an der Schule in Bierbaum Krampf- und Keuchhusten auf. 
 

Kinderlähmung

Die Poliomyelitis, ist eine von Polioviren vorwiegend im Kindesalter hervorgerufene Infektionskrankheit. Sie befällt bestimmte Nervenzellen und bleibt in einer großen Anzahl der Fälle symptomlos, kann jedoch auch zu schwerwiegenden, bleibenden Lähmungen führen. Diese betreffen häufig die Extremitäten. Der Befall der Atemmuskulatur ist tödlich, dies führte zu den ersten maschinellen Beatmungsverfahren.
 
Aufgrund einer österreichweiten Kinderlähmungsepidemie wurde der Unterricht im Herbst 1947 in  der Umgebung drei bis vier Wochen später begonnen.
 
Vom 10.11.1948 – 2.1.1949 war die Schule in Winkl aus diesem Grund wiederum geschlossen. Lehrer Engelberger schreibt in der Chronik: Am 5. November wurde meine Frau ins Krankenhaus Krems eingeliefert. Eine Woche später auch ich. Beide Kinderlähmung. Die Schule wurde auf behördliche  Anordnung sofort geschlossen und der erste Unterricht fand am 4.1.49 wieder statt. Ich wurde am Tag vor dem hl. Abend aus dem Krankenhaus entlassen und nach 2 Monaten waren alle Lähmungsrückstände verschwunden und ich wieder gesund. Nach einem Krankenurlaub hielt ich am 14.4.1949 wieder Schule….. Meine Frau bekam am 30. Nov 1948 unser 4. Kindchen.  Seine Frau litt ihr Leben lang an den Folgen der Krankheit.
Von der Wiener Städtischen Wechselseiten Versicherungsanstalt gab es eine „Kinderunfall- und Kinderlähmungsversicherung“, für die jährlich für alle 17 Schüler insgesamt 17,07 Schilling zu zahlen waren. 
 

Masern

Masern  sind eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die vor allem Kinder betrifft. Neben den typischen roten Hautflecken ruft die Erkrankung Fieber und einen erheblich geschwächten Allgemeinzustand hervor. Diese sogenannte Kinderkrankheit wird durch das Masernvirus hervorgerufen und kann in manchen Fällen lebensbedrohlich sein durch schwere Verläufe mit Lungen- und Hirnentzündungen. In den meisten Ländern ist die Erkrankung meldepflichtig.
 
Im November 1843 brach unter den Bierbaumer Schulkindern eine Masernepidemie aus, welche keines der Kinder verschonte. Mehr als 14 Tage konnte keine Schule gehalten werden, drei Tage gab es keine Ministranten, gestorben sind 8 Kinder.
 
1880: Schule Kirchberg 
1882: Schule Bierbaum
 
Im Februar und März 1887 herrschte unter den Kindern der Pfarre Altenwörth eine Masern-Epidemie, so dass die Schule in Altenwörth und Kollersdorf für 6 Wochen geschlossen werden musste. Ein Schüler starb an der Krankheit.

Schulchronik Kirchberg: Im Laufe des Sommers 1887 brach unter den Schulkindern in Kirchberg die Masern Epidemie aus und wurde zur Verhinderung der Weiterverbreitung dieser Krankheit der Unterricht auf vier Wochen sistirt.
 
Am 28 März 1893 wurde der Unterricht in Kirchberg wegen Masernerkrankungen eingestellt und am 21. Mai wieder begonnen. Wegen der dadurch verursachten Versäumnisse wurde 15. Juli bis 4. August täglich von 7-9 Uhr Unterricht gehalten.

Vom 16. Juni bis 15. Juli 1893 herrschte unter der Altenwörther Schuljugend die Masernepidemie, mehr als die Hälfte der Kinder erkrankte.
 
Am 29. Mai 1894 wurde der Schulunterricht in Bierbaum infolge ausgebrochener Masern-Epidemie geschlossen und am 20. Juli 94 wieder begonnen. Es kam zu 178 Krankheitsfällen mit zwei Todesfällen. Infolge der großen Schulbesuchsversäumnisse wurden die Ferien verkürzt.  
Masern traten auch in Winkl auf, sodass die Schule für 5 Wochen, vom 13. April bis 16. Mai 1894 geschlossen wurde. Auch der Lehrer war erkrankt.
Am 22. Dezember 1894 wurde die Schule in Altenwörth wegen ausgebrochener Masernepidemie geschlossen.
 
Im November 1897 brachen in Utzenlaa die Masern aus und 8 Schüler erkrankten, doch konnte der Unterricht fortgeführt werden. 
1900: Schulen in Altenwörth und Winkl 
Schuljahr1902/1903: Schulen in Utzenlaa, Bierbaum und Kirchberg 
1907: Schule in Kirchberg 
1908: Schule in Winkl 
1909: Schulen in Bierbaum und Altenwörth 
1911/12: Schule in Utzenlaa 
1912/ 13: Schule in Kirchberg 
1918: Schulen in Bierbaum und Neustift 
Von Mitte Februar bis Ende Februar 1925 waren in Utzenlaa Masernerkrankungen, an manchen Tag waren nur 4 Kinder in der Schule. (Bei einem Schülerstand von 14 Kindern.)
Epidemie auch in Bierbaum 
1927: Schule in  Bierbaum 
Nov.-Dez. 1934: Masernepidemie in Utzenlaa (90 % der Schulkinder erkrankt).
In der 2. Woche des Monates Dezember brach in Bierbaum eine Masernepidemie aus. Von 72 Kindern der Volksschule waren nur 18 Kinder in der Schule.
Im Dezember 1934 und im Jänner 1935 trat in Altenwörth eine Masernepidemie auf wovon  fast alle schulpflichtigen Kinder befallen wurden. 
1941: In den letzten Wochen traten in Engelmannsbrunn Masern und Mumps auf. 
1944: Schule in Neustift 
1949: Schule in Winkl  
 

Pest

(Beulenpest, der schwarze Tod) 
Die gefürchtetste aller Seuchen war die Beulenpest, die jahrhundertelang immer wieder über Europa hereinbrach. Sie begann mit Kopfweh, Schnupfen und Abgeschlagenheit. Kurz darauf zeigten sich "Dippel am Körper", der Tod trat meist in kürzester Zeit auf und raffte ganze Familien dahin.
Zum Dank für die Errettung von der Seuche wurden Pestsäuen und Martel aufgestellt. Pestsäulen stellen meist die Heilige Dreifaltigkeit, die Muttergottes oder andere Pestheilige wie die hll. Rosalia, Sebastian oder Rochus dar.
 
Die Pest, seit Jahrhunderten der Schrecken unseres Landes, verlor auch in den ersten zwei Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts nichts von ihrer Fürchterlichkeit. Sie hatte aber in den Jahren 1710 – 1715 ihren letzten Höhepunkt und suchte diesmal ganz besonders die Dörfer heim. Sie kam aus Ungarn, trat 1711 zuerst in unserem Bezirke in Groß-Weikersdorf auf und verbreitete sich über den ganzen Bezirk.
(Otto Biak: Die Geschichte der Stadt Tulln)

In der Pfarrchronik Altenwörth sind folgende Jahre als Pestjahre aufgezählt:
1349, 1359, 1365, 1367, 1368, 1380, 1397, 1409, 1410, 1431, 1444, 1445, 1471, 1477, 1543, 1558, 1626, 1655, 1679, 1713, 1714 und 1741.
 
In der Geschichte von Absdorf und Absberg von  Hubert Schützner sind die Jahre von 1653 bis 1655 als Pestjahre genannt. 
 

Pocken

(Blattern, schwarze Pocken, bösartige Pocken)
Eine hochansteckende Infektionskrankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Sie gilt dank flächendeckender Pockenimpfung seit dem Jahr 1980 offiziell als ausgerottet. Mit dem Pockenvirus infizierte Menschen leiden in der Anfangszeit unter grippeähnlichen Symptomen, gefolgt von einem schweren Hautausschlag. Im schlimmsten Fall können Pocken tödlich sein. 
 
In der Pfarrchronik Altenwörth wurde in den Sterbematriken im Jahr 1788 mit der Eintragung der Todesursache begonnen. Gleich der erste Todesfall hat als Ursache die Blattern.
 
In Neustift herrschte laut Schulchronik von 1871 – 1873 mit Unterbrechungen eine Epidemie der schwarzen Blattern.

In den Sterbematriken Kirchberg am Wagram findet man dazu folgende Eintragungen: Der erste Todesfall  ist in Kirchberg im Dezember 1972 zu verzeichnen, der letzte im Dezember 1973 in Winkl. Verstorben sind in Kirchberg 2, Engelmannsbrunn 2, Ottenthal 5, Mallon 2, Neustift 10, Oberstockstall 8, Mitterstockstall 2, Dörfl 2, Unterstockstall 2 und Winkl 5 Personen.
 
Im Februar 1879 brach laut Pfarrchronik in Bierbaum eine Blattern-Epidemie mit vier Todesfällen aus, unter denen auch Pfarrer Josef Kummerer war.
 

Ruhr

(Rote Ruhr, gallichter Durchfall)
Die bakterielle Ruhr ist eine Durchfallerkrankung, deren Erreger zwar weltweit verbreitet sind, warmes Klima und schlechte sanitäre Verhältnisse begünstigen aber die Ausbreitung der Krankheit.
(https://www.onmeda.de/krankheiten/bakterielle_ruhr.html)
 
Viele Soldaten fielen der Krankheit zum Opfer.
In den Sterbematriken sind etliche Fälle von Ruhr verzeichnet – siehe Ende des Artikels. 
 

Scharlach

Scharlach war vor Einführung der Antibiotika hochgefährlich. Er wurde im 9. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt. Der Scharlach ist eine akute Infektionskrankheit, die vor allem im Kindesalter von vier bis sieben Jahren auftritt. Die Behandlung mit einem entsprechenden Antibiotikum kann den früher gefürchteten Spätkomplikationen vorbeugen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Scharlach)
 
Schulchronik Bierbaum:  Vom 5.12.1908  bis 10.12.1908 wurde die Schule in Bierbaum wegen Scharlachinfektion auf Anordnung des Gemeindearztes geschlossen. Worauf letzterer die Formaldehyd-Desinfektion vornahm. Der Scharlach währte überhaupt bis Mitte März 1909 unter den Schulkindern sehr stark und war infolge dessen auch der Schulbesuch ein unterbrochener.

1928 gab es in Winkl laut Schulchronik Kirchberg eine Scharlachepidemie.
 
Schulchronik Neustift, Februar 1937: ...Es traten aber besonders in der weiteren Umgebung viele Scharlach- und Diphterieerkrankungen auf. In Neustift erkrankten an Scharlach zwei Kinder. Diese  wurden in das Krankenhaus Stockerau abgegeben. Die Klasse wurde desinfiziert.
 
Pfarrchronik Altenwörth: Anfangs Juni 1938 brach in der Gemeinde Altenwörth  eine schwere Diphterie- und Scharlach-Epidemie aus. 5 Diphterie- und 8 Scharlachfälle wurden verzeichnet. 
In der Pfarrchronik Altenwörth ist 1939 eine Scharlachepidemie in Kollersdorf dokumentiert – 25 Kinder waren erkrankt.  
 

Tuberkulose

(Lungensucht, Schwindsucht, Abzehrung, Auszehrung; Wiener Krankheit, da diese Krankheit in Wien stark verbreitet war.
Die Tuberkulose bezeichnet eine völlige Abnahme oder Verzehrung des Körpers, welche aus offenen Geschwüren oder anderen Gebrechen und Fehlern der Lunge entstanden, und mit einem schleichenden, anhaltenden Fieber und beschwerlichem Husten verbunden ist.
Die Krankheit, an der weltweit etwa 10 Millionen Menschen pro Jahr erkranken, führt die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. Nach dem Global tuberculosis report der  (WHO) starben 2015 etwa 1,4 Millionen Menschen an Tuberkulose. Dazu kamen noch 400.000 Todesfälle von zusätzlich HIV-Infizierten.
 
Diese Karte wurde aus der Lungenheilanstalt Alland  im Jahr 1928 geschrieben.
Im Text auf der Rückseite heißt es: ... dass die alle lungenkrank sind, werdet Ihr wohl kaum glauben und doch ist es so....
Karte: Manfred Schneider, Königsbrunn

Typhus

(Faulfieber, faules Nervenfieber, faulichtes Nervenfieber, Epidemisches Faulungsfieber, Gallfieber, hitzige Krankheit, Nervenfieber, bösartiges Nervenfieber, Schleichendes Nervenfieber, Schleimfieber)
Der Krankheitsverlauf ist vor allem durch hohes Fieber gekennzeichnet. Unbehandelt kann die Krankheit gefährlich verlaufen und zum Tode führen. Oft kommt es zu Bewusstseinsstörungen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Typhus)
 
1793 starben der Wirt des Ganitzhauses und seine Gattin, Josef und Magdalena Leuthner an Typhus. Sie hinterließen drei kleine Kinder, die unter den beiderseitigen Großeltern aufgeteilt wurden.
 
In der Pfarre Altenwörth kam es zwischen 1797 und 1843 zu 103 Todesfällen infolge von Typhus. 
 

Sterbematriken Altenwörth

1784- 1812
Im Jahr 1788 wurde in den Sterbematriken Altenwörth erstmals die Todesursache angeführt, die aber meist nur gewöhnlich war. Ab 1797 wurden dann konkrete Todesgründe genannt. Bis zum Jahr 1812 (16 Jahre) starben von etwa 500 Personen 2 an den Pocken, 1 an Diphterie, 4 an Keuchhusten, 5 an Masern, 18 an der Ruhr, 4 an Scharlach, 66 an Tuberkulose und 72 an Typhus.
Diese Zahlen sind aber nur bedingt aussagekräftig, da nach damaligem medizinischem Wissenstand viele Krankheiten falsch gedeutet wurden. Die Todesursache Auszehrung z.B. wurde für verschiedene Leiden verwendet: für die Tuberkulose, Krebsleiden oder Gewichtsabnahme im Alter. Lungensucht kommt nur in neun Fällen vor.
 
1813 – 1843
Bei 919 Todesfällen kam es in 31 Jahren zu 130 Fällen von Lungenschwindsucht, Abzehrung etc. (Lungenschwindsucht allein 41 Fälle), 31 Fälle von Typhus, 8 Fälle von Masern, 15 Scharlach, 7 Ruhr, 8 Keuchhusten, 2 Diphterie und 3 Blattern. 

Sterbefälle Altenwörth 

Zeitraum

Jahre  

Pocken  

Diphterie  

Keuchh.  

Masern  

Ruhr  

Scharlach  

TBC  

Typhus  

1797-1812   

16

2

1

4

5

18

4

66 ?

72

1813-43

31

3

2

8

8

7

15

(130)41  

31

 

Epidemien und Pandemien im Laufe der Jahrhunderte

 
Von einer Epidemie spricht man, wenn eine Infektionskrankheit in einem Land oder größeren Landstrich zur Massenerkrankung wird. Unter Pandemie versteht man eine Epidemie, die weltweit auftritt.
 

Pandemie

Zeitraum

Tote

Anmerkung

Schwarzer Tod

(Pest)

1347-1351

200 Mio.

Aus Zentralasien kommend über ganz Europa verbreitet; geschätzt 25 Millionen Tote, 
d.i. ein Drittel der damaligen europäischen Bevölkerung

Pocken

1520

56 Mio.

Mexiko. Neu in Amerika, wird für den größten Teil der Dezimierung der
indigenen Völker verantwortlich gemacht

Pest

17. Jhdt.

3 Mio.

Pestepidemien flackerten immer wieder auf.

Pest

18. Jhdt.

600 T.

 

Gelbfieber

19. Jhdt.

100-150 T.

 Afrika, Südamerika

Cholera

1817- 1924

1 Mio.

Trat in Ostasien auf. Die erste Pandemie trat im Zeitraum 1817 bis 1824
auf und betraf  Teile Asiens, sowie Ostafrika, Kleinasien, Russland und Europa.

Dritte Pest-Pandemie  

1894-1911

12 Mio.

Erstmals aufgetreten in China, weltweit verbreitet aber kaum in Europa,  rund 12 Mio. Tote.  

Russische Grippe

1889-1890

1 Mio.

Begann im Sommer 1889 in Zentralasien, von wo aus sie sich den Handelsrouten
folgend nach Russland, China, Europa und dann weltweit ausbreitete. 

Beulenpest

1894-1912

12 Mio.

Ausgehend von China über Asien, Indien über die USA und UK nach Südamerika.

Spanische Grippe

1918-1919

40 – 50 Mio.

Eine Besonderheit war, dass ihr vor allem 20- bis 40-jährige Menschen erlagen

Asiatische Grippe

1957-1958

1,1 Mio.

Die zweitschlimmste Influenza-Pandemie des 20. Jhdts.

Cholera

1961-1990

Mehrere Mio.

Siebte und bislang letzte Cholera-Pandemie, in Indonesien; längste andauernde Pandemie

Hongkong-Grippe  

1968-1970

1 Mio.

 

HIV/AIDS

1981-heute

25 – 35 Mio

rund 75 Millionen Infizierte

SARS

2002-2003

770

Aufgrund der raschen Verbreitung des  Virus über vier Kontinente  
trotz der relativ geringen Anzahl Erkrankter (rund 8100 P.) als Pandemie eingestuft.

Schweinegrippe

2009-2010

200 T.

Einstufung als Pandemie aufgrund der niedrigen Todesraten umstritten

Ebola

2014-2016

11.300

Afrika

MERS

2012-heute  

850

Arabische Halbinsel

Covid-19

2020-2023

k.A., da untersch. Angaben

Am 11. März 2020 erklärte die WHO die seit Dez. 2019
erfolgte Ausbreitung des Virus zur Pandemie.

Tuberkulose

 

 

Tuberkulose ist also nach wie vor die Infektionskrankheit,
die weltweit die meisten Todesopfer fordert, z.B. 1,6 Mio. im Jahr 2017

 
Im Vergleich dazu die Entwicklung der Weltbevölkerung:
Um die Zeitenwende: Weniger als 200 Mio.
Um 1500: um 500 Mio.
Um 1750: um 790 Mio.
Um 1850: um 1,26 Mrd.
1950: 2,5 Mrd.
1990: 5,3 Mrd.
2020: 7,7 Mrd. 
 
Quellen:
 
Mai 2020, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp