Wenn auch die Donauregulierung im Aulande stabile Verhältnisse geschaffen hat und die Hochfluten viel von ihren Schrecknissen verloren haben, so ist in den letzten Jahrzehnten durch die Ausrichtung des Stromverlaufes das Wasser in den Nebenarmen – wie auch das Grundwasser – merklich gesunken. Dafür können untrügliche Anzeichen angeführt werden. Der Kirchenbach, der Cograben und der Schindergraben bei Altenwörth und Winkl z.Bsp., die zur Zeit Kaiser Josef II. noch Wasser geführt haben, sind längst ausgetrocknet.
Zu dieser Unbeständigkeit des Aulandes kam im Tullner Becken noch eine andere Veränderung des Stromverlaufes. Es ist bekannt, daß fließende Wasser, so wie jeder andere bewegte Körper auf der nördlichen Halbkugel unter dem Einfluß der Rotation der Erde nach rechts abgelenkt werden. Diesem Einflusse unterlag auch die Donau. Auch sie drängte immer mehr nach Süden, gestaltete demgemäß das Auland um und unterwusch auch den rechten Niederwagram. Wohl haben dem die rechten Nebenflüsse durch ihre Schotterführung entgegengewirkt, immerhin melden die Chronisten seit dem 15. Jahrhundert von einem ständigen Rechtsdrängen der Donau.
Dieses unbeständige, stets hochwassergefährdete Aufeld und Auland sind im 10. und 11. Jahrhundert im Zuge der Landnahme besiedelt worden, denn die Donau war damals ein überaus belebter Verkehrsweg. Rasch blühten die Donauorte auf. Fergendienste (Fährdienste, Anm.d.Verf.) und Fischerei waren weit verbreitet. Das gerodete Auland wurde gartenmäßig bewirtschaftet, dort und da ist Viehzucht betrieben worden, worauf noch manche Flurnamen hinweisen.
Das Vordringen der Türken im späteren Mittelalter hat den Donauhandel stark beeinträchtigt. Das Wirtschaftsleben löste sich vom Strome. Dazu kam ein Niedergang der Landwirtschaft im allgemeinen. Die um ihre Existenz schwer ringenden Uferbewohner sind dazu noch durch verheerende Überschwemmungen betroffen worden und damit verödeten viele Donauorte.
Dr. Hübl führt im Buch "Die Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram" das Abkommen einiger Ortschaften auf andere Gründe zurück:
Als Ursache für die Wüstungen im Kirchberger Raum ist vielleicht weniger das Hochwasser, sondern sind eher extreme Trockenheit, Dürre, Heuschreckenkatastrophen und zu dichte Landnutzung anzusehen.
Dezember 2011, letzte Änderung April 2024
Andreas Nowotny, Maria Knapp