Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

Hauptstraße 4
Alt: Nr. 54

Allgemeines zum Postwesen siehe hier.

Im Jahr 1835 schreibt Franz Xaver Schweickhardt in seiner Topographie über Altenwörth von einem Pfarrdorf von 36 Häusern, wovon die nächste Poststation Weikersdorf ist.

Von 1844 bis 1875 wurde die Pferdepost von Altenwörth nach Maissau vom Fuhrunternehmer (und Gastwirt) Franz Roßkopf aus Kirchberg betrieben. Im Zuge des Baues der Franz-Josefsbahn kam diese Strecke ab.  

Chronik

In Vorbereitung auf die Errichtung von Postämtern in Großriedenthal, Altenwörth und Grafenwörth wurden im Jahr 1870 Bewerber für Postmeisterstellen gesucht. Alle Ämter sollten mit Fußbotenposten mit Kirchberg verbunden werden.
Zur Besetzung der Postmeisterstellen, mit welchen eine Jahresbestellung von 100 fl. und ein Amtspauschale jährlicher 24 fl., dann …. ein zu vereinbarendes Jahrespauschale für die bezügliche, täglich zu unterhaltende Fußbotenpost gegen Leistung einer Caution von 200 fl. und Abschluss eines Dienstvertrages verbunden sind, wird hiermit der Concurs ausgeschrieben.
Die Bewerber haben ihre Gesuche binnen vier Wochen hierorts einzubringen, und über die weitern Bedingungen des Concurses und des Dienstvertrages entweder hierorts oder bei der bezüglichen Gemeindevorstehung sich näher zu informieren.
(Wiener Zeitung vom 18.8.1870)

Am 1. Jänner 1871 wird das neu errichtete Postamt in Altenwörth seine Amtstätigkeit beginnen. Dasselbe wird sich mit dem Brief- und Fahrpostdienste befassen, und seine Verbindung durch eine tägliche Fußbotenpost mit dem Postamte Kirchberg am Wagram erhalten. Der Bestellungsbezirk des neuen Postamtes umfaßt folgende Ortschaften: Altenwörth, Gigging, Kollersdorf, Sachsendorf und Neuwirthshaus. Zum Postmeister ist Herr Joseph Türk ernannt worden.
(Wiener Zeitung vom 15. Dezember 1870)
Beim Neuwirtshaus handelte es sich um das heutige Hegerhaus in der Au oberhalb von Altenwörth, das zum Gemeindegebiet von Sachsendorf gehört.

Joseph Türk war von 1863 bis 1882 Schulleiter in Altenwörth. Bei der Geburt seiner Kinder war er im Haus 21, wahrscheinlich als Inwohner, ansässig. Hier kamen seine sechs Kinder zur Welt. 1880 kaufte er das Haus Nr. 42 an der Donaulände (heute Donaulände 1). Da Lehrer allgemein schlecht bezahlt wurden, dürfte er neben seinem Hauptberuf auch das Amt des Postmeisters ausgeübt haben. 1882 ging er als Lehrer in Pension, 1896 ist er verstorben. Es kann sein, dass nach seinem Tod diese Stelle nicht gleich nachbesetzt wurde, da im Jahr 1897 bei der Neuerrichtung des Postamtes der Posten ausgeschrieben wird:
Postexpedientenstelle bei dem in Altenwörth neu zu errichtenden k.k. Postamte, gegen Dienstvertrag und Erlag eine Caution von 200 fl, Bestallung 150 fl, Amtspauschale 40 fl., Botenpauschale 120 fl und Landbriefträgerpauschale 180 fl.
Gesuche sind binnen vier Wochen bei der k.k. Post- und Telegraphen-Direction in Wien einzubringen. Wien, am 30. September 1897.
(Wiener Zeitung vom 6.10.1897)
(Ein Expedient ist ein Angestellter, der für den Versand von Frachtgut verantwortlich ist.)

Im Jahr 1898 erhielt die Post eine Telegrafenleitung: Am 21. Februar wurde der Bau der hiesigen Telegraphenleitung begonnen und am 26. Februar vollendet. Um das Zustandekommen dieses sowie des Postamtes hat sich Schreiber dieser Zeilen, Anton Bachner, die größte Mühe gegeben, nachdem die Gemeindevertretung entgegen war. Zum Bau der Telegraphenleitung mußten 455 fl gezahlt werden, welche von einzelnen Interessenten auch geleistet wurden. Hr. Laiminger Anton, Privat, und Hametner, Holzhändler von hier spendeten je 25 fl, die Herrschaft Grafenegg leistete hiezu 350 fl. 
(Schulchronik Altenwörth)

Am 16. März wird im Orte Altenwörth ein k.k. Post- und Telegraphenamt unter der Bezeichnung „Altenwörth“ in Wirksamkeit treten, welches sich mit dem Brief- und Fahrpostdienste zu befassen und als Sammelstelle des k.k. Postsparcassenamtes zu fungieren hat. Dem Bestellbezirke dieses neuen Postamtes werden aus dem Bestellbezirke des Postamtes Kirchberg am Wagram die Ortschaften Altenwörth, Gigging, Kollersdorf, Sachsendorf und Winkl zugewiesen. Hievon wird den Localbestallrayons des Post- und Telegrafenamtes Altenwörth der Ort Altenwörth zu bilden haben. Für die Orte Gigging, Kollersdorf, Sachsendorf und Winkel wird bei dem Postamte Altenwörth der Landbriefträgerdienst eingeführt und wird die Begehung derselben täglich stattzufinden haben.
(Das Vaterland vom 9.3.1898)

1910 wurden eigene Wasserstandsmeldestellen eingerichtet.
Interurbaner Telephonverkehr.
Am 1. September d. J. werden die interurbanen Telephon- und Wasserstands-Meldeleitungen Nr. 3928 Krems – Altenwörth und Nr. 3927 Stockerau – Zwentendorf dem Verkehre übergeben. In die Leitung Nr. 3928 werden eingeschaltet: ein Telephonnetz in Rohrendorf bei Krems mit einer Wasserstands-Meldestelle in Bruckners Bäckerei in Theiß, je eine Telephonzentrale und öffentliche Sprechstelle in Grafenegg und Grafenwörth, letztere mit der Wasserstand-Meldestelle in der Mühle des Josef Eder, endlich eine Umschaltestelle in Altenwörth für die Wasserstands-Meldestellen in den Schulhäusern zu Altenwörth und Bierbaum am Kleebüchel.
(Österreichische Landzeitung vom 3. September 1910)

Die neuerrichteten Telephonzentralen (Telephonstellen) sind ohne zeitliche Beschränkung zum Fernsprechverkehr mit allen Telephonstellen und Zentralen des Postdirektions-Bezirkes Wien, die Stationen der Leitung Nr. 3928 auch mit jenen des Postdirektions-Bezirkes Linz berechtigt. Die Sprechgebühren sind aus dem bei sämtlichen Telephonstellen (Zentralen) aufliegenden Tarifen zu ersehen. …
(Wiener Zeitung vom 31.8.1910)
 
Das Postamt dürfte sich zu dieser Zeit nach der Abbildung auf einer Ansichtskarte im zweigeschoßigen Haus links an der Straße zur Donau (Thorwartl-Haus) befunden haben. Das Haus gehörte zu dieser Zeit Elisabeth Rohrer aus Stadlau, die nicht hier gewohnt haben dürfte.
 
Um 1940 bis zum Bau des Amtshauses befand sich das Postamt im Haus der Familie Schaufler in Altenwörth 31 (heute Hauptstraße 13), auf der linken Seite des Hauses. Rudolf Schaufler (20.3.1882 in Altenwörth 8 - 25.1.1955 in Altenwörth 31) wird bei der (ledigen) Geburt seines Sohnes Johann im Jahr 1910 als Privatier in Altenwörth 33 bezeichnet, auch noch bei seiner Heirat 1915 in Wien mit Katharina Gütl aus Perschling im Bezirk St. Pölten, sie wird dabei als Postbeamte ohne Ortsangabe bezeichnet. Wann Rudolf Schaufler Postmeister wurde, kann nicht gesagt werden.

Das einzige Telefon im Ort befand sich am Postamt. Wenn Anrufe hereinkamen, lief oder radelte – je nach Entfernung - jemand von der Familie Schaufler zur angerufenen Person, damit diese kommen und zurückrufen konnte. Im Lehrmittelzimmer der Schule hat sich auch ein Telefonapparat befunden, der 1941 auf den Gang der Oberlehrerwohnung verlegt wurde. Dieses funktionierte aber nur im Zusammenhang mit dem Postamt: Es mußte immer erst vom Postamte ein Bote den Leiter der Schule von der Anmeldung eines Gespräches verständigen.

Post Altenwörth um 1940Das Postamt um 1940 rechts im Vordergrund 

Das von der Firma Duda aus Wien errichtete, zweigeschoßige neue Amtsgebäude wurde am 15. August 1951 seiner Bestimmung übergeben. Hier fanden Gendarmerie, Post und Gemeindekanzlei Platz, im Obergeschoß Wohnungen. Am 29. Juni 1951 ist das Haus, das auf ehemaligem Kirchengrund steht, bei einer kanonischen Visitation durch Kardinal Innitzer gesegnet worden.

Post Altenwörth um 1965Das Amtshaus in Hintergrund um 1965

Post Altenwörth um 1965Das Amtshaus im Vordergrund um 1965, daneben Feuerwehrhaus, Schule und Kirche

Post Altenwörth um 1971Amtshaus und Feuerwehrhaus im Jahr 1971
bei der Segnung des neuen Kriegerdenkmals

Im Jahr 1972 wurde die Gemeinde Altenwörth mit der Gemeinde Kirchberg am Wagram zusammengeschlossen und die Gemeindekanzlei geschlossen. Der Gendarmerieposten war ab nun ebenfalls in Kirchberg. Das Postamt wurde mit dem 15. März 2002 an dem Tag geschlossen, an dem auch die langjährige Amtsleiterin Maria Vesely zu Grabe getragen wurde.

Post Altenwörth um 2000Postamt Altenwörth um 2000
Foto: Hermann Pistracher, Kirchberg

Postmeister und Postbeamte

(soweit bisher eruiert)
Name Dienstzeit
Josef Türk 1871 - 1896
Rudolf Schaufler Um 1940
Brunhilde Treiber vereh. Maier Nach 1951 - 1956
Maria Vesely Ca. 1956/66 – 1984
Frau Dunkl bis 2002
 
Quellen:
Schulchronik
ANNO - AustriaN Newspapers Online -, ein Projekt der Österreichischen Nationalbibliothek
Pfarrmatriken Altenwörth
 
Alle nicht benanntenn Abbildungen: Herbert Eder, Kollersdorf
 
Weiteres siehe hier: Amtsgebäude Altenwörth

Oktober 2025
Maria Knapp