Im Protocoll aller bey der Pfarrkirche zu Kirchberg am Wagram befindlichen Stiftungsbriefe geordnet und eingetragen im Jahr 1844 sind alle 94 im Jahr 1922 noch in Kraft befindlichen Stiftungen eingetragen. Das Buch beginnt mit der Stiftung des Johann Aufreiter aus dem Jahre 1805 und endet mit jener von Franz und Anna Walzer aus Neustift im Jahr 1922. Die Stiftung von Anna und Ignaz Bösel hat die Nummer 70.
Stiftbrief
Wir Endesgefertige: Pfarrer und Kirchenväter der Pfarrkirche ad Stm:Stefanum zu Kirchberg am Wagram bekennen kraft dieses Stiftbriefes:
Es habe der mitgefertigte Ignaz Bösel, Hausbesitzer in Kirchberg am Wagram No. 44 den beiliegenden Grundbuchsauszug vom 6. Mai 1873 mit der Bestimmung überreicht, daß von den in dem Grundbuchsauszug angeführten Gründen jährlich 20 fn Ö.W: sage zwanzig Gulden Ö:W: an die hiesige Pfarrkirche entrichtet werden und zwar von dem Acker folium 31 von einer halben Joch im Zwergfeld oder Donaufeld, und fol. 34. von ein halb Joch Acker in Donaufeld auf den Zweergweg stossend 12 fn Ö:W: sage zwölf Gulden Ö:W: und von dem fol. 188 1 ½ Achtl Weingarten in Wagram, Unterstockstaller Freiheit 8 fn Ö:W: sage acht Gulden Ö:W:
Die hier genannten Grundstücke, welche nach dem Tode des Herrn Ignaz Bösel in das Eigenthum seiner legitimen Erben übergehn, sollen in dem Grundbuche und zwar die 2 halbe Joch Acker mit 12 fn und 1 ½ Achtl Weingarten mit 8 fn nach dem ausgesprochenen Willen des Herrn Ignaz Bösel belastet werden. Diese Beträge per 12 fn und 8 fn sollen am Martinitage jedes Jahr abgestattet werden. Sollte aber einer der Besitzer dieser Grundstücke die Entrichtung obigen Betrages nicht einhalten, so sollen nach dem Willen des Stifters ihre Grundstücke fol. 31, 34 und 188 in das Freieigenthum der Kirche übergehen.
Von diesem oben angeführten Betrage per 20 fn sollen jährlich vier Segenmessen gelesen werden, und zwar den 9. November, 31. Juli, 26. Juli, 23 September für Anna und Ignaz Bösel.
Von dem oben angesetzten Betrage per 20 fn soll für die Persolvierung der 4 Segenmessen dem jeweiligen Pfarrer 9 fn dem Organisten 4 fn, dem Meßner 3 fn und der Kirche 4 fn verabfolgt werden.
Da nun dieser Grundbuchsauszug von 5. Mai 1873 in unserer Kirchenlade hinterlegt, da ferner die Errichtung dieser Stiftung von dem f.e. Ordinariate vom 18. Juni 1873. Z. 3004. genehmigt worden ist, so geloben wir und versprechen für uns und unsere Nachfolger die fromme Stiftung getreulich zu erfüllen, und behalten wir uns vor, wenn es die Umstände erfordern sollten, auf eine angemessene Reduction der Stiftungsverbindlichkeit Anspruch nehmen zu dürfen.
Urkund dessen sind von diesen Stiftungsbriefe vier gleichlautende Exemplare errichtet, und ist Eines derer in die hiesige Kirchenlade hinterlegt, das zweite dem Stifter übergeben, das Dritte der k.k. Statthalterei, und das vierte dem f.e. Konsistorium überreicht worden.
Kirchberg am Wagram den 6. Juni 1873.
LS. Ignaz Bösel
Zl 5637 Genehmigt von dem fürsterzbischöflichen Ordinariate zu Wien am 6. Dezember 1873, G. Kutschker
Vinc. Willim Pfarrer
Peter Bierbaumer Oberkirchenvater
+++ Michael Blauensteiner Kirchenvater, Franz Gegenbauer als Namensunterfertiger.
Fn. Kornheisl.
Quelle:
Diözesanarchiv Wien, Pfarrarchiv Kirchberg am Wagram, Karton 16, Allgemeine Pfarrakten, Stiftungsakten 1
März 2014, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp