Otto Fandl (2.2.1913 - 31.5.2002) wurde als Sohn des Kirchberger Uhrmachers Emmerich Fandl geboren. Er besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Krems, wo er 1933 die Matura ablegte. Nachdem er seit April 1938 im "Altreich" gewirkt hatte, wurde er ab 1.1.1939 in Kirchberg als Hilfslehrer eingesetzt, bis er 1940 – 45 in der Krieg ziehen musste, er war danach bis 1948 in Kriegsgefangenschaft.
1956 bestand er die Uhrmachermeisterprüfung und arbeitete, wenn es seine Zeit als Lehrer erlaubte, auch im Geschäft mit. Ein Gedicht von ihm dazu:
Den schönsten Schmuck, die beste Uhr ganzen Landl,
gibt es in Kirchberg nur beim Uhren-Fandl.
Zum Geburtstag, es war sein Wille,
für Opa eine Lesebrille.
Alles für Schule und Büro,
das Gratis-Schulbuch im en gro.
An Büchern stets ein Sortiment,
ich bleib für Euch, wie man mich kennt,
in Kirchberg und im ganzen Landl
der Buch-, Papier- und Uhren-Fandl.
Er war Hauptschullehrer für die Fächer Geschichte, Musik, Zeichnen und Deutsch in Stockerau (1960 – 74) und in Kirchberg (1974 -79). Obwohl schon offiziell pensioniert, wirkte er an der hiesigen Hauptschule noch bis 1984.
Musik
Ich erlernte mit 10 – 12 das Zitherspiel und bis 14 das Klavier. Mit 13 konnte ich im Kino gehörte Schlager voll harmonisiert nachspielen und selbstgefertigte Ländler für mehrere Melodie- und Begleit-Violinen arrangieren. Von 14 bis 19 lernte ich Harmonielehre und Kontrapunkt und spielte Klavier im Schülerorchester. 1934 Kapellmeisterprüfung. 1934 bis 60 leitete ich ein Tanzorchester und 1961 bis 78 mehrere Schülerorchester.
Er komponierte Lieder mit Bezug zur Heimat, die Texte waren teils von ihm und teils von seinem guten Freund Sepp Rittler, die er in zwei Broschüren herausgab.
So schrieb er das Altenwörthlied aus Anlass der Umleitung der Donau 1975:
1. Uns hat einmal die Donau ghört
in Altenwörth, in Altenwörth.
So mancher Kahn fuhr da vorbei
und riß uns aus dem Einerlei.
2. Ob schwarzrotgold, ob rot die Fahn,
uns hat es jeder angetan,
am meisten das Personenschiff,
wenn ein Freund herüberpfiff.
3. Hier wirkte schon Sankt Severin,
Der greise Bischof Adalwin,
Auch daß ward alt die Sigmarwerd,
hat uns heut nimmer gstört.
4. Doch daß nun unsre Donau alt,
das schmerzt uns halt,
das schmerzt uns halt,
und daß kein Schifflein mehr erzählt
vom Hauch der fernen Welt.
Das Severin-Weihespiel „Liebe statt Haß und Rache“ hat er für die Kirchberger Kirche geschrieben: Es besteht aus zwei Akten. Die Hauptakteure sind Attila und Severin. Otto Fandl hat sich ausgiebig mit der Person des Severin auseinander gesetzt, wie man auch aus der Geschichte von Altenwörth ersehen kann. Ob das Stück aufgeführt wurde, ist unbekannt.
Er erteilte vielen Kindern der Umgebung Musikunterricht. Hier sieht man ihn um 1993 am Altenwörther Kirchenplatz mit einer Kindertanzgruppe, die er auf der Ziehharmonika begleitet hat.
Heimatforschung
Seine zweite große Leidenschaft war die Heimatforschung zwischen Tulln und Krems. In einer Zeit, in der sich kaum jemand um Historisches kümmerte, suchte er in vielen Archiven alte Daten aus der näheren Heimat. Er veröffentlichte viele Schriften, u. a.:
Eine Bitte von ihm am Ende einer seiner Broschüren:
Bitte,
werfen Sie dieses Heft nicht achtlos weg!
Bei Heimatschriften ist das immer so,
daß man sie zuerst nicht beachtet und
nach Jahren fragt man dann herum:
„Hast du noch ein Heft mit den Liedern
vom Rittler und vom Fandl?“
Quellen:
http://www.ilse-fandl.at/privat/ahnen.htm (nicht mehr verfügbar)
Broschüren von Otto Fandl
Mai 2013, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp