1939
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
Wenn der Anschluss an das Reich sich wirtschaftlich günstig auswirkte, die Arbeitslosigkeit verschwand und der Lebensstandard des arbeitenden Volkes stieg, so hatte doch das katholische Volk in religiöser Hinsicht schwere Prüfungen zu bestehen. Der Religionsunterricht in der Schule kann nur im Anschlusse an den Unterricht der anderen Fächer stattfinden, oder wurde auf die Nachmittage verlegt, die Kreuze wurden teilweise aus den Schulen entfernt und der Besuch des Sonntagsgottesdienstes erschwert. Das katholische Volk ist über diese Behinderungen betrübt.
Das Jahr 1939 war in ökonomischer Beziehung ein gutes Jahr. Getreide, Hackfrüchte und Wein gediehen in gleicher Weise gut. Hatte Gott so den Tisch reich gedeckt, brachte aber doch das Jahr 1939 schwere Verwicklungen. Nachdem im Frühjahr die ehemalige Cèchoslowakische Republik durch deutsche Truppen besetzt und als „Protektorat Böhmen und Mähren“ erklärt worden war, brach im Herbst der Polenkrieg aus. England und Frankreich erklärten den Krieg an Deutschland (3. Sep. 1939).
Das Reich hatte von Polen die Freigabe von Danzig und einen Korridor für eine Verbindung des Reiches mit Ostpreußen verlangt. Da Polen dies verweigerte und überdies die Deutschen in seinem Lande zu verfolgen begann, rückten die deutschen Truppen ein. In einem heldenmütigen, unerhört raschen Siegeslauf wurde Polen vollständig bezwungen und zwischen Deutschland und Russland geteilt.
Bei der Mobilisierung wurden auch von der Pfarre viele einberufen, die sofort dem Rufe des Vaterlandes Folge leisteten. Freilich hatte unser Bauern- und Gewerbestand schwere Opfer zu bringen, da die Arbeit der Eingerückten von Frauen und Kindern geleistet werden mußten. Auch die Rationierung der Lebensmittel und Waren brachte dem Volk manche Entbehrung. Aber diese Opfer galten ja dem Vaterlande, das im Kampfe war und wurde gerne gebracht. Das hauptsächliche Verlangen des Volkes in seiner überwiegenden der Mehrheit war nur, daß die angestammte katholische Religion erhalten bleiben möge. Aber in dieser Hinsicht scheint keine Änderung eingetreten, sämtliche Klosterschulen schon im Jahre 1938 geschlossen worden waren, ebenso Konvikte und Knabenseminarien. Eine Reihe von Klöstern wurden aufgehoben (z.B. das in der Nähe befindliche Stift Göttweig.
Hier in Kirchberg wurde das von einem ehemaligen Pfarrer Dr. Paul Czernitz gestiftete Alterswohnheim, das seit 1780 vielen alten Leuten eine Heimstätte geboten und einen ruhigen, sorgenlosen Lebensabend bereitet hat, der Verwaltung des jeweiligen Pfarrers entgegen den klaren testamentarischen Bestimmungen des Stifters entzogen und samt den aus Inflation 1923 geretteten Vermögensrest der Gemeinde übergeben. Sogar um die Messestiftungen musste gekämpft wurden. Nur ein Teil konnte gesichert werden (180 RM), so daß von den Zinsen des Kapitals wenigstens einige hl. Messen gelesen werden konnten.
….Für das Pfarrhaus und auch die Kirche wurden verschieden Luftschutzgeräte angeschafft. Für Maurerarbeiten an der Kirche wurde ebenfalls eine beträchtliche Summe ausgegeben.
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
Mit 1.I. traten verschiedene Gesetze in Kraft. Vom 1. I. brauchen die Pfarrer nicht mehr die Matriken für den Staat führen. Jeder Matrikenfall muß zuerst beim Standesamt angemeldet werden. Für unsere Pfarre ist das Standesamt in Kirchberg. Es soll auch bei uns die Kirchensteuer eingeführt werden, bis heute 9.III. ist sie aber noch nicht eingeführt.
Am 26. und 27. Juni war Militär hier; 300 Mann und 180 Pferde, am Donauufer wurden kleinere Übungen abgehalten. Die Bevölkerung hat mit den Soldaten bald Freundschaft geschlossen. Im Pfarrhof war ein Major einquartiert. Das Militär kam von Stockerau und ging dann nach Hollabrunn.
Am 23. August ist Herr Bürgermeister Schaufler, Altenwörth 8, seine Frau, sein Sohn und seine Tochter aus der Kirche ausgetreten. Was sie zu diesem Schritt bewogen hat, ist mir völlig unbekannt.
Mit 1. Juli hat der langjährige Oberlehrer Friedrich Süß seine Stellung als Regenschori niedergelegt. Seit 1920 hat er in mustergültiger Weise den Dienst am Chor versehen. Was ihn zu diesem Schritt bewogen hat, konnte der Gefertigte, der mit ihm immer im besten Einvernehmen war, nicht recht herausbringen. Wahrscheinlich waren politische Gründe dahinter; doch dürfte er hauptsächlich von Privatpersonen dazu aufgehetzt worden sein. Die Kündigung ist ihm, wie der Gefertigte beobachten konnte, sehr schwer angekommen. Vor ihm war sein Schwiegervater Oberlehrer Anton Bachner von 1887 – 1920 Regenschori. Wer es jetzt werden wird, ist noch unbestimmt, ein Lehrer wird wahrscheinlich nicht in Frage kommen....
Die Frage, wer nun Regenschori werden wird, hat sich sehr schnell gelöst. Herr Ignaz Plank, ein Bekannter des Gefertigten, kam über die Sommermonate von Wien heraus, er wohnte in Kollersdorf 31 bei Familie Klausgraber; dieser Herr Plank, der die Orgel gut spielen konnte, hat sofort Herrn Alfred Söllner, Kollersdorf 40, Orgelspielen gelernt. Am 8. Sept. hat Herr Söllner schon die Messe tadellos gespielt zum größten Ärger des H. Oberlehrer und seiner Anhänger.
Am 1. Sept. ist ein Krieg ausgebrochen zwischen Deutschland und Polen. Von hier mußten auch einige Männer, merkwürdigerweise lauter ältere Männer, einrücken. Gefallen ist bis heute von hier noch niemand. Auch Pferde mußten sehr viele fort. Wie die Sache enden wird, muß man erst sehen.
Der Krieg gegen Polen ist fast beendet, Johann Burger ist in diesem Kriege bis jetzt gefallen. R.i.P. Einstweilen hat uns England und Frankreich auch den Krieg erklärt; ob wir da auch Sieger werden, wird sich erst zeigen. Am Beginn des Krieges wurden für alle lebenswichtigen Dinge (Lebensmittel, Kleider, Schuhe, Wäsche ... u.s.f.) Bezugsscheine eingeführt, um so das Hamstern unmöglich zu machen.
Am 17. November ist eine zweite Familie aus der Kirche ausgetreten, nämlich Herr Josef Zimmermann mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern.
In der ersten Dezemberhälfte wurde die Kirchensteuer eingehoben, der Gefertigte ging mit dem Mesner von Haus zu Haus und alle Parteien mit Ausnahme der beiden Familien, die aus der Kirche ausgetreten sind, haben sie sofort bezahlt.
Pfarrchronik Bierbaum am Kleebühel, Pfarrer Ernst Kafko
Am 25. Aug. erhielt eine Anzahl Männer der Jahrgänge 1890-1900 den Einrückungsbefehl. Sie gingen am nächsten Tag in ihre Sammelstelle in Tulln. Anfang Dezember kamen einzelne Soldaten unserer Pfarre auf Urlaub, als erster Gottfried Auer. So ertönte nach längerer Ruhe wieder, zur Freude aller, die Orgel in unserer Kirche. Das Aussehen der Soldaten war durchgehend gut. Sie sprachen sich über Kost und Behandlung sehr lobend aus. Freilich ist auch ihre Sehnsucht nach Friede und Heimat groß. Zahlreiche Feldpostkarten und Briefe kamen in das Pfarramt Bierbaum und wurden mit Pakten, Rauchwaren und Briefen erwidert.
Ende Juli kamen 11 belgische Kriegsgefangene nach Bierbaum und wurden einzelnen Häusern zugeteilt. Im Hause Lastinger-Löschl ist ihre gemeinsame Schlafstelle. Die Gefangenen wurden zur Feldarbeit in die Häuser aufgeteilt.
Schulchronik Neustift, Schulleiter Alexander Popek
Der Leiter der Schule wurde über Weisung des NSLB (Gauleitug) zum Luftschutzobmann an der Schule Neustift i.F. kommissarisch bestellt.
Anläßlich der Machtübernahme durch Adolf Hitler fand nach den Bestimmungen im Verordnungsblatte vom 15.1. eine Schulfeier statt.
Die Musterung der Jahrgänge 1913 und 1919 fand für unsere Gemeinde am 9. März um ½ 8 statt. Die Neustifter der Jahrgänge 1906 und 1907 mußten sich am 22. Mai in Kirchberg am Wagram mustern.
Adolf Hitler fuhr am 17. April von Krems kommend über Kirchberg nach Stockerau.
Am 11. Juni wurde in Tulln der Kreistag gehalten. Der NSLB erschien dazu vollzählig. Es sprach Gauleiter Gerland. Die Gauleitung des BSLB hat den Schulleiter in das Erzieherlager nach Waidhofen a.d. Ybbs für die Zeit vom 12. Juli bis 22. Juli einberufen.
Durch einen Aufruf sollen 800.000 Jungen und Mädel zum Ernteeinsatz kommen.
Vorgesehen war der Schulbeginn mit 9. September. Durch die letzten Ereignisse wurde der normale Unterricht aber erst mit 18. September aufgenommen. Am 18. September versammelte sich um 8 Uhr die Schuljugend auf dem Platze vor der Schule. Die Feier wurde genau nach dem im Verordnungsblatte vom 1. Sep. 1939 angegebenen Plan durchgeführt.
Auch mehrere Neustifter mußten ihren Hof verlassen und einrücken. Die älteren Jahrgänge 1894 bis 1900 wurden der Besatzungsarmee in Polen zugeteilt.
Mit 19. September d. Jahres trat die Rechtsfahrordnung in Kraft; neuerdings werden die Schulkinder mit den Verkehrsregeln vertraut gemacht.
Am 28. Oktober beteiligte sich der Leiter der Schule an einem in Tulln stattfindenden Vortrag über Seidenraupenzucht.
Die Ausstellung der Reichskleiderkarten führte in Kirchberg unter Zuhilfenahme von 3 Schulkindern der Leiter der Schule durch.
Folgende Spielsachen wurden für das Winterhilfswerk hergestellt: 1 Leiterwagen (natürliche Größe), 1 Spielkarren, 3 Hunde, 3 springende Pferde, 1 Eisenbahn, 3 Pferde mit Geschirr und auf Räder, 1 Eisenbahnzug mit Batterien, Tender und Waggons, 1 Straßenbahn,
Schulchronik Winkl, Prov. Schulleiter Ludwig Riediger
Kriegsweihnachten ….. In vielen Familien konnten Väter, Söhne und Brüder dieses Fest nicht in der Heimat begehen, die Erfüllung der Pflicht gegenüber der Gemeinschaft des deutschen Volkes ließ sie fern von der Familie draußen stehen, draußen in den unwirtlichen Gebieten Polens, in den Bunkern des Westwalles, an den Rohren der Küstenbefestigungen. Die Heimat brachte ihren Dank diesen Kameraden gegenüber dadurch zum Ausdruck, daß sie sammelte und spendete, um denen, denen es nicht gestattet war, Weihnacht als Familienfest zu feiern, wenigstens sinnfällig die Heimat näher zu bringen. Auch der Führer feierte das Weihnachtsfest bei seinen Soldaten an der Wehrfront. Die N.S.V. und die N.S.F. sandte zahlreiche Liebesgabenpakete (à ca 1 kg) an die Soldaten. An die Gauamtsleitung wurden Kleider und Wäsche, Lebensmittel, Obst u.s.w. geschickt. An die Betreuten des W.H.W. wurden Gutscheine in Waren ausgegeben.
Schulchronik Engelmannsbrunn, Lehrerin Berta Wetscherek
Während die Handwerker, Maurer und Tischler, Maler und Anstreicher in friedlicher Arbeit die letzten Vorbereitungen im Schulhause für das kommende Schuljahr treffen, da fällt das harte Wort „Krieg!“
Unser Führer Adolf Hitler hat in schicksalhafter Stunde sein deutsches Volk zum Kampf für Ehre und zur Sicherung seines Lebensraumes aufgerufen. Er ist in seinem Friedenswillen bis an die äußerste Grenze gegangen und hat erst dann Gewalt gegen Gewalt eingesetzt, als der Appell an die Vernunft Polens wirkungslos verhallte, als polnischer Größenwahn sich nicht abhalten ließ, deutsche Menschen brutal zu quälen und zu morden und schließlich in deutsches Hoheitsgebiet einzudringen.
26.8.: Auch aus unserer Gemeinde sind die Männer dem Rufe des Führers gefolgt und zu seinen Fahnen geeilt. Unser Volk steht vor einer ganz großen, geschichtlichen Aufgabe. Die Männer haben die Waffen zur Hand genommen und tun draußen ihre Pflicht. Auch wir, die wir in der Heimat geblieben sind, wollen durch den restlosen Einsatz unserer ganzen Kraft unseren Dienst in der Heimat erfüllen. „Es geht um Deutschland!“ In unseren Herzen soll das Wort wach bleiben und uns stark machen!
1.9.: Um die gleichmäßige Lebensmittelversorgung sicher zu stellen und unliebsame Hamster- und Angstkäufen der geldlich besser gestellten Bevölkerungskreise vorzubeugen, wurden Lebensmittelkarten ausgegeben. Ebenso unterliegt von nun an der Einkauf von Spinnstoffen und Schuhen der Bezugsscheinpflicht.
7.10.: Die Schüler der 7.und 8. Schulstufe wurden bei der Einbringung der Kartoffel-, Rüben- und Weinernte eingesetzt. Die Herbstferien entfielen in diesem Jahre. Die versäumten Unterrichtsstunden galten als entschuldigt, wenn der Schüler eine schriftliche Bestätigung über in der fraglichen Zeit geleistete Erntehilfe vorwies.
2.12.: Ein junger Soldat aus Mallon, Josef Kainz, geboren am 10.12.1914 besuchte unsere Schulkinder in der Klasse. Er hat sich an der Westfront das Eiserne Kreuz II. Klasse erworben. Er erzählte unserer atemlos lauschenden Schuljugend vom Krieg an der Westfront, vom Westwall und von dem tapferen Heldentum unserer Soldaten.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Der Schulbeginn des Schuljahres 1939/40 wurde infolge des Krieges mit Polen vom 11. auf den 18. Sept. 1939 verlegt. Der Lehrkörper leistete vom 11. – 16.9. Hilfsdienste in der Gemeindekanzlei.
Da ein großer Landarbeitermangel herrscht, wurde von der NSDAP überall ein Erntehilfsdienst organisiert. Die Bewohner von Kirchberg beteiligten sich am Erntehilfsdienst in umliegenden Orten Ober-, Mitter- und Unterstockstall, Engelmannsbrunn, Neustift und Königsbrunn sehr rege.
Zur Mithilfe an der heurigen Kartoffelernte wurden auch die Hauptschüler herangezogen. In erster Linie leisteten die Hauptschüler der 4. Klasse den Kriegersfrauen und alten Leuten, deren Söhne Kriegsdienst leisten, Hilfe bei der Kartoffelernte. Sämtliche Kinder halfen selbstverständlich in den Wirtschaften der Eltern und nächsten Verwandten fleißig mit. Die 4. Klasse und teilweise die 3. Klasse Hauptschule sammelten unter Aufsicht der Fachlehrer auf dem 14 Joch großen Acker des Gutsbesitzers Josef Salomon sämtliche Kartoffeln.
Am 18. September wurde der Schulbeginn mit einer Morgenfeier eingeleitet. Programm der Morgenfeier:
- Eröffnungsruf mittels Fanfaren.
- Lied: Nur der Freiheit gehört unser Leben.
- Flaggenhissung mit Fahnenspruch.
- Fanfarenmarsch.
- Ansprache des Direktors.
- Eröffnung des Schuljahres.
- Gedenken an den Führer.
- Lieder der Nation.
Am 25. Oktober wurde von der Direktion angeordnet, daß in jeder Klasse von nun an zu Beginn und am Ende des Unterrichtes folgender Spruch von den Schülern zu sprechen sei: Herr, schütze unser deutsches Land, den Führer, den du uns gesandt! Gib Kraft zu seinem Werke! Von unserm Volke nimm die Not, gib Freiheit uns und täglich Brot und Einigkeit und Stärke.
Der Stellvertreter des Führers ordnete durch die Reichsverordnung vom 13. Okt. 1938 an: Der Glaube eines jeden Menschen ist seine eigene Angelegenheit. Von nun an ist die Teilnahme an Religionsunterricht und an den religiösen Übungen seitens der Schüler und Lehrer frei. Schüler bis zum vollendeten 14. Lebensjahr, die auf Wunsch der Eltern am Religionsunterricht nicht teilnehmen sollen, müssen von den Eltern schriftlich bei der Direktion abgemeldet werden.
Infolge der seit 7. Dezember v.J. ununterbrochen andauernden Kälte trat ausnahmsweise ein großer Kohlenmangel ein. Die Nachbestellung der Kohlen wurde von der Schulleitung rechtzeitig gemacht. Doch die Zufuhr der Kohlen wurde sehr verzögert, da die Eisenbahnwagen zu kriegswichtigeren Zwecken verwendet wurden. Die Schulleitung sah sich gezwungen, den Unterricht in der Zeit vom 22. – 30. 1. einzustellen.
Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Josef Schmidl
Es mangelt sehr an Leuten zur Einbringung der Herbsternte. Die größeren Schulkinder werden durch einige Wochen eingesetzt. Der Herbst ist ungewöhnlich naß, die Hackfruchternte dauert bis 15. November.
6.10.: Rede des Führers. Voll Spannung hören alle Schulkinder und viele Erwachsene die Rede des Führers mit den nochmaligen Vorschlägen, den Krieg durch friedliche Übereinkommen zu beenden.
1940
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
Ein außerordentlich strenger Winter brachte viel Drangsal für das durch den Krieg ohnehin schwer geprüfte Volk. Eine dichte Schneedecke schützte zwar die Fluren, trotzdem erfroren bei der abnormal lang anhaltenden Kälte (15. Dezember 1939 bis Ende März 1940) teilweise die Feldfrüchte, in den Gärten die Bäume und sogar die Weinreben. Bei hellichten Tage kamen die hungrigen Hasen in die Hausgärten und Friedhof. In den Häusern froren die Aborte ein auch im Pfarrhof der Abort im Erdgeschoss. Zeitweise wurden die Beschwerden durch diese Kälte noch verschärft, weil zeitweise ein großer Brennstoffmangel herrschte.
In die Schule durfte der Kaplan erst, als nach sechswöchiger Pause die Erlaubnis des Reichsstatthalters einlangte. Um diese Erlaubnis zu erlangen musste der Kaplan einreichen.
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
Heuer ist wieder ein sehr strenger Winter. Die große Kälte (bis 20 Grad) begann anfangs Jänner. Hoffentlich läßt sie bald nach, denn Heizmaterial ist auch sehr schwer zu bekommen. Besonders hart empfinden die Soldaten im Felde die Kälte. Wann wird dieser furchtbare Krieg einmal beendet sein?
Herr Alois Söllner, Vater des Regenschori, hat in den Wintermonaten einen neuen Kirchenchor zusammengestellt. Einige Mitglieder des alten Kirchenchores singen wieder mit. Beim Begräbnis des hiesigen Zimmermeisters Karl Wastl, 14.II., hat nun der Kirchenchor sein erstes Auftreten gehabt und hat tadellos gesungen.
Die heurige Ernte ist wohl eine der schlechtesten seit Jahrzehnten. Getreide und Weizen mußten im Frühjahr fast gänzlich umgeackert werden. (Bis zu 90 %). Durch den sehr nassen Sommer haben auch die übrigen Früchte sehr gelitten, das Obst ist vielfach noch unreif am Baum in Fäulnis übergegangen; viele Obstbäume sind durch die große Winterkälte überhaupt erfroren. Auch die Weingärten haben unter der großen Kälte sehr gelitten; die Weinernte wird auch sehr gering ausfallen.
An den Schulen hat am 9. IX. der Unterricht begonnen. Sonntag d. 8.IX. war für die Kinder beider Schulen Kommunion. Es sind fast alle Kinder gekommen. Deo gratias! Der Religionsunterricht aber ruht vorläufig; der Gefertigte mußte seinen Ariernachweis einschicken und muß nun warten bis ihm die Erlaubnis zum Unterricht erteilt wird.
Nun hat auch der Vater des Regenschori Alois Söllner Orgel spielen gelernt, damit, wenn Herr Alfred Söllner vielleicht einrücken muß, sofort wieder jemand zum Spielen da ist. Vorigen Sonntag hat er schon die 2te Messe tadellos gespielt.
Anfangs Oktober hat der Gefertigte die Bewilligung zur Erteilung des Religions-Unterrichtes erhalten. Alle Kinder beider Schulen sind von ihren Eltern zum Religionsunterricht angemeldet worden. (Deo gratias!)
Da die Kriegs-Gefangenen jetzt an einem öffentlichen Pfarrgottesdienst nicht mehr teilnehmen dürfen, hat der Gefertigte beim Ordinariat um Erlaubnis zur Trination angesucht. Diese Erlaubnis wurde auch tatsächlich gewährt; so hat der Gefertigte jeden 2ten Sonntag zwischen der ersten und zweiten Messe, eine Messe für die Kriegs-Gefangenen eingeschoben; die Ortsbevölkerung durfte an dieser Messe nicht teilnehmen. Seit 18. November sind nun die Gefangenen schon weg.
Der Gefertigte war auch bei der Musterung und wurde auch für tauglich befunden. Eine Einberufung aber wird nicht erfolgen, da er hier selbständiger Seelsorger ist.
Schulchronik Winkl, Prov. Leiter Ludwig Riediger
Unter größter Anteilnahme des ganzen deutschen Volkes feierte Großdeutschland am 20.4. den Geburtstag seines Führers. Aus Anlaß des Geburtstages wurden von der N.S.F. Liebesgabenpakete an unsere Winkler Soldaten abgeschickt.
Schulchronik Engelmannsbrunn, Lehrerin Berta Wetscherek
Bis zur Zeit ist nichts bekannt, daß den Kriegern von Engelmannsbrunn und Mallon vor dem Feinde ein ernstes Ungemach zugestoßen sei, jedoch wurde Mayer Josef, geb. am 2. Jänner 1916 in Engelmannsbrunn, eingerückt am 15. September 1937, zum ehemaligen Österreichischen Bundesheer, als Meldereiter während der polnischen Feldzüge durch einen Schulterschuß verwundet. Wieder ausgeheilt, befindet er sich jetzt an der Westfront.
Aufruf des Führers:
Deutsches Volk!
Deine Soldaten haben in knapp sechs Wochen in einem heldenmütigen Kampf den Krieg im Westen gegen einen tapferen Feind beendet. Ihre Taten werden in die Geschichte eingehen als der glorreichste Sieg aller Zeiten. In Demut danken wir dem Herrgott für seinen Segen. Ich befehle die Beflaggung des Reiches für zehn, das Läuten der Glocken für sieben Tage. Adolf Hitler.
Aus Anlaß dieses denkwürdigen Ereignisses hat der Reichsminister für Unterricht angeordnet, daß am 25. Juni an allen Schulen des Reiches eine Feierstunde abzuhalten sei.
Am 16.7.1940 trafen auch in unserem Orte 11 Kriegsgefangene Franzosen und Belgier, in Mallon 10 als landwirtschaftliche Hilfsarbeiter ein. Die Gefangenen wurden im Feuerwehr-Depot untergebracht. Gleichzeitig wurde die Bevölkerung durch Maueranschläge und Aufrufe von der Schadenstätigkeit der feindlichen Kriegsgefangenen während ihres Auftenthaltes 1914 -1918 in Kenntnis gesetzt. Diese in regelmäßigen Abständen erscheinenden Aufrufe sollen für jeden Volksgenossen eine Mahnung und Warnung bedeuten, daß Feind stets Feind bleibt!
….die Erntezeit war ungewöhnlich regnerisch. Hinzu kommen die Erschwernisse des Krieges. Arbeitskräfte und Pferde waren eingezogen. Bei der Einbringung der diesjährigen Ernte haben die Gliederungen der Partei, die SA, die JH, die DJ und BDM, die NSF u.s.w. in selbstloser, uneigennütziger Weise geholfen. Besonders danken unsere Engelmannsbrunner der Kirchberger Frauenschaft, die überall dort einsprang, wo Hilfe nottat!
Schulchronik Altenwörth, Lehrer Friedrich Süß
Mit 31.3. werden die Nickel 1 Rm-Stücke eingezogen. Bei den Postämtern und Banken können diese noch bis 31.Mai in Zahlung genommen werden. Mit 31. Juli wurden die 50 pf- Münzen aus Nickel eingezogen. Dafür waren solche aus Aluminium in Umlauf gebracht worden.
Am 1.4. tritt die Holz- und Kohlenbewirtschaftung in Kraft.
Vom 13. Juli bis 24. August waren im Schulhause 25 Mädel der B.d.M aus Wien zum Ernteeinsatz einquartiert. Sie waren in den Orten Altenwörth – Gigging, Kollersdorf – Sachsendorf, Winkl und Neustift als Erntehelfer eingesetzt.
Fast alle Kämpfer an den Westfronten kamen im Lauf der Monate Juli – Oktober auf Urlaub in die Heimat. Ihre Berichte vom Kampf - mancher hatte auch Lichtbilder – waren sehr spannend.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Viele Ortsbewohner litten infolge der schlechten Zufuhr an Heizmaterial. Bei diesem Mangel an Heizmaterial kam die nationalsozialistische Beziehung zur Volksgemeinschaft zum erstenmal praktisch zum Ausdruck. Ohne Rücksicht auf Besitz oder Stand wurden die Kälte leidenden Bewohner von den anderen Ortsbewohnern mit Heizmaterial betraut.
Während der Ferien 1940 haben folgende Lehrpersonen Erntedienste verrichtet: Karl Popp = 12 Arbeitstage, Franz Schöberl = 10 Tage, Wilhelm Ziskovsky = 10 Tage. Fr. Maria Reiß = 6 Tage und Fol. Heinrich = 6 Tage.
Schulchronik Neustift, prov. Schulleiter Adele Schumann
Schon nach Mitte Dezember setzte der Winter mit größter Strenge ein. Die Straße nach Kirchberg war verweht und ungangbar. Das Wild litt besonders stark unter der großen Kälte. Die meisten Marillen-, Pfirsich- und Zwetschkenbäume sind eingegangen. Durch die Strenge des Winters ging der Brennstoff aus. Daher Kälteferien: 19. Februar – 5. März.
Das erste Halbjahr schloß mit 10. Februar. Erstmalig wurde zur Beurteilung der Schülerleistungen in den Unterrichtsgegenständen die sechsstufige Notenreihe verwendet. An Stelle des bisherigen “Betragen” tritt die Beurteilung von “Führung und Mitarbeiten”.
Musterung 1908/09: Sie war am 27. Februar 1940. Der Leiter der Schule wurde ebenfalls gemustert und für tauglich erklärt.
Am Ostersonntag gab es eine prachtvolle Nordlichterscheinung. Sie machte sich bei uns in einer eigentümlichen Verfärbung des Himmels bemerkbar und ließ auf Brand schließen.
Für die geplante Seidenraupenzucht wurden 500 Stück zweijährige Maulbeerpflanzen bestellt.
Mit 1. April wurde die Sommerzeit eingeführt, um dem Tag eine Stunde abzugewinnen.
Drei Neustifter der Geburtsjahrgänge 1904 und 1905 musterten sich am 27. April in Kirchberg.
Schulchronik Bierbaum am Kleebühel, Oberlehrer Karl Kohlhauser
Infolge der strengen Kälte und zum Teil infolge des eingetretenen Kohlenmangels wurden vom Herrn Landeshauptmann f. U.D. für die Zeit vom 19.2. – 2.3.1940 Kälteferien angesetzt.
Am 4. u. 5. März 1940 fand in Kirchberg a. Wg. ein Luftschutzkurs für alle Erzieher statt, an der der Leiter hiesiger Schule teilnahm.
Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Josef Schmidl
Am 12.1. spricht Dr. Gasselich, der Direktor der Oberschule für Jungen in Tulln in unserer Klasse. Er behandelt hauptsächlich geschichtliche Themen, die Zerstreuung der Deutschen und die Sammlung und Einigung durch Adolf Hitler. Es waren alle Utzenlaaer anwesend, kein Haus, das nicht vertreten war, und die großen Schulkinder.
Im Februar herrscht sehr große Kälte, es liegt ungewöhnlich viel Schnee; arge Verwehungen sind auf der neuen Straße, die erst im Herbst spät beendet wurde. (Über den vergangenen Sommer wurde der Flugplatz gebaut und dabei die alte Straße verbaut, so daß sie weiter rechts neu gemacht werden mußte). Wochenlang ist unser Dorf in diesem strengen Winter ohne jede Verbindung. Der Ortsbauernführer ist einigemale zu Fuß nach Tulln gegangen. Autobus und Bahn konnten oft nicht verkehren. Der Briefträger erlitt Erfrierungen und verirrte sich am Flugplatz. Da die Kohlenzufuhr nicht möglich war und der Verbrauch ein größerer als anderen Jahren war, mußten einige Wochen Ferien sein.
Mai und Juni werden die größeren Schulkinder zur Hilfe auf dem Felde eingesetzt, hauptsächlich zur Unkrautbekämpfung der Hackfrüchte.
Der Muttertag wurde still daheim gefeiert, die Kinder lernten dazu ein zeitgemäßes Gedicht von H. Menzel. Die Mädel stellten in den Zeichenstunden passende Schmuckblätter her, die am Kopf ein Führerwort trugen. Diese Blätter wurden von den Mädeln mit einem Blumenstrauß an jede Mutter und jede Frau verteilt, die einen Sohn oder Gatten im Felde hatten. Sie sprachen dabei herzliche Worte und bereiteten den Frauen große Freude.
8.7.: Beginn des Erntekindergartens, der heuer zum 3. Male von der Handarbeitslehrerin geführt wird. 16 Kinder von 2 – 8 Jahren kommen täglich.
17.8.: Schluß des Erntekindergartens. Die Mütter spendeten Eier, Milch und Mehl für eine Jause zum Abschluß. Als alles verbacken war, staunten die Kinder über die große Menge und kamen selbst darauf, den Soldaten davon zu schicken. So hatten die Kinder Freude und außerdem erhielten 8 Soldaten Päckchen.
Neues Wiener Tagblatt vom 22.5.1940
Masseneinbrüche in Weinkeller. Bei Kirchberg am Wagram wurden in einer Nacht in nicht weniger als sechs Weinkellern Einbrüche verübt. Die Täter waren durch Eindrücken der Türen in das Innere gelangt und hatten ansehnliche Mengen von Kartoffeln und anderen Lebensmitteln gestohlen. Die Einbrecher konnten unerkannt entkommen.
1941
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
Der Winter war heuer doch milder als voriges Jahr, doch war er sehr schneereich. Da der Krieg noch immer kein Ende hat, mußten in der letzten Zeit sehr viele wieder einrücken. Man hofft, dass er heuer doch noch aus werden wird.
Am 6. April begann der Krieg gegen Jugoslawien und Griechenland. In knappen zwei Wochen war auch dieser Feldzug siegreich beendet. Dafür brach aber am 22. Juni der Krieg gegen Rußland aus. Das ist wohl der schwerste Feldzug für uns. Herr Rudolf Braunschweig, Altenwörth 19, Vater von vier unmündigen Kindern ist am 15. September vor Petersburg gefallen. Er war ein tüchtiger Landwirt und ein guter Familienvater. Er war auch ein eifriges Mitglied des Kirchenchors. Am 1.X. mußte auch unser Regenschori Alfred Söllner einrücken. Jetzt spielt sein Vater immer.
Der Krieg hat wieder ein Opfer gefordert; Leopold Guttauer, erst 20 Jahre alt, fand an der rußischen Front den Heldentod; Kranzl Franz, auch 20 Jahre alt, ist seit August schon vermißt und war auch in Rußland; mit seinem Tod wird wohl gerechnet werden müssen.
Schulchronik Neustift, prov. Schulleiterin Adele Schumann, Robert Löffler
21.XI.1941: Die Verschickungder vorgenannten Lehrerin Adele Schumann mit freiwilligem Ausscheiden aus dem Schulschaffen und der katastrophale Mangel an Lehrkräften im Kreise Tulln bedingt durch die vielen Einberufungen zur Kriegsdienstleistung, hatte eine außergwöhnliche Unterrichtserteilung zur Folge. Mithin wurde der provisorische Schulleiter von Winkl, Obl. I.R. Robert Löffler, auch mit der Leitung bzw. Unterrichtserteilung auch in Neustift betraut. Der Unterricht an beiden Schulen wurde in der Form der Wochenstunden erteilt, eine Notmaßnahme, die sich trotz aller Mühen hinsichtlich des Anstrengens höchst nachteilig auswirkte.
Am Mittwoch, den 3.12. wurde im Stadtsaal zu Tulln eine Kreistagung des NS-Lehrerbundes abgehalten, für die folgender Verlauf festgesetzt war:
1. Flaggenhissung. Lied: In den Ostwind hebt die Fahnen.
2. Zum Gedenken an den Kameraden Leopold Leirer, Zwentendorf, gefallen am 30.8.1941 im Osten.
3. Verteilung der Reichs- und Gausingerpreise beim Schülerwettbewerb “ Seefahrt ist not”.
4. Gauwalter i.V. Reg. Rat Leopold Lindbichler spricht.
5. Mitteilungen der Kreiswalters
6. Dr. Kurt Lanz: Von der Entstehung des Tullnerfeldes, Vortrag.
7. Niederholung der Flaggen. Lieder der Nation.
Infolge der starken Kälte war die Veranstaltung schwer beeinträchtigt. An Stelle des vorgesehenen Reg.R. Lindbichler war R.R. Dr. Franz Kurzmann erschienen, dem nach freien ausgezeichneten sehr politischen Erörterungen begeisterter Beifall zuteil wurde.
Der Winter 1941/42 brachte Schneefälle und Temperaturen, wie schon Generationen keine erlitten. Die außergewöhnlichen Schneemassen und die Kälte - es gab Tagestemperaturen bis unter 30°- wirkten sich auf Lebensführung, Landwirtschaft, Wirtschaftslage, Verkehr usw. verheerend aus, doch hielt die Bauernbevölkerung munter durch. Es zeigte sich bei der Opferfreudigkeit in der schweren Kriegszeit, ja, es konnte sogar ein Ansteigen der ersteren festgestellt werden, weiters die Wollsammlung in beispielloser Weise die Verbundenheit der Heimat, mit ihren Heldensöhnen an der Front dokumentierten.
Als erstes Blutopfer der Gemeinde Neustift fielen am 31. Juli 1941 an der Ostfront der in Neustift am 8.11.1920 geborene Franz Zimmermann (Haus Nr. 35), als MG-Schütze einer Radfahrabteilung bei Berestowetz in Rußland, und wurde nach Mitteilung seiner Kommandantur von seinen Kameraden am Ostrand des Waldes bei B. begraben. Ehre dem Tapferen!
Schulchronik Winkl, Schulleiter Robert Löffler
Zufolge Verfügung des Reichsstatthalters wurde auch im Reichsgau Niederdonau wegen Kohlemangels die Sperre aller Schulen verfügt. Die Erzieher wurden verhalten, sich in den Dienst der Gemeinde, der Partei und des Wirtschaftslebens zu stellen. Geschlossen folgte die gesamte Lehrerschaft dem Rufe ihres Kreiswalters.
Schulchronik Engelmannsbrunn, Lehrerin Berta Wetscherek
17.2. 1941: Die Kriegsgefangenen (Belgier, Flamen), die hier seit 11. Juli 1940 bei den Landwirten zu landwirtschaftlichen Arbeiten zugeteilt waren, kehrten in ihre Lager zurück. Von dort aus werden sie in die Heimat geschickt. Die Gefangenen waren arbeitswillig. Manchem Landwirt war um seine billige Arbeitskraft sehr leid und gar manche Hausfrau gab dem Scheidenden noch ein ganz ansehnliches Päckchen Mundvorrat mit auf die Heimreise. Mit den besten, gegenseitigen Wünschen verließen die Gefangenen Engelmannsbrunn. Nun sind noch 13 Belgier hier, die auf die Abberufung in die Lager, bzw. in ihre belgische Heimat warten.
1.4.: In Anwesenheit des stellvertretenden Kreisleiters des Landkreises Tulln fand im Kinosaale in Kirchberg die mit Verordnung des Reichsstatthalters verfügte Vereinigung der Gemeinden Kirchberg, Engelmannsbrunn, Neustift und Mallon zu einer Bürgermeisterei mit dem Sitz Kirchberg am Wagram statt. Zum Bürgermeister dieser Großgemeinde wurde Herr Josef Heinrich ernannt. Die bisherigen Bürgermeister von Engelmannsbrunn (Hofbauer), von Mallon (Mantler) und Neustift (Walzer) wurden zu 1. Beigeordneten für ihre Gemeinden ernannt und haben als solche den Herrn Bürgermeister von Kirchberg in seinem verantwortungsvollen Amte zu unterstützen.
7.4.: Der Herr Reichstatthalter in Niederdonau hat den Einsatz der Schuljugend zur Mithilfe bei landwirtschaftlichen Arbeiten wie folgt geregelt: „Zur Sicherung der Ernährungslage während des Krieges wird es wie im Vorjahre notwendig sein, alle verfügbaren Kräfte aufzubieten. Auf Grund der mit dem vorjährigen Arbeitseinsatz der Schuljugend gewonnenen Erfahrungen wird für die Wirtschaftsjahr 1941 folgendes angeordnet:
Schüler und Schülerinnen der Volks- und Hauptschulen in Gemeinden mit weniger als 8000 Einwohnern sind, soferne sie das 11. Lebensjahr erreicht haben und körperlich geeignet sind, zur landwirtschaftlichen Hilfsarbeit heranzuziehen und zu diesem Zwecke nötigen Falles vorübergehend vom Schulbesuche (bis zu 10 Tagen im Monate) zu beurlauben, wenn dies zur Sicherung der zeitgerechten Durchführung wichtiger landwirtschaftlicher Arbeiten notwendig ist.“
Ende April: Mit Befriedigung dürfen wir festhalten, daß trotz des langen und strengen Winters in unserer Gemeinde keinerlei Brennstoffschwierigkeiten aufgetreten sind. Die Kohlenbevorratung der Schule, der Haushalte, sowie der landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe hat tadellos geklappt. Auch die ärmere Bevölkerung hatte unter Heiznöten nicht zu leiden.
2.5.: Spät abends, um 1/1 11 Uhr hielten auf unserer Dorfstraße in Engelmannsbrunn viele Militärautos. Schon am Vormittage waren die Quartiermacher da und nachmittags wurde aus unserem Turnzimmer eine Wach- und Schreibstube. In Privatquartieren wurden 60 Mann untergebracht, das Turnzimmer beherbergte 30 Mann. Das war ein Kommen und Gehen! Am nächsten Tage luden unsere Schulkinder die Soldaten, (es war ein Teil einer Panzer-Division, die aus Jugoslawien zurückkehrte) zu einem Begrüßungsabend. Anwesend waren alle Soldaten mit ihren Offizieren, außerdem der 1. Beigeordnete, der Zellenleiter und Ortsbauernführer und die Blockleiter. Die Bevölkerung von Engelmannsbrunn und Mallon spendete unaufgefordert Zigaretten, Wein, Kuchen und allerhand andere gute Dinge, die ein Soldatenherz erfreuen. Da gab es Ansprachen, Heimatfreude und gemeinsam gesungene Lieder. Uns Engelmannsbrunnern wird der Abend unvergeßlich bleiben! Und erst, als am nächsten Tage, am 4. Mai die Post ausgeteilt wurde! 7 Säcke Briefpost, 19 Säcke Pakete und Päckchen! Da saßen die Soldaten auf den Stufen, auf den Gängen, jeder mit Post in den Händen! Die langersehnten Heimatbriefe lösten bei den Soldaten große Freude aus. Am 5. Mai zeitig früh verließen die Soldaten Engelmannsbrunn. Einige Fahrzeuge blieben zurück, weil sie überholt werden mußten.
2.5.: Der Bannführer der HJ hat den Herrn Landrat (Schulabteilung) um die Freigabe der Jungen des Jg. 1928/29 für einen HJ- und Leistungsabzeichen-Lehrgang ersucht. Mit Rücksicht auf die Notwendigkeit der körperlichen Ertüchtigung unserer Jugend beurlaubte das Schulamt des Kreises Tulln die Schüler dieser Jahrgänge, die am Lehrgange teilnahmen, vom Unterrichte.
Ende Juli: Bereits in den vorjährigen Sommerferien hat sich die Lehrerschaft in vorbildlicher Einsatzbereitschaft zum Einsatz für den wichtigen Kriegshilfsdienst zur Verfügung gestellt. Von den Leitern und Lehrern der öffentlichen Schulen wird auch heuer erwartet, daß sie in den Sommerferien nicht mehr als einen Zeitraum von 3 Wochen ihrer Erholung widmen. In der übrigen Zeit werden sich für sie die verschiedensten Möglichkeiten des Einsatzes bieten, sei es im Vertretungsdienst, für Zwecke der Lehrerfortbildung oder aber für verstärkte Mitarbeit bei der NSDAP, ihren Gliederungen und angeschlossenen Verbänden. Auch im öffentlichen Interesse übernommene Nebenämter oder Urlaubsvertretungen in Dienststellen der Kriegswirtschaft oder andere Hilfsdienste, Erntehilfe u.v.m.
Am 3.11. traten die neuen Kriegszuschläge auf Tabakwaren, Schaumwein und Branntwein in Kraft. Der Reichszuschlag auf Tabakwaren beträgt 50% des Kleinhandelspreises.
Am 7. November hielt die Ortsgruppe Kirchberg am Wagram der NSDAP im Kinosaale eine Gedenkfeier für die Gefallenen des jetzigen Krieges ab. Von sämtlichen Familien, die bisher ein Opfer zu beklagen haben, waren die Eltern oder die nächsten Angehörigen anwesend. Nach dem Fanfarenruf der HJ und dem Fahneneinmarsch eröffnete der Ortsgruppenleiter Herr Pöltl den gut besuchten Appell. Es wurde dunkel im Saale und Worte des Gedenkens mahnten an den Sinn des Sterbens jener Tapferen, die ihr Leben für uns und ein ewiges Deutschland gaben. Stumm erhoben sich die Versammelten, als unter dumpfem Trommelwirbel die Namen der seit Kriegsbeginn Gefallenen der Ortsgruppe verlesen wurden.
3.12.: Auch in diesem Jahre fand wieder eine Zählung aller Pferde, Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Kaninchen, des Federviehs und der Bienenvölker statt. Diese Zählung hat im 3. Jahre des Kampfes um die Freiheit unseres Volkes eine ganz besondere Bedeutung; sie ist als wichtigste, strategische Maßnahme der Heimatfront im Kampfe um die Ernährungssicherung unseres Volkes zu werten, denn auf ihr beruhen alle Planungen unserer Kriegsernährungswirtschaft. Jeder Landwirt hatte daher die Pflicht, seinen Viehstand wahrheitsgemäß anzugeben.
Das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda teilt mit: Die deutsche Wirtschaft hat jetzt im Kriege so unendlich viele und große Aufgaben zu bewältigen, daß die Erzeugung von Geschenkartikeln als zweitrangig dahinter zurücktreten muß. Arbeitskräfte, die früher beispielsweise Kinderspielzeug hergestellt haben, drehen heute Granaten; Arbeiter und Arbeiterinnen, die früher Handtaschen und schöne Geschenkartikel fertigten, nähen jetzt Pelzkleidung für die Soldaten an der Ostfront. Unsere Transportmittel werden für die Versorgung unserer Truppen im Osten und für den Transport von Kohle und Kartoffeln benötigt. Allein die Feldpost befördert täglich 15,000.000 Postsendungen. In Deutschland besteht deshalb stärkster Mangel an Geschenkartikeln. Der Weihnachtstisch kann in diesem Jahre nicht so reich gedeckt sein wie sonst. Der Gedanke an unsere Soldaten im Felde und an die Mühen und Strapazen, die sie für die Sicherheit unserer Heimat auf sich nehmen, wird jeden Volksgenossen dieses bescheidene Opfer leicht machen.
Schulchronik Altenwörth, Lehrer Friedrich Süß
Am 1.6. wurde im Orte Militär einquartiert. Über 200 Mann waren untergebracht. Auch der Klassenraum an der Nordseite war zeitweise von Soldaten belegt. Am 24.6. marschierte das Militär wieder ab. Die Beziehungen zwischen Ortsbevölkerung und Soldaten waren sehr herzlich. Im Lehrerzimmer wohnten 2 Mann. Es waren meist Leute aus Pommern. Der Schulunterricht ging planmäßig weiter. Schon im Dezember d. J. 1940 waren Soldaten hier einquartiert. Zirka 50 Mann. Pioniere. Die waren hier von 29.11. - 20.12.40. Sie waren sehr gern gesehene Gäste.
Vom 30.4. an waren im Orte bei den größeren Wirtschaften Kriegsgefangene Franzosen zur Arbeit eingesetzt. Sie wurden wegen ihres Fleißes allgemein gelobt.
Es brachte das Jahr 1941 allhier Lebensnotwendiges in genügendem Maße. Dank der vortrefflichen Wirtschaftsführung konnte allen Leuten die Lebensmittelrationen voll zugewiesen werden und auch im ausreichenden Maß gegeben werden. Besonders unsere Landbevölkerung spürt in punkto Verpflegung vom Kriege und seinen Einschränkungen noch gar nichts. Wohl sind manche Industrieprodukte nicht mehr oder nur selten zu bekommen, da ja unsere Industrie ganz auf Rüstung eingestellt werden mußte. Das Lebensnotwendige ist aber für jeden Volksgenossen im guten und reichen Maße vorhanden. Und was besonders dankenswert ist: die Preise für diese Waren sind immer gleichbleibend, manche Waren erfuhren gegen früher sogar eine Senkung. So hat uns das dritte Kriegsjahr noch nichts anhaben können, das Volk ist nur noch härter geworden, was durch die großen Steigerungen der Ergebnisse bei den Straßensammlungen und Opferspendungen bewiesen wird. Mit solcher Zuversicht können wir daher eintreten in das Jahr 1942.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Am 5. Jänner 1941 fand im Rahmen einer schlichten aber würdevollen Feier die Übergabe des neuen HJ-Heimes, das die Gemeinde Kirchberg errichtete, an die Jungend statt. Die Ortsgruppe der HJ wurde in Kirchberg im Jahre 1928 gegründet.
Am 31. Jänner und 1. Feber 41 zogen die in der Schule und Gemeinde Kirchberg einquartierten Wehrmachtsteile weg. Anläßlich des Abwanderns der Wehrmacht wurde von der hiesigen Frauenschaft (NSF) eine Abschiedsfeier im Saale des Gastwirtes Hirsch veranstaltet. Die scheidenden Soldaten wurden mit Bäckereien und Getränken bewirtet. Die hiesige BDM-Gruppe unter der Führung des Frl. Fritthum trug durch ihre reichhaltigen und sehr heiteren Vorführungen sehr viel zur Geselligkeit bei. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Pg. Anton Pöltl richtete an die von hier scheidenden Soldaten herzliche Abschiedsworte. Ein Offizier sprach im Namen der Soldaten der ganzen Gemeinde für die überaus freundliche und entgegenkommende Behandlung der Soldaten den besten Dank aus.
Am 2. April 41 benützte eine durchziehende Wehrmachtsabteilung zwei Hauptschulklassen zur Nächtigung. Vom 3. bis einschließlich 5 Mai war Militär in zwei Hauptschulklassen einquartiert.
Zum Fronthilfsdienst wurde unsere Bevölkerung heuer weniger von den Bauern der Nachbarorte beansprucht, da überall genug Kriegsgefangene zur Verfügung standen.
Vom 31. Mai bis einschließlich 27. Juni 41 war eine Pak-Kompanie in Kirchberg einquartiert, in der Schule wurden hiezu zwei Hauptschulklassen und die Schulküche benützt. Dieselbe Truppe hielt sich schon in den Monaten Dezember 1940 und Jänner 1941 in Kirchberg auf und war seitdem mit der Kirchberger Bevölkerung innig befreundet. Der Abschied voneinander am 17.6. wurde beiden Teilen schwer.
Am 27. und 28. Juni 1941 wurden in der Schule von der Musterungskommission 5 Klassenräume beschlagnahmt.
Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Josef Schmidl
In den Monaten Jänner und Feber rückten wieder mehrere Männer aus Utzenlaa ein. Im vergangenen Sommer kehrten dagegen 5 Ältere heim. Insgesamt sind jetzt aus unserem Dorf 14 Soldaten eingerückt.
Am 1. April ersteht die Bürgermeisterei Absdorf, der auch unsere Gemeinde eingegliedert wird. Schulleiter Josef Schmidl, der nun durch zwei Jahre Bürgermeister war, scheidet als Bürgermeister aus und Josef Schwanzer ist nun 1. Beigeordneter des Bürgermeisters der Bürgermeisterei Absdorf.
1942
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
Immer drückender wird die Last des Krieges. Da ein Großteil der im kräftigsten Alter stehenden Männer im Felde ist, muß die übrige Bevölkerung immer mehr leisten, um diesen Ausfall zu ersetzen. Die Ablieferungspflicht ist streng und es ist nicht leicht derselben nachzukommen.
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
Am 20.Jänner mußten so wie im Weltkrieg die Kirchenglocken für die Kriegswerke abgeliefert werden. Von hier wurden drei abgeliefert; die große aus dem Jahre 1923, die 11 Uhr Glocke aus dem Jahre 1791 und die kleine aus dem Jahre 1923; geblieben ist nur die Sterbeglocke. Von der Kapelle in Kollersdorf mußten beide Glocken abgeliefert werden. In Gigging blieb die Glocke, weil sie aus Stahl ist, ebenso in Sachsendorf.
Nun hat der Krieg wieder einige Opfer gefordert. Am 2.II. ist Franz Trotzka am rußischen Kriegsschauplatz gefallen; er war verheiratet und Vater eines Kindes. Am selben Kriegsschauplatz ist Karl Renner am 15.II. gefallen. Er war noch ledig und von Beruf Lehrer.
Der Krieg hat wieder einige Opfer gefordert. Im Mai ist Spitzmüller Josef von Sachsendorf in Rußland gefallen, erst 21 Jahre alt; er war das einzige Kind seiner Eltern. Anfang September ist Hittinger Roman auch in Rußland gefallen; er war erst 18 Jahre alt.
Wieder hat der Krieg ein Opfer gefordert. Herndler Leopold ist anfangs Oktober in Rußland gefallen. Seine Eltern und 3 Schwestern trauern um ihn.
Der Krieg hat wieder einige Opfer gefordert und zwar sind gefallen: Krennes Josef, Kollersdorf 23, gefallen in Rußland, ebenso sind in Rußland gefallen: Pauser Anton, Sachsendorf, Schachhuber Robert, Kollersdorf, Ploiner Josef, Sachsendorf 11, Unbekannt Johann, verheiratet in Kollersdorf 40, Weiß Franz, Kollersdorf, Payer Josef, Altenwörth, Kuchelbacher Leopold, Altenwörth, Löscher Josef, Kollersdorf ist in Afrika gefallen und Wanko Karl starb als Matrose den Heldentod. R.i.P.
Schulchronik Neustift, prov. Schulleiter Robert Löffler
26.1.1942: Zufolge Verfügung des Reichsstatthalters wurde auch im Reichsgau Niederdonau wegen Kohlemangels die Sperre aller Schulen verfügt. Die Erzieher wurden angehalten, sich in den Dienst der Gemeinden, der Parteien und der Wirtschaftsleitung zu stellen. Freudig folgte die gesamte Lehrerschaft des Kreises dem Rufe ihres Kreiswalters. Der damalige Schulleiter, sonst bei Freude in verschiedenen Gliederungen der Partei beschäftigt, betätigte sich an den Arbeiten in der Kartenstelle von Kirchberg am Wagram und an der Sippenforschung.
15.3.1942: Nach Beendigung der “Kohlenferien” wurde am 15. März der Unterricht an der hiesigen Schule wieder aufgenommen. Der “Stand des Unterrichtes” nach dem Lehrplan war, wie vorauszusehen, (statt) aus dem Geleise geraten. Der Ausfall so vieler Schultage zeigte seine schädigenden Folgen besonders in der 1. Schulstufe.
Am 22. Juni fiel an der Kampffront im Osten bei ......(Angabe fehlt) der Sanitätsgefreite Franz Oswald, geb. am 24.4.1905 in Neustift Nr. 53. Ehre seinem Angedenken.
Am 3. Juli 1942 wurde zur Freude der Schüler zum ersten Male folgender Film vorgeführt: “Einer, der auszog, um Gruseln zu lernen” - ”Fallschirmjäger”, - “Der Kampf in Griechenland und Kreta” - “Die Ersten”.
Am 24. August fand bei den schweren Kämpfen um Stalingrad der Gefreite Johann Zehetner (geb.30.8.1913) aus Neustift No. 7den Heldentod. Ein ehrendes Gedenken bleibt ihm gewahrt!
20.7.1942: Der bezogene Erlaß des Herrn Reichsstatthalters in Niederdonau hatte unter anderm folgenden Wortlaut: Um einen Überblick über Größen, Bauzustand und Ausbaumöglichkeiten der Schulgebäude in Niederdonau zu gewinnen, haben alle Leiter der Volks- und Hauptschulen während der Sommerferien eine Beschreibung ihres Schulgebäudes vorzunehmen... u.s.f.. Da dem Berichte mit der Planskizze auch ein Lichtbild der Schule angeschlossen sein mußte, fertigte der Leiter der Schule noch eine Kopie an, der untenstehend in diesem Gedenkbuche Platz gegeben sein sollte, damit in dem Falle, daß die alten, aus dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts (1790) stammenden Gebäude verschwinden sollten, ein bildliches Andenken gewahrt bleibe (Photo Robert Löffler).
Mit Beginn des Schuljahres wurde in der Volksschule die neue Normalschtiftfibel Von J.F. Pöschl, eingeführt. Da die Fibel aus technischen Gründen erst im Oktober fertiggestellt werden konnte, hatte der Landesverlag an alle Leitungen der Volksschulen die ersten zwei Druckbogen der Fibel samt Anleitung zum Gebrauch hinausgegeben. Eine Notmaßnahme, die sich merklich hemmend auf den ersten Lehrunterricht auswirkte.
Unter einem hatte die Verknappung der Papiervorräte als Kriegserscheinung in einschneidenden Sparmaßnahmen, betreffend die Schulhefte, zur Folge. Demzufolge ist der Schulleiter bzw. Klassenlehrer bis auf weiteres verhalten, die beschriebenen Hefte mit dem Schulstempel zu versehen und Bezugsscheine auszustellen. Da es gestattet ist, mit der Unterstufe auch die Schiefertafeln weitgehendst zu verwenden, ist dieses alte traditionelle Schreibgerät wieder zu Ehren gekommen.
Am 3. Dezember traten, aus dem Kreis Gmünd Naumur, 7 Schüler (3 Knaben und 4 Mädchen) aus den Luftgefährdeten Gebieten in Nordwest-Deutschland in die hiesige Schule ein.
Schulchronik Winkl, prov. Schulleiter Robert Löffler
Der Winter 1941/42 brachte Schneefälle und Temperaturen wie sie Generationen keine erlebt haben. Die außergewöhnlichen Schneemassen und die Kälte – es gab Temperaturen bis unter 30 ° - wirkten sich auf Lebensführung, Landwirtschaft, Wirtschaftslage, Verkehr u.s.w. verheerend aus, doch hielt die brave Bevölkerung weiter durch. Es zeigte sich kein Erlahmen der Opferfreudigkeit in der schweren Kriegszeit, ja es konnte sogar ein Ansteigen der ersteren festgestellt werden, wie die Wollsammlung besonders, welche in beispielloser Weise die Verbundenheit der Heimat mit ihren Heldensöhnen an den Fronten dokumentiert.
Ein bedeutendes Ereignis in der Geschichte der hiesigen Schule bedeutete der Erlaß des Landrates Tulln vom 2. April 1942, in dem es heißt: „Die Verhältnisse zwingen mich, die vorübergehende Auflassung der Volksschule in Winkl vorzunehmen. Ich habe heute den Bürgermeister in Altenwörth um einen geeigneten Vorschlag ersucht. In Betracht kämen als Aufnahmeschule Altenwörth und Neustift (Felde). Die erforderliche Weisung regelt nach Einlangen des Projektes der Bürgermeister in Altenwörth.“ Nach Entgegennahme des Vorschlages des Bürgermeisters in Altenwörth wurde seitens des Landrates Tulln der Schulleiter in Neustift angewiesen die Zusammenlegung der beiden Schulen durchzuführen und die Schüler von Winkl zu verhalten in Neustift in die Schule zu gehen.
Schulchronik Engelmannsbrunn, Lehrerin Berta Wetscherek
14.1.1942: In diesen Tagen wurde bei den Landwirten die Hofkarte ausgefüllt. Diese wurde vom Reichsnährstand 1937 eingeführt und jetzt nach 5 Jahren sind für rund 3,000,000 Betriebe Hofkarten ausgestellt. Die Hofkarte wird bei der Kreisbauernschaft geführt und enthält alle wichtigen Angaben über die Liegenschaften, die maschinelle Ausstattung, den Viehbestand und die Anbaupläne des einzelnen bäuerlichen Betriebes. Mit ihren Angaben ist die Hofkarte die Grundlage für die Wirtschaftsberatung und für die jährliche Aufstellung der Erzeugungspläne, der Dünge- und Futterpläne und der im Zuge der Erzeugungsschlacht notwendigen Umstellungen. Seit diesem Jahre ist vom Reichnährstand eine Hofkarte in Heftform, also ein Hofheft herausgegeben worden, das in der Hand des Bauern bleibt. Es hat denselben Zweck wie die Hofkarte bei der Kreisbauernschaft, die Unterlagen für eine weitere Leistungssteigerung stets zur Hand zu haben.
Vom 29. Jänner bis 1. Feber wurde in der Schule (Turnzimmer) ein Luftschutzkurs für die Erwachsenen abgehalten. Vortragender war Herr Grassi, Luftschutzlehrer aus Krems. Teilnehmerzahl: 37 Männer und 18 Frauen. Unsere Bevölkerung folgte mit sichtlichem Interesse den belehrenden Ausführungen des Herrn Vortragenden. Am Schluß des Kurzkurses wurden praktische Luftschutzübungen durchgeführt.
7.2.: Bis zum heutigen Tage sind keine weiteren Weisungen wegen der Fortdauer der Kohlenferien eingelangt. Über Auftrag des Herrn Landrates hat sich die Erzieherschaft in der Partei und ihren angeschlossenen Gliederungen u.s.w. zum Abeitseinsatz zu melden. Allfällig vorhandene Rückstände in der Aktenführung (Kataloge, Schülerbeschreibungen, Büchereien, Chronik, Inventare u.s.w.) sind aufzuarbeiten.
17.3.: Ein außergewöhnliches Ereignis war es, als die Einwohnerschaft von Kirchberg und Umgebung zur rassenkundlichen Untersuchung aufgerufen wurde, umso mehr, als ja Kirchberg als erster Ort im ganzen Gau zu dieser Untersuchung, die nach dem Kriege ganz systematisch im weitesten Umfang vorgenommen werden soll, ausersehen war. Ein rühriger Arbeitsstab von Fachleuten, Männern und Frauen, hatte zur Vornahme seiner Untersuchungen in Kirchberg drei Schulzimmer besetzt, um mit Hilfe von präzisen Meßinstrumenten, an Hand von "Augen" und „Haarmustern" die unterschiedlichen Schädelmaße der untersuchten im Lichtbilde festzuhalten. Die von der Kommission ermittelten Maße und rassischen Merkmale wurden fein säuberlich in einer Kartei festgehalten. Es gereichte der Bevölkerung zur Ehre, daß sie dem ganzen Vorgange verständnisvolle Bereitwilligkeit und großes Interesse entgegenbrachte. Natürlich kam auch mitunter die Heiterkeit zu ihrem Recht, zumal sich ja die Untersuchung auf Männlein und Weiblein im Alter von 10 – 60 Jahren erstreckte.
10.6.: Der gegenwärtige Krieg fordert den Einsatz aller Kräfte, wenn der Endsieg errungen werden soll. Es ist darum für die Erzieherschaft eine Selbstverständlichkeit, wenn sie ihre Arbeitskraft auch während der Ferien zum Einsatz bringt. Nach der Verfügung des Herrn Reichsministers des Inneren wurden mehr als 21 Tage Erholungsurlaub nicht gewährt. Sämtliche Lehrkräfte haben sich also außer der ihnen zustehenden Erholungszeit für den Ferieneinsatz zur Verfügung zu stellen.
Als Arbeitseinsatz kommen in Betracht:
- Verwendung für dienstliche Zwecke.
- Die Durchführung der dem NSLA übertragenen Sonderaufgaben.
- Die Arbeiten innerhalb der Partei.
- Arbeiten in kriegswichtigen Einrichtungen.
- Werk- Ehrendienst
Ferieneinsatz im Kriege ist Ehrendienst an der Nation!
24.6.:Der weit über die Grenzen des Kreises hinaus bekannte Heimatdichter Sepp Rittler aus Kirchberg gestaltete im Rahmen der Kulturwoche einen Dorfabend mit ganz ausgezeichneten Dichterlesungen. Rittlers Schöpfungen, einmal köstlichen Humor, dann wieder Ernst und gläubige Hingabe aufzeigend, hatten großen Erfolg.
Pg. Albert Schmidt, Mallon, hat als Meister des Pinsels zwei Werke geschaffen, die in der Ausstellung "Schaffende für Schaffende" in Tulln ihren gebührenden Platz fanden. Das in seiner Plastik ungemein warm wirkende Ölbild "Mailbergerwald", eine Gegenlichtstudie, fand gleich beim Eröffnungsrundgang seinen Käufer.
Die Ortsgruppe ist mit vollem Recht stolz auf seine beiden, innerhalb seiner Bannmeile lebenden Künstler, den ausgezeichneten Maler Albert Schmidt und den hervorragenden Mundartdichter Sepp Rittler.
Am 18.9.empfingen am Bahnhof Kirchberg der Ortsgruppenleiter, begleitet von einigen politischen Leitern, der Ortsfrau der NSF und zahlreichen Mitgliedern der NSF, 13 aus einem Wiener Lazarett zur Genesung hierher gesandte Soldaten. Auch bei uns in Engelmannsbrunn wurden drei Verwundete untergebracht und zwar bei Rudolf Mayer, Adolf Amashaufer und Katharina Schober.
Die Ernteergebnisse des heurigen Jahres sind vor allem den außergewöhnlichen Leistungen des deutschen Landvolkes zu danken. Unsere Bauern und Landarbeiter haben allen Kriegs- und naturbedingten Schwierigkeiten zum Trotze alles getan, um die Ernährung des deutschen Volkes zu sichern. Die Natur hat an sie die größten Anforderungen gestellt. Zum 3. Male in diesem Kriege hat ein kalter Winter viele Mühen die Herbstbestellung zunichte gemacht. Die Auswinterungsschäden trafen diesmal besonders das Getreide. Das Frühjahr setzte spät ein, die Feldbestellung drängte sich auf wenige Wochen zusammen. Die ausgewinterten Flächen wurden mit Sommergetreide und Sommerölfrüchten, Kartoffeln und Gemüse bebaut. Bauern und Landarbeiter, Bäuerinnen und Landarbeiterfrauen haben diese zusätzlichen Aufwendungen zäh und verantwortungsbewußt bewältigt und ebenso einsatzfreudig auch die Ernte eingebracht. Ihnen gilt der tiefe und heiße Dank des ganzen deutschen Volkes!
4.10.: Die Feiern des Erntedanktages im Kreise Tulln standen bereits unter dem Eindrucke der großen Rede des Reichsmarschalls Hermann Göring. So zahlreich, so festlich gestimmt und so freudig bewegt hatte Kreisleiter Swoboda, der in die Dörfer hinausfuhr, um verdienten Bäuerinnen und Landarbeiterinnen unmittelbar an ihrer Arbeitsstätte die Anerkennungsschreiben des Reichsministers Dr. Goebbels sowie kleine Ehrengaben zu überreichen, bisher noch nie die Bauernschaft der Ortsgruppen um die Erntekrone geschart gefunden.
Am 1. Dezember 1942 kamen aus Mühlheim (Ruhr) 4 luftgefährdete Kinder und zwar drei Knaben und ein Mädchen in unseren Ort. Sie wurden von den Familien Rudolf Mantler, Schlosser und Elsensohn liebevoll aufgenommen. Die Kinder, die zuerst in Gmünd untergebracht waren, besuchen die Schule und werden von unseren Dorfkindern herzlich und kameradschaftlich betreut.
Die Kreisabschnittstagung des NSLB fand im Zeichensaale der Hauptschule Kirchberg mit folgender Tagesordnung statt:
- Rassenpolitische Gesetzgebung und Schule. (Kreisgeschäftsführer Pg. Otto Biak).
- Arbeitshilfen für die weihnachtliche Schularbeit. (Kreiswalter).
- Zeitgemäße Fragen in der weiblichen Erziehung (Pgn. Auguste Dantone).
- Besoldungsfragen. (Pg. Biak).
Die Ortsgruppe Kirchberg feierte am 8. Dezember in Anwesenheit des stellvertetenden Gauleiters Gerland ihren 15jährigen Bestand. Der Ortsgruppenleiter zeigte in seiner Rede die Entwicklung der Ortsgruppe auf und schilderte unter anderem die Schwierigkeiten und den Kampfgeist der Parteigenossen in der Verbotszeit. - Als der stellvertetende Gauleiter nach seiner mitreißenden Ansprache mit den alten Kämpfern der Ortsgruppe bei einem Kameradschaftsabend zusammensaß, da war der Saal wieder voll von den alten Liedern, die damals die Herzen höher schlagen ließen, da klang es wieder "Im Tullnerfeld marschieren wir" und "Es zittern die morschen Knochen" u.a.. Dann brach der unversiegbare, deutsche Humor wieder durch und Lachstürme fegten alles hinweg, was sich an schlechter Laune irgendwie eingenistet haben mochte. So machten die Kameraden der Kampfzeit das Wort des stellvertretenden Gauleiters wahr, das er zuvor zu ihnen gesprochen hatte: "Wir wollen uns von niemanden das große Herz und das gesunde Gemüt rauben lassen. Wir wollen weiterhin bescheidene, treue und aufrechte Helfer des Führers bleiben!"
Zum 4. Male begeht das deutsche Volk dieses schönste aller seiner Feste mitten im Kriege. Man glaubt von fern Kanonendonner zu vernehmen, der unsere Weihnachtsfeier diesmal mit seiner harten Melodie begleitet. Es gibt niemand unter uns, der das diesjährige Weihnachtsfest in alter Weise oder auch nur im gewohnten Kreise begehen könnte. Noch niemals in unserer Geschichte waren die Deutschen sich am Weihnachtsfest so nah wie in diesem Jahre. Unbarmherziger denn je toben zur 4. Kriegsweihnacht die Feinde. Millionen unserer Männer, Väter, Söhne und Brüder stehen an den Grenzen unseres Lebensraumes im eisigen Osten und Norden Europas wie in den glutvollen Sandwüsten Afrikas, in den Nebelbänken an den Küsten wie in der Unendlichkeit der Weltmeere und wehren den Ansturm der Gegner in hartem opfervollem Ringen ab. Keine Stunde des Tages oder der Nacht ist, da wir nicht mit all unseren Gedanken bei ihnen sind, daß unsere guten Wünsche sie nicht wie ein Schutzschild umgeben. Wir fühlen und wissen es zugleich, daß insbesondere in dieser Zeit auch jede freie Minute der Soldaten dem Zuhause gilt und viel Liebe und Sehnsucht auf dem Weg von da nach draußen und umgekehrt sich begegnen.
In den Lichtern, die Front und Heimat zur 4. Kriegsweihnacht entzünden, spiegelt sich neben dem innigen Gedenken auch Glaube und Zuversicht wider, die allein uns aus der todesnahen Dunkelheit des Krieges wieder einem lichten, lebenserfüllten Frieden entgegenführen können. Die Gewalt der Millionen Kinderaugen, die uns auch an diesem Weihnachtsabend entgegenleuchtet, läßt uns den Weg dahin aufrecht gehen, wie schwer und entsagungsvoll er manchmal auch sein möge.
Schulchronik Altenwörth, Lehrer Friedrich Süß
Der Führer ordnete an, daß im heurigen Jahre jedem Volksgenossen eine Sonderzuteilung für Weihnachten gegeben werde und zwar ½ kg Mehl, ¼ kg Zucker, 20 dkg Fleisch, ¼ kg Hülsenfrüchte, 1/8 kg Butter, 1/8 kg Zuckerl (die Kinder ¼ kg Zuckerln) 0,35 l Rum, 6 dkg Käse, 5 dkg Bohnenkaffee.
Unsere Lebensmittelversorgung erhielt auch eine bedeutende Zubuße durch den riesigen Ertrag aus der Ukraine, so daß unsere Versorgung vollständig gesichert erscheint.
Die Bedeckung mit Industriewaren wurde noch knapper als im Jahre 1941, da alles für die Rüstung gebraucht wurde. Jedoch gab es in keiner Beziehung Not und ganz besonders war für die Ernährung gesorgt worden. Woran man den Krieg am meisten spürte, das war an den Arbeitskraft. Mehr als 60 Bewohner unserer Schulgemeinde waren schon bei den Waffen. Kam der eine oder andere auf Urlaub, so bewunderte man jeden über das gute Aussehen. Es ging also keinem schlecht. Auch der Zugverkehr war fast wie im Frieden und verkehren viele Züge und regelmäßig. Autobusverkehr war aber fast vollständig eingestellt. So haben uns die 3 Jahre Krieg noch keine Not gebracht und die Sammlungen an den Sammeltagen zum K.W:H:W: zeigten gesteigerte Erträgnisse gegenüber dem Vorjahr. Mit voller Zuversicht gehen wir hinüber in das Jahr 1943 das uns den Sieg bringen soll.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Am 27. und 28. Feber 1942 wurden die Musterungen für den Jahrgang 1924 in der Schule abgehalten. Am 27. und 28. August wurde der Geburtsjahrgang 1925 im Schulgebäude gemustert.Am 3. Dezember fand in der Schule eine Nachmusterung von Wehrpflichtigen statt.
In der Zeit vom 15. Juli bis einschließlich 4. August 1942 wurde von 10 Mädchen des BDM eine Volksschulklasse als Erntedienstlager verwendet.
Am 13. Okt. hielt die Ortsgruppe der NSDAP im Kinosaal eine würdige Ehrung für die im jetzigen Kriege Gefallenen aus dem Ortsgruppenbereiche ab. Hiezu wurden die Angehörigen der Gefallenen besonders geladen. An dieser eindrucksvollen Feier nahmen nebst den Volksgenossen die Gliederungen der NSDAP teil.
Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Josef Schmidl
15.7.: Zum 5.male Beginn des Erntekindergartens unter Leitung der Handarbeitslehrerin Hilda Schmidl.
Neueintragung ins Handelsregister: Engelbert Tragschitz (Eisenhandlung) Kirchberg, Adolf-Hitlerplatz 32. - In Kirchberg wurde der Hauptplatz in Adolf-Hitlerplatz umbenannt.
1943
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
Ein milder Winter erleichterte uns die Schwierigkeiten des vierten Kriegsjahres, besonders die Kohlen- und Brennstoffnot.
Die Fronleichnamsprozession konnte auch heuer in der feierlichen Form wie seit altersher hier gefeiert werden. Die vier Altäre waren schönstens geschmückt, die Beteiligung der Bevölkerung, besonders der Kinder äußerst stark, größer wie in den vergangenen Jahren und Versuche die Prozession zu stören, erfolglos.
Bis September 1943 beklagte unsere Pfarre 68 Gefallene. Dazu kommen noch eine Anzahl Vermißter; besonders Stalingrad hat viele Opfer von Gefallenen und Vermißten gefordert. In der Pfarrkanzlei spielen sich erschütternde Szenen ab, wenn die Angehörigen kommen, um die Totenfeier zu bestellen. Unter den schwerverwundeten, die wieder dem Leben zurückgegeben wurden, befindet sich auch der ehemalige Provisor dieser Pfarre Leopold Rohringer, der als Panzerfahrer eingesetzt, von mehreren Schüssen getroffen wurde. Nach seiner Genesung (er ist schwer invalid, da ein Fuß sehr stark mitgenommen ist), studiert er an der Hochschule für Bodenkultur weiter, um nach Vollendung der Studien die Bewirtschaftung der erzbischöflichen Güter zu übernehmen. Er wurde mit dem E.K.II ausgezeichnet. Aus unserer Pfarre stammen auch die jetzt noch im Heere dienenden Priester, Karl Lill, Divisionspfarrer, und Karl Ecker, Sanitätssoldat.
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
Der Winter 1942/43 war recht milde; der Sommer 1943 war trocken und heiß; die Ernte gut.
Wieder hat der Krieg einige Opfer gefordert. Gaubitzer Josef, verheiratet in Gigging 8, Vater von 4 Kindern, starb in Rußland den Heldentod. Heiß Karl, verheiratet in Altenwörth, Vater von 2 Kindern, ist in Kroatien gefallen. Reiser Anton, verheiratet in Gigging 2, starb infolge eines Tumors im Kopf; er wurde überführt und hier mit militärischen Ehren beerdigt. Damit sind seit Beginn des Krieges aus der Pfarre schon 22 Mann gefallen. R.i.P.
Schulchronik Neustift, prov. Schulleiter Robert Löffler
30.0.1943: Die Feier des Tages der Machtergreifung wurde im Auftrag der Landrats-Schulabtlg.an der hiesigen Schule wie folgt durchgeführt:
1. Lied: “Ein junges Volk steht auf” -
2. Festgedicht: “Gelöbnis” aus einer folgenden deutschen Schulfeier”, vorgetragen von einer Schülerin.
3. Sprechchor: Heilig ist der Kampf
4. Ansprache des Schulleiters.
5. Lied: “Heilig Vaterland”.
6. Lieder der Nation
7. Gruß an den Führer.
Im Anschlusse an die Feier wurde die Ansprache des Reichjugendführers durch den Rundfunk abgehört. Die Schüler, welche der Veranstaltung volles Verständnis entgegentrugen, zeigten sich von der würdigen Feier tief beeindruckt.
Am Sonntag, den 14. März begannen im Auftrag des Gemeindegruppenführers die Einschulung für den Großteil der Ortsbewohner in 4 Doppelstunden.- Unter dem Vorsitz des 1. Beigeordneten der Gemeinde und unter Mithilfe des Untergruppenführers wurden die Leute an Hand von Filmen und Geräten in allen Belangen des Selbstschutzes unterwiesen. Den Abschluß der Schulungen bildete die praktische Übung am 21. März auf dem Ortsplatze, bei der unter Mitwirkung der größeren Schüler und Schülerinnen der Zugriff bei Brandbekämpfung, Laienhilfe, Verwundetentransport u.a.m. vorgeführt wurde. Die Übungen fanden das Interesse aller Beteiligten schon im Hinblick auf die Wichtigkeit und den Ernst der Sache. - Die Schulung leitete der prov. Schulleiter Robert Löffler als Luftschutzlehrer.
Am Montag, den 23. August 1943, begann das Schuljahr nach vorhergegangener Feier. Schülerstand: 30 Knaben, 38 Mädchen. Davon aus bombengefährdeten Gebieten 2 Knaben, 6 Mädchen. Am gleichen Tage wurde den Neueintretenden (9 Kn. 5 Mdch.) das Märchen “Das tapfere Schneiderlein” in Lichtbildern vorgeführt. Die Erzählung an Hand der schönen Bilder machte die Kleinen schnell zutraulich, wodurch sich der erste Schultag glatt abwickelte.
Schulchronik Winkl, Lehrer Robert Löffler
10.5.1943: Im Rahmen der notwendig gewordenen Umsiedlung von Familien aus Oberhausen – Rheinland in die Ostmark wurde die Wohnung im Schulhause von einer Familie Henkel (2 Frauen und 2 Kinder ) bezogen. Die Familie, die mit dem größten Teil ihres Mobiliars hierher übersiedelt war, verließ den Ort am 5.10., um wieder in die Heimat zurückzukehren, da der Mann an der Ostfront gefallen war.
Schulchronik Engelmannsbrunn, Lehrerin Berta Wetscherek
3.3. 1943: Der Heldenkampf um Stalingrad ist beendet, wird in die Geschichte eingehen als leuchtendes Beispiel eines Schicksalskampfes um Sein oder Nichtsein Deutschlands und ganz Europas. Der Tod der Helden von Stalingrad ist für die Heimat ein Mahnruf zur höchsten Pflichterfüllung, zum Glauben an den Sieg und zur Treue, die wir durch nimmermüden Kriegseinsatz unseren Frontkämpfern beweisen wollen, und zum festen Willen, nimmer zu wanken und alles daranzusetzen, um den Gedanken an den Sieg zur Wirklichkeit werden zu lassen.
Der Markt Kirchberg stand am 23.3.im Zeichen einer Frauenversammlung, bei der Gaufrauenschaftsleiterin Pgn. Vieteris? zu den erschienenen 400 Frauen sprach. Frauen aller Stände waren vertreten, so daß Bäuerin, Arbeiterin, Gewerbetreibende und Geschäftsfrauen in harmonischer Gemeinschaft beisammen saßen und ihre Gaufrauenschaftsleiterin zu sehen und vor allem zu hören und sich aus dieser Feierstunde Kraft und Stärke für die Bewältigung der an sie herantretenden Forderungen zu holen.
Schulchronik Altenwörth, Lehrer Friedrich Süß
Am 30.I. mußte Stalingrad dem Feind überlassen werden nach dem bereits seit November 1942 der Kampf um diese Stadt im großen Maße tobte. Viele Soldaten unserer Donaugaue waren bei der 6. Armee, welche im Kampf bis zum Äußersten ausharrte. Der Sohn des Schreibers war am 4.12.1942 an der Nordkette von Stalingrad in russische Gefangenschaft gekommen.
Und am selben Tag trotz der Niederlage beim Stalingrad: Der 30. Jänner stand im Zeichen der Feier der Machtübernahme durch den Führer Adolf Hitler. Große Feierlichkeiten wurden abgehalten. Auch wir hielten im Lehrzimmer eine Festfeier ab, bei der Lieder und Gedichte zum Vortrag kamen.
Infolge der steten feindlichen Terrorangriffe im elsässischen Industriegebiet wurden am 6.Mai 1943 6 Familien aus Oberhausen im hiesigen Gemeindegebiet untergebracht. Es waren meist Frauen mit 1 – 4 Kindern. Die Aufnahme der Bombengeschädigten war herzlich. Die Bewohnerschaft nahm sich der Geschädigten in mitleidvoller Weise an. Die Leute aus Oberhausen konnten sich anfangs nur schwer an die ländlichen Verhältnisse eingewöhnen. 6 Kinder befinden sich in der Schule.
… So ist durch die reiche Getreideernte die Ernährung gesichert. Ja es konnte sogar die Mehlration um 400 g erhöht werden. Knapp war das Fleisch und wurde sogar im Sommer die Wochenration auf 250 g gekürzt. Jedoch konnte jeder seine volle Ration in allen Lebensmitteln beziehen, ein besonderer Verdienst unserer Landwirtschaft. Die Industriewaren wurden noch knapper, auch auf die Kleiderkarte wurde nichts mehr abgegeben. Der totale Einsatz der Arbeitskräfte machte es, daß vielfach Frauen und Mädchen die Arbeiten der Männer leisten mußten. Aber auch viele fremdländische Arbeitskräfte waren in unseren Betrieben. Die Schule aber durfte durch den Krieg nicht leiden; es wurden mehrere weibliche Lehrkräfte in den Dienst genommen. Fast der Hälfte der Schulen des Kreises wurden von weiblichen Lehrkräften geleitet. Das ganze Volk nahm all die Sorgen des Krieges mit beachtenswertem Stolz auf sich. Dies zeigten auch die Sammlungen des W.H.W., die noch größere Erträge als im Vorjahr einbrachten. So wollen wir uns mit stolzer Zuversicht hineinbegeben in das Jahr 1944, das uns den Sieg bringen wird und muß.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Am 19. April fand die Vorauslese für die Aufnahme in die Napola (Nationalsozialistische Erziehungsanstalt) statt. 13 Schüler wurden überprüft und hievon 5 Schüler für die Zulassung zur Aufnahmeprüfung für Napola ausgewählt. H. Kreisschulrat Lothar Eyer war bei der Vorauslese anwesend.
Am 12., 13., 14. und 15. Mai wurden im Schulhause die Geburtsjahrgänge 1897 – 1900 gemustert. Am 20. Mai 1943 wurde der Geburtsjahrgang 1926 der Mädchen für den R.A.D. im Schulhause gemustert.
Schulchronik Bierbaum am Kleebühel, prov. Schulleiterin Marie Lust
Die Weihnachtsferien dauerten vom 17. XII. bis 18.1.1943. Soweit die Winterkälte im Schulhaus (Kohlensparmaßnahmen) es gestattete, wurden die Schulkästen geordnet. Die Sammlung der Altstoffe wurde organisiert. Da der Winter verhältnismäßig mild war, kam der Kohlenverbrauch sehr nieder zu stehen. Die zugesicherte Liefermenge wurde nicht erreicht. Dennoch dürften 400 kg Braun- und Steinkohle für den Herbst aufgespart bleiben.
Am 7. Juli schloß das Schuljahr 1942/43 mit einer ernsten Feier. Die Kinder helfen eifrig bei den sommerlichen Feldarbeiten mit. Auch die Lehrperson verbringt ihre Ferien im Schulort und geht auf 3 Wochen in den Ernteeinsatz.
Die prov. Schulleiterin Maria Lust hat während der ganzen Ferien in Bierbaum geweilt. 3 Wochen war sie im Ernteeinsatz, da das Erntewetter ein dauernd günstiges war. Die übrige Zeit hat sie schulische Arbeiten durchgeführt (Ordnen und Aussortieren alter Schriften, Klasse zum Weißen und Putzen vorbereiten, Bibliothek ordnen u.s.w.)
Wegen Einrücken aller Maurer u. Hilfskräfte konnte die Schulklasse ein zweites Jahr nicht geweißt werden. Boden, Bänke und Fenster wurden geputzt.
Am 15. November 1943 langten 49 Stück neu aufgelegte Lesebücher für Volksschule, III. Teil (2. Klasse), ein. Nun kann der Leseunterricht wieder einheitlich aufgenommen werden.
Schulchronik Utzenlaa, Schulleiter Josef Schmidl
19.7. Zum 6. Male Beginn des Erntekindergartens unter Leitung der Handarbeitslehrerin Hilda Schmidl.
Völkischer Beobachter vom 27.5.1943
Luftgefährdete im Kreis Tulln
1262 Volksgenossen, hauptsächlich Frauen und Kinder, trafen bisher aus den luftgefährdeten Gebieten im Tullner Kreis ein. Sie wurden namens der NSV, vom Abschnittsleiter Becka in Empfang genommen und auf 19 Ortsgruppen des Kreises verteilt, wo sie in Privatquartieren teilweise auch in einem Schloß, untergebracht wurden. In wochenlanger, stiller Vorarbeit war bereits alles getan, um den Neuangekommenen den Aufenthalt im Kreis Tulln recht angenehm zu gestalten und sie die Erinnerung an die erlebten Luftangriffe vergessen zu machen.
An blumengeschmückten Tischen wurden die Frauen empfangen und bewirtet, um den Müttern noch einige Tage Erholung nach der Reise zu gönnen, sorgte die NS-Frauenschaft überall im Kreise noch weitere drei Tage nach ihrer Ankunft für ihr leibliches Wohl. 25 Kindergärten standen bereit, um die kleinen und kleinsten Gäste aus den luftgefährdeten Gebieten sogleich in liebreiche Obhut zu nehmen.
Die Ortsgruppe Kirchberg am Wagram, dieses alte, treue Trutzburg des Nationalsozialismus, tat in ihrem Wetteifer mit anderen Ortsgruppen noch ein übriges: Sie richtete sogleich ein eigenes Entbindungszimmer für die in Bälde niederkommenden Mütter unten den Neuangekommenen ein.
Heimatbrief des Kreises Tulln, Folge 2, Februar 1943
Am 7. Dezember weilte der Stellvertretende Gauleiter Gerland in der Ortsgruppe, die ihren 15. Geburtstag feierte. Ortsgruppenleiter Schiel begrüßte den Stellvertretenden Gauleiter. Dann sprach er in knappen Sätzen von der Kampfzeit. Fünfzehn Jahre besteht also bereits diese alte, treue Ortsgruppe. Und als der Stellvertretende Gauleiter nach seiner Rede mit den alten Kämpfern von Kirchberg bei einem Kameradschaftsabend zusammensaß, da war der Saal wieder voll von den alten Liedern, die damals die Herzen höher schlagen ließen, da klang und dröhnte es wieder „Im Tullnerfeld marschieren wir“.
1944
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
Der seit 1938 auf die halbe Anzahl der Wochenstunden herabgesetzte Religionsunterricht in der Schule wird außerdem aus kriegsbedingten Ursachen – Ausfall des Unterrichtes bei Alarm, Kälteferien u.s.w. - sehr eingeschränkt. Es wurde daher Vorsorge getroffen, daß außerhalb der Schule in Seelsorgestunden der Unterricht ergänzt wird. In Neustift wurde in der Filialkapelle einmal in der Woche eine Kinderandachtstunde (mit Unterricht) gehalten. Für die weibliche Jugend wird eine solche im Oratorium der hiesigen Pfarrkirche – monatlich zweimal – eingeführt. Auch für die reiferen Mädchen wird einmal monatlich eine Glaubensstunde angesetzt.
Das Kriegsgeschehen wird auch am Lande immer mehr wirksam. Die Stadt Wien hat schon durch die Bombardements schwer gelitten. Fast immer sind es amerikanische schwere, 4motorige Bomber, die an Fabriken und Wohnvierteln argen Schaden anrichten. Hier sind es die Flugplätze und Fliegerhorste um Fels am Wagram, Bierbaum am Kleebühel und die Treibstoff Fabrik in Moosbierbaum, die ca. 10 – 12 km von hier liegt, Ziele der Feindflieger.
Die Erbitterung über die Regierung und über den langdauernden Krieg steigt immer mehr. Die Bevölkerung sieht ganz klar, in welches Unglück uns die nationalistische Bewegung geführt hat. Die Bedrückung und Fesselung der katholischen Religion, die Verfolgung und Drangsalierung der Priester derselben hat wahrlich keine guten Früchte getragen. Die heranwachsende Jugend verroht immer mehr. Der Kirchenbesuch der Kinder wird durch die Hitlerjugend, die ihre Zusammenkünfte und Feiern zur selben Stunde ansetzt, wo der Gottesdienst stattfindet, oft unmöglich gemacht.
Am Fronleichnamstag 1944 wurden die Prozessionsteilnehmer durch Hitlerjungen verhöhnt, eine Störung des Zuges versucht und nach der Feier der Pfarrhof mit Luftgewehren beschossen. Die Geschosse wurden dann in den Zimmern gefunden und die Einschüsse an den Fenstern festgestellt. Trotz Anzeige bei der Gendarmerie geschah den Übeltätern gar nichts. Trotz dieser Vorgänge war die Beteiligung der Bevölkerung bei der Feier überaus groß.
Viele Bombengeschädigte aus dem Rheinland wurden bei uns einquartiert, besonders aus Oberhausen, Mühlhausen und Mühlheim bei Köln. Es wurde eine religiöse Betreuung versucht, aber der Erfolg war nicht groß. Viele dieser Ärmsten suchen keine Hilfe und keinen Trost in der Religion, sondern wollen sich "ausleben" dazu gehört besonders die Jugend.
Der Anbetungstag wurde trotz der zeitbedingten Schwierigkeiten wieder feierlich begangen. Der Herr Pfarrer von Dürnstein, Professor i.R. Karl Jäger hielt die Festpredigt und zelebrierte das feierliche assistierte Hochamt. Der Sakramentsempfang war wohl gut, aber zahlenmäßig geringer als in früheren Jahren. Die große Anzahl der Einberufenenen, vielleicht auch die immer fortschreitende Verrohung sind die Ursache dieser beklagenswerten Erscheinung. Besonders die männliche Jugend und da wieder die Schulentlassenen abstinieren sich vom Empfang der Sakramente. Der Einfluß der glaubensfeindlichen, christentumhassenden Schule macht sich sehr bemerkbar.
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
Der Krieg hat wieder zwei Opfer gefordert; Burger August von Gigging und Magerl Karl von Sachsendorf, beide im blühenden Alter von etwas mehr als 20 Jahren, sind in Rußland gefallen. R.i.P. ...... Das Jahr 1944 geht seinem Ende zu. Der Krieg hat wieder einige Opfer gefordert. Leuthner Raimund, wohnhaft in Sachsendorf, Vater von 3 Kindern, ist gefallen. Ebenso sind gefallen Baumgartner Hermann aus Kollersdorf, Ploiner Franz aus Sachsendorf 11 und Grill Karl aus Kollersdorf 47. Eine Anzahl von Soldaten wurden für vermißt erklärt; ob diese noch leben, ist eine Frage.
Reparaturen konnten in der letzten Zeit fast gar keine durchgeführt wegen Knappheit an Material und aus Mangel an Arbeitskräften. Die meisten Waren sind bezugsscheinpflichtig. Bezugsscheine werden aber nur in den notwendigsten Fällen ausgegeben.
Schulchronik Neustift, prov. Schulleiter Robert Löffler
30.6.: Infolge der Wiederaufnahme des Unterrichtes an der Volksschule in Winkl durch den Dienstantritt der Wiener Volksschullehrerin Frau Paula Misof gingen am bezeichneten Tage 25 Schüler aus Winkl wieder dorthin ab. Diese Schüler besuchten seit dem 2.4.1942 die hiesige Schule und scheiden mir schwer von den Kameraden und dem Lehrer der hiesigen Schule. Frau Lehrerin Misof hospitierte eine Woche zum Zwecke der Einführung in die Schulpraxis an der Einklassigen in Neustift.
Am Montag den 28.August begann das Schuljahr mit einer Eröffnungsfeier und Flaggenhissung. Schülerstand: 21 Knaben, 24 Mädchen, davon aus bombengefährdeten Gebieten 2 Knaben, 2 Mädchen, 2 Mädchen aus Wien (Verwundetenverschickung).
Wegen Einberufung des Schulleiters zu einem einwöchigen Volkssturmzugführerlehrgang in Hainburg /Donau entfiel vom 18.- 25.11.1944 der Unterricht.
Zufolge Verfügung des Reichstatthalters wurden die Weihnachtsferien auf den Zeitraum vom 15.12. 1944 – 17.1.1945 festgesetzt. - Da durch die zahlreichen Fliegeralarme ein empfindlicher Ausfall von Unterrichtsstunden besonders auf der Untergruppe eingetreten war, entschloß sich der Schulleiter, den Schülern der 1. - 3. Schulstufe wöchentlich zweimal in einem einstündlichen Beisammensein Aufgaben zu geben. Durch diese Maßnahme wurde das Versäumte einigermaßen nachgeholt.
Schulchronik Winkl, Lehrerin Paula Misof
Am 30.5.1944, einen Tag nach der Wiederaufnahme des Unterrichts an der Winkler Schule, erlebte Winkl den ersten Luftangriff. Lehrer Paula Misof schildert diesen und weitere Luftangriffe anschaulich.
Näheres dazu siehe hier.
Schulchronik Altenwörth, Lehrer Friedrich Süß
Zufolge des Einbruches der Engländer u. Amerikaner auf das Festland – Italien war die Gefahr nahe, daß nun auch der Südosten des Reiches von den Terrorbombern angegriffen werde. Es wurden aber Anordnungen getroffen, wonach hauptsächlich Kinder und Mütter mit Kleinkindern die Stadt Wien verlassen sollten. Schulkinder wurden zum Teil in Kinderland–Verschickungslager gegeben, Mütter mit Kleinkindern sollten am Lande bei Verwandten untergebracht werden. (Verwandtenverschickung) So kamen auch zu mir solche Mütter mit Kleinkindern, aber auch Schulkinder. Es besuchten die Schule aus diesem Grunde 6 Knaben und 2 Mädchen.
Am 15.10. 44 wurden in der hiesigen Ortschaft 8 Familien aus dem Banat als Umsiedler hier aufgenommen. Sie konnten meist nur das nackte Leben retten.
Die Arbeitskräfte wurden immer weniger, da viele heimische Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden. Ersatzkräfte konnten nicht leicht erreicht werden. Die Versorgung mit Industrieartikeln wurde noch schwieriger, da alles für den Krieg gebraucht wurde.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
Am 29. März 1944 wurden von der Wehrmacht in Fels im Volksschulgebäude drei Klassenräume für Wohnzwecke beschlagnahmt.
An der Volks- und Hauptschule wurden folgende Feiern durchgeführt. Totenfeier (9. Nov.43), 30. Jänner 44 (Tag der Machtübernahme), Heimkehr der Ostmark, Jahrestag (13.3.44), Geburtstagsfeier des Führers (20.4.44).
Schulchronik Bierbaum am Kleebühel, prov. Schulleiterin Marie Lust
Am 13.7.1944 fand im Schulhaus die Einquartierung der Schreibstube einer Flakbatterie statt.
Die Klasse wurde trotz der Kriegsverhältnisse geweißt und gereinigt. – In der 1. Klasse blieb die Schreibstube der Batterie L einquartiert. Ebenso wurde auch das ehemalige Lehrmittelzimmer als militärische Unterkunftsmöglichkeit weiter verwendet.
Die prov. Leiterin Marie Lust verblieb pflichtgemäß während der Ferien am Dienstort Bierbaum. Sie hat während der Zeit schulische und erntehilfliche Arbeit geleistet. Ferner wurden Altstoffe gesammelt.
Aus dem mehrmals bombardierten Wien kamen nun bombengefährdete Schulkinder an unsere Schule. Auch Hauptschüler besuchten hier den Unterricht. Die Führung von zwei Klassen mit dem naturgemäßen Abteilungsunterricht, das bunt zusammengewürfelte Schülermaterial, die Schulleitung in der politisch-parteilichen Heißluft, die Beschaffung des dringend notwendigen Lehrmaterials für die Schüler und die zunehmende Interesselosigkeit der Bevölkerung am Schulleben, forderten die größte Nervenanspannung der Lehrperson. Sie hat ihren Dienst gehalten mit Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens.
Lt. Erlaß vom 9.12.1944 beginnen die Weihnachtsferien an allen Schulen des Reichsgaues in N.D. am 15.12.1944 und dauern bis 16.1.1945. „Die Lehrkräfte haben sich während der Weihnachtsferien in ihrem Dienstort aufzuhalten und sich in der Schule, der Partei oder der Gemeinde zur Mitarbeit zur Verfügung zu stellen.“
Während der Weihnachtsferien wurde auch die II. Klasse von der Flak-Dienststelle L 62 871, München, besetzt und am 15.1. nach Aufforderung des Herrn Kreisschulrates Eyer wieder geräumt.
Auf der neuen Sportanlage in Kirchberg werden am 8. und 9. Juli die Leichtathletikmeisterschaften des Sportgaues Niederdonau ausgetragen.
1945
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Josef Pelzmann
Immer mehr wird für jeden deutlich, daß der Krieg verloren ist und alles auf eine furchtbare Katastrophe hindrängt. Nur die Führung spricht unentwegt vom "Endsieg", an den kein Vernünftiger mehr glaubt. Bei uns geben sich die Lehrkräfte in der Schule besondere Mühe, die Kinder immer wieder mit Begeisterung für den Krieg und für Hitler zu erfüllen. Aber infolge Kohlenmangel mußte die Schule geschlossen werden. Der Winter war nicht allzu hart. Auch da zeigt sich wieder die Güte Gottes. Denn bei dem Kohlenmangel und den oft Tage hintereinander wiederholten Luftangriffen wäre die Bevölkerung allzuschweren Prüfungen ausgesetzt gewesen.
Die Auferstehungsfeier (31.März 1945) konnte unter ausnehmend großer Beteiligung noch feierlich gehalten werden, aber dann war (vom Ostermontag an) Daueralarm. Die russischen Fliegerangriffe lösten die amerikanischen aus Italien ab. Nachdem schon am 26. März Fliegerangriffe auf den Flugplatz in Bierbaum, Winkl, Absdorf und Neustift i.F. gemacht wurden (auch Kirchberg wurde wiederholt von Tieffliegern angegriffen, besonders am 8.April der Bahnhof, wobei ein Ölzug in Brand geriet).
Am 4. April wurde das Feldlazareth hierher verlegt. Es blieb bis 16. April. Die Verwundeten wurden von der Seelsorgsgeistlichkeit betreut und die Gefallenen mit allen kirchlichen und militärischen Ehren begraben. Als aber dann nur mehr die SS ein Notlazarett hier hatte - nach Verlegung des Feldlazaretts am 16.4. nach Schiltern, N.Ö. - wurde jede geistliche Hilfe sowohl für die Verwundeten wie auch jede Assistenz bei Beerdigung von Gefallenen der SS brüsk abgelehnt. Ein Rottenführer der SS sagte: "Haben wir die Pfaffen im Leben nicht gebraucht, so brauchen wir sie auch nicht im Tode!".
Hier wurden im Jahre 1945 infolge der Kriegsereignisse folgende Personenzahl beerdigt: 2 durch Artilleriebeschuß gestorben (civil), 5 infolge Feindeinwirkung gestorben ebenfalls civil, 6 wurden erschossen (Militär). Dazu kommen noch 3 SS Leute, die auch fielen, jedoch nicht eingesegnet werden durften. Die letzteren konnten ins Sterbeprotokoll nicht eingetragen werden.
Die Auflösungserscheinungen des geschlagenen Heeres zeigen sich: Viele verbergen sich und tauchen unter, die zurückflutenden Truppen schleppen mit, was sie tragen können, besonders Nahrungs- und Genußmittel, Tabakwaren u.ä. Besonders reich ist die SS mit derartigen Waren, die schon jahrelang verschwunden waren. Die besten Liqueure, Weine, sogar Champagner werden von dieser "Elite"-Truppe mitgeschleppt. Als der "Landrat" und seine Beamtenschaft, Reichsnährstand von Tulln hierher sich absetzte, konnte man hier sein blaues Wunder erleben. Da die Front wochenlang zwischen Korneuburg und Spillern stand, südlich längs der Donau, konnten diese Herren in dieser Zeit täglich hier das Galgenmahl halten. Sie lebten im wahrsten Sinn des Wortes in Saus und Braus. Die Tische biegen sich unter der Last der Speisen und Getränke. Als diese Herren dann kurz vor dem Zusammenbruch abzogen, schleppte jeder rucksackweise Zigarren, Zigaretten aus dem Hauptlager mit. Die Raucher bekamen dann 10 Monate hindurch nichts zum Rauchen.
Pfarrchronik Altenwörth, Pfarrer Karl Berthold
1945 war wohl das schwerste Jahr seit vielen Jahrzehnten. Anfang des Jahres sind gefallen: Köpf Karl, Bäckermeister in Altenwörth 44, Söllner Leopold, Kleinbauer, Altenwörth 9, Wanko Friedrich aus Altenwörth, zuletzt angestellt in Gars am Kamp, Kranzl Karl, Gigging 15 und Gartner Franz, Altenwörth 39. Die Luftangriffe nahmen zu; täglich war 4 - 5 Stunden Fliegeralarm; auch in Altenwörth sind Bomben gefallen, doch größtenteils nur auf freies Feld.
Die Deutschen Fronten sind kläglich zusammengebrochen, viele Soldaten kamen in Kriegsgefangenschaft. Die Russen rückten von Osten vor, die Amerikaner und Engländer von Westen, in Berlin haben sie sich getroffen. Die S.S. wollte aber nicht nachgeben und hat sich nach N.Ö. zurückgezogen, so wurde es zum Kriegsschauplatz. Wien wurde 6 Tage und Nächte von den Rußen belagert. Als die SS die Stadt nicht mehr halten konnte, hat sie zum Abschluß den Stephansdom in Brand gesteckt.
Schulchronik Neustift, prov. Schulleiter Robert Löffler
Zum Zwecke der Einsparung von Kohle wurde die Unterrichtserteilung nach der Niederschrift vom 15.12.1944 bis auf weiteres beibehalten.
Am 6.3. erschien im Ort eine Pionierkompagngie aus Klosterneuburg, um mit der Errichtung von Panzersperren zwischen den Häusern 5-4, 58-59, 58-59, 58-59, 5-58, 5-57, 7-56 im oberen Orte, und zwischen den Nummern 31-36 und 32-35 im unteren Ortsteil zu beginnen. Zu diesem Zwecke wurden Baumstämme (Ulmen) aus Jugoslawien vom Lagerplatz Wastl – Altenwörth in der Menge von 132 Festmetern herbeigeholt und um den Ort Schützengräben in der Länge von einigen hundert Metern ausgehoben. Neustift war damit zum Ziele der unterschiedlichen Volkssturmkompagnien geworden, die aus der Umgebung herbeikamen, um die Ausführungen zu besichtigen, da Befehl gegeben wurde, daß an allen Orten ähnliche Sperren und Anlagen errichtet werden sollten. Die Ausführung dieses unsinnigen Befehles brachten den Volkssturmmännern in der Folge reich saure Arbeit und Plage. Sie war, wie die Zukunft lehrte, vollständig nutzlos.
Ende März zeigten die Straßen ein Bild besonderer Tragik. Waren schon vorher die zahllosen Kraftwagen der Flüchtlinge aus Ungarn, dem Banat, der Slowakei u.s.w. in fast ununterbrochenen Kolonnen gegen Westen gerast, so setzte kurz vor Ostern (1.4.) der Flüchtlingsstrom der Bewohner aus Wien und Umgebung ein. Unter Zuhilfenahme von vollgepackten Fahrrädern, Schiebkarren, Zugwagen, ja selbst Kinderwägelchen zogen die bedauernswerten Menschen, in Schweiß gebadet, ohne Unterlaß und Kraft, inmitten von ratternden Kraftfahrzeugen und Troßwagen, gegen Krems. Wer Glück hatte, konnte auf vollgepferchten Militärfuhrwerken mitkommen, sonst hieß es, an umgestürzten oder festgesessenen Autos vorbei, zu Fuß den noch ruhigeren Westen zu erreichen. Ein günstiges Geschick wollte es, daß diese chaotische Flucht in die warme Jahreszeit fiel, sonst hätte sich eines der grauenvollen Dramen, wie etwa das von Breslau wiederholt. Schon hieß es auch im benachbarten Kirchberg, daß die Bewohner der Umgebung evakuiert würden, welches Gerücht begreiflicherweise große Besorgnis auslöste. Zum Glück weigerten sich die Bauern einmütig, das notwendige Fuhrwerk beizustellen, was aber nicht verhindern konnte, daß ein Großteil der Nationalsozialisten von Kirchberg und Umgebung auf einigen Lastkraftwagen den Ort verließ. - In diese Zeit fällt auch die Einstellung des Unterrichtes an der Schule Neustift.
Schon zu Beginn der Karwoche bekam der Ort militärische Einquartierung, was zur Folge hatte, daß auch das Schulzimmer belegt wurde. Als der prov. Schulleiter R. Löffler eines Tages erschien, um den Unterricht zu beginnen, schauten aus den Fenstern des Klassenzimmers deutsche Soldaten, während andere neben den übereinander gestellten Schulbänken neben ihren Rüstungen schliefen. Einige Schülerinnen, die mit ihren Schulsachen unter der Tür standen, wurden heimgeschickt und somit war die Schule wieder einmal bis auf weiteres geschlossen.
Am 8. April waren die Deutschen Truppen bis Tulln vorgestoßen waren, sanken die Joche der herrlichen Donaubrücke durch unsinnige Sprengung in die Fluten. Durch diese Maßnahme wurde zwar den Russen vorderhand der Übergang über den Strom verwehrt, doch konnte nicht verhindert werden, daß der donausüdliche Teil des Bezirkes durch einige Wochen zum Kampfgebiet wurde. Diesseits der Donau war man in dieser Zeit über die Lage jenseits des Stromes vollständig im unklaren. Voll Sorge und banger Erwartung beobachtete man Tag und Nacht die Gefechtstätigkeit hüben und drüben. Eigene Artillerie beschoß die jenseits der Donau liegenden Orte, während die Wurfgranaten krachend in das diesseitige Donaugebiet schlugen. Besonders wurde Altenwörth hergenommen, wo unter anderen Gebäuden auch die Schule und Kirche beschädigt wurden. Sehr häufig waren auch Brände zu beobachten. Tag und Nacht peitschten Gewehrschüsse und ratterten M.G. Salven über den Strom. Nachts boten die aufsteigenden Leuchtkörper ein imposantes, aber unheimliches Feuerwerk, während von den Russen abgeworfene Magnesiumlichter ihren Flugzeugen die Ziele für die Bomben anzeigten. Eine solches fiel in den Garten des WB Zwickl und den Hof des Sodawassererzeugers Bernhard in Kirchberg, zwei ohne Wirkung in den Acker nächst dem Kino. Viele Bewohner nächtigten in diesen kritischen Tagen in den Luftschutz- und Hauskellern. Waren die immer zu zweien geworfenen Bomben auch nur von kleinem Kaliber, so fühlt man sich dennoch sehr beunruhigt.
Schulchronik Altenwörth, Schuleiter Friedrich Süß
Der Führer hat im Oktober 1944 den Volkssturm aufgerufen, jene Männer, die die Verteidigung der Heimat durchzuführen haben. In der Ortsgruppe (Altenwörth – Gigging - Kollersdorf – Sachsendorf – Winkl) wurde eine Kompanie aufgestellt, deren Führer der Schreiber dieser Zeilen war. Ausbildung an allen Waffen war vorgeschrieben. Dem Volkssturm gehören alle deutschen Männer zwischen dem16. und 60. Lebensjahr an. Jeden Sonntag vormittags wurde Ausbildungsdienst abgehalten.
Ende März stieß der Feind auch aus Ungarn gegen Niederdonau und Steiermark vor. Die Ostertage verliefen mit Alarmnachrichten; der Deutsche Volkssturm aus unserer Gegend wurde eingesetzt am Neusiedlersee und wurde dort versprengt. Der große Teil kam in den Ostertagen zurück. Am 2.4. waren die Russen bereits bis in die Gegend von Baden vorgestoßen. Der Volkssturm wurde alarmiert und es mußten bei jedem Dorfe Panzersperren sowie die Rundumverteidigungsanlagen fertiggestellt werden, (Altenwörth Panzersperre Haus 45 – 46, Gigging Haus No. 10 – 12).
Mit 1.4. 45 wurde in der Zeitung verlautbart, daß die Schulen allen Unterricht sowie die Schulappelle einzustellen haben. Die Kriegslage erfordert schärfste Maßnahmen von jeder Person. Eine ernste Zeit, die Zeit der Entscheidung bricht heran. Der Schreiber schließt die Chronik mit 3.4.1945 ab und verwahrt sämtliche Schulakten.
Schulchronik Kirchberg am Wagram, Direktor Wilhelm Ziskovsky
In der Volks- und Hauptschule war ein deutscher Hauptverbandsplatz. 7 deutsche Soldaten erlagen hier ihren Verletzungen. Wurden nordöstlich des Ortes begraben. In Kirchberg und Umgebung lag SS, über die viel geklagt wurde. Auch der Tullner Landrat, der Kreisleiter der NSDAP Swoboda, der SA Standartenführer Kweta hielten sich längere Zeit in Kirchberg auf.
Schulchronik Bierbaum am Kleebühel, prov. Schulleiterin Marie Lust
Nach 4 Tagen (17., 18., 19. u. 20.I.) Normalunterricht langte nachfolgender Erlaß ein: AZ Kult 103-2 v. 19.1.45. „Wie durch eine Zeitungsmeldung vom 17.1.1945 bereits verlautbart, müssen die Weihnachtsferien in Schulen, die mit mineralischen Brennstoffen, Kohle, Koks, heizen, auf unbestimmte Zeit verlängert werden. – Der normale Unterricht wird also nur dort aufgenommen, wo die Heizung mit Holz möglich ist. Die mineralischen Brennstoffvorräte der Schulen und als Reserven für unbedingt lebenswichtige Betriebe zu halten.
Von Süden, Südosten und Osten setzte ein großer Flüchtlingsstrom ein. Alle möglichen Menschengattungen (zahlreiche Gefangene) zogen auf der Hauptstraße nach Westen, Kamptal, donauaufwärts. Wagen mit Frauen und Kindern, mit dem notwendigen Hab und Gut beladen, waren zu sehen. Hungernde, halbverschmachtete Gestalten baten um eine kleine Eßware. Die Straßen entlang lagen weggeworfene Lasten und ab und zu Leichen. Der Durchzug hörte rasch auf, als die Brücke in Tulln abgesperrt wurde.
Zeitzeugin
Anna Schabl, Königsbrunn, geb Zehetner, Neustift
Der 2. Weltkrieg bricht aus. Männer bis zum Jahrgang 1897 mussten zu den Waffen greifen. Lebensmittelkarten wurden vorher eingeführt. Gutscheine für Bekleidung und Schuhe, alles andere wurde rationiert. Schrotmühlen und dgl. plombiert. Alles Kupfer, das ist: Branntweinkessel, kupferne Herddeckel und viele Kirchenglocken mussten zum Verschmelzen abgegeben werden.
In den Kriegsjahren kamen unsere Soldaten vom Nordcap bis nach Afrika, von ganz Westeuropa mit Ausnahme der neutralen Schweiz bis tief hinein nach Rußland, wo in Stalingrad die Entscheidungsschlacht stattfand. Es waren furchtbare Zeiten für die Soldaten und die Wartenden daheim. Die Gefallenenmeldungen kamen laufend. Denn ein Großteil der jungen Leute blieb am Schlachtfeld. Mein Bruder Alois ist am 13.12.1944 in Desnica bei Garlice in den Karparten in Polen durch ein Explosionsgeschloß in den Kopf gefallen. Von Neustift waren 7 Alois beim Militär und keiner von ihnen kehrte zurück. Auch 3 Cousins von mir sind gefallen.
Andersdenkende, Juden und Zigeuner wurden in Konzentrationslager verschleppt, wie man dies später erfuhr. Die wenigsten waren noch hitlerbegeistert.
Die Städter kamen aufs Land, um sich Lebensmittel einzutauschen. Ab 1943 kam das Kriegsgeschehen näher und es gab Fliegeralarme. Bei Nacht mussten alle Häuser und Orte verdunkelt werden. Flüchtlinge zogen unentwegt in ein für sie fremdes Land. Es war schauerlich, wie sie Tag und Nacht ohne Unterbrechung mit Planenwagen die Straßen füllten. Sie alle waren vom Banat, übrigen Jugoslawien, Mähren und dgl. und suchten eine neue Heimat. Ich erinnere mich an eine Schar mit dem Judenstern gekennzeichneter Leute, die westlicher Richtung gingen. Da einige mir Kartoffeln aus der Grube klauben halfen, gab ich ihnen Brot und Eckerlkäse.
In der nationalsozialistischen Aera wurden alle religiösen Vereine verboten und deren Fahnen beschlagnahmt. In Kirchberg trafen wir uns als Verbotene der katholischen Jugend oberhalb der Sakristei mit dem Blick ins Presbyterium der Kirche. Es wurde abgesperrt. Somit waren wir eine illegale katholische Jugend.
Auch Kriegsgefangene gab es in den Häusern. Es wurde ein Lager im Feuerwehrhaus eingerichtet. Anfangs hatten wir zwei Belgier, es war ein Brüderpaar aus Flandern. Nachher war ebenfalls ein Belgier, ein Wallone zur Arbeit im Hause. Dieses Lager wurde aufgelöst und es kamen Serben. Wir hatten zwei Serben, der eine war Zigeunermusikant, vor dem hatte ich schon Angst bei der Arbeit, obwohl er keine Anstalten machte, mich zu belästigen. Nach neuerlichem Wechsel hatten wir zwei Ostarbeiter, es waren Zivilrussen. Der eine war von Kiew, Ukraine, der zweite vom Kaukasus. So hat man die Mentalität der Leute von Ost und West kennen gelernt.
Als das Ende des Krieges immer näher kam, waren auch Flüchtlinge im Ort, da geschah es, dass mir der Herr Pfarrer aus Kirchberg mit einem Schulbuben einen Zettel schickte, ich soll ein Flüchtlingskind nottaufen. Diese Leute waren vorübergehend bei Schaller in Neustift einquartiert. Frau Schaller fungierte als Patin und ich taufte das 7-Monastkind. Was weiter geschah, weiß ich nicht, denn die Familie zog weiter.
Ich selbst trug ein Bündel vergessener Handgranaten von Soldaten, welche in unserer Schupfe logierten, zum Nachbarhaus, wo ein mit Munition abgestellter Truhenwagen stand. Er wurde außerhalb des Ortes gebracht.
Die Berichte über das Kriegsende in den einzelnen Orten finden Sie der Übersichtlichkeit halber in einem eigenen Artikel, siehe hier.
Unsere Artikel, die NS-Zeit betreffend, dienen nur dem Zweck der staatsbürgerlichen Aufklärung und der militär- und zeithistorischen Forschung über die Ereignisse und Vorkommnisse von vor über 70 Jahren. Wir wollen solche Darstellungen nicht als falsche Glorifizierung verstanden wissen und distanzieren uns dezidiert von nationalsozialistischem Gedankengut.
August 2012, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp/Andreas Nowotny