In einer Kundmachung über eine Verzehrungssteuer-Pachtversteigerung wurde in Kollersdorf bereits 1831 ein Gasthaus erwähnt.
(Wiener Zeitung vom 29.9.1831)
Kollersdorf 5
Leopold Diwald (geb. 1878) ist der Sohn des Hauers Johann Diwald von Kollersdorf 28. 1906 heiratet er Anna, Tochter des Freihofbesitzers Anton Söllner von Kollersdorf 40. Sie erwarben das Haus Nr. 5 vom Landwirt Franz Bennersdorfer und eröffneten dort ein Gasthaus.
Der Bezirksfeuerwehrverband hielt am Sonntag den 28.2.1904 in Herrn Diewalds Gasthaus zu Kollersdorf seinen 18. Bezirksfeuerwehrtag ab, welcher sehr gut besucht war.
(Mitteilungen des n.-öst. Landes-Feuerwehr-Verbandes, Heft 4, 1904)
Versammlung des Deutschen Hauer- und Bauernbundes. Kandidat Josef Passecker, Wirtschaftsbesitzer in Mitterstockstall spricht … am Sonntag den 24. d., 4 Uhr nachm. in Diewalds Gasthaus zu Kollersdorf.
(Österreichische Land-Zeitung vom 24.10.1908)
Mit nur 30 Jahren stirbt Leopold Diwald 1909 an einer eitrigen Rippenfellentzündung. Tochter Katharina ist zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt.
Drei Monate nach dem Tod ihres ersten Gatten heiratet Anna Alois Walzer (geb. 1882), Sohn des Neustifter Schneidermeisters Michael Walzer. Das Ehepaar hat vier Kinder, die alle das Erwachsenenalter erreichen.
Zeitungsanzeige: Gesellschaftsball bei Alois Walzer in Kollersdorf, 23.1.1910
Auch der zweite Mann stirbt jung – 1920 mit 37 Jahren an einer Herzlähmung.
Ansichten aus dem Gasthaus
Noch im selben Jahr heiratet die Witwe Kaspar Pichler, einen Haus- und Wirtschaftsbesitzer aus Wösendorf.
Das Gasthaus verfügte über ein Extrazimmer und einen Saal mit Orchesterplatz. Für Kirchweihfeste wurde auch die daneben liegende Scheune in Anspruch genommen. Weiter hinten im Hof befand sich eine Kegelbahn. Die jüngeren Burschen stellten die Kegel auf und durften dafür auch einmal mittrinken. Als Kugeln wurde sowohl hölzerne als auch eiserne verwendet.
Anna stirbt 1941, bald danach wurde der Gasthausbetrieb eingestellt. Kaspar Pichler überlebte seine Gattin um 11 Jahre, er stirbt 1952. Der Betrieb wird 1955 abgemeldet.
Kollersdorf 28
Der Hauer Johann Diwald (geb. 1851) meldet 1887 mit seiner Gattin Katharina geb. Grill das Gastgewerbes an. Sein Tod ist in den Pfarrmatriken nicht eingetragen.
Kollersdorf 40, Freihof
Im 19. Jahrhundert wurde im Freihof ein Pachtwirtshaus betrieben.
Um 1846: Joseph Berndl
Um 1851: Martin Hütler mit Gattin Theresia geb. Sturm
Um 1853: Martin Schlosser, Maurer und Pachtwirth, Gattin Anna Leber aus Königsbrunn. Er wohnte um 1850 noch als Inwohner im Haus Nr. 50
Der Freihof um/nach 1900
Kollersdorf 55
Bei seiner Heirat im Jahr 1884 wird Leopold Metz als Krämer in Kollersdorf 55 bezeichnet.
1890: Anmeldung Geog Mayerböck
1895: Anmeldung Victor Wachtl
Andreas Hartl (geb. 1860 als Bauernsohn in Berg bei Bruck/Leitha, verst. 1946), Gastwirt in Traismauer, kauft 1895 das Anwesen mit seiner Gattin Maria geb. Gangl.
Liedertafel. Samstag den 8. d.M. fand bei Herrn Hartl in Kollersdorf ein Gartenfest des Musikklubs Kollersdorf-Sachsendorf statt. Begünstigt von schönem Wetter nahm das Fest einen flotten Verlauf. Orchestervorträge wechselten mit Männerchören. Das Gebotene wurde von den zahlreichen Zuhörern mit Beifall aufgenommen. Herr Oberlehrer Peter Pircher aus Kollersdorf, der Chormeister des wackeren Clubs, kann mit Befriedigung auf diesen Tag zurückblicken. Küche und Keller des Herrn Hartl boten wie immer Vorzügliches. Es ist mit Freude zu begrüßen, daß es doch noch Bauernorte gibt, in welchen Musikproben diversen Kraftproben vorgezogen werden.
(Kremser Volksblatt vom 15.9.1906)
Sohn Andreas Hartl (geb. 1898, verst. 1961) übernimmt 1937 beide Betriebe. Er heiratet 1937 Leopoldine (1912 – 1986), die Tochter des Freihofbesitzers Alois Söllner.
1929 erhielt Andreas Hartl ein Anerkennungsdiplom für seine 36-jährige Tätigkeit als Gastwirt.
Er war zu dem Zeitpunkt 69 Jahre alt.
Bild von 1932, links im Bild Marie und Andreas Hartl.
Nach dem Tod des ältesten Sohnes und ihres Gatten im Jahr 1961 legte die Witwe das Gasthaus still. Und betrieb nur mehr die Gemischtwarenhandlung. Diese wurde später von Tochter Ernestine übernommen und bis 1999 weitergeführt.
Das Gasthaus verfügte auch über eine Kegelstatt, deren Gebäude noch vorhanden ist.
Kollersdorf 63
„Eselbar“
1965 meldete Komm. Rat Erich Danzer das Gast- und Schankgewerbe in Form eines Kaffeerestaurants an.
Da im Gastgarten einige Esel grasten, auf denen die Kinder reiten durften, wurde das Gasthaus als „Eselbar“ bezeichnet. Auch Eis gab es zu kaufen. Dieses Gasthaus wurde eher wie ein Kaffeehaus betrieben, es gab hier auch Tanzabende. Besucher kamen aus dem weiten Umkreis.
Weitere Nennungen
Kollersdorf 3
Um 1883: Anton Leutner
Kollersdorf 18
1887: Anmeldung Karoline Hof, Abmeldung 1890
Kollersdorf 36
Um 1857: Juliana Wobaschill ist verehelichte Gastwirtin in Kollersdorf 36
1887: Anmeldung ohne Hausnummer Franz Leitenhuber
1891: Abmeldung Franz Teufner
Quellen:
Pfarrmatriken Altenwörth
Informationen der Familien Hartl und Makolm
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967, erfasst von Herbert Eder, Kollersdorf
Fotos und Ansichtskarten:
Andreas Hartl, Kollersdorf; Monika Jöchl, Winkl; Leopoldine Walzer, Kollersdorf; Herbert Eder, Kollersdorf, Maria Knapp, Winkl
März 2021, letzte Änderung März 2024
Maria Knapp