Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

Bis vor etwa 17 Millionen Jahren waren das gesamte Alpenvorland und das Weinviertel von einem Meer, der Paratethys, bedeckt. Durch die Hebung der Alpen und Karpaten zog sich dieses Meer vor ca. elf Millionen Jahren ostwärts in das Wiener Becken und die Pannonische Tiefebene zurück und bildete dort den Pannonen See. Auch das Gebiet des heutigen Tullner Feldes wurde dadurch zur Landfläche.

In der Zeit vor etwa elf bis sieben Millionen Jahren floss eine Urdonau in Richtung Wiener Becken und tiefte sich in die älteren Meeresablagerungen ein. Sie verlief aber nördlicher als heute, von Krems Richtung Hohenwarth, Ziersdorf und Hollabrunn, und mündete bei Mistelbach in den Pannonen See. Der Fluss, wild verzweigt und bis zu mehrere Kilometer breit, änderte immer wieder seinen Lauf.
 
In der Zeit vor fünf bis zwei Millionen Jahren verlagerte sich die Urdonau immer weiter nach Süden. Dabei erodierte sie die älteren Meeresablagerungen und schuf die Uranlage des heutigen Tullner Donautales. Die härteren Schotter der Urdonau blieben auf den Höhen bestehen, so dass heute nördlich des Tullner Feldes tertiäre Flussschotter auf den Hügeln erhalten sind, was als „Reliefumkehr“ bezeichnet wird.
 
Seit Beginn des Quartär (in dem wir uns noch immer befinden), vor ca. 2,6 Millionen Jahren, wechselten oftmals Kalt- und Warmzeiten. In den trockeneren Kaltzeiten lagerten die Flüsse Schotter und Sande ab, in den feuchteren Warmzeiten nahmen sie diese Ablagerungen wieder mit und tieften sich ein, wobei sie Täler und Geländestufen schufen. Dadurch bildeten sich unter anderem die Geländekanten des Wagram und des Niederwagram. In den Kaltzeiten verwehte der Wind die feinen Flussablagerungen und schichtete sie andernorts als Löss auf. Hochwässer hinterließen  immer wieder Sand und fruchtbaren Schlamm. So entstanden im Laufe der Zeit die unterschiedlich dicken, frucht-baren Schichten im Tullner Feld, am Wagram und nördlich davon.[1]  
 

Vom Wagram zur Donau

Mit dem Wagram endet die geschlossene Lössdecke und die Schotterebene der Donau beginnt. Sie weist eine deutliche Stufung auf, die durch die allmähliche Eintiefung des Stromes entstanden ist. Die Feldebene ist die weite baumlose Ebene südlich des Wagram. Sie reicht bis zu einer deutlichen Geländestufe, die von Seebarn über Neustift gegen Bierbaum verläuft, dem sogenannten Niederwagram. Das Donaufeld breitet sich südlich davon aus. Es ist jenes Gebiet, das bei allen größeren Überschwemmungen vollständig überflutet worden ist.  
 
Der Niederwagram nördlich von Winkl, 2017Der Niederwagram nördlich von Winkl, 2017
Foto: Maria Knapp
Blick vom Wagram über Feld und DonaufeldBlick vom Wagram über Feld und Donaufeld bis zu den Voralpen, 2010
Foto: Andreas Nowonty
  
Halbrunde, verlandete Altarme und Mäander der Donau, dort und da mit Kopfweiden bestanden, geben diesem Donaufeld ein charakteristisches Aus-sehen. Manche dieser Altarme sind noch im frühen Mittelalter mit dem Strom in Verbindung gestanden. Ihre Tümpel haben sich noch lange erhalten. Die alte Bezeichnung See für solche Lacken ist in den Flurnamen des Aufeldes häufig zu finden. Unter einer verhältnismäßig dünnen Lage von Aulehm und Sand liegt der Donauschotter.[2]
 
OberflächenmorphologieOberflächenmorphologie im Bereich Kirchberg am Wagram/Donau, Prof. Piffl
Geländestufen westlich von Winkl, 2018Geländestufen westlich von Winkl, 2018  
Eine nur 2 m hohe Geländestufe trennt das Auland vom Donaufeld. Bis zur Donauregulierung war dieses Auland ein durchaus amphibischer Boden, wie uns ein Vergleich der Karten der letzten 150 Jahre zeigt. [2] 
 
Gliederung des nördlichen Tullner FeldesGliederung des nördlichen Tullner Feldes, Prof. Ludwig Piffl 
Idealschnitt durch das TullnerfeldAlle drei Zeichnungen aus der Schrift:
Zur Gliederung des Tullner Feldes, Prof. Piffl, 1971
 
 
Dieser Artikel ist im Buch „Die Donau bei Altenwörth“ veröffentlicht.  
 
Quellen:
[1] Informationen von Dr. Reinhard ROETZEL
[2] Ludwig PIFFL, Der Wagram des Tullner Beckens in: Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Wien 1964  
 
Jänner 2021, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp