Im „Handbuch für Ortsrichter“ von Andreas Hofer aus dem Jahr 1840 sind die Vorschriften für das Fleischhauergewerbe genau vermerkt. Daraus kann man ablesen, dass auch zu dieser Zeit schon viel Wert auf Hygiene bei der Lebensmittelverarbeitung gelegt wurde:
In jedem Orte auf dem flachen Lande sollen von der Obrigkeit Vieh- und Fleischbeschauer in nöthiger Anzahl angestellt, und zur genauen Erfüllung ihrer Pflichten in Eid und Pflicht genommen seyn. Jeder derley Beschau-Akt ist von zwey Männern vorzunehmen.
Diese zwey zur Vornahme der Vieh- und Fleischbeschau bestimmten Männer haben den Gesundheitszustand der Thiere und die gute Beschaffenheit der geschlachteten sorgfältig zu untersuchen, und beym Abnehmen der Haut, so wie bey der Oeffnung der Höhlen während des Schlachtens gegenwärtig zu seyn; zu welchem Ende ihnen von der Obrigkeit eine Belehrung über die Erkenntnis des kranken und gesunden Fleisches mitgetheilt wird.
Der Beschau sind längstens 24 Stunden vor der Schlachtung bey den Fleischhauern, Stechviehschlächtern, und allen, mit rohem oder irgend eine Art zubereitetem oder gekochtem Fleische einen Verkehr treibenden Gewerbsleute das Schlachtvieh, die Kälber, Schafe, Lämmer und Schweine; - bey anderen Personen nur das Schlachtvieh zu unterziehen.
Wenn bey einem Gewerbe, welches zu dem Verkaufe von rohem, oder auf irgend eine Art zubereitetem oder gekochtem Fleische berechtiget ist, etwas von einem nicht nach Vorschrift beschauten Viehe verkauft wird, ist die Strafe sehr empfindlich.
Jedes aus einem fremden Orte angekaufte Rind, muß durch 10 Tage in einem abgesonderten Lokale oder Nothstalle beobachtet, sodann der Beschau unterzogen werden. Wer diese Verordnung übertritt, wird mit Konfiskation des Thieres bestraft, und in jedem Falle dürfen solche fremde Thiere erst, wenn sie von den Beschauern innerlich gesund gefunden worden sind, zur Einstellung in die gewöhnlichen Ställe, zur Schlachtung oder zum weiteren Verkaufe zugelassen werden.
Fleischbänke sollen rein gehalten werden, und den Fleischhauern ist verbothen, den Abfluß oder das Blutwasser auf die Gasse auszuschüten.
Fleischhauer
Altenwörth
1785/1791: Lorenz Schromseis, Fleischhauer in Altenwörth 10. Tochter Anna Maria heiratet 1785 den Bauern Joseph Hof.
1811/1816/1831: Joseph Priborsky, Gastwirt und Fleischhaue, er starb 1832.
1833 kaufen Anton Kollbauer (um 1797-1881) und Juliana geb. Florl (geb. um 1794), das Gasthaus. Sie stammen beider aus Trübensee und waren dort Hauer.
1850 übernimmt Sohn Johann Kollbauer das Gewerbe. Er heiratet 1861 Katharina Grill aus Neustift. Er wird zu diesem Zeitpunkt schon als Fleischhauer in Altenwörth 13 ausgewiesen 1874 stirbt er mit nur 47 Jahren am Schleimschlag, seine Witwe führt die Geschäfte weiter.
1939: Anmeldung auf den Pächter Josef Wunderer, Abmeldung 1954
1954: Anmeldung August Walzer, Abmeldung 1967
Bierbaum am Kleebühel
Um 1900: Josef Bauer
Um 1900: Franz Knapp, abstammend aus Unterseebarn, ist Fleischhauergehilfe in Bierbaum 8, wohnhaft in Nr. 68. 1900 wird Tochter Antonia geboren. Gattin ist Antonia geb. Zöllner.
Um 1900: Ignaz Wunderer ist Fleischhauer in Bierbaum 8. Er stammte aus Lengenfeld und war mit der Bürgerstochter Anastasia Denk aus Straß verheiratet. Im Jahr 1900 wird Tochter Bertha geboren.
Um 1931: Leopold Blauensteiner, gebürtig aus Gigging 24, ist Fleischhauer(geselle) in Bierbaum 8. Er heiratet 1931 Maria Anna Zens aus Utzenlaa.
Dörfl
1864: Der Fleischhauer Ignaz Bolendorfer stirbt mit 74 Jahren in Dörfl 8. Er war aus Krems gebürtig.
Engelmannsbrunn
Um 1624: Matthäus Wagner
1660: Martin Alt
1714 stirbt der Fleischhacker Elias Engelmillner mit 70 Jahren.
1789/1805: Johann Blank in Engelmannsbrunn 39, Gattin Cäcilia geb. Brand.
1796: Karl Brand, Fleischhauer in Engelmannsbrunn 1
Um 1836: Leopold Brand ist Fleischhauer und Gastwirt in Engelmannsbrunn1
Kirchberg am Wagram
Bis 1651: Martin Obritzhauser, er hat sein Testament gemacht und ist in diesem Jahr verstorben.
1672: Mathias Damian macht am 13.3. sein Testament und stirbt 2 Tage darauf.
1675: Reichardt Praun
1728: Johann Georg Pichler und Gattin Christina sind in Kirchberg 22 genannt. 1736 ist Christine Witwe, sie heiratet 1740 den Johann Michael Glandinger. Einige Jahre später ist sie wieder Witwe.
1765: Die Fleischerswitwe Christina Klandingerin macht am 26.3. ihr Testament und stirbt am 19.10.1771.
1762 übernehmen Anton und Magdalena Pichler Haus und Fleischhauerei. Er stirbt 1797 mit 69 Jahren in Kirchberg 22.
Sein Warenlager umfasste zu der Zeit: 950 Pfund Rindfleisch, 10 Lampl, 40 Pfund Schweineschmalz, 25 Pfund Schmer, 19 lebende Schafe, 40 Pfund Pech, 25 Pfund Schweinefleisch, 19 Häute und 13 Kalbfelle. Geschäftsverbindung hatte er vor allem im Ortsbereich, weiters nach Langenlois und Horn.
Das gesamte Inventar nach seinem Tod siehe hier.
1808: Joseph Pichler ist bürgerlicher Fleischhauermeister in Kirchberg 22, Gattin Magdalena geb. Mazner.
Seine Tochter Maria Magdalena Pichler, die das Geschäft weitergeführt haben dürfte, starb am 25.5.1819 mit 58 Jahren.
Um 1809 übernimmt Johann Weixelbaum mit Gattin Maria den Betrieb, 1813 ist sie Witwe.
Beider Sohn Anton Rittler (I.) ehelichte 1866 Johanna Bauer aus Engelmannsbrunn. Ihr Sohn Johann wird Gastwirt auf Kirchberg 14 (Gasthaus Eiselt), Anton übernimmt die Fleischhauerei, er stirbt aber 1868 mit 37 Jahren, woraufhin seine Witwe 1869 den Fleischhauer Josef Neugebauer aus Hohenwart ehelicht. Sie haben den gemeinsamen Sohn Josef.
Sohn Anton Rittler (II.)übernimmt das Geschäft 1892. Er stirbt 1902 mit 35 Jahren. Seine Witwe Theresia Mantler aus Engelmannsbrunn ehelicht Josef Neugebauer, den Halbbruder ihres verstorbenen Mannes, wofür sie eine Ehedispens benötigten. Dieses Ehepaar betrieb eine Fleischhauerei im Haus Kirchberg 6 (heute Gemeindeamt). 1929 stirbt Josef, Theresia Neugebauer führt den Betrieb als Witwenbetrieb weiter, Geschäftsführer ist Ignaz Rimser, Abmeldung 1938
Das Haus Nr. 6 geht später an die Tochter von Theresia Mantler und Anton Rittler(III.), Maria, die den Geometer und Zivilingenieur Franz Mann aus Unterstockstall heiratet.
1878: Der Fleischhauer Ferdinand Angerer stirbt mit 78 Jahren in Kirchberg 2.
1887: Der Fleischhauergehilfe Josef Glatt stirbt in Kirchberg 22 mit 45 Jahren.
1889: Anmeldung Moritz Weißensteiner, Fleischer- und Selchergewerbe, 1891 Abmeldung
1938: Der Fleischhauermeister Anton Frittum, geb. in Braunsdorf, Bez. Hollabrunn, stirbt mit 50 Jahren an Magenkrebs in Kirchberg 85. Hermine Frittum führt den Betrieb als Witwenbetrieb weiter, Geschäftsführer ist Leopold Schabl aus Ruppersthal.
Richard Kolobratnik aus Ziersdorf erwirbt 1945 die Fleischhauerei der Familie Fritthum in der Kremserstraße und später jene am Marktplatz 22. 1975 übernahm Richard Kolobratnik jun. die mittlerweile stark vergrößerte Firma, 2016 dessen Sohn Christoph Kolobratnik. Näheres zum Betrieb siehe hier.
Kollersdorf
1655: Joannes Weigel
1905: Anmeldung Ignaz Nowotny, Fleischer-Filiale Kollersdorf, Abmeldung 1906
Königsbrunn
1664: Geörg Hann
1682: Maria Pfisterin
Um 1903: Josef Neugebauer
Mallon
Um 1842: Anton Eichberger, wohnhaft in Mallon 5, ist Fleischhauer am Heumarkt in Wien .
Neustift
1655: Joannes Malter
1679 stirbt Matheus Widtmann, Fleischhauer in Neustift. Er hinterließ die Witwe Maria und die Kinder Anna Maria und Johann, die beide noch im Kleinkindalter waren.
Das Inventar nach seinem Tod siehe hier.
1699: Andree Weixlbaum
um 1810: Johann Trandler? Fleischhauermeister in Neustift 59.
Um 1785/1807: Anton Buchberger, Fleischhacker in Neustift 52
Um 1823/1830: Ignaz Pollendorfer Fleischhauer in Neustift 57, Gattin Theresia geb. Schreiber.
1860: Ignaz Stöger Fleischhauer in Neustift 5, Gattin Anna Maria geb. Brock aus Gigging.
1891: Anmeldung Ignaz Wunderer
Oberstockstall
1656: Joannes Mairhofer
1771/74: Mathias Weichselbaum, Oberstockstall 15. Er stirbt 1798 mit 66 Jahren.
Um 1819: Caspar Rittler, Gastgeber und Fleischhauermeister in Oberstockstall 3.
Um 1819: Joseph Rittler, Fleischhauermeister in Oberstockstall 15.
Um 1826: Johann Hof, Fleischhauer in Oberstockstall 15, Ehefrau Anna geb. Jungwirt.
Um 1839: Ferdinand Angerer, Fleischhauermeister in Oberstockstall 44, Gattin Theresia geb. Finster.
Quellen:
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
Bay. HStA, HL Passau, Rep. 51, Verz. 1 Fasz. 5/101
AT-OeStA/HHStA SB HA Grafenegg Handschriften 242
AT-OeStA/FHKA AHK NÖHA W 86
Dissertation von Dr. Franz Eiselt: „Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 – 1806“, Wien 1973
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967, erfasst von Herbert Eder, Kollersdorf
Februar 2015, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp