Der Verein diente vor allem der Geldbeschaffung für das christliche Pressewesen durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Er förderte vor allem die konservative Tageszeitung Vaterland, die christlich-soziale Reichspost und finanzierte das Pressebüro des Vereines.
Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges war die Zahl der Ortsgruppen des Piusvereins in der österreichischen Reichshälfte auf rund 1.000 gestiegen, die Zahl der Mitglieder auf rund 150.000.
Nachdem der Katholische Volksbund und der Piusverein bereits in der Vergangenheit eng zusammengearbeitet hatten, vereinigten sich beiden Organisationen im Jahre 1919 zum Volksbund der Katholiken Österreichs. Dieser Verein blieb bis zum Anschluss Österreichs im Jahre 1938 bestehen und wurde in weiterer Folge aufgelöst.
Quelle und weitere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Piusverein_%C3%96sterreichs
Der Piusverein in Kirchberg anhand von Zeitungsberichten
Am Sonntag den 13. Mai 1906 fand im Garten des Gastwirtes Georg Bauer die Gründung einer Ortsgruppe des Piusvereines statt. Ungefähr tausend Personen, darunter viele, die aus ziemlich entfernten Ortschaften herbeigeeilt waren, füllten den geräumigen Wirtschaftshof. Hochw. Karl Handlos, Spiritual zu Oberhollabrunn, und Juris Cand. Anton Kantowsky aus Wien hielten begeisternde Reden und machten auf die Versammlung tiefen Eindruck. Welchen Erfolg die wiederholt von Beifall unterbrochenen Ausführen der beiden Redner hatten, bewies die nachher erfolgte Konstituierung der Ortsgruppe selbst. Sofort meldeten sich 9 Förderer und 80 Mitglieder.
Als Obmann der Ortsgruppe wurde gewählt Herr Karl Zwickl, Wirtschaftsbesitzer zu Kirchberg. Als Obmann-Stellvertreter Herr Michael Diewald, Schneidermeister hier; als Schriftführer Hochw. Anton van der Bom, Kooperator hier; als Kassier Herr Leopold Blasl, Kaufmann hier. Weiter wurde aus jeder der Pfarre Kirchberg angehörenden Gemeinde ein Vorstandsmitglied gewählt, und zwar für Dörfl Leopold Ritzinger, für Engelmannsbrunn Herr Wunderer, für Neustift Josef Schuster, für Mallon Franz Bauer, für Oberstockstall Franz Lederer und Josef Bauer, für Mitterstockstall Herr Blauensteiner, für Winkl Josef Schocher, für Unterstockstall die Herrn Engelmann und Schauenstein.
(Kremser Zeitung vom 19.5.1906, Reichspost vom 17.5.1906)
Auch in Kirchberg am Wagram fand eine Versammlung der dortigen Ortsgruppe des Piusvereines statt, in der Spiritual Handlos aus Oberhollabrunn und Eduard Fiala aus Wien vor mehr als 400 Zuhörern über die Notwendigkeit unserer christlichen Presse sprachen.
(Reichspost vom 19.6.1907)
Am 16. ds. hielt die hiesige Ortsgruppe des klerikalen Piusvereines eine Versammlung ab, in welcher Pater Handlos von Eggenburg und ein gewisser Herr Fiala von Wien über die Bedeutung der „christlichen“ Presse sprachen. Bekanntlich wurde der Piusverein zu dem Zwecke gegründet, die klerikale Presse, speziell die „Reichspost“ und das „Vaterland“, denen es finanziell recht schlecht geht, mit Geld zu unterstützen. Statt dass nämlich die millionenreiche „tote Hand“ in den eigenen schweren Säckel greifen wollte, wenn sie schon Kampfblätter haben will, nimmt man das Geld hierfür mit echt klerikaler Unverschämtheit lieber der armen Bevölkerung ab. Und es finden sich immer wieder Dumme, welche sich zu einem solchen Zweck ihre sauer verdienten Kreuzer abjagen lassen. Je 65.000 Kronen erhielten letzthin erst diese beiden klerikalen Tagblätter vom Piusverein. Wie viel Gutes könnte mit solchen Summen geschaffen werden! Statt dessen sollen Bürger und Bauer selbst dazu beitragen helfen, daß sie mit ihrem eigenen Geld, mit ihrer eigenen Unterstützung mithelfen sollen, auch weiterhin Heloten der dunklen Mächte zu bleiben. Selbst ausgesprochen christliche Blätter, wie das „Deutsche Volksblatt“ haben gegen die verklerikalisierenden Tendenzen des „Piusvereines“ schon Stellung genommen.
(Österreichische Land-Zeitung vom 22.6.1907)
Wie lange der Verein in Kirchberg bestehen blieb ist nicht bekannt. In der Pfarrchronik wird er nicht erwähnt.
November 2020, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp