Der gebürtige Engelmannsbrunner besuchte die Lehrerbildungsanstalt in Krems. Gleich zu Beginn der NS-Ära kam Leopold Engelberger nach Deutschland, wo er am 1.10.1938 Anna Bauer heiratete. Sie wohnten in Trebgast bei Bayreuth. Er war von 1938 bis Sommer 1944 eingerückt, kam in Gefangenschaft, aus der er am 23. Oktober 1946 entlassen wurde. Da die Zustände in Bayern viel schlechter als bei uns waren, kam er 1947 mit seiner Familie – er hatte mittlerweile die drei älteren Kinder – wieder nach Österreich. Nach seinem Ansuchen um eine Lehrerstelle wurde er am 2. November 1947 der Volksschule in Winkl zugewiesen, 1951 wurde er in den definitiven Dienst übernmmen und zum Schulleiter ernannt. Diesen Posten bekleidete er bis zur Schließung der Schule im Jahr 1966.
Neben seinem großen Engagement für die Schüler und die Schule leistete er nach seinem Umzug nach Winkl enormes bei der Wiederherstellung von Schulgebäude und -garten, welche durch das Leerstehen und die Benützung durch Soldaten stark gelitten hatten. Aus dem Gemeindeleben war er bald nicht mehr wegzudenken. Er trat der Feuerwehr bei, war Schriftführer im Gemeinderat und bei der Milchgenossenschaft und auch sonst überall zur Stelle, wo man seinen Rat brauchte.
Als junger Lehrer kurz nach dem Krieg und am letzten Schulfoto im Jahr 1966:
Hochwasserhilfe:
Leopold Engelberger beim Kartoffel-Abladen und mit dem Kommandanten der russischen Besatzung:
Mit seiner Frau Anna, die an den Folgen der Kinderlähmung litt, und seinen vier Kindern – mit Gattin und Freunden.
Seine Leidenschaft galt dem Theaterspiel. Unter seiner Leitung führte die Jugend im Gasthaus Zehetner einige Stücke auf. Er war Mitglied des Theatervereines Kirchberg am Wagram.
Im November 1958 wurde in der Pfarrkirche Kirchberg anlässlich des Abschlusses der Renovierungsarbeiten an der Orgel das Stück „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal aufgeführt, das großen Anklang fand. Ein Ausschnitt aus der Landzeitung vom 27.11.1958, Leopold Engelberger betreffend: Direktor Leopold Engelberger in der gewaltigen Titelrolle, war hinsichtlich Erscheinung, Rhetorik und Pose wieder am Platze."
Bereits in seiner Schulzeit war er als Schnellmaler bekannt. An seinen Nachnamen angelehnt, gab man ihm schon damals der Spitznamen "Angelo".
Rechts: Eine selbstgezeichnete Geburtstagskarte an die Familie Grausenburger aus dem Jahr 1983:
Bei der Schließung der Schule in Winkl war Direktor Engelberger 55 Jahre alt. Er zog nach Krems, wo er noch einige Jahre an der Sonderschule unterrichtete. Durch seine Sprachfertigkeit und seinen Humor war er nach dem Bürgermeister die am besten bekannte Persönlichkeit der Stadt. Trotzdem nahm der langjährige Schulleiter auch nach seinem Weggang aus Winkl noch regen Anteil an den Geschehnissen im Dorf. Er starb am 10.12.1993 und wurde unter reger Anteilnahme der Bevölkerung in Krems bestattet.
Die Heimkehr aus dem Krieg siehe hier.
Quellen:
Schulchronik Winkl
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
Sitzungsprotokolle Gemeinde Winkl
Sitzungsprotokolle Milchgenossenschaft Winkl
Fotos: Erich Trezmüller, Gigging, Familie Grausenburger, Knapp, Winkl, Hermann Pistracher,Kirchberg am Wagram
April 2013, letzte Änderung März 2024
Maria Knapp