Diese Feste zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht jedes Jahr auf den gleichen Kalendertag fallen.
Seit 325 n.Chr. wird das Osterfest am Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert. Daher fällt der Termin frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April. Sowohl der Beginn der Fastenzeit, Karwoche und die nachfolgenden beweglichen Feste wie Pfingsten, Christi Himmelfahrt und Fronleichnam orientieren sich an diesem Termin.
Fasching
Verkleidete Burschen kamen als Faschingsnarren ins Haus, trieben allerlei Unsinn und bekamen Krapfen.
(Maria Engelmann,Winkl)
Einige Male hielt man in Kirchberg einen Faschingsumzug ab, der aber wieder eingestellt wurde.
In den Wirtshäusern der meisten Ortschaften gab es Bälle. Als die Gasthäuser nach und nach geschlossen wurden, hörten sich auch die Bälle auf, heute finden sie in der Wagramhalle statt.
Faschingsmarkt
In Kirchberg gibt es am Fasching-Montag seit alters her den Holzmarkt und am Faschings-Dienstag den Faschingsmarkt.
Kirchberg erhielt 1493 durch Kaiser Friedrich III. das Marktwappen und die Erlaubnis zur Abhaltung eines Marktes im Jahr - später wurde ein zweiter Markt bewilligt. Von dieser Tradition zeugt das Marktmanderl oder auch Marktroland genannt. Das Sandsteindenkmal (Jahreszahl 1636) trägt das Marktwappen als Schild und die auswechselbaren Werkzeuge Schwert und Hammer als Symbol für Markt- bzw. Werktage. Näheres siehe hier.
Als typische Speise verzehrt man gerne die Faschingskrapfen.
Fastenzeit
Da früher in der gesamten Fastenzeit nur das Essen von Kaltblütlern - Wassertieren - erlaubt war, sah in dieser Zeit der Speisezettel anders aus als heute: In einem Kochbuch von 1890 gibt es ein eigenes Kapitel mit Fastenspeisen. Dort findet man u.a.: Gestoßene Fischsuppe, Froschsuppe, geschäumte Mandelsuppe, Chocolade-Suppe, Weinsuppe. Außer Fischen aß man: Schnecken, Frösche, Schildkröten. Siehe hier.
Hochzeiten und Tanz waren in dieser Zeit verboten.
An allen Sonntagen in der Fastenzeit fanden und finden Kreuzwegandachten statt.
Aschermittwoch
Mit diesem Tag beginnt die Fastenzeit. Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag der einzige strenge Fasttag im katholischen Kirchenjahr. In der Kirche bekommt man das Aschenkreuz mit dem Satz: „Bedenke Mensch, du bist aus Staub und wirst wieder zu Staub zurückkehren!“
Palmsonntag
Die Kinder gehen mit ihren Palmbuschen, die meist vom Vater oder Großvater gemacht wurden, zur Palmweihe. In Altenwörth findet diese malerisch am Donau-Altarm statt. Danach ging es früher samt der vielen Palmbuschen in die Kirche, wo die lange Palmsonntags-Liturgie gehalten wurde. Heutzutage kommen die Palmbuschen beim Vorbeigehen ins Auto – oder man fährt gleich ohne Besuch der Kirche nach Hause, um die Buschen zu verteilen. Aber das war anscheinend schon früher so, wie Pfarrer Pelzmann 1951 in der Pfarrchronik Kirchberg vermerkt: Zur Palmenweihe wurde erstmalig verlangt, daß die Kinder auch bei der folgenden Messe bleiben. Kaplan Loidolt wurde darob schwer angeflegelt. Es ist aber diese Maßnahme notwendig. In früheren Jahren gingen z.B. Buben von Oberstockstall gar nicht zur Kirche sondern kehrten im Graben unten um, damit sie ihre Palmzweige als erste an den Mann brachten. Solchen Oberflächlichkeiten muß begegnet werden. Natürlich macht man sich damit nicht schnell beliebt.
In den 70er-Jahren liefen die Burschen (für Mädchen war das damals noch nicht erlaubt) von Haus zu Haus und wollten ihre Palmbuschen verkaufen. Heute muss man sich anmelden, wenn man einen haben will! Aber früher wie heute ist das Geld für die Kinder eine willkommene Aufbesserung der Finanzen.
Woraus besteht ein Palmbuschen? Schon einige Wochen vor dem Palmsonntag holt man sich ca. 1 cm dicke Haselnusszweige, die bis auf ein etwa 20 cm hohes Stück abgeschält werden. Nachdem man die Zutaten – Wacholderzweige, Immergrün, Buchszweige, einige Palmkätzchen und Schradlholz, soferne man welches findet, schon einige Tage zuvor zusammengesucht hat, bindet man diese Zweige um den Stecken. Oft wird der Buschen mit bunten Bändern verziert.
Verwundert schaut die alte Weide am Bach in das rinnende Wasser. Willige silbergraue Kätzchen sitzen an ihren Ästen und wiegen sich sanft im Frühlingswinde. Verlangende Bubenaugen spähen: „Dagleng is oder dagleng is net?“ Aber was ein echte Tullnerfelder Bub ist, der „Daglengt“ die Weidenkätzchen für seinen Palmbuschen- Dann umgibt er sie mit Buchsbaum- oder Zypressenzweiglein, verziert sie mit „Schradlholz“, das sind verkrüppelte Zweige in Form einer Spielbahnfeder, und bindet den Palmbuschen von dem auch oft bunte Bänder und welliges Krepppapier flattern, an einen abgerindeten Stock. Nur der Griff behält die Rinde. Wenn der Priester in der Kirche dann die Weihegebete spricht, stellt sich so mancher Knirps auf die Zehenspitzen und hält seinen Palmbuschen so hoch er nur kann. Er meint, je höher er ihn hebe, desto mehr bekäme er von der kirchlichen Weihe ab. Armen Leuten bedeutet der Palmsonntag Verdienst. Sie binden viele Palmbuschen und verkaufen sie dann nach der Weihe. (Tulln) Die Palmbuschen werden in den Hausgärten gesteckt oder im Wohnzimmer wird ein Heiligenbild oder der Spiegel damit geschmückt.
(Heimatkalender des Bezirkes Tulln, 1949, Brauchtum im Tullner Bezirke, erzählt nach Berichten der Schulen von Hildegard Straßer.)
Gründonnerstag
Das Wort „grün“ kommt von greinen (weinen). Allgemein bezieht man das Wort auf die Farbe und man isst an diesem Tag etwas Grünes, meist Spinat und Spiegelei.
Ein Brauch, der einige Zeit abgekommen war und vor einiger Zeit wieder belebt wurde, ist die Fußwaschung während der Gründonnerstagsliturgie in der Kirche. Dazu werden einige Gläubige angesprochen, um an der Zeremonie teilzunehmen, bei der der Priester symbolisch etwas Wasser über die Füße gießt und sie so wäscht.
Nach christlichem Brauch fliegen am Gründonnerstag die Glocken „nach Rom“, nachdem sie vorher noch einmal mächtig ertönen dürfen. Um trotzdem eine Zeitmessung zu haben – die Menschen nutzten früher die Kirchen- und Kapellenglocken zur Zeitbestimmung, um z.B. zu Mittag vom Feld nach Hause zu gehen, gehen die Kinder (die auch beim Sternsingen waren) mit den Ratschen durchs Dorf. Einige Wochen vorher schon treffen sie sich außerhalb des Dorfes, um die Ratschen zu erproben und die Sprüche zu lernen oder aufzufrischen. Dabei ging (oder geht) es oft lustig zu und so manches Kind raucht da seine erste Zigarette. Früher war auch das Ratschen eine Domäne der Burschen, heute dürfen auch die Mädchen mitmachen. Und oft wäre nicht nur beim Ratschen ein Mangel an Teilnehmern, wenn nicht die Mädchen wären! Winkler Kinder beim Ratschen
Am Gründonnerstag. An diesem heiligen Tag ist Vormittags um 7 Uhr das heilige Hochamt, und zwar mit Assistenz. Darnach wird das Sanctissimum in feierlicher Procession unter dem Baldachin und mit Vortragen der Scatola zu dem Speisaltar getragen. Da wird es in dem Tabernakel aufbewahrt.
Nach einem uralten Gebrauche wird an diesem Altar das Allerheiligste in der Monstranz verhüllt mit einem Schleier, zur Anbetung ausgesetzt.- Gleich darauf betet der celebrierende Priester vor dem ausgesetzten Allerheiligsten die Vesper. Die assistierenden Priester denudiren während dieser Zeit, unter Abbetung des 21. Psalmes die Altäre.- Hier kommt zu bemerken, daß außer dem Hochamte keine Hl. Messe an diesem heiligen Tage gelesen wird, gemäß kirchlicher Anordnung. Abends um 6 Uhr wird unter Absingung des Segenliedes der Hl. Segen ertheilt, und gleich darauf das Allerheiligste in dem Tabernakel beigesetzt. - Noch kommt zu bemerken, daß während des Hochamtes, gleich nach Anstimmung des Gloria mit der Sakristei-Glocke geläutet wird. Eben auch haben die Ministranten mit zwei kleinen Altarglocken zu läuten. Am Thurme wird mit allen Glocken geläutet. Darnach hört das Glockengeläute auf bis zum Gloria am Charsamstag.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Vinzenz Willim, 1866)
Am Gründonnerstag fliegen alle Glocken nach Rom und kein erzener Ruf klingt über das weite Land, über dem der stille Karfreitagszauber liegt. In den meisten Orten ziehen an den Tagen, da die Glocken schweigen, morgens, mittags, und abends die Ratschenbuben mit ihren Ratschen, die oft mit grünen Zweigen und Bändern geschmückt sind, durch die Hauptstraßen. Ihre hellen Stimmen singen: „Mir ratschen, mir ratschen an englischen Gruaß den jeder Christ beten muaß, fallts alle nieda auf die Knia und betets drei Vaterunser und drei Avemaria“. Am Morgen des Karsamstags wird gesungen: „Mir ratschn, mir ratschn die Pumpermettn. Weiber, stehts auf und bachts Osterfleckn!“ (Absdorf) Man benutzt aber auch fahrbare Ratschn, mit denen nur die Ministranten gehen dürfen. Dabei singen sie „Mir ratschn, mir ratschn den Gottesdienst zsamm, weil alle drei Glocken nach Rom gflogn san. Drum ratsch ma, drum ratsch ma den Gottesdienst zsamm!“ (Langenlebarn) Tulln besitzt auf dem Kirchturm eine große Holzratsche, die zur Zeit des Gebetsläutens gedreht wird. Am Ostersonntag gehen die Buben von Haus zu Haus. „Die Ratschenbuam bitten um a rots Oa!“ sagen sie. Ihr Körbchen füllt sich mit guten Sachen und in ihre hingehaltene Sparbüchse wandern gern gegeben kleine Geldstücke.
(Heimatkalender des Bezirkes Tulln, 1949, Brauchtum im Tullner Bezirke, erzählt nach Berichten der Schulen von Hildegard Straßer.)
Karfreitag
An diesem Tag wird der Kreuzigung Christi gedacht. Es ist der zweite strenge Fasttag der katholischen Kirche. Für die Ratschenkinder ist dieser Tag besonders anstrengend, da sie viermal, nämlich in der Früh, zu Mittag, um 3 Uhr zur Sterbestunde Christi und abends ratschen gehen müssen.
Am Charfreitage wird um 6 Uhr morgens die Kreuzweg-Andacht abgehalten. Um 7 Uhr darnach ist die Predigt, welche der Hw. Hr. Kooperator zu halten hat, der die Frühpredigten im Verlaufe des Jahres abgehalten hatte. Nach der Predigt ist der Charfreitags-Gottesdienst mit Assistenz, worauf die Grablegung folgt. Um 6 Uhr abends wird das Allerheiligste unter Absingung des Segenliedes in den Tabernakel des Speisealtars deponirt.- Hier muß bemerkt werden, daß an den Fastenfeiertagen um 1 Uhr Nachmittags die Kreuzwegandacht abgehalten werde.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Vinzenz Willim, 1866)
Ein wichtige Rolle spielt am Karfreitag das Heilige Grab. Dazu aus der Pfarrchronik Kirchberg von 1916, Provisor Wenzel Steiner:
Wo wird denn heuer das hl. Grab aufgestellt. So zerbrach man sich überall die Köpfe. Wie gemeldet, befand sich bis jetzt das hl. Grab rückwärtig. – Das war etwas ganz Unwürdiges. Der Platz so beschränkt – die Leute saßen auf den Bänken, den Rücken gegen den Speisaltar – die große Lourdesstatue wurde auf den Josefs Altar gestellt – der Grottenkasten stand in einer anderen Ecke – mir war bei diesem Anblicke nicht ganz gut. Denn ist es auch gegen die Rubriken, das Allerheiligste in einem rückwärtigen Teile der Kirche auszusetzen. Nun wurde die Kapelle mit dem Speisaltar zum hl. Grabe ausersehen – das Kommuniongitter entfernt, die Kapelle mit weißen Tüchern behängt mit Blumen und Teppichen geschmückt – mit lauter einfachen Mitteln wurde eine majestätisch schöne, vornehm wirkende Grabkapelle geschaffen. Viele kamen zu mir u sagten: Ja, kann es denn im Himmel noch schöner sein?
Ratschenbrauch am Karfreitag
Aus den Ortschaften Ober- und Mitterstockstall, aber auch aus anderen in der Pfarre Kirchberg am Wagram zog man am Karfreitag um 15:00 Uhr mit dem Kreuz gemeinsam in die Pfarrkirche ein. In Oberstockstall wurde das Kreuz beim Kirchenvater Schmidt aufbewahrt, in Mitterstockstall beim Kirchenvater Burger. Das Kreuz wurde halbkreisförmig mit Blumen, die um diese Zeit schon blühten, verziert, meist mit Müllibischln (Löwenzahn). Die Ratschenkinder ratschten im Halbstundentakt dreimal vor dem Aufbruch durchs Dorf und zwar mit den Rufen: „Das erste zum Kreuz“, „das zweite zum Kreuz“ und „das dritte zum Kreuz“ Diesen Brauch gab es noch in den 60er-Jahren.
Karsamstag
Am Karsamstag abends bzw. in der Nacht gibt es die Auferstehungsfeier mit Weihe des Taufwassers und Verbrennung der Palmzweige, um für das nächste Jahr wieder Asche für das Aschermittwochskreuz zu haben.
Am Charsamstag ist um 7 Uhr Morgens die Feuerweihe, dann die Weihe der Osterkerze, die Prozession, die Wasserweihe und darnach das hl. Hochamt mit Assistenz. Unter dem Gloria werden die Glocken, wie am Gründonnerstage geläutet. Nach dem Gottesdienste wird das Allerheiligste in dem heiligen Grab zur Anbetung ausgesetzt. - Um 6 Uhr Abends ist die feierliche Auferstehungsfeierlichkeit . Hier wird bemerkt, daß an die Herren k.k. Beamten und die Rathsherren aus Rücksicht des beschrenkten Raumes, keine Kerzen distribuirt werden.
Anm. Am grünen Donnerstag, Charfreitag und Charsamstag halten die einzelnen Gemeinden Bethstunden vor dem ausgesetzten Allerheiligsten, und zwar in folgender Ordnung:
a) Engelmannsbrunn von 9 bis 10 Uhr - b) Mitterstockstall von 10 bis 11 Uhr - c) Kirchberg von 11 bis 12 Uhr - d) Dörfl und Mallon von 12 bis 1 Uhr - e) Winkl von 1 bis 2 Uhr - f) Neustift von 2 bis 3 Uhr - g) Ottenthal von 3 bis 4 Uhr - h) Unterstockstall von 4 bis 5 Uhr - i) Oberstockstall von 5 bis 6 Uhr.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Vinzenz Willim, 1866)
In diesen Tagen werden auch die Ostereier gefärbt. Früher verwendete man dazu selbst hergestellte Farben, wie grün vom Spinat, rot von den Roten Rüben oder braun von den Zwiebelschalen.
Die Ratschenkinder gehen entweder am Karsamstag nachmittags oder am Ostersonntag vormittags von Haus zu Haus und wünschen “dem Herrn und der Frau frohe Ostern und viel Glück auf der Welt und taten bitten ums Ratschengeld.“ Sie erhalten entweder Geld, Ostereier und/oder Naschereien.
Ostersonntag
Am Ostersonntag feiert man die Auferstehung von Jesus. Dieses Frühlingsfest gab es aber schon früher. Es geht auf die germanische Götttin Ostara zurück.
Wer am Ostersonntag den Palmbuschen nicht frühmorgens ins Haus holte, dem konnte es passieren, dass jemand anders ihn hineintrug und dafür ein rotes Ei verlangte.
Am Ostersonntag wird der Gottesdienst in gewöhnlicher Ordnung abgehalten, mit dem Unterschied, daß nach der Spätpredigt unter Vortragung des Pfarrkreuzes und zweier Fahnen, der Osterkreuze und der Statue des auferstandenen Heilands eine Procession durch die Kirche abgehalten werde, wobei die versammelte Pfarrgemeinde von dem Celebranten unter Assistenz mit dem Weihwasser besprengt werde. Diese Procession beginnt am Hochaltare mit der Antifon: vidi aquam, und schließt also auch da. Darauf folgt das feierliche Hochamt mit Assistenz.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Vinzenz Willim,1866)
Beliebt war an diesem Tag das Ostereierpecken. Dabei wurde von zwei Personen (meist Kindern) jeweils ein mitgebrachtes Osterei mit der Spitze gegeneinander gestoßen. Der Spieler, dessen Ei dabei kaputt ging, musste es dem Sieger überlassen.
Ostermontag
Nach dem Lukas-Evangelium gingen Kleopas und ein weiterer Jünger seien am Tag nach Ostern von Jerusalem nach Emmaus und seien dabei dem auferstandenen Jesus begegnet. In Anlehnung daran sagt man, wenn man am Ostermontag zu Verwandtschaft fährt, man gehe nach Emmaus:
In vielen Orten geht man am Ostermontag gerne „ebenaus“, d.h. nach Emmaus. Man besucht entfernter wohnende Verwandte, Göden, Bekannte oder auch nur ein Gasthaus in einem Nachbarort. In Groß-Riedenthal wandern die Leute am frühen Morgen des Ostersonntags auf den Friedhof. Dieser seltene Brauch erinnert wohl an den biblische Gang der frommen Frauen zu Christi Grab, denen ein Engel die frohe Botschaft kündete: 'Er ist nicht mehr hier. Er ist auferstanden!'
(Heimatkalender des Bezirkes Tulln, 1949, Brauchtum im Tullner Bezirke, erzählt nach Berichten der Schulen von Hildegard Straßer.)
Weißer Sonntag
Das ist der Sonntag nach Ostern. Früher wurde an diesem Tag die Erstkommunion gehalten. Da Ostern manchmal auf einen recht frühen Termin fällt, wird dieses Fest heute in den meisten Pfarren später – meist im Mai – gehalten.
Bitttage
An den Tagen vor Christi Himmelfahrt findet in den Ortschaften der Bittgang statt. Dabei bitten die Gläubigen unter Gesang und Litaneibeten um gutes Wetter für die Landwirtschaft.
40. Tag nach dem Ostersonntag, Christi Himmelfahrt
Ein hoher kirchlicher Feiertag
Pfingsten
Fronleichnam
Fronleichnam wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag (2. Sonntag nach Ostern) gefeiert. Das Fest wurde 1264 von Papst Urban IV. eingeführt, war aber in verschiedenen Gegenden schon vorher gefeiert worden.
Nach der Messe, die meist ein Hochamt ist, findet die Prozession statt, (besonders schön ist dies Prozession in Altenwörth, wo man ein Stück den alten Donaulauf entlang geht) bei der der Priester unter dem "Himmel"geht, begleitet von den Windlichtträgern, den Schulkindern, Pfarrgemeinderat, Feuerwehr, Musik und Volk. Entlang der Strecke werden an altangestammten Plätzen insgesamt drei oder vier Altäre aufgestellt. Die Gestalter des Altares, meist die Bewohner des nächstgelegenen Hauses, bieten ihre ganze Kunst auf, den Altar mit reichem Blumenschmuck zu versehen. Diese Fronleichnamszweige, die die Prozessionsteilnehmer nach der Feier am Altar mitnehmen dürfen, steckt man zu Hause hinter das Kruzifix.
Früher wurden entlang der Strecke, an der die Prozession vorbei kam, Weidenzweige aufgestellt und Gras auf der Straße verteilt. Da das Wegräumen viel Mühe machte, kam dieser Brauch ab.
Am Frohnleichnahmsfeste wird von nun an folgende Ordnung beim Gottesdienste und der Procession beobachtet:
a) Um 6 Uhr Früh ist der erste Gottesdienst. Dieser besteht aus einer Hl.Segenmesse oder einem Frühamte. - b) Um 7 Uhr darauf ist das feierliche Hochamt mit Assistenz, und gleich darauf folgt die Procession zu den im Freien errichteten Altären und zwar in folgender Ordnung: Beim Hochaltar stimmt der Celebrant den Hymnus: Pange lingua an und ertheilt darnach den Segen mit dem Allerheiligsten. Darauf bewegt sich die Procession von der Kirche aus über den Hafnerberg zu dem Hause des Herrn Schober . Hier ist der erste Altar errichtet. Ist dahier das Evangelium gesungen, wird die vorgeschriebene Andacht verrichtet und der Segen gegeben, bewegt sich die Procession zu dem zweiten Altar, welcher bei der Hl. Dreifaltigkeitssäule errichtet ist. Nach vollendeter Andacht geht die Procession um die Dreifaltigkeitssäule herum, und zieht an der rechten Häuser-Reihe hinab durch die beiden Stege in den sogenannten Katzensprung, bis zu dem Badehaus, dort biegt die Procession ein auf die Straße, und zieht zu dem Park des Herrn Köck, wo der dritte Altar aufgestellt ist. Ist bei dem dritten Altar die Andacht vollzogen, geht die Procession auf der Straße bis zu dem Hause des Herrn Prosel, von da aus wird eingebogen zu der Auffahrt, welche in den Markt führt, bis zum Hafnerhause. Von da aus geht die Procession zu dem vieren Altare, welcher bei dem Hause des Herrn Delapina errichtet ist. Ist dahier die Andacht verrichtet, geht die Procession in die Kirche zurück. Da wird das Frohnleichnahmsfest unter Absingung des Tantum ergo und Genitori nach Ertheilung des Segens mit dem Allerheiligsten beendet.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram, Pfarrer Vinzenz Willim, 1866)
Ueberaus feierlich gestaltete sich die heutige Fronleichnamsprozession, da die Feuerwehr und sämmtliche Herrn Bürgermeister der eingepfarrten Gemeinden, sowie die geehrten Herren Beamten des k.k. Bezirksgerichtes und Steueramtes in ihren neuen Uniformen daran theilnahmen. Durch den verehrten Herrn Bürgermeister von Kirchberg aber war eine Musikkapelle besorgt worden, welche treffende Stücke während des Weges aufspielte.
(Kremser Zeitung vom 7.6.1890)
Zum Fronleichnamsfeste wandern Birken mit weißen Rinden und zarten Ästen vom Wald ins Dorf. „Zöpferlmadam! Schneckerlmadam!“ spotten Buben und Mädchen. Die aber blicken wie verwunschene Prinzeßlein drein. Denn morgen gehen sie im schneeweißen Kleid, im Lockenhaar ein Blütenkränzlein, knapp hinter dem „Himmel“ und sehen lieblich aus wie Englein.
In Orten die an der Donau liegen wie Altenwörth und Langenlebarn, tragen Mütter ihre unter einem Jahr alten Säuglinge beim Umgang mit. Es geht der Glaube, daß ein solches Kind niemals ertrinken werde.
In allen Orten werden Blumen von den Altären, Birken- und Haselzweige, die durch die Prozession als geweiht gelten, mit nach Hause genommen. Bei Gewitter werden sie im Herde verbrannt und schützen das Haus vor dem zündenden Blitz.
(Heimatkalender des Bezirkes Tulln, 1949, Brauchtum im Tullner Bezirke, erzählt nach Berichten der Schulen von Hildegard Straßer.)
Weinlesefeste
Auch Weinlesefeste gab es in den Orten. Geschmückte Wagen mit Trauben, Obst, Papierrosen und Maschen, auch ein Fassbinder, der auf dem Streifwagen auf offenem Feuer an einem Fass einen Reifen anzog durfte nicht fehlen. Die Musik spielte dazu und es gab fröhliche Laune. Ich erinnere mich, als ich selbst als Winzerkönigin in einer Kutsche saß. Der Plafond der Tanzbühne war ganz mit Trauben und Obst behangen so daß sich Tänzer bemühten, unbeobachtet dort zu stehlen, damit sie der Strafe entgingen.
(Anna Schabl, Königsbrunn)
Erntedankfest
Dieses von der Kirche gefeierte Fest findet Ende September/Anfang Oktober auch heute noch statt. Es werden dabei die Früchte aus Feld und Garten gesegnet und für den reichen Ertrag gedankt. Früher, als man von den Kapriolen des Wetter noch abhängiger war als heute, war dies ein eindrucksvolles Fest der ganzen Gemeinde. Es wurden Erntekronen und -wägen geschmückt. Kinder und Erwachsene brachten ihre Gaben zum Segnen mit.
Kirtag
In vielen Orten fand ein Kirtag statt, bei dem das ganze Dorf auf deinen Beinen war. Es wurde aufgekocht und gebacken und die Verwandtschaft eingeladen. Das Ereignis fand im Wirtshaus oder dessen Garten statt. Es gab auch „Standeln“, wo man allerhand Spielzeug, Schmuck und Naschwaren kaufen konnte. In größeren Orten gab es auch ein Ringelspiel. Für die Erwachsenen gind es abends zum Tanz. Die meisten Kirtage sind abgekommen und wurden durch die Feuerwehrfeste ersetzt.
Ein Spruch, der sich oft bewahrheitete:
Kein Kircherl so hoch, es führt hin ein Weg,
kein Kirchtag so nobel, es gibt dabei Schläg.
Auch in Zeitungen fanden Kirtage manchmal Einzug, hier aus Kirchberg am Wagram:
Der am 1. u. 2. d. M. hier stattgefundene Kirtag war nicht besonders animirt und verlief weil es hie und da etwas regnete, in ziemlicher Ruhe.
(Kremser Zeitung vom 7.6.1890)
Wallfahrten
Es kamen nicht nur Wallfahrer nach Kirchberg. Auch von hier ging und geht man auf Wallfahrt, z.B. nach Maria Taferl. Die Daheimgebliebenen gingen den Wallfahrern zum Zeitpunkt der angenommenen Rückkehr mit Blumen entgegen und erhielten dafür ein Votivbild.
Heute geht man von Kirchberg aus nach Ruppersthal oder man fährt mit dem Rad von Altenwörth nach Maria Ponsee. Jedes Jahr wird eine Fußwallfahrt nach Mariazell durchgeführt.
Dreschhahn
Nach Abschluss der Drescharbeit, bei der einige Familien zusammenhalfen, und die sehr anstrengend war, gab es den „Dreschhahn“: Der Dreschhahn ist eine bessere Mahlzeit, an der nach dem Abschluss des Drusches alle daran Beteiligten teilnehmen und die bei Gesang, Spiel und Trunk bis tief in die Nacht hinein andauert.
(Heimatliche Stoffsammlung, Winkl)
Advent
Der Beginn des Advent (1. Adventsonntag) fällt so, dass bis zum 24. Dezember vier Sonntage sind - der 24. Dezember kann aber schon der letzte Adventsonntag sein.
Heute sind mit dem Advent untrennbar der Adventkranz und der Adventkalender verbunden.
Der Adventskranz wurde 1839 von dem evangelisch-lutherischen Theologen und Erzieher Johann Hinrich Wichern (1808–1881) im protestantischen Norddeutschland eingeführt. Knapp hundert Jahre später war er auch in katholischen Gegenden zu finden. Der originale christliche Adventkranz besteht aus einem Koniferenkranz mit vier Kerzen, davon drei violette und eine rosa-farbene. Deneben gibt es die Kränze heute aus allen grünen und auch dauerhaften Materialien.
Die Adventkalender, die unabhängig vom Beginn des Advents immer am 1. Dezember beginnen, sind ebenfalls eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Waren die Kalender früher aus Papier oder Pappe und zeigten beim Öffnen des Türchens ein Bild, gibt es heute welche aus Stoffsäckchen, mit Schachteln etc. Sogar für die Haustiere gibt es schon eigene Adventkalender.
Speisen und Getränke um diese Zeit sind Lebkuchen, Weihnachtsbäckerei, Christstollen. In der kalten Zeit trinkt man gerne, vor allem an diversen Ständen, Glühwein oder Punsch.
Tenntreppeln
Das „Tenntreppeln“ war an keine feste Zeit gebunden. Wenn in der hiesigen Gegend ein neuer Stadel gebaut wird, so wird das „Tenntreppeln“ dabei angeschlossen. Die neue Tenne, ein gar geheiligter Boden für den Bauern, wird zuerst geprackt und festgestampft. Wenn das vorbei ist, so zieht man vier bis sechs Sonntagen die Dorfjugend (auch aus der Umgebung) zur neuen Tenne, um darauf fest zu tanzen.
Das gibt doppelte Freude! Einmal für den Besitzer; denn durch das fleißige Herumtanzen wird der Tennboden fester und härter. Die zweite Freude hat die Dorfjugend, die einen natürlichen und guten Tanzboden gefunden hat.
Am Sonntag den 23. Juni 1935 hatte ich Gelegenheit, in Utzenlaa ein solches „Tenntreppeln“ zu sehen. Es wird ein Musikant, meist ein Zieharmonikaspieler, aufgenommen, der später in einer Tanzpause absammeln geht. Die Tanzenden stehen oder sitzen, links und rechts von der Tenne beim sogenannten „Hoiboan“. Wenn die meisten beisammen sind, dann geht es los. Besonders die Jüngeren können es nicht mehr erwarten, bis der Musikant anfängt. Getanzt wird Walzer und Ländler. Hie und da auch ein Marsch. Ältere Leute sagten mir, daß dieses Tanzen auf der Tenne schon seit jeher gepflegt werde, auch wenn der Bauer seine alte Tenne auflockert und wieder einstampft. Früher wurde auch dabei Polka getanzt. Dieses Tenntreppeln gibt dem Tanzanfänger recht gute Gelegenheit zur Übung. Mancher flotte Tänzer hat durch das Tenntreppeln erst richtig tanzen gelernt.
(Das deutsche Volkslied, 1936, Heft 4)
Oktober 2012, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp