Der Eindruck, dass es sich bei dem Haus um ein geschichtsträchtiges Gebäude handelt, täuscht nicht. Bereits im Jahr 1380 dürfte dieser Hof erstmalig in einer Urkunde erwähnt worden sein. Der langgezogene Bau unweit der Ortskapelle besticht durch seine reich gegliederte Fassadengestaltung und prägt das Ortsbild in besonderer Weise.
Wir finden hier ein Baudenkmal vor, welchem architekturhistorische und historische Bedeutung zukommt. Mit dem Beginn der Renovierungsarbeiten, vor allem mit der Sanierung des Daches, ist ein erster Schritt zum Schutz dieses Kulturerbes getan worden. Eine Gesamtrenovierung bedarf aber noch viel an Kraft und Anstrengung. Voraussetzung dafür wird die Zuführung zu einer zukunftsorientierten und zeitgemäßen Nutzung sein. Möge es gelingen, dieses Baudenkmal zu neuem Leben zu erwecken und mit neuem Leben zu erfüllen!
Die historische Bedeutung des Hofes spiegelt sich in einer Vielzahl an Dokumenten wider. Sie gewähren Einblick in eine längst vergangene Zeit und ermöglichen, einen Beitrag zur heimatkundlichen Forschung zu leisten.
Bereits 1963 erkannte man, dass der Bauernhof in Kollersdorf 40 künstlerische und kulturelle Bedeutung besitzt und dessen Erhaltung daher auch rechtlich gesichert werden müsse. Das Bundesdenkmalamt in Wien als zuständige Behörde hat mit Bescheid vom 22. Februar festgestellt, dass die Erhaltung dieses Objektes im öffentlichen Interesse gelegen ist und eine Unterschutzstellung nach dem Denkmalschutzgesetz
ausgesprochen.
ausgesprochen.
Der Bauernhof zeichnet sich entsprechend dieses Bescheides durch folgende Eigenschaften aus:
Es handelt sich um ein ebenerdiges Gehöft mit gegliederter Fassade und zweigeschossigem Mittelrisalit, von einem Ziergiebel bekrönt. Der Mittelrisalit ist leicht vorspringend, enthält ein mächtiges Rundbogentor mit rauten- und strahlenförmiger Aufdoppelung und wird von einer Putz-fasche umrahmt. Das Obergeschoss des Mittelrisalites enthält zwei Fenster mit hölzernen Jalousieläden, Putzumrahmungen und Sohlbänken. Das Erdgeschoss sowie das Obergeschoss im Mittelteil werden von einem reich profilierten Gesims bekrönt. Das Kordongesims im Erdgeschoss ist durch Zahnschnitt bereichert. Die gesamte Fassade des Hauptgebäudes ist durch Lisenen bzw. Putzquader gegliedert. An den Fensterparabeten befinden sich Felder mit Putzrauten. Oberhalb der Fenster und des Eingangstores sind Lorbeerfestons aus Stuck nach josephinischer Art. Die vier Fenster im Erdgeschoss des Haupttraktes besitzen reich geschmiedete Fensterkörbe mit Stilelementen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zu beiden Seiten des Hauptgebäudes schließen niedrige Seitenflügel an, von denen der linke dreiachsig und der rechte vierachsig ist. Diese Seitenflügel besitzen gleichfalls glattverriebenen Verputz, jedoch nur mit einfacher Putzfaschenumrahmung. Die Dachflächen sind mit
alten Taschenziegeln eingedeckt (Ausbesserungen mit Strangfalzziegeln). Das gesamte Objekt besitzt eine künstlerisch bemerkenswerte, fast schlossartige Fassadengliederung, welche aus den sonst schlichten Hausfassaden des Ortes herausragt. Die Innenräume und die Hoffassade sind einfach gestaltet.
alten Taschenziegeln eingedeckt (Ausbesserungen mit Strangfalzziegeln). Das gesamte Objekt besitzt eine künstlerisch bemerkenswerte, fast schlossartige Fassadengliederung, welche aus den sonst schlichten Hausfassaden des Ortes herausragt. Die Innenräume und die Hoffassade sind einfach gestaltet.
Begründet wurde die Unterschutzstellung damit, dass es sich um ein seltenes Beispiel eines qualitätsvoll dekorierten bäuerlichen Anwesens handelt und vor allem die Fassade durch ihre fast schlossartige Gliederung erhaltenswert ist und ein ausgezeichnetes Beispiel großbäuerlicher Architektur aus Josephinischer Zeit darstellt.
Der Grundbuchseintrag in die NÖ Landtafel wurde jedoch erst 1984 vollzogen.
Unübersehbar war für lange Zeit der fortschreitende Verfall des Gebäudes. Erste Sanierungsarbeiten wurden 2004 in Angriff genommen: die beiden Seitentrakte erhielten eine neue Dachdeckung.
Anlage, alle Räume und deren Verwendungszweck sowie die Schäden der Fassaden und aller Räumlichkeiten beschrieben. Für alle Fassaden und Innenräume wurde auch ein Restaurierungskonzept erarbeitet, worauf jedoch nicht näher eingegangen wird.
Die Gliederung der Themenbereiche wurde beibehalten und ist ident mit dem „Fassadenbefund & Raumbuch“ des Restaurators. Die Seiten 9 bis 16 basieren auf der Befundung aus dem Jahr
2005.
2005.
Charakteristik der Gesamtanlage und geschichtliche Daten
Der Hauptbau datiert in die Zeit um 1800; vermutlich sind auch Stall- und Lagergebäude nördlich des Haupthauses vorhanden gewesen. Der Anbau von zwei eingeschossigen Trakten östlich und westlich an das Haupthaus erfolgte im 19. Jahrhundert (→ Seite 16).
Das ehemalige Bauerngehöft besteht aus dem Haupthaus an der Südseite und dem von Stall- sowie Wirtschaftsgebäuden umschlossenen Innenhof. Dieser ist über eine gewölbte Durchfahrt zu erreichen. Nördlich dieses Gebäudekomplexes befinden sich noch zwei weitere, freistehende Scheunen.
Das Haupthaus gliedert sich in den mittigen Kernbau mit Zwerchgiebelgeschoß, welcher aus dem auslaufenden 18. Jahrhundert stammt und als Wohngebäude für die Herrschaft diente. In den zwei niederen Zubauten befanden sich die Wohnräume für die Dienstboten. Dem östlichen Anbau innen vorgelegt ist ein niederer, übermauerter Treppenabgang in den überwölbten Kellerraum.
Ein überdachter, hölzerner Laufgang aus dem 19. Jahrhundert im Innenhof führt von der Durchfahrt zum westlichen Stallgebäude. Dieser eingeschossige Bau wurde als Pferdestall genutzt. Weiters befinden sich hier eine Futterkammer sowie eine kleine Tischlerwerkstatt. Dem Gebäude im nördlichen Bereich vorgelagert ist ein niederer Bau mit Pultdach, der als Schweinestall genutzt wurde. Das östliche Stallgebäude beherbergte zwei Rinderställe und eine Graskammer. Östlich an diesen Trakt ist ein niederer, mit Pultdach überdeckter Holzbau angefügt, welcher ebenfalls als Schweinestall diente. Der den Innenhof nordseitig abschließende Quertrakt ist eine teilweise offene Scheune, zu den beiden nördlich liegenden Wirtschaftsgebäuden besteht eine große Durchfahrt mit einem Holztor.
Befunddaten der einzelnen Bauteile
Hauptbau
Straßenseitige Fassade (Südseite)
Der Hauptbau besticht durch die eingeschossige, sechsachsige Fassade mit mittigem Zwerchgiebelgeschoß über der Hofeinfahrt. Die Fassade ist mit aufgeputzten Lisenen, Fensterfaschen und Quaderketten sowie Stuckdekor reich gestaltet. Seitlich der Toreinfahrt und im Sturzbereich der Fenster sind Fruchtgirlanden angebracht. Über dem Tor befinden sich ein Schlussstein mit Rosette und die stuckierte Hausnummerntafel sowie ein reich profiliertes Gesimse mit Zahnschnitt. An den Erdgeschoßfenstern sind schmiedeeiserne Fensterkörbe angebracht, die Fenster des Zwerchgiebels sind mit Schnitzwerk verziert. Die ehemaligen Jalousieflügel zu diesen Fenstern wurden auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes abgenommen und im Innenbereich gelagert. Der Blendgiebel ist mit aufgeputzten Lisenen und einem gerahmten Medaillon gegliedert. Die Hofeinfahrt ist mit einem aufgedoppelten, zweiflügeligem Holztor abgeschlossen.
Die eingeschossigen Fassaden der flankierenden Anbauten sind schlicht mit flach aufgeputzten Pilastern gegliedert. Hofseitig präsentieren sich sowohl der Kernbau als auch die angebauten Trakte glatt verputzt ohne Dekor.
Räumlichkeiten
Im Erdgeschoß des Kernbaus befindet sich zentral gelegen die überwölbte Durchfahrt von der Straße zum Innenhof, von welcher aus auch die beidseitig gelegenen Räumlichkeiten (Wohnräume, Stube, Küche) zugänglich sind. Im nordwestlichen Teil des Kernbaues befindet sich der Treppenaufgang zum Zwerchgiebelgeschoß, welches aus zwei Räumen besteht (zuletzt als Getreidespeicher genutzt, ehemals jedoch vermutlich Wohnräume mit Putzschnittspiegeldecken). Ebenfalls im nordwestlichen Bereich sind eine Speisekammer mit Selchraum und eine Mägdekammer vorhanden.
Raum 1: verputzte Flachdecke, ursprünglich als Wohnraum oder Kammer genutzt
Raum 2: verputzte Flachdecke, ehemalige Gemeindestube, Musikzimmer
Raum 3: Durchfahrt von der Straße zum Innenhof mit verputzter Flach-decke, mittig durch einen Gurtbogen unterteilt. An beiden Deckenflächen geschwungener Putzschnittspiegel.
Raum 4: verputzte Flachdecke, Deckenspiegel mit Profilabrahmung, mittige Stuckrosette. Deckenmalerei mit floralen Motiven und umlaufender Fruchtgirlande, Rosetten. Ehemalige Stube der Herrschaft.
Raum 5: Tonnengewölbe, segmentbogengewölbte Türöffnungen zu Raum 4 und zur Durchfahrt. Ehemalige Küche mit gemauertem Küchenherd. In der Ostwand vermauerte Öffnung, diente zum Brotbacken in Raum 6.
Raum 6: Tonnengewölbe, ein Drittel des Raumes wird durch den gemauerten Brotbackofen beansprucht.
Raum 7: Treppenaufgang zum Obergeschoß. Fenster an der nördlichen Raumseite, darunter abgemauertes Abort.
Raum 8: ehemals großer quadratischer Raum mit verputzter Flachdecke, in einer späteren Bauphase mittels Holztrennwänden in zwei Räume
geteilt. In der südöstlichen Raumecke Selchkammer abgemauert. Nutzung als Speisekammer, der nördliche Raum als Mägdekammer.
geteilt. In der südöstlichen Raumecke Selchkammer abgemauert. Nutzung als Speisekammer, der nördliche Raum als Mägdekammer.
Räume 9 und 10:
Verputzte Flachdecke mit Putzschnittspiegel. Zuletzt als Getreidespeicher genutzt, auf Grund der Ausstattung ehemals vermutlich Wohnräume der Herrschaft.
Straße
Östlicher Seitenflügel
Der eingeschossige Anbau beinhaltet zwei straßenseitige Wohnräume, welche separat über zwei vom Innenhof zugängliche, schmale Gänge zu erreichen sind. Hofseitig bestehen drei untergeordnete Räume (Kammer, vermutlich ehemalige Küche und Werkstatt). Auf Grund der Raum-ordnung kann angenommen werden, dass hier zwei Parteien unter-gebracht waren. Diesem Trakt im westlichen Bereich vorgebaut ist der Treppenabgang zu einem überwölbten Kellerraum. Ursprünglich war dieser Keller auch von der Stube des Kernbaues zugänglich, der Verbindungsgang wurde jedoch in einer späteren Bauphase vermauert.
Westlicher Seitenflügel
Im ebenfalls eingeschossigen Anbau befindet sich straßenseitig ein größerer Wohnraum (Raum 19) mit einem durchgehenden Gang (Raum 20) vom Innenhof zur Straße. Hofseitig besteht ein kleiner Küchenraum mit Kuppelgewölbe und gemauertem Herd (Raum 21), daneben eine kleine Schmiedewerkstätte (Raum 22).
Im Franziszeischen Kataster ist der straßenseitige Gebäudekomplex als ein rechteckiger Baukörper dargestellt, welcher unmittelbar an das benachbarte Grundstück Nr. 60 angrenzt. Laut Vorschrift zur Zeichnung der Katasterpläne handelt es sich um ein Gebäude aus Stein. Es fällt auf, dass, entgegen dem jetzigen Baubestand, die Grenze des gesamten Gebäudes zum Innenhof in einer Geraden verläuft und nicht zurückspringt. Dies bedeutet, dass bei Anlage des Katasters, also 1823, schon ein Gebäude bestanden hat, welches vermutlich zeitgleich mit dem Haupthaus errichtet worden ist. Auch bauliche Gegebenheiten am Haupthaus sprechen dafür, wie z.B. keine Abschrägung der Mauerkante innen rechts und kein fortlaufendes Gesims auf Traufenhöhe an der Westseite. Wesentliche Unterschiede zum östlichen Anbau sind der straßenseitige Eingang, die sehr niedrig liegenden Fenster und die gerade Verlängerung des Haupthauses. Es liegt die Vermutung nahe, dass, wahrscheinlich zeitgleich mit der Errichtung des östlichen Anbaues, ein Umbau vorgenommen worden ist, wobei Teile des ursprünglichen Bestandes erhalten geblieben sind.
Renovierung
Im Jahr 2010 wurden die Renovierungsarbeiten fortgesetzt. Der Hauptbau erhielt eine neue Dachdeckung, ausgeführt wie auch 2004, von der Firma Walter Berger aus Großweikersdorf.
Die Renovierungsarbeiten an der Vorderfront haben im Jahr 2012 mit der Erneuerung der Fenster begonnen. Im Originalzustand belassen wurden die inneren Fensterflügel. Der Verzicht auf die Wiederanbringung der schmiedeeisernen Fensterkörbe ist dem unmittelbar vorbeiführenden Gehsteig geschuldet. Für die Renovierung der Fassade zeichnet die Firma Engelbert Hadeyer aus Krems/Stein verantwortlich. In enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt konnten die Arbeiten im Herbst 2015 abgeschlossen werden.