Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

Schiel Alois 1933(4.5.1894 - 13.6.1953)
Gastwirt, Kinobesitzer, Kunstschaffender

Alois Schiel, geb. 1859 in Braunsdorf, heiratet 1893 die Bindermeisterstochter Franziska Kellner aus Kleinwetzdorf. Er wird zu diesem Zeitpunkt bereits als Wirt, wohnhaft in Kirchberg 36 genannt. (Nr. 36 ist das heutige Haus der Familie Zwickl.)

Bei der Taufe des Sohnes Alois Karl im Jahr 1894 ist die Adresse Kirchberg 26. (ehemals Faber Druck, jetzt Fandl). Bei der Geburt von Sohn Karl Franz (1896-1951, Weinhändler) steht Nr. 35 in den Pfarrmatriken. 

Schiel Gasthaus 1902Das Gasthaus im Jahr 1902

Sohn Alois Karl heiratet 1922 Juliana Schober aus Fels am Wagram, er wird als Kinobesitzer bezeichnet. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Um 1930 betrieb er auch eine Champignonzucht, das Gasthaus führte seine Mutter als Witwenbetrieb. 1939 meldete er das Gastgewerbe auf seinen Namen an.  

Kino KirchbergAlois Schiel pachtete des Gelände des ehemaligen Schwimmbades südlich des alten Winzerkellers, brach das verfallene Bad ab und errichtete 1920 über einem meterhohen Mauersockel einen Kino- und Theatersaal, in dem auch die Theatervorführungen des Kirchberger Theatervereins zur Aufführung kamen. Im Oktober 1952 brannte das Gebäude infolge eines Schadens an einem Ofenrohr vollständig ab: Der Saal sollte für ein Abendkino vorgewärmt werden und war leer und ohne Aufsicht. Als der Brand bemerkt wurde, stand der Holzbau schon in hellen Flammen und alle Löschversuche der Feuerwehren blieben vergeblich.
(Theaterverein Kirchberg am Wagram, 2010)

 Kriegerdenkmal Kirchberg, 1922                              Bereits in jungen Jahren war Alois Schiel künstlerisch tätig, er übernahm die Planung des Kriegerdenkmals, das auf Initiative der Kriegsveteranen nach dem 1. Weltkrieg von den Maurermeistern Johann Bröderbauer und Johann Damböck erbaut und 1921 gesegnet wurde.

Die Fassade des Alten Rathauses ziert ein von ihm geschaffenes Relief mit der Darstellung des Marktwappens und einem schützenden Engel. Dieses Relief gleicht jenem beim Stiegenaufgang zum Marktmanderl, welche die Signatur A. Schiel trägt.

 Marktwappen am Rathaus

  Marktwappen beim Marktroland

Alois Schiel spielte zwischen 1920 und 1934 bei verschiedenen Theateraufführungen mit, so beim berüchtigten Stück „Im Jungfernstüberl“ seines Freundes Sepp Rittler im Jahr 1934.

JungfernstüberlStehend von links: Leopold Engelberger, Engelmannsbrunn, später Schulleiter in Winkl; Sepp Rittler; Alois Schiel, Wirt und Besitzer des Kinosaals; Franz Klug, Malermeister und Obmann des Theatervereins; Dr. Heinrich Kittl, Rechtsanwalt und Obmann-Stellvertreter; Karl Schiel, Weinhändler. Sitzend von links: Anna Lammer; Linnerl Rittler geb. Glas; Otto Ertlbauer, Wirt aus Königsbrunn; Adele Heinrich, Handarbeitslehrerin; Serafine Schuhmeister 

Während der Kriegszeit, 1942: Zugunsten des Winterhilfswerkes (gaueigene Sammlung) veranstaltete die Ortsgruppe der NSDAP Kirchberg bei Alois Schiel eine Weinkost. Im Ganzen wurden 260 l gespendet. (Schulchronik Engelmannsbrunn) 

Barbarastatue                               Im Jahr 1945 hatten russische Besatzungssoldaten der Barbarastatue nördlich von Oberstockstall den Kopf abgeschossen. Herr Alois Schiel hatte nun mit kunstfertiger Hand einen neuen Kopf geschnitzt und das uralte Bild wiederhergestellt. Unter großem Zulaufe des gläubigen Volkes weihte der Oberhirte dieses Standbild  der hl. Barbara, das durch die Opferfreudigkeit des Volkes, besonders des Herrn Groll aus Oberstockstall, eine würdige Umrahmung gefunden hatte, ein. (Pfarrchronik 2, 1951)

1952 schenkte er  der Kirche ein Rauchfass:  Es ist aus Messingguß in gotischem Stil. Das Stück dürfte ein Alter von mindestens 500 Jahren haben. Ein wertvoller Gegenstand für die Kirche. (Pfarrchronik 2)

Nach Kriegsende fanden Schulklassen im Gasthaus Unterschlupf, wegen Raumnot wurde 1952 wieder einer Klasse in das Gasthaus verlegt. (Schulchronik)

Am 13.6.1953 ist Alois Schiel verstorben, seine Witwe hat das Gasthaus weitergeführt. Gertrude, die Tochter des Ehepaares wurde 1925 geboren.

Weitere Quellen:
Pfarrmatriken und Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Ostdeutschen Rundschau vom 13. Mai 1930
100 Jahre Theaterverein Kirchberg am Wagram
Amtsblatt Bezirk Tulln

Fotos:
Herbert Eder, Kollersdorf
Maria Knapp, Winkl
Hermann Pistracher, Kirchberg am Wagram

Jänner 2025
Maria Knapp