Der Donau-Altarm bei Altenwörth entstand durch die Umleitung der Donau im Jahr 1975 in ihr neues Bett im Zuge der Errichtung des Donaukraftwerkes. Näheres siehe hier.
Die Donaualtarmbrücke
Die Brücke über den Altarm, den sogenannten „Steg“, errichtete die Marktgemeinde Kirchberg am Wagram in den Jahren 1991/92 in Zusammenarbeit mit dem Amt der NÖ Landesregierung, der Straßenmeisterei Kirchberg und der Österreichischen Donaukraftwerke AG. Wenn man vorher von Altenwörth aus zum Kraftwerk oder ans südliche Ufer wollte, musste man den weiten Weg durch die Au, über Mühlkamp und Krems nehmen.
Treppelweg und altes Donau-Ufer
Über Jahrhunderte waren Flüsse eine Einbahnstraße flussabwärts. Viele Flosse und Schiffe wurden nur gebaut, um sie an der Endstation nach dem Ausladen der Waren zu zerlegen und das Holz zu verkaufen. Später legte man Treppelwege (auch Treidelpfade, Hufschläge genannt) entlang der Flüsse an, auf denen zuerst Menschen und ab dem 15. Jahrhundert Pferde die Schiffe stromaufwärts zogen.[1]
Der Zustand der Treppelwege war durch Überschwemmungen, Uferauswaschungen Nachwuchs der Pflanzen und die Belastung durch die Schiffreiter meist schlecht. Kaiser Joseph II. wies daher im Jahr 1787 die betroffenen Herrschaften an, diese Wege instand zu halten: Es hätte sein unabänderliches Verbleiben, daß die an der Donau liegenden Herrschaften den Treppelweg erhalten müssen, und daß die Wassermauthe aufgehoben bleiben, unter dem Wort Treppelweg solle nichts anders verstanden werden, als, daß an dem Ufer 2 von den grossen Pferden nebeneinander gehen können, und daß das Seil, an welchem das Schiff angehenkt ist, durch die Bäume, Stöcke und Stauden, im Zuge nicht verhindert werden. Es brauche weder kostbare Beschlächte, noch Brücken noch chausseemässigen Weg, sondern nur, daß die Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, und daß nach Maaß des Laufes des Wassers, und dessen Veränderung durch die Schiffleute die Auswahl des Ufers bestimmt werden.[2]
Bei den Dämm- und Regulierungsmaßnahmen hatte man auch auf die Schifffahrt Rücksicht zu nehmen: Uibrigens kann in den Altenwörther Donau-Auen aus dem Grunde nicht wohl ein andres Bauwerk als eine Uferverkleidung in Anwendung gebracht werden, weil die daselbst sehr zahlreichen Gegenzüge keinen Einbau in den Strom gestatten, dann weil ein Talud zugleich die Schifffahrtsmanipulazionen des Landens, Häftens, der Aus- und Einschiffung der Pferde u.s.w. erleichtert, welche Verrichtungen durch die dermahlige steile Bruchgestätte, wo nicht ganz unmöglich gemacht, doch gewiß außerordentlich erschwert werden, in welcher Beziehung daher der in der Frage stehende Bau abermahl ein nicht unwichtiges Interesse für die Schiffahrt darbiethet.[3]
Thomas Hofer forderte im „Handbuch für die Orts-Richter“: Um die Gefahren bei Wasserfahrten zu beseitigen, ist vor Allem dafür zu sorgen, daß alle gefährlichen Hindernisse der Schifffahrt beseitiget werden. Daher ist verordnet, daß diejenigen, welche an den Ufern der Donau Gründe oder Auen besitzen, die in die Nähe befindlichen Stöcke und Bäume hinwegschaffen.[4]
Nicht nur die Ufer wurden durch die zahlreichen Schiffreiter stark in Anspruch genommen, auch auf den Rastplätzen kam es zu größeren Schäden durch das Schlagen von Holz und die Beweidung durch die Pferde.[5]
Die Arbeiten im Zuge der Donauregulierungen wurden im Lizitationsverfahren vergeben.[6] An den Treppelwegen, und an der Befestigung des Ufers fanden laufend Arbeiten statt. So war etwa für den 13. September 1827 in der Amtskanzlei der Herrschaft Mautern u.a. eine Lizitation für die Arbeiten an den Hufschlagschranken nächst Altenwörth angekündigt.[7]
Nach dem Aufkommen der Dampfschifffahrt haben die Treppelwege ihre ursprüngliche Aufgabe verloren. Heute dient er in Altenwörth für die Zu- und Abfahrt zum Ufer, aber auch zum Spazierengehen und Natur beobachten.
Quellen:
[1] HASELHORST, DITTMANN, Die Donau, 2008, S.10f.
[2] NÖ Regierung und NÖ Statthalterei 1782 – 1904, Allgemeine Registratur 1850 – 1903, Q – Straßenbau und Wasserbau, Index 4/1787, H, S.8, NÖ Landesarchiv, St. Pölten.
[3] Kreisamt VUMB 214/XI, Weg-, Straßen-, Wasser- und Schulakten, 21/11 ex 1828, NÖ Landesarchiv, St.Pölten.
[4] HOFER, Handbuch für die Orts-Richter, St. Pölten 1840, S.115.
[5] OÖLA, Landschaftsakten, BD 687, Nr. 129, NÖ Landesbibliothek, St.Pölten.
[6] Wiener Zeitung vom 16.1.1822, S.429, veröffentlicht in ANNO.
[7] Wiener Zeitung vom 5.9.1827, S.399, veröffentlicht in ANNO.
Das Donaukreuz
Die ehemalige Pegelmess-Stelle
Als Pegel bezeichnet man sowohl Geräte zum Messen des Wasserstandes als auch den angezeigten Wasserstand selbst. Letzterer ist der an einem Punkt eines Fließgewässers gemessene Wasserstand und wird meist in Zentimetern angegeben. Da der Wasserstand maßgeblich von der Form des Gewässers (Breite, Gefälle etc.) beeinflusst wird, kann er bei derselben Durchflussmenge an unterschiedlichen Punkten variieren. Deshalb wird der Pegel immer in Verbindung mit dem Messort angegeben, z.B. Pegel Kienstock.[1]
Vor dem Passieren besonders gefährlicher Abschnitte mussten sich die Schiffleute über die aktuellen Verhältnisse informieren und ihr Fahrverhalten entsprechend ausrichten. Ganz wichtig war dabei die Kenntnis des jeweiligen Wasserstandes. Anhand bekannter Strukturen im Fluss oder am Ufer war eine Abschätzung der Höhe des Wasserspiegels möglich. Auffällige Felsen im oder am Rand des Gewässers waren dazu besonders geeignet. Im Laufe der Zeit wurden vielerorts skalierte Höheneinteilungen angebracht.[2] Im 19. Jahrhundert ging man daran, Relationen zwischen den Pegeln entlang der Donau herzustellen. Über sogenannte Reduktionstabellen sollte man vom Wasserstand eines Pegels auf die Fahrwasserrinne an anderen Donauabschnitten schließen können. Ab 1854 waren alle Pegelnullpunkte entlang des Flusses geeicht.[3]
Bei Altenwörth wurde der aktuelle Pegelstand anhand der Höhenmarkierungen an der Stiege abgelesen, die etwa 150 m unterhalb des Gasthauses Einwögerer liegt. Die selbstschreibende Messstation wurde im Jahr 1953 unter großem baulichem Aufwand errichtet. Der Pegel musste mit der Donau verbunden werden, dazu wurden Straße und Ufer aufgegraben. Über Jahrzehnte las Rupert Wanko, der beim Strombauamt angestellt war, den Wasserstand ab. Ab 1969 war es Franz Ruby, der die aktuellen Pegelstände an das Hydrografische Institut in Wien weiterleitete. Der Pegel musste jeden Tag abgelesen und der Wert weitergemeldet werden. Einmal wöchentlich überprüfte ein Messbeauftragter die Werte des Pegels und die Höhenmarkierungen an der Stiege auf ihre Übereinstimmung. Jede Woche war auch das karierte Papier auf der großen Rolle im Pegelhäuschen zu wechseln, wobei eine zweite Person helfen musste.
Mit dem Kraftwerksbau und dem Verlegen der Donau wurde diese Arbeit hinfällig. Heute wird der für Altenwörth maßgebliche Pegel bei Kienstock in der Wachau abgelesen.
Ausbaggern von Donau bzw. Altarm
Quellen:
[1] Museum Niederösterreich, St. Pölten, Ausstellung „Katastrophen“, 2017/18
[1] Museum Niederösterreich, St. Pölten, Ausstellung „Katastrophen“, 2017/18
[2] NEWEKLOWSKY, Die Schiffahrt und Flößerei, Bd. 1, Linz 1952, S. 123
[3] WEX, Ueber die Wasserabnahme in Quellen, Flüssen und Strömen, in: Umwelt Donau: Eine andere Geschichte, St. Pölten 2010, S.110
[4] Information von Martha NEMETH, Altenwörth, 9.1.2017
Nicht benannte Fotos: Maria Knapp
Mai 2021, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp