Das Kamphochwasser des Jahres 2002 ist vielen noch in trauriger Erinnerung. Doch auch schon in früheren Zeiten kam es häufig zu Hochwässern an diesem Fluss, die bis Winkl ihre Auswirkungen zeigten. Besonders die Überschwemmungen der Jahre 1780, 1803 und 1829 waren beträchtlich.
Daher wurde der k.k. Ingenieur Carl Adler Edler von Lilienbrunn von der k.k. Wasserbau-Direktion beauftragt, Erhebungen für eine Kampregulierung durchzuführen. Er nahm die Daten in allen 26 betroffenen Gemeinden von Hadersdorf bis Winkl auf, steckte die Überflutungsbereiche in den einzelnen Orten mit Pflöcken ab, die er mit römischen Zahlen versah und in den „Übersichtsplan des Kamp Flusses und seines Inundations Terrains“ eintrug.
Er arbeitete vier Regulierungsvarianten aus, die Begradigungen, Verkürzungen, Sohleneintiefungen und zu schaffende Dammsysteme beinhalteten. Schon damals wurde ein Schutz für ein 100jähriges Hochwasser (HQ100) angestrebt. Leider wurde keiner dieser Pläne in die Tat umgesetzt, wahrscheinlich wegen der hohen Kosten und der unterschiedlichen Interessen der einzelnen Gemeinden.
Aus den folgenden Protokollen aus den einzelnen Gemeinden kann man interessante Details herauslesen:
- Zwischen den Jahren 1709 und 1829 fanden 17 erwähnte Hochwässer statt, in manchen Jahren trat der Fluss gleich mehrere Male aus.
- Zwischen Hadersdorf und Grafenwörth bestanden bereits damals einige Dämme, was zu Zwistigkeiten zwischen den Gemeinden führte, weil jede das Wasser möglichst schnell ableiten wollte.
- Einige Orte waren, ihrer Lage entsprechend, sowohl von Donau- als auch Kamphochwässern betroffen, was, wenn beide zusammentrafen, die Schäden vervielfachte.
- Das höchste Kamphochwasser dürfte sich 1803 ereignet haben – der Pegelhöchststand bei der Schlossmühle Grafenegg übertraf jenen vom Jahr 2002 um 48 cm.
Protokoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Giging wegen dem vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Giging den 21ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Unterzeichneten.
Der Gefertigte hat die Inundations Gränze, und die für eine allgemeine Regulirung nothwendigen Gegenstände erhoben.
Die Gemeinde erklärt, daß sie wohl von den Donau, nie aber vom Kampfluße Wasser im Orte selbst bekömmt, wohl aber innerhalb der Inundations Gränze welche längst den geschlagenen Pflöken XCVI und XCVII inundirt wird.
Von da fällt das Wasser in mehreren bedeutenden Läufen durch diese Gemeinde. Die höchsten Wässer waren in den Jahren 1803, 1805, 1809, 1813, 1819, 1821, 1824, 1827, und 1829.
Die angegebenen Höhen der verschieden höhen Wässer sind im Plane ersichtlich.
Von dem Pflok XCVII fällt das Wasser besonders stark in die Freyheit Neustift.
Wenn die Donau nicht zu gleicher Zeit in ihrer Grösse, mit dem Kamp zusammen trifft, so sind die Überschwemmungen, sammt dem angerichteten Schaden unbedeutend.
Da die Gemeinde nichts mehr zu bemerken hat, wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Georg Danzer, Ortsrichter
Anton Maringer Geschworner
Protocoll
Welches der Gefertigte Hr. Ing. mit der Gemeinde Winkel rücksichtlich der vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Winkel, den September 1829.
Gegenwärtige
die Gefertigten.
Der Gefertigte hat mit der Gemeinde Winkel die Inundations Gränze begangen, und die Pflöke XCVIII an der Gränze zwischen Neustift und Winkel beym sogenannten Alten Dorf. Dann ferner die Pflöke XCIX C, CI und CII geschlagen.
Die Gemeinde Winkel erklärt, daß sie die Hoch- oder Überschwemmungswässer vom Kamp über Wagram über die Ortschaften oder Gemeinden Grafenwörth, Sebarn Kollersdorf, Giging Neustift bekommen, wo es bey dem Pflock XCVIII aus der Gemeinde Neustift besonders stark in diese Gemeinde tritt und längs der oben bemerkten Pflöke, in die Gemeinde Frauendorf fällt, und von dort über Bierbaum und Urtzenlaa dringt, erst aber bei Mollersdorf in den Donau Arm, sogenannten Gang, kömmt.
In dieser Gemeinde sind mehrere Läufe, welche das Wasser, unabgesehen auf das stehende durchführen.
Einer derselben gehet vom Pflok XCIX über C und dann durch das Ort durch den sogenannten Bach, wo es besonders in denen Läufen, die sich auch sehr erweitern besonders viel Schaden anrichten.
Die Donau, wenn sie groß ist, findet sehr oft den Kamp in seinem Laufe, sie haben daher wohl öfters 3 bis 8 Tage, das Wasser zu erleiden.
Die Gemeinde erklärt, daß sie wohl seit einem Zeitraume von 50 Jahren viele Wässer hatten, welche sie aber nicht mehr zu benennen weis. Ihre Höhen sind im Plane ersichtlich.
Seit den Jahren 1819 waren noch im Jahre 1821 zwey mal, im Jahre 1822 und 1827 die höchsten Wässer vom Kamp, das Wasser im Jahre 1819 aber bleibt doch das höchste unter allen, es trat, in den Allerheiligentagen ein.
Die Gemeinde Winkl erklärt noch, daß sie unterhalb der im Plane ersichtlichen Inundations Gränze bey derley Wässern alles unter Wasser ist.
Besonders bemerkt die Gemeinde, daß sie durch die Donau so sehr beeinträchtigt werde, da selbe immer mehr und mehr einbricht, welche das nieder liegende Ufer erreicht, und dadurch auch die kleinsten und unbedeutendsten Kampgüssen, die bedeutendsten Schwalle, und Schäden nach sich ziehen.
Da die Gemeinde nichts mehr zu bemerken hat, wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Joseph Schuster, Ortsrichter
Mathias Glatt als Geschworner
Protocoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Kollersdorf und Sachsendorf wegen dem vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Kollersdorf am 20ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Unterzeichneten.
Der Gefertigte hat mit der Gemeinde Sachsendorf und Kollersdorf die Inundations Gränze des Kampes begangen und die Pflöke an derselben geschlagen.
Die Gemeinde Sachsendorf erklärt, daß sie vom Kampfluße Schaden leidet, wenn derselbe über Wagram ausbricht und zu gleicher Zeit die Donau groß ist, und daher von selber zurück gestaut wird.
Im Durchschnitt bekömmt die Gemeinde 1 Mal des Jahres Wasser vom Kampfluße, und wird daher ausgetränkt.
Die Ursache, daß diese Gegend Überschwemmungen nicht so wie die unterhalb gelegenen ausgesetzet ist, liegt darin, daß das Überschwemmungswasser im Umkreis sich versickert, ehe es auf Sachsendorf und Kollersdorf kömmt.
Zum Beyspiel im Jahr 1828 hat der Kamp stark gegossen und trat aus, die Überschwemmung aber, so stark auch selbe bey Etsdorf und Wagram war, reichte er blos bis auf die Gränze von Sebarn und Sachsendorf bey dem Pflok LXXXII.
Die höchsten Wässer waren seit einem Zeitraume von 50 Jahren in Jahren 1796, 1803, 1805, 1809, 1813, 1819, 1823, 1827, 1828, 1829.
Bey allen diesen Wässern war das Wasser im Jahre 1809, einem Eisgusse wo die Donau das ihre dazu beytrug.
Blos aber höchstes Wasser vom Kamp ohne Einfluß der Donau, was das Wasser des Jahres 1803, den 26ten May.
Die Gemeinde ist ausser Stand, die eigentlichen Höhen dieser besagten Wasser anzugeben, und der Gefertigte hat daher auch bloß die Inundations Gränze allein niveliren können.
Aus der Gemeinde Kollersdorf tritt das Wasser bey dem Pflok Nr. XCIII in die Gemeinde Kollersdorf.
Auch sind bey eintrettenden Überschwemmungen aller innerhalb der blau angezeigten Inundations Gränze liegenden Gründe unter Wasser.
Da diese Gemeinde nichts mehr zu bemerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Konrad Resch Ortsrichter
Anton Ploiner Geschworner
Joseph Ploiner Ausschus
Die Gemeinde Kollersdorf erklärt, daß alles was die Gemeinde Sachsendorf betrifft, auch für diese Gemeinde gilt, da das Wasser aus der Gemeinde Sachsendorf bey dem Pflok XCIII, herüber fällt, und bey Überschwemmungen, längß denen geschlagenen Pflöken CIV, XCIV, XCV und XCVI die Innerhalb dieser mit blauer Linie angezeichten Gränze unter Wasser setztet.
Von dem letzten Pflok gehen zwey bedeutende Läufe, welchen der erste grosse durch die Giginger Freyheit zwischen den Ort, und Altenwörth, der zweyte aber, an der Gränze von Giging fortläuft und nach Neustift fällt.
Im Plan ist alles ersichtlich, was zur genaueren Bestimmung dieser Überschwemmungsgränzen, erforderlich ist.
Da diese Gemeinde nichts mehr zu bemerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Johann Bennerstorfer Ortsrichter
Michl Grill Geschworner
Protokoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Altenwörth wegen den vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Altenwörth den 21ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Unterzeichneten.
Der Gefertigte hat mit dieser Gemeinde die Überschwemmungen begangen und die Gemeinde erklärt, daß sie gar nie Beschädigungen vom Kampflusse erleidet –
Sie erklärt, daß das aus der Freyheit Giging strömende Wasser wohl durch eine Schlucht auf die Fuchsbergerin und Kirchäcker dringt, nie aber eine Höhe erreicht, daß es denen Gründen einen Schaden verursachen kann.
Die Donau ist es blos, welche dieser Gemeinde Nachtheil bringet, und sie erklären ferner, daß sie eine zu allfällig entfallenden Beyträgen für die Regulirung des Kampflußes beytretten können, da derselbe für diese Gemeinde aber so viel ist, als wenn auch dieß kleine inundirte Stück auch nur vom Wasser heimgesucht würde.
Der Gefertigte hat sich überzeugt, das der durch die Gemeinde Altenwörth dringende Wasserlauf vom Kampfluße, der Gemeinde nie fühlbar wird, da der selbe bloß durch etwas 1000 Fuß in einer Breite von 4 Klafter welcher Graben aber hinreichende Breite hat, um diese geringen herabströmenden Wasser Massen durchzuführen.
Das Niveau zeigt die Wahrheit des gesagten, welches im Plane ersichtlich ist.
Nachdem Gemeinde nichts mehr zu bemerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Johann Breitmoser Ortsrichter
Anton Hittinger Geschworner
Ferdinand Klomser als Ausschus
Protokoll
Welches der Gefertigte Ing. mit der Gemeinde Neustift wegen dem vom Kampfluße eintrettenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Neustift am 18ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Unterfertigten.
Der Gefertigte hat das Inundations Terain begangen und gefunden, das das Überschwemmungs Wasser von dem Pflok XCVI in der Gemeinde Giging in die Gemeinde Neustift gehet, und seine Gränze längst den Alten Dorfe gehet, und bey dem Pflok XCVII in die Gemeinde Winkel tritt.
Die Gemeinde erklärt, daß sie in dieser Strecke keine besonderen Beschädigungen erleidet, und nur dann ganz inundirt wird, wenn der Kampfluß mit der Donau in gleicher Grösse zusammen kömmt.
Kömmt aber die Donau so hoch, daß sie ihre Ufer überschreittet, und es ist zu gleicher Zeit der Kamp groß, so ist die innerhalb der angezeigte Pflöke 97 und 98 aller überschwemmt.
Die Gemeinde erklärt ferner, daß sie seit einem Zeitraum von 10 Jahren höchstens 3 mal Wasser durch die Austritte des Kampes über Giging her bekommen hat.
Da die Gemeinde nichts weiteres zu bemerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Frantz Eckger Ortsrichter
Georg Hittinger Geschworner
Protocoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Ober Sebarn rücksichtlich der vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Ober Sebarn den 18ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Unterfertigten.
Der Gefertigte hat in Begleitung des Vorstandes dieser Gemeinde die Kampfluß Inundations Gränze begangen, und die nöthigen Pflöke geschlagen, und gefunden, daß selbe vor dem Pflok LXXXIII in der Marktgemeinde Grafenwörth auf den Pflok LXXXIV in der Gemeinde Ober Sebarn, dann auf die Pflöke LXXXV, LXXXVI, LXXXVII und LXXXVIII gehet.
Die Gemeinde erklärt, daß für den Fall der Kamp groß wird und die Dämme bey Diendorf gebrochen, sie das Überschwemmungswasser von denen Läufen aus der Wagramer Freyheit bekömmt, und sich selbst, längst dieser ausgepflokten Gränze hinabzieht dann von Pflok LXXXVIII in die Freyheit Unter Sebarn fällt. Bedeutende Überschwemmungen ereignen sich im Durschnitte alle Jahre einmal und schadet denen Feldern besonders aber denen Auen, der Ort selbst leidet weniger.
Das höchste Wasser seit einem Zeitraume von 50 Jahren war im Jahr 1796, einem Eisgusse.
Im Jahr 1803, 1809, 1827, 1828 und 1829 waren Sommergüsse und haben starken Schaden angerichtet.
Die eigentlichen Höhen dieser Wasser kann die Gemeinde nicht angeben, da bey derley Fällen niemand hinaus nachschauen gehen kann.
Die Überschwemmungen sind um so bedeutender, wenn die Dämme am Kamp bey Diendorf und Brunn nicht brechen, und die Gemeinde erklärt, daß sie mit allen Gründen, innerhalb der angezeigten Gränze unter Wasser steht.
Der Gefertigte konnte die Höhe der Wässer nur nach der beyläufigen Angabe sowohl als die Inundations Gränzen aufnehmen nivelliren.
Die Gemeine bemerkt, daß sie bey Überschwemmungen keine Rükschwalle der Donau fühlt, für den Fall das Wasser über Wagram kömmt.
Wenn aber der Kamp keine Dämme bricht, und die Donau groß ist, so hat diese Gemeinde die Rückschwalle von der Donau auf der Kampseite um so bedeutender.
Die Gemeinde hat die angetragenen Projekte gesehen und sieht mit Freuden einer allgemeinen Regulierung entgegen, und erklärt, daß sie gern auch 8 Tag Handrobat per Hauß leisten, wenn nur sie für Folge von den Kampfluß Überschwemmungen befreyet sind.
Die Gemeinde hat dafür zu sorgen, daß die geschlagenen Pflöke so viel als möglich gesichert bleiben.
Da nichts mehr zu bemerken bleibt, wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler v. Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Michael Kranawetter Ortsrichter
Joseph Puchtler als Gemeingeschworner
Protocoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde St. Johann rücksichtlich der vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Ober Sebarn den 12ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Gefertigten.
Die Gemeinde St. Johann erklärt, das wenn die Donau groß ist und der Kamp auch dazu kömmt, sie selbst im Ort ausgetrenkt werden, und daß die höchsten Wasser im Jahr 1768, 1788, 1795, 1804, 1813, 1823, und 1829 waren, wovon das höchste 1788 gewesen. Die Gemeinde kann bestimmte Höhen dieser Wässer nicht genau bestimmen. Sie erhalten nur dann das Wasser um so stärker vom Kamp, wenn es bey Brunn keinen Damm bricht, und daher seinen Lauf über das linke Ufer durch die Felder nimmt. Übrigens steht die Gemeinde der Regulierung bey weitem nicht entgegen, sondern saget, daß bey Überschwemmungen ihre Gründe ausgesäuert werden, und daher froh sind, wenn sie durch eine allgemeine Kampregulierung vom Wasser ganz befreut werden.
Die Schwelle der Donau reicht nach Angabe der Gemeinde bis in die Grafenwörther Mühle, was auch die Marktgemeinde Grafenwörth da schon erwähnet hat.
Bey St. Johann steht daher das Wasser blos, und bildet eine Sez, für den Fall daß die Schwelle der Donau den Kamp zurück hält, und der ausgetrettene Kamp ziehet reissend durch diese Gemeinde, wenn die Donau klein ist.
Den grosen Kamp bekömmt die Gemeinde von jenen Stellen aus den Kampbett selbst, wo die Ufer niederer sind, in die Auen, und sie werden daher auch dann von den Austrettungen des Kampes heimgesuchet, wenn auch die Dien- und Sittendorfer Dämme nicht brechen.
Schlüsslich erwähnet die Gemeinde, daß sie ganz im Inundations Terän liegen, und die wenigen von Überschwemmungen freyen Felder in bezug auf das ganze, nicht zu rechnen oder aus
zu scheiden kommen.
Da die Gemeinde nichtr mehr zu bemerken hat, so wird das Protocoll geschlossen und gefertiget.
Adler Edler von Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Franz Donleithner Ortsrichter
Franz Paminger Ausschus
Protocoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Grafenwörth rücksichtlich der vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Grafenwörth den September 1829.
Der Gefertigte hat mit dem Vorstand der Marktgemeinde Grafenwörth die äußere Inundations Gränze begangen und längs der selben die Pflöke LXXXI, LXXXII, LXXXIII geschlagen, welche die Gränze bei großen Wässern und zwar nur im Falle, daß der so genannte Diendorfer Damm bricht, für die Inundation gilt.
Die Gemeinde Grafenwörth erklärt, daß sie für oben gesagten Fall, wenn die neuen Diendorfer Dämme nicht brechen, kein Wasser in ihre Freyheit von derselben Seiter über das Wagramer Feld bekommt und nur auf der Kampseite Überschwemmungen erleidet. Wenn aber die Dämme bei Diendorf brechen, so ist das Wasser so stark, daß es die Felder abträgt und sich von Punkt XLV an der Wagramer Gränze in die Gemeinde ergießt. Von dem Punkt LXXXIII fällt es dann in die Gemeinde über Sebarn, fast jährlich tritt der Kamp aus seinem Bette und im Durchschnitt gerechnet 3 bis 4 Mal. Unter die höchsten Wässer seit 50 Jahren fällt das Allerheiligen Hochwasser von 1770, ferner die Sommergüsse von 1803, 1810, 1827, 1828, und 1829. Daß diese Gemeinde Wasser von der oberen Seite oder den Diendorfer Dämmen erhält, tritt in dem Zeitraum von 4 bis 5 Jahren 6 bis 7 Mal ein. Die Höhen sind im Plane ersichtlich, selbe sind nivelirt und im Niveau Protokoll eingetragen.
Die Stellen, welche nicht überschwemmt werden, sind als null gegen die überschwemmten Gründe zu rechnen.
Die Gemeinde ist ferner durch die Zuschließung der Diendorfer Dämme beeinträchtigt, da das Wasser im Falle, daß kein Damm bricht, ganz in dem Flußbette und durch die nächst gelegenen Felder und Wiesen dem Orte zuströmt und größere Verheerungen anrichtet.
Der Mühlbesitzer Koppbauer erklärt, daß er bei jedem Gusse wenigstens 3 Tage, aber auch 7 Tage seinen Betrieb einstellen muß und es geht daher hervor, daß nur durch die allgemeine Regulierung den verheerenden Kampfluß-Überschwemmungen Schranken gesetzt werden können, weil dadurch die willkürlichen Baulichkeiten eingestellt und der Zweck erreicht wird, welchen diese Gemeinde mit beiden Händen entgegentritt.
Da die Gemeinde nichts mehr anzumerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler von Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Protocoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Jetzdorf rücksichtlich der vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Jetzdorf den 27ten August 1829.
Gegenwärtige
Die Unterfertigten.
Die Gemeinde Jetzdorf erklärt, daß sie durch die Austritte des so oft hoch anschwellenden Kampflußes auch mit ihren Feldern, Wiesen und Auen unter Wasser gesetzet wird, und daß dann, wenn der Kamp groß ist und zugleich die Donau nur einen Wasserstand von 6 bis 7 Schuh ober Null bekömmet, der Rückstau bey der Jetzdorfer Brüke bedeutend wird und folglich für den Ort um so nachtheiligere Folgen hat.
Die Gemeinde gibt ferner zu Protokoll, daß die Überschwemmungen des Kampes sich alle Jahre ereignen und sie dadurch viel Schaden leiden, doch aber bleibt das Hochwasser 1803 den 26ten May das höchste, da das dasselbe noch 10 Zoll bis auf die Endbäume der Jetzdorfer Brüke, die hohen folgenden Wässer worunter das Hochwasser von Jahr 1829 den 10ten Juny gehört, war das nächst größte, selbes erreichte eine Höhe von welcher bloß um 1 Schuh niederer als jenes von Jahr 1803 war, daher so wie der Plan zeiget 1 – 10 Zoll unter den Endbäumen der Jetzdorfer Brüke stand.
Die höchste Gefahr droht dem Orte sowohl als den Feldern, wenn die Donau groß ist, denn sie kömmt dann von Theis herab und verbindet sich mit dem großen Kamp, welcher dann so weit in den Ort schwellt, das die Häuser im Wasser stehen.
Im Jahr 1768 war die Donau so hoch daß im ganzen Ort Jetzdorf blos 12 Häuser unbeschädigt geblieben sind, alle übrigen waren von der Donau vereinigt mit dem Kampfluße niedergewaschen worden.
Die Höhe dieser Wässer sind im Plan sowohl an der Brüke als im Ort selbst ersichtlich.
Die Gemeinde erklärt, daß sie mit der Regulierungs Terasse , welche der Gefertigte ihr vorgezeiget nicht nur einverstanden ist, sondern gern beytritt, um die allgemeine Regulierung zu befördern.
Ferner erklärt die Gemeinde, daß die ganze Gemeinde bis auf einige wenige höher liegende Stellen überschwemmt wird, und eben diese wenigen Stellen die ganze Gemeinde als Null betrachtet werden kann.
Da die Gemeinde nichts mehr zu bemerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Karl Adler Edler von Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Ignatz Zillner Ortsrichter
Johann Parzer als Ausschuß
Georg Hubner Ausschus
Protocoll
Welches der Gefertigte mit der Gemeinde Unter Sebarn rücksichtlich der vom Kampfluße erleidenden Überschwemmungen aufgenommen hat.
Unterr Sebarn den 13ten September 1829.
Gegenwärtige
Die Unterfertigten.
Der Gefertigte hat in Begleitung des Ortsvorstandes dieser Gemeinde die Inundations Gränze gegangen, und selbe mit denen im Plane angezeigten Pflöken versehen.
Die Gemeinde Unter Sebarn erklärt, daß das Überschwemmungswasser von der Ober Sebarner Freyheit in diese Freyheit, und zwar an der äussersten Gränze bey dem Pflok LXXXVIII überfällt, und längst den Pflöken LXXXIX, XC, XCI, und XCII gehet, und bemerket blos, daß die Donau-Schwelle im Falle, der Kamp und die Donau zu gleicher Zeit groß sind, und daher zusammen treffen sehr bedeutend ist, und der Gemeinde unterhalb dieser angezeigten Gränze viel Schaden anrichtet.
Bey den gewöhnlichen Austritten des Kampflußes gehet das Kampwasser durch den Ort Pflok Nr. LXXXIX, und stauet auch in den sogenannten See auf der Viehtrift, bis zum unteren Theil des Ortes Pflok XCI. Wo aber die Donau wenn selbe groß ist, die größte Gefahr ist.
Die höchsten Wässer seit einem Zeitraume von 50 Jahren waren im Jahre 1796, 1803, 1805, 1809, 1813, 1819 die Allerheiligengüsse, 1823, 1827, 1828, 1829.
Von allen diesen Wässern ist das Hochwasser vom Jahr 1809 das höchste. Die eigentlichen Höhen aller dieser Wässer kann die Gemeinde nicht bestimmen, bis auf das letzte vom Jahre 1829, welches auch angezeiget ist.
Der Gefertigte hat die beyläufig angegebenen Höhen einiger Wässer im Plan angemerket, und im Niveau Protokoll eingetragen.
Der Schaden ist um so bedeutender, da die Güssen ihren Lauf durch das Dorf selbst bey den Pflok LXXXIX gehen und alles innerhalb der Inundations Gränze bis zur Donau unter Wasser setzen.
Die Gemeinde erklärt ferner, daß sie gerne der allgemeinen Regulierung des Kampflußes beytritt, und alles mögliche gerne opfert, damit sie von diesem Überschwemmungen befreut werden. Die nicht überschwemmten Theile und innerhalb der blauen Linie liegenden Felder, sind im Betracht des überschwemmten Theiles gleich Null.
Da die Gemeinde nichts mehr anzumerken hat, so wurde das Protokoll geschlossen und gefertigt.
Adler Edler von Lilienbrunn
K.k. Ingenieur
Joseph Mayer Ortsrichter
Michael Higk Gerichtsgeschworner
In der Altenwörther Pfarrchronik finden sich zwei Einträge über Kamphochwässer:
1830: Im Februar fuhr man aus der Mitte der Stadt Stein und auch zu Dürnstein mit schweren Wägen über die Donau. Am 27. Februar hob sich der Stoß und setzte Weinzierl so tief unter Wasser, daß nur die Dächer aus den Fluten herausragten. In Altenwörth furchtbare Überschwemmung. In Hadersdorf hat es die Kampbrücke weggerissen.
1855: In einigen Gegenden jedoch besonders in jenen an den Flüssen, dem Kamp und der Krems haben einige außerordentliche Wolkenbrüche furchtbar geschadet, und diese seit undenklichen Zeiten her nicht mit solchen Wasserströmen überfüllten haben bedeutende Verheerungen an Häusern Gärten Feldern angerichtet. So hat der Kampfluß nur in der Strecke von Hadersdorf bis Grunddorf sein linkes Dammufer fünfmahl bey einem Guße durchbrochen, wodurch auch die obige Gegend einen großen Schaden in Feldern u. Wegen erlitten und wegen der Menge des Wassers ein bedeutender Theil über St. Johann u. Grafenwörth, ja sogar vom Wagram herein sich die Laufgräben bey Sachsendorf und Kollersdorf wälzte, diese überfüllte u. der größte Theil davon sich dann in der sogenannten Lehne rückwärts des hiesigen Kirchenthurmes klafterhoch in die Donau ergoß. - Dieß war am 7. September 1855 halb 12 Uhr Mittags und die Wasserhöhe stieg bis Mitternacht. Es wurden zwar viele Wasser-Laufgräben überfüllt, so daß die angränzenden Felder überschwemmt wurden, jedoch, weil die Körnerfruchtungen schon eingebracht waren, hat das Wasser nur an den Kartoffeläckern geschadet, welche niedrig gelegen waren.- Der Wasserstand in der Donau ist jedoch hierbey unbedeutend höher geworden.- Durch diese Wasserströmung sind auch die drey Gemeinden Kollersdorf, Sachsendorf und Gigging von Altenwörth und die Pfarrkirche also für den nächsten Tag nämlich dem Feste Mariae Geburt abgeschlossen gewesen und es konnte deßhalb aus den drey benannten Gemeinden nur ein geringer Theil der Pfarrkinder bey dem Gottesdienste erscheinen, indem wegen der unerwarteten und überaus schweren Flutung keine Kähne zur Überfuhr in Bereitschaft waren und die in der Nacht noch für Sachsendorf Kollersdorf u. Gigging besorgten kleineren Kähne nicht alle fassen konnten.- Das Wasser hat sich jedoch binnen 48 Stunden wieder verlauffen und nur die Tiefen Gräben blieben voll, aber durch den ganzen Herbst und Winter.
Quellen:
Carl Adler Edler von Lilienbrunn, Übersichtsplan des Kamp Flusses und seines Inundations Terrains von Hadersdorf bis zur Ausmündung in die Donau und dazugehörige Protokolle der einzelnen Orte in der Kartensammlung der NÖ Landesbibiliothek, Sing.: BIII 100
Heinz Wiesbauer, Historische Überflutungen am Kamp, Amt der NÖ Landesregierung, Gruppe Wasser, St. Pölten 004
Pfarrchronik Altenwörth
Februar 2017
Maria Knapp