Zur zeitlichen Einordnung
Die Herrschaft Oberstockstall
Die Urpfarre St. Stephan ob Wachrain (Kirchberg) gehörte zum Domkapitel Passau und in Oberstockstall stand der Pfarrhof dazu. Er war Sitz der meist adligen Domherren aus Passau und außerdem Sitz der Grundherrschaft des Domkapitels, das im Wagramland umfangreiche Besitzungen hatte.
Zum Besitz gehörten Lehen in Oberstockstall, Kirchberg am Wagram, Mallon, Ameisthal, Hart (bei Wullersdorf), Diepersdorf, Glaubendorf, Rohrbach, Feuersbrunn, Neustift im Felde, Winkl, Inkersdorf und Göllersdorf.
Die Ortsobrigkeit besaß die Herrschaft in Oberstockstall, Kirchberg, Mallon und Ameisthal, das heißt, ihr gehörten dort die Mehrzahl der Lehen. Oberstockstaller Untertanen allein gab es nur Kirchberg und in Mallon, in den anderen Ortschaften waren mehrere Grundherrschaften vertreten.
Das Bestreben der Herrschaft ging dahin, alle Untertanen in dem wichtigen Ort Kirchberg am Wagram unter ihre Ortsobrigkeit zu bringen. Endgültig gelang dies 1580. In diesem Jahr tauschte Christine, die letzte Hagersche Erbin von Winkelberg, die mit Andre Räwein von Kleinwetzdorf verheiratet war, sechs Kirchberger Untertanen-Lehen gegen den halben Teil Getreide und Weinzehent zu Kleinwetzdorf und den halben Getreidezehent zu Glaubendorf.
Pfarrer Ignaz Scheiger (1799 – 1835) stand der Pfarre während der Napoleonischen Kriege vor und verlor 1803 durch die Auflösung der geistlichen Fürstentümer den Oberstockstaller Pfarrgutshof mit allen Pfarrgründen. Das Gut wurde Eigentum der Hofkammer, kam dann für kurze Zeit in den Besitz der Nationalbank und wurde später von der Familie Salomon aus Stein gekauft.
Oberer Teil der Karte
- Ein Schandstain, alwo die Und.stockstall. Closter Andreische Freyheit abgehet, die Kürchberger und Neystüfterische Freyheit angränzen.
- Der Kürchberger und Dörffler Dibstain, alwo beede orth allein das Jus haben ihre maleficanten dem LandtGhut zu überführen. Dieser Stain stehet über den Weeg gegen Dörffl 4 Schuch weith.
- Des Passau.Thum Capitl. Markhts Kürchberg Freyheits Stain miten auf dem fahrt weeg wo … schlag stehed.
- Wo Kürchberg die Riche(?) nimbt in berechnung ihrer Freyheit.
- Der Neystüffter, undt Dörffler Grass und ...Freyheits Stain mitten auf Georg Gfallers Ackher nechst den 12 Jochen stehend.
Unterer Teil der Karte
Unten links (im Norden) befindet sich Schloss Winkelberg, das nach der Auflösung des Jesuitenordens (Auflösung 1773) als Besitzer um 1800 an die Staatsgüteradministration fiel und von dieser weitgehend verfallen lassen wurde.
Schräg rechts davor befindet sich das Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude, hier Mayrhäusl, später Schloss Winkelberg genannt und heute ein Weingut.
Das Haus mit drei Arkadenbögen rechts davon war öd (das weitere ist unleserlich).
Bei dem großen Gebäude wieder schräg rechts dahinter handelt es sich um den damaligen Kirchberger Pfarrhof. Die kleinen Häuser daneben symbolisieren den Ort Oberstockstall.
Die Säule südlich davon ist wahrscheinlich das heute Wirtskreuz genannte Denkmal, das aus dem 16./17. Jahrhundert stammt. Ab 1777, aber wahrscheinlich schon früher, stand daneben ein Wirtshaus.
Das auffälligste Gebäude am Bild ist die Pfarrkirche St. Stephan, die damals noch einen spitzen Turm hatte. Daneben befand sich das Wohnhaus der Kooperatoren (Kapläne), das auch als Schulhaus genutzt wurde – links davon die oben erwähnte Maria-Trost-Säule.
Südlich der Kirche stand das Paadhauß, in dem der Bader seiner Arbeit nachging.
Von dem Haus schräg südlich kann man aufgrund der nur mehr schlecht leserlichen Schrift „….Häusl“ erkennen. Es dürfte sich dabei um das Haus gehandelt haben, das Dr. Eiselt in seiner Dissertation folgendermaßen beschreibt: Dazu kommen noch als Bürger, erstmals bei der Theresianischen Fassion erwähnt, die Weingartenhauer Johann Andre, Johann Danzer und Franz Erndl, die ein „Patzenhäusl“ am Rande der Ortschaft bewohnen.
Der Straße nach links Richtung Unterstockstall folgend, befindet sich wiederum eine Säule. An dieser Stelle wurde viele Jahre später der Köck-Park errichtet.
Der Straße nach rechts folgend sieht man das Zschernitz-Spital, in dem Ortsarme untergebracht waren, daneben ein Haus, dem bei der Revision der Name Prosel beigefügt wurde. Dieser Name ist auf dem Haus bis heute erhalten geblieben. Darunter steht Doppl, wie der Ortsteil heute noch heißt. Beim Haus rechts daneben könnte es sich um das jetzige Haus der Familie Zwickl handeln – südlich davon steht wieder eine Säule.
Wieder südlich steht eine Mühle, deren Name nicht zu entziffern ist.
Die heutige Kremserstraße wurde Langenloiser Straße, Hauptstraße bzw. Straß nach Englmansprun genannt.