Pfarrchronik Altenwörth
Schulchronik Altenwörth
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Schulchronik Bierbaum am Kleebühel
Pfarrchronik Bierbaum am Kleebühel
Kremser Zeitung vom 6.9.1890
Seit Dienstag regnet es – aber erst Donnerstag kamen die Wassermassen. Freitag früh waren die ersten Lehen noch wasserfrei und nachmittags schon ergossen die Fluthen sich über die Dämme. Es herrscht entsetzlicher Jammer, da die ganze Erdäpfelernte vernichtet ist; desgleichen alles Kraut und Heu, sowie der Kukuruz. Den größten Schaden erleiden die armen Leute, da ihre Rodetheile in den Auen gänzlich ruinirt sind.
Kremser Zeitung vom 13.9.1890
Bierbaum am Kleebühel
Die Ueberschwemmung forderte bei uns leider auch ein Menschenleben. Der 19jähjrige einzige Sohn des hiesigen Todtengräbers Karl Seidl lief hinter dem Damme einem jungen Hasen nach, den er auch fing. Da gewahrte er einen zweiten, lief ihm nach, haschte nach demselben – und stürzte kopfüber in eine Schottergrube, die schon mit Wasser gefüllt war. Der Durchbruch des Dammes erschwerte das Aufsuchen und wenn nicht die Burschen von Frauendorf sich angenommen hätten, wäre er heute noch nicht gefunden – den Hasen noch in der Hand haltend. Dienstag wurde er beerdigt. Wenn aber Allen es so ergangen wäre, die Hasen, Rebhühner und Fische gefangen haben, wie diesem, wäre die hiesige Jugend schier dezimirt.
Deutsches Volksblatt 18.9.1890
An die Bewohner Oesterreichs!
Es tritt an uns die traurige Pflicht heran, zur Hilfe für die bedrängten Bewohner der Donauufer in den Gerichtsbezirken Persenbeug, Spitz, Krems, Mautern, Kirchberg am Wagram den allgemeinen Wohltäthigkeitssinn anzurufen.
Die Gemeinden Trübensee, Mollesrdorf, Neu-Aigen mit Fischerzeil, Utzenlaa, Winkl, Neustift im Felde, Altenwörth, Gigging, Kollersdorf mit Sachsendorf, Bierbaum am Kleebühel, Frauendorf an der Au, Ober- und Unterseebarn, Grafenwörth……Gottsdorf u. A. haben von der Ueberschwemmung unendlichen Schaden erlitten und unsägliche Noth und großes Elend steht für den Winter in Aussicht.
Nur schnelle Hilfe kann Erleichterung schaffen, den schwer Bedrängten Trost und Hilfe bringen, das Vertrauen für die Zukunft beleben und die Arbeitskraft der armen Landbewohner wieder aufrichten.
Die Unterfertigten bitten daher, milde Gaben jeglicher Art für den Hilfs-Ausschuß an dessen Obmann, den Herrn Franz Roßkopf, Bürgermeister in Kirchberg am Wagram, oder an Herrn Ernst Bergani, Reichsraths-Abgeordneter in Wien, 3. Bezirk, Linke Bahngasse Nr. 5 leiten zu wollen, welche den Empfang derselben in der amtlichen „Wiener Zeitung“ und im „Deutschen Volksblatt“ mit dem besten Danke öffentlich bekanntgeben werden.
Kirchberg am Wagram, 14. September 1890
Deutsches Volksblatt vom 4.10.1890
Kremser Volksblatt vom 13.12.1890
Kremser Zeitung, 8.2.1891
Am 8. Februar des darauffolgenden Jahres erschien in der Kremser Zeitung ein Artikel, über einen Ball, der in dieser schwierigen Zeit abgehalten wurde:
Neustift im Felde. (Das leichtlebige Volk.) In unserem Nachbarorte Bierbaum am Kleebühel wurde am verflossenen Dienstag ein Ball abgehalten. Es wurde dies allgemein übel vermerkt, nachdem dort im Herbst das Wasser so bedeutenden Schaden verursacht hatte, und die Folgen dieser schweren Zeit noch lange nicht geheilt, geschweige denn vergessen sein können. Möglicherweise droht auch durch den Eisstoß Schaden, da die Dämme noch nicht ausgebessert sein sollen. Wie man hört, sind übrigens nur Knechte, Mägde und einige Burschen betheiligt gewesen, die ihre Guldenzettel wohl auch anders angebracht hätten. Dies sind heutzutage ohnehin diejenigen, die Geld haben. Die Eigenthümer und Besitzer können zahlen – die Dienstboten aber jubeln – sie haben ja Geld – Geld auch in schlechten Jahren!
August 2020, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp