Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Wenn wir heute auf die Uhr schauen, wissen wir, dass dieselbe Zeit in unserer gesamten Zeitzone, der Mitteleuropäischen Zeitzone (MEZ – diese gilt in ganz Europa außer Portugal und Großbritannien) Gültigkeit hat. Zu den anderen Zeitzonen ist jeweils eine bestimmte Anzahl von Stunden dazu- bzw. wegzuzählen. Dass die Zeit früher nicht so genau geregelt war wie in unserer computergesteuerten Welt, kann man sich denken:

Noch vor etwa 150 Jahren  hatte jeder Ort so zu sagen seine eigene Zeit. Sie richtete sich nach dem Höchststand der Sonne am jeweiligen Standort – dann war es 12 Uhr. Daher hatte man in Wien eine andere Uhrzeit als in Linz.

In Orten mit einer größeren Kirche, die eine Turmuhr hatte, konnte man die Zeit ablesen oder am Schlag zur vollen Stunde, oft auch zur Viertelstunde, hören.

Die Glocken wurden meist morgens, um 11 Uhr, um 12 Uhr und abends geläutet. Das  hatte einen ganz profanen Grund: Die Glocken erklangen, damit die Leute wussten, wann sie aufs Feld gehen mussten, bzw. wieder nach Hause.

Die ersten Schwierigkeiten durch die unterschiedlichen Zeiten ergaben sich mit dem Aufkommen der Eisenbahnen. Es musste eine allgemein gültige Zeit für die Fahrpläne geschaffen werden – meist war das die Zeit des Ausgangs- oder Endbahnhofes. So gab es in der österr.-ungar. Monarchie etwa die Lindauer, Münchner, Prager, Budapester oder Lemberger Zeit. Es kam vor, dass in einem größeren Bahnhof Uhren mit den verschiedenen Zeiten der Zuglinien und eine für die Ortszeit hingen.

Eine Verbesserung entstand durch die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingeführte Telegrafie. In den 1840–1860er Jahren wurde in fast allen europäischen Ländern eine einheitliche Standardzeit festgelegt, die man landesweit mittels telegrafisch ausgesendeter Zeitsignale bekannt machen konnte. Man wählte meistens die Ortszeit der jeweiligen Hauptstadt.

Seit dem 1. August 1872 bildete der Wiener Meridian die Grundlage für die Zeitbestimmung des Zugverkehrs in der Monarchie. Die Wiener Mittagszeit wurde von der Universitätssternwarte an die Wiener Bahnhöfe telegrafisch signalisiert, von denen das Mittagszeichen an die Hinterbahnen telegrafisch weitergegeben wurde.

1884 wurde auf der Internationalen Meridiankonferenz in Washington der Längengrad, der durch Greenwich bei London verläuft, als 0-Meridian festgelegt und die Erdkugel von ihm ausgehend in 24 Zeitzonen eingeteilt, die jeweils ungefähr 15° betragen, da man die Grenzen der jeweiligen Zeitzonen der Einfachheit halber an den Grenzen der Länder zog.

Diese Zeit, die man Greenwich-Mean-Time (GMT) nannte, wurde 1972 durch die Universal Time Coordinated (UTC) ersetzt. Je nach Zeitzone wird zu dieser Zeit die entsprechende Stundenzahl addiert oder subtrahiert, nur im internationalen Flugverkehr wird die unveränderte UTC verwendet. 


November 2012, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp