Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

29.7.1938, Dörfl 8  - 3.7.2017, Dörfl 30
Begründer der Kirchberger Wallfahrt nach Mariazell

Karl GanglAls Sohn des Bauernehepaares Karl Gangl und Theresia, geb. Steinbatz,  half er schon in der Jugend im Ort bei verschiedenen Bauern aus.

Die Arbeit in der Küche beim Bundesheer gefiel es ihm so gut, dass er überlegte, dort zu bleiben. Wegen einer Erkrankung seiner Mutter entschied er sich dann aber, zu Hause die kleine Landwirtschaft zu betreiben. Zeitgleich war er im Kirchberger Kino als Kartenabreißer tätig. Dort lernte er seine zukünftige Frau, Brigitte Bauer aus Engelmannsbrunn kennen, die er  1969 ehelichte. Er fand eine feste Anstellung in der örtlichen Gärtnerei Nagy, zehn Jahre später wechselte er zur Straßenmeisterei Kirchberg am Wagram, wo er bis zur Pensionierung blieb.

In den 1970er-Jahren begann er, in seiner Freizeit im Gasthaus Heiss in Kirchberg auszuhelfen. Zunächst war er als Gläserwäscher beschäftigt, wurde aber so geschätzt, dass er bereits nach kurzer Zeit die Gäste bediente.

Als Jugendlicher war er bei der katholischen Landjugend tätig und engagierte sich im ganzen Dekanat. 1960 lobte ihn Pfarrer Rudolf Koriska als Helfer beim Erntedankfest: Erwähnen muß ich einen Burschen, der besonderes Lob verdient und dessen Name in die Annalen unserer Geschichte eingehen muß: Karl Gangl aus Dörfl - Musterbeispiel für katholische Burschen. - Hätten wir mehr Burschen dieser Sorte, könnten wir eine Welt aus den Angeln heben.

 Herbergsuchen                            Herbergsuchen um 1970 1966 wird er bei einer Spendenaktion als Dekanats-Jugendführer genannt. 1971 war er erstmals im Pfarrgemeinderat vertreten,  2014 das letzte Mal. Er war Wortgottesdienstleiter, Mesner, Kommunionspender, Lektor und auch sonst immer zur Stelle, wenn Hilfe gebraucht wurde – auch bei der Katholischen Frauenbewegung arbeitete er mit, wenn es nötig war. Er half auch mit, als 1980 zwei Flüchtlingsfamilien aus Laos in den Ort kamen.

Oft sagte er: „Im Glauben braucht man Freunde.“ Diese Überzeugung lebte er. Alljährlich flocht er mit seinen Freunden für Firmungen und diverse andere Feierlichkeiten Schwibbögen für die Kirche, dabei kam die Geselligkeit nie zu kurz. Zu Weihnachten schmückte der die Kirche mit Gestecken.

17 Jahre nach der älteren Tochter  kam 1987 die zweite Tochter  zur Welt. Zum Dank dafür, dass sie gesund war, pilgerte er mit dem damaligen Kaplan Conrad Wiedmann und Herbert Heiss aus Dörfl zum ersten Mal nach Mariazell. Viele, die davon hörten, meinten, sie wären auch gerne mitgegangen. So entwickelte sich aus einer einmaligen Pilgerreise eine Institution, die bis heute anhält. In späteren Jahren, als er nicht mehr weite Strecken gehen konnte, fuhr er mit dem Begleitfahrzeug mit. Als Termin wurden Tage im August gewählt – nach der Getreideernte und vor der Weinlese.
 

Wallfahrt nach Mariazell

 Wallfahrt nach Mariazell

Wallfahrt nach Mariazell

Wallfahrt nach Mariazell                                  Wallfahrten nach Mariazell  

Manche trauten sich den Weg nach Mariazell nicht zu, und so entstand die Wallfahrt nach Maria Dreieichen, die jedes Jahr am Pfingstsonntag stattfindet.

Auf seine Initiative hin wurde 1994 das erste Fest zugunsten der Renovierung der Dörfler Ortskapelle veranstaltet. Daraus ging später der „Dörfler Gönner Verein“ hervor.

Im Mai hielt er in der Ortskapelle wöchentlich Maiandachten ab. Am Muttertag lud er danach immer die Mariazell-Wallfahrer zu einem Essen ein. Jeden Mai wurde in der Kapelle auch eine Dekanatsmännermesse gefeiert. Anschließend lud er zur Pflege christlicher Gemeinschaft. - Bei der katholischen Männerbewegung war er lange Jahre Obmann.

Am 19. Juni 1998 gab er nach der Dekanatsmännermesse in Dörfl ein großes Fest anlässlich seines 60. Geburtstages und seiner Pensionierung, wo er seine mehr als 400 Gäste selbst bekochte und in kürzester Zeit verköstigte.

60. Geburtstag                               Feier zum 60. Geburtstag von Karl Gangl, 1998
Gleichzeitig wurde die renovierte Ortskapelle gesegnet, um die er sich große Verdienste erworben hat.

Eine Auszeichnung, die nur wenigen zuteilwird, erhielt Karl Gangl 1999, wie in der Broschüre „Pfarrverband aktuell“ zu lesen ist: Am Freitag dem 29.1.1999 verlieh Kardinal Schönborn an Herrn Karl Gang den Stephanusorden – die höchste Auszeichnung einer Diözese. Die Pfarre Kirchberg und die Männerbewegung des Dekanates hat um diese Auszeichnung angesucht. Wir kennen den „Gangl Karl“ seit vielen (38) Jahren als überzeugten und in vielen kirchlichen Bereichen engagierten Mann wie Jugendgruppen-Aktivistenkreis, Dekanatsjugendführer, Kommunionhelfer, Vorbeter, Wortgottesdienstleiter, Pfarrgemeinderats-mitglied und führend in der Katholischen Männerbewegung des Dekanates. Seine Fußwallfahrten nach Mariazell sind bereits legendär und erfreuen sich immer größeren Zulaufs. Karl Gangl ist ein Mann der Tat und immer hilfsbereit. Wen er vom Glauben spricht, dann ist das überzeugend, denn er lebt es uns ständig vor. So freuen wir uns alle über diese Auszeichnung und wünschen ihm weiterhin viel Freude und Begeisterung bei der Mitarbeit in der Pfarre.

Und ergänzend dazu in der Schrift „Kirchberg am Wagram - Lebensqualität am Land“ … Kardinal Schönborn überreichte den Orden im Rahmen einer kleinen Feier im erzbischöflichen Palais, bei der er sehr persönliche Worte für die Verdienste Karl Gangls fand. Und es gibt niemand der ihm diesen Orden missgönnen würde. Karl Gangl repräsentiert die Kirche, die in der kleinsten Einheit, der Pfarre, noch immer funktioniert. Dank solcher Menschen, wie er einer ist.
Es ist aber nicht nur die Arbeit in der Pfarre, die ihn zu einem Original im besten Sinne des Wortes werden ließ. Wenn jemand etwas braucht, wenn ein Spanferkel gebraten werden soll, wenn man einen Aushilfskellner braucht, Karl ist immer bereit zu helfen und immer guter Dinge. Seine Fußwallfahrten nach Mariazell sind schon zur ständigen Einrichtung geworden und zahlreiche „G’schichterl“ von den 13 Wallfahrten geben immer wieder Stoff für heitere Erinnerungen.

Verleihung des Stephanusordens                               

Verleihung des Stephanusordens                                    

Verleihung des Stephanusordens                                   Verleihung des Stephanusordens, 1999

Weitere Fotos siehe hier.

Quelle: Angela Kainberger, Dörfl

Fotos: Karl Gangl, Angela Kainberger, Dörfl

Oktober 2024
Maria Knapp