Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

Im Folgenden finden Sie landwirtschaftliche Produkte, die in unserer Gegend weniger Bedeutung hatten. Die Angaben stammen unter anderem aus den verschiedenen Topgraphien und aus den Franziszeischen Operaten von Winkl.

Krapp

wurde laut den verschiedenen Topographien (wo er "Grapp" geschrieben wurde) in unserer Gegend „unbedeutend“ angebaut, namentlich erwähnt ist die Kultivierung in Neustift, Königsbrunn, Mitterstockstall, Frauendorf und Utzenlaa.

Die Krapp-Pflanze, lateinisch Rubia tinctorum, wird auch Färberröte oder Fäberkrapp genannt. Die Schlingpflanze wird 0,5 – 1 m hoch. Zum Färben verwendet werden die Wurzeln und dicken Stiele der dreijährigen Pflanze, die ausgegraben, gereinigt, zerkleinert und getrocknet wurden. In dieser Form wurde die Wurzel wahrscheinlich weiterverkauft. Der daraus gewonnene Farbstoff war das Alizarin-Rot.

Bereits um 1300 v. Chr. konnte man den Farbstoff im Grab von Tut Ench Amun nachweisen. Im 19. Jahrhundert verbrauchte man weltweit etwa 70.000 Tonnen Färberkrapp pro Jahr. Als 1869 die Chemiker Carl Liebermann und Carl Graebe den Farbstoff synthetisch herstellten, kam der Krapp-Anbau innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen.
(http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Liebermann)
 

Flachs

Aus den Fasern des Flachses wurde nach dem Spinnen Leinen gewebt, welches gerne als Unterwäsche getragen wurde, da es schmutzabweisend ist. Ob es hier versponnen oder die Fasern verkauft wurden, geht aus den Unterlagen nicht hervor.
 

Hanf

Die Hanffaser ist sehr stabil, sie wurde gerne für Seile verwendet. - Beide letztgenannten wurden in unserer Gegend wenig gebaut. 
 

Obst

Der Obstbau spielte in unserer Gegend eine untergeordnete Rolle.

In größeren Mengen wurden an den Straßenrändern Mostbirnen und –äpfel gesetzt, die von den Gemeinden jährlich versteigert wurden.
Die Bauern hatten meist „hintaus“ einen Obstgarten für die Eigenversorgung mit jeweils einigen Ribisel- und Stachelbeersträuchern sowie Äpfel-, Birnen-, Kirschen-, Marillen und mehreren Zwetschkenbäumen. Letztere wurden auch zum Brennen von Silbovitz verwendet. Für die Schädlingsbekämpfung wurde meist nur die Winterspritzung und Leimringe verwendet.

Erst Mitte der 1950er Jahre etablierte sich in Neustift ein Intersiv-Obstbaubetrieb, der vorerst Marillen und Ribisel, sowie Erdbeeren in größerem Ausmaß produzierte. Ab 1960 wurde dann auf Äpfel (Heckenkultur, später Spindelbuschkultur) umgestellt.   

Bei der Apfelernte
Foto: Andreas Nowotny, Neustift
 
RibiselernteRibiselernte bei Familie Mann, Unterstockstall
Foto: Otto Moosbauer, Kirchberg 

Tabak

Verschiedene Adelige, darunter auch Balthasar Graf Starhemberg, einige Jahre lang Besitzer des Freihofes Kollersdorf, begannen um 1650 mit dem Anbau von Tabak, der ja aus Übersee zu uns gekommen ist. Bereits wenige Jahrzehnte später gab es schon Stimmen für einen Verbot des Tabakkonsums.

TabakernteIn den 1960er-Jahren wurde in Neustift von einem Betrieb Tabak angebaut.
Foto: Andreas Nowotny, Neustift
Die Tabakpflanzen wurden im Mai, sobald kein Spätfrost mehr zu erwarten war gesetzt, und mussten wegen des „Blauschimmels“ (einer Pilzerkrankung) bis zu 2 mal die Woche mit Fungizid gespritzt werden. Sobald die Blüten austrieben, wurden diese wegen der besseren Blattproduktion abgeschnitten. Im Spätsommer wurden die „reifen“ Blätter von unten nach oben gepflückt, auf Schnüre gefädelt und in der Scheune oder auf dem Dachboden getrocknet. Zum Teil wurden auch die ganzen Stämme mit den Blättern aufgespießt, Ab November wurden die getrockneten Tabakblätter abgenommen, zu Büschel gebunden und zu Ballen gepresst. Die Ballen wurden in die Tabakfabriken nach Krems bzw. Hainburg geliefert.   


Champignonzucht

Um 1930 betrieb Alois Schiel eine Champignonzucht in Kirchberg, wie der Ostdeutschen Rundschau vom 13. Mai 1930 zu entnehmen ist:

…Vertreter unseres Blattes hatten Gelegenheit, die Anlagen eines Pioniers der Champignonzucht, des Herrn Alois Schiel in Kirchberg am Wagram, zu besichtigen, der mit Liebe, bedeutenden Geldopfern und jahrelangem, gewissenhaften Studium die Champignonzucht betreibt. Seine Zuchtanlagen sind in überaus geräumigen, heizbaren Kelleranlagen untergebracht, die Brutbeete in drei Etagen übereinander angeordnet, in mustergültiger Reinheit und Nettigkeit. Überall recken die Schwämme die Köpfchen empor, in den zwölf Hauptperioden des Wachstums sind die Beete wie mit Schnee bedeckt. Täglich neue Generationen – täglich eine Ernte von einigen hundert Kilogramm, die frisch gepflückt nach Wien abgeht und reißenden Absatz findet.

Durch Herrn Schiel wird in stiller, bescheidener Art ein Weg gewiesen, wie in dieser Richtung dem Vaterlande gedient werden kann und seine Bestrebungen verdienen Beachtung und Unterstützung aller interessierten Kreise.
 

Klee, Steirerklee

Steirerklee ist eine Rotklee-Art und sehr robust. Zum Trocknen schichtete man den gemähten Klee auf die "Kleehübel". 

Im Heimatkalender aus dem Jahr 1949 sind in der Topographie der verschiedenen Dörfer folgende Feldfrüchte genannt:

Futterrüben
Gerste
Gras
Hafer
Kartoffeln
Klee
Körnermais
Kraut
Raps
Roggen
Weizen
Zuckerrüben  

Jänner 2012, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp/Andreas Nowotny