Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Bei den Unterlagen des Kirchberger Kaufmannes Franz Delapina (1790-1865) befand sich ein Brief aus dem Jahr 1828 von einem Anton Diezmann, in dem er über das vorhergesagte Kommen eines Kometen im Jahr 1832 mit dem Wissen seiner Zeit philosophiert:
 
Der Kommet von Jahr 1832. 
Dieser soll mit der Erde zusammen treffen! Ist ein solches Ereigniß möglich? Welches würden die Folgen seyn, wenn es möglich wäre, oder wenn der Kommet der Erde wenigstens sehr nahe käme? Soll ein Kommet mit der Erde zusammen treffen, so muß er in einen Punkte unsere Kliptick durchschneiden, das heißt, er muß in einem Punkte der Weg berühren, auf dem die Erde sich um die Sonne wälzt. Nimmet man nun den Durchmesser der Erde zu 1719 geogr. Meilen an, so kann man 1718 gegen 1 wetten, daß der Kommet uns nicht treffen werde, indessen unmöglich ist es deßwegen doch nicht. Einige Kommeten sind wirklich an dem Weltkörper schon nahe gekommen. Z. B. 1773 auch einer der Erde. Ein anderer kann also noch näher kommen. Ist er klein, kleiner also die Sonne, so werden wir die Sieger seyn, und den Störenfried nöthigen, ewig als Trabant mit uns zu gehen. Wir werden 2 Monde haben, doch würde dieser Sieg keinen  Gewinn bringen, alle Naturerscheinungen, die man durch die Anziehungskraft des Mondes entstehend annimmt, werden in doppelter Stärke stattfinden. Heftigere Winde, häufigere und furchtbarere Gewitter, wüthendere Stürme, Zunehmen von Ebbe und Fluth. Die Fluth würde unaufhaltsam die Küsten übersteigen, alle Seestädte ersäufen, Dämme und Brücken vernichten, und die erschrockenen Küstenbewohner vor sich hertreiben, vielleicht würde sogar das Jahr länger, da seine Maße mehr in der Planten Bahn der Erde den Lauf, die selten langsamer machen könnte. Schlimmer stellen sich die Sachen, wenn der Komet größer seyn sollte als die Erde, dann würde er sie aus ihrer Bahn drängen, und sie, vermög seiner starken Attraktion mit sich durch den unendlichen Raume schleifen, immer weiter würden wir uns die Sonne entschwinden sehen, ihrer Wärme und ihres Lichtes entbehren, und nur der bleiche Gang der Sterne während der langen Jahre und leuchten, ja wir würden keine Jahreszeit mehr haben, alle Vegetationen würden sich auflösen, nur das Meer uns noch Nahrung bieten können. Die Menschen würden vor Kälte und Entbehrungen umkommen. Gelangte die Erde in ein anderes Planeten System, erhalten sich diejenigen wenigen übrig gebliebenen ihrer Bewohner an den Strahlen der neuen Sonne, so schleudert der Kommet so vielleicht  zu nahe an diese, und was der Kälte … kann er uns nicht an sich bahnen, so wird der Komet doch große Störungen verursachen. Sind die beyden Weltkörper nicht im Gleichgewicht in Hinsicht der Electritität, so wird bey dem Zusammentreffen beyder Atmosphären eine furchtbare Dedonation statt finden, alle Vulkane werden zu schrecklichen Ausbrüchen gereitzt werden, die ganze Wassermassen der 1000 mahl stärkeren Anziehungskraft des Kometen erfolgen, oder, vielleicht auch durch eine hohe Temperation deßelben, verdünnt und ausgedehnt wird  in Dunst gestellt, von der Erde nach  jenen ziehen, und diese, wie der Mond, des Elementes Wassers beraubt als Skelet durch den Raum rollen. Trift der Komet auf die Erde selbst auf, so wird der Stoß die Axe und den Aquator derselben ändern, um das Wasser, der Contriongal-Kraft gehorchend, sich nach dem neuen Aquator stürzen. Werden Länder, die der Komet treffen wird, oder wird auch nur ein Land, eine Stadt mit ihren Bewohnern ihren Bibliotheken übrig bleiben, die Künste, die Wissenschaften, die Arbeiten aller Jahrhunderte nicht in einem Tage untergehen? Vielleicht hält die Erde den Aufstoß gar nicht aus, kann sie nicht in Stücken zerspringen, die als eigene Planeten, in eigenen Bahnen um die Sonne wandeln? Alle Astronomen halten ja die Juno, Ceres, Mars, Vesta für nichts als Trümmer eines, einst zwischen Mars und Erde befindlichen gewesenen Planeten.
 
Doch fürchten Sie nichts liebe Leserinnen, erwarten wir ruhig 1832. Noch haben wir 4 Jahre von uns. Ich für meinen Theil bin ohne Furcht, bis die Rechnung der Unglück verkündeten Astronomen, auch von Männern wie Arago, Gambarth, von Zach und anderen bestättigt wird.
Anton Diezmann

 
3D/Biela (auch Bielascher Komet genannt) war ein Komet, der zwischen 1772 und 1832 viermal beobachtet worden war. Bei seiner erneuten Wiederkehr 1846 wurde festgestellt, dass er in zwei Teile zerbrochen war, die dann 1852 noch einmal beobachtet werden konnten. Seither wurde nichts mehr von diesem Kometen gesehen, er gilt als verloren.
 
1832 wurden von den Astronomen gleich zwei Kometen erwartet. Einer davon, der Komet Biela, sollte der Erdbahn sehr nahe kommen. So machte sich bei vielen Menschen eine gewisse Furcht breit.
Der Wiener Dramatiker Johann Nestroy hat die Angst vor dem Weltuntergang in seinem Kometenlied auf die Schippe genommen. Es ist Teil der Posse „Der böse Geist Lumpazivagabundus“, die 1833 uraufgeführt wurde. 
 
Die vier Asteroiden sollten richtig heißen: Ceres, Pallas, Juno, Vesta
Die Wissenschaftler:
Francois Arago: 1786-1853, franz Astronom etc.
Jean-Félix Adolphe Gambart: (1800–1836), franz. Astronom etc.
Franz Xaver Freiherr von Zach: 1754-1832, österreichisch-deutscher Astronom, etc.  
 
Mai 2022
Maria Knapp