Als die Herren von Winkel ins Land gekommen sind und als Dienstmannen (Ministerialen) mit Grund und Boden belehnt wurden, haben sie, wie bereits erwähnt, zuerst in Winkel an der Donau in der Au festen Fuß gefasst, die Stammveste Winkel an der Donau errichtet und im Lauf der Zeit ihren Besitzvergrößert. Über die Ausdehnung ihres Besitzes – durchwegs weit verstreut – teils Lehen, teils Eigenbesitz – geben uns die im II. Teil angeführten Urkunden reichlichen Aufschluss.
Die Winkler erwarben im Verlaufe der Zeit zu ihrem Stammsitz, der Wasserfeste Winchel, im Gebiet nördlich von Winchel über den Wagram hinauf ein im Bereiche des heutigen Mitterstockstall gelegenes Gut hinzu, erbauten auf dem bei Mitterstockstall künstlich errichteten Hausberg eine Veste Winkelberg und am Fuße des Hausberges einen Maierhof, bei dem sie auch ein Gestüt unterhielten.
Durch Tausch, Kauf, Heirat – kam dann eine Reihe von Gütern und Zehenten, fast alle im Viertel unter und ober dem Manhartsberg gelegen, hinzu: so in
Drasenkirchen 1160
Kirchheim
Frauendorf in der Au 1316
bei Altenwörth
Gigging
Ponsee
Engelmannsbrunn 1308, 1361
Riedental 1316
Unterstockstall 1396
Hippleinsdorf 1357
Weikersdorf
Frauendorf an der Schmida
Oberhollabrunn
Absdorf 1245, 1258
Bierbaum
Porz – abgekommener Ort
Kollersdorf 1316
Sachsendorf 1316
Ottental 1316
Rupperstal 1316
Oberstockstall 1357
Baumgarten
Meinzelborndorf (Meiseldorf) 1283
Obrechts (Obsitz)
Hedresdorf an der Pulka 1323
Ulrichschlag 1340, 1361
Edelbach 1258
Imbach
Rohrbach 1288
Chunigesbrunne (Königsbrunn) 1292
Riegersburg 1299
Stadelkirchen
Lanzendorf bei Mistelbach
Güter um Feldsberg
Dietrichsdorf 1292
Mühlfeld 1288
Tollet 1331
Lindach 1366
Heideshofen
Ferner gelangten nachstehende Vesten in den Besitz von Angehörigen des Geschlechtes der Herren von Winkel:
¼ Anteil der Rugersburg 1299
Steineckh 1345
Buchberg 1359
Ludweis 1346
Kollmitz 1362
Orth im Traunsee 1344
Der Besitz der Veste Zigerberg war umstritten, 1378
Die Veste Arbesbach hatten sie als Pfand, 1347
Stammveste Winkel
Von der Stammveste Winkel (Mitte des 15. Jhdt. zerstört) ist keine Abbildung erhalten. Ob diese Wasserburg in der Donau-Au vorerst ein Holzbau oder gleich ein Steinbau war, ist nicht festgestellt. Die Annahme, dass die Burgen in der ersten Zeit der Siedlung meist aus Holz errichtet waren, ist umstritten.
Über die Entstehung der Burgen im Mittelalter schreibt Bertrand M. Buchmann in der „Militärhistorischen Schriftenreihe – Befestigungen an der Donau in Österreich“:
Nachdem um die Mitte des 11. Jahrhunderts die Durchgliederung der Landschaft mit Großburgen abgeschlossen war, konnte man darangehen, die Burgbezirke selbst auszugestalten und neben den großen zentralen Plätzen kleinere Subzentren zu errichten. Diese bildeten sich um wesentlich bescheidenere Festungen, die sogenannten Hausberge, aus denen dann die Ritterburgen entstanden. Die ursprüngliche Form eines Hausberges war ein aus Holz gebautes, festes Haus, das von einem Ringwall umgeben war. Es gehörte einem ‚Ministerialen‘, einem ursprünglich Unfreien, der im Dienst eines Adeligen zur Ausübung von Hofämtern, auch zur Verwaltung und zum Kriegsdienst herangezogen wurde und als Entgelt ein Dienstgut (häufig in der Größe von drei Hufen) erhielt.
Die Ministerialen oder Dienstmannen begannen im Laufe des 11. Jahrhunderts sich genossenschaftlich zu organisieren und glichen ihren gesellschaftlichen Status allmählich dem der freien Reichsritter an. Ihr soziales Erstarken spiegelte sich in der besseren Ausstattung der Hausberge wider: Das Burghaus – zumeist ein Wohnturm – erhob sich auf einem künstlich aufgeschütteten Erdhügel; daran schloß sich die tieferliegende Vorburg, der Bereich für Gesinde und Gefolge; rund um die Anlage verlief der Bering. Erst im 12. Jahrhundert, als die Ministerialen als eigene Stufe in die Lehens-hierarchie des Reiches eingegliedert waren, konnten sie ihre hölzernen Burghäuser durch Steinbauten ersetzen.
Veste Winkelberg
Von der Veste Winkelberg bringt Georg Matthäus Vischer in seiner Topographie Austriae inferioris 1672 im III. Teil Blatt 93 ein Bild.
Die Veste wurde 1258 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, um 1800 abgebrochen.
Abbildung oben links und unten: Die Topographie von Georg Mathäus Vischer aus dem Jahr 1672 zeigt die alten Ritterburgen der Winkler, soweit sie nicht dem Verfall preisgegeben waren, nicht mehr als Festungen, sondern bereits nach ihrer Umwandlung in wohnlichere Schlösser.
Veste Puechberg
Im Kamptal zwischen Gars am Kamp und Plank am Kamp
Die Veste Puechburg am Kamp ist in Vischers Topographie 1672 im IV. Teil Bl. 85, dargestellt. Sie wurde 1160 erstmals urkundlich erwähnt. Am 11.5.1256 mussten die Brüder Friedrich, Ortlieb, Weichard II. von Winchel diese Veste an Herzog Albrecht II. zurückstellen. Ab 1588 wurde sie mit Benützung älterer Teile ausgebaut. Um 1672 war ein Herr Achilles von Pollheim Besitzer. Die Burg ist heute noch gut erhalten.
Veste Collmiz
bei Raabs an der Thaya
Ferner bringt Vischer 1672 im IV. Teil, Bl. 13, seiner Topographie eine Abbildung der Veste Collmiz an der Thaya, urkundlich erstmals erwähnt 1297. Am 15.6.1362 veräußerten die 5 Söhne von Weichard I. von Winchel (verehelicht mit Katharina von Wallsee): Friedrich, Ortlieb, Weichard II., Heinrich und Eberhard von Winchel die Veste an den Ritter Ratold, den Chratzer und dessen Brüder. 1672 war sie im Besitze eines Herrn Schäffler. Seit Ende des 17. Jahrhundert ist sie dem Verfall preisgegeben. Heute ist sie eine der ausgedehntesten Burgruinen Österreichs.
Veste Ludweis
Bezirk Waidhofen an der Thaya
Die Veste Ludweis wurde zugleich mit der Veste Collmitz 1362 an den Ritter Ratold. Vischer bringt in seiner Topographie keine Abbildung mehr. Heute kann von der Veste Ludweis nicht einmal der Ort ihres Bestandes angegeben werden.
Veste Steinekh
Katastralgemeinde der Gemeinde Altenburg im Bezirk Horn
Die Veste Steinekh ist urkundlich 1210 erstmals erwähnt. 1345 verkaufte Weichard I. von Winchel die halbe Veste seinem Oheim Alber, Burggraf von Gors (Gars). Heute ist die Veste eine Ruine. Vorhanden sind noch Grundmauern eines 4-eckigen Vorwerkes mit zwei Halsgräben. Von der Burg am besten erhalten ist die römische Kapelle mit Rundbogenfenstern und Tonnengewölbe aus dem 13. Jahrhundert.
Schloss Orth
Bei Gmunden in Oberösterreich
Mit Hartnid VI. erlosch 1262 die Famile von Orth. Seine Nichte Elisabeth von Feldsberg, Tochter seiner Schwester Gisela, brachte die Herrschaft in ihre Ehe mit Ortlieb von Winkel ein.
1344 verkaufte Weichard I. von Winchel den Brüdern Friedrich und Reinprecht von Wallsee die Grafschaft Orth am Traunsee (Hoheneck II. S. 818). Das Schloss Orth, im Traunsee auf einer künstlichen Insel errichtet, mit dem Landschloss durch eine Brücke verbunden, war auch Eigentum des verschollenen Erzherzoges Johann von Toscana (Johann Orth). Beide Schlösser sind heute noch bewohnt.
Siehe http://www.wehrbauten.at/ooe/oberoesterreich.html?/ooe/ort/ort.html
wobei aber "Schwiegertochter" nicht stimmt.
Bild oben: „Civitates Orbis Terrum“, 1594
herausgegeben von Georg Braun und Franz Hogenberg, 1572 bis 1618
Riegerspurg
Im nördlichen Waldviertel zwischen Hardegg und Geras
An der Rugersburg besaßen Ortlieb von Winchel und seine Hausfrau Gisela nur ¼ Anteil. Diesen verkauften sie 1299 an ihren Schwager Ulrich von Wallsee. Vischers Topographie bringt im 4. Teil, Bl. 97, ein Bild aus dem Jahr 1672. Das heutige Schloss wurde anfangs des 18. Jahrhunderts ausgebaut, ein Flügel stammt von Fischer von Erlach. Das Schloss ist noch erhalten.
Veste Zigerperg
Ziegersberg, Gemeinde Zöbern bei Aspang
Im Jahr 1378 tat Leopold, Herzog von Österreich, einen Ausspruch zwischen Ehrenvelsen und den Winklern zu ihrer Strittigkeit, die Veste Zierperg betreffend, berichtet das Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Bd. IX, S. 548.
Im 15. Jahrhundert wir die Veste im Besitz der Königsberger und im 18. Jahrhundert der Walsegger.
Vischer bringt 1672 im I. Teil, Bl. 123 seiner Topographie eine Abbildung der Veste Zigerberg.
Dehio: Zigerberg, heute Burgruine, wurde im 16. Jahrhundert umgebaut, heute verfallen. Seit dem 18. Jahrhundert Halsgraben von einem Damm übersetzt, runder römischer Bergfried, Bruchsteinmauerwerk, dahinter umschließen die in ihren Außenmauern erhaltenen Wohngebäude den Hof. Reste von Kragsteinkern.
Veste Arbespach
Bei Groß Gerungs
Am 28.10.1348 erhielten Weichart I. von Winchel und seine Hausfrau Katharina (geb. von Wallsee) von Albrecht von Klingenberg und dessen Vetter Heinrich von Klingenberg die Veste Arbesbach für ein Darlehen von 430 Pf. Wr. Pfennige als Pfand.
Abbildung im IV. Teil Bl. 4 der Topographie von Vischer 1672.
Dehio: Arbesbach, wahrscheinlich eine Kuenringer Gründung, Ende 12. Jahrhundert. Heute Burgruine: Mauerreste und 5-eckiger Bergfried – „Stockzahn des Waldviertels“ erhalten.
Als die Herren von Winkel ins Land gekommen sind und als markgräfliche Dienstmannen mit Grund und Boden belehnt wurden, haben sie in den ersten Zeiten mit ihren Untertanen ihren Besitz selbst bewirtschaftet. Da sie auf den Heerfahrten mit ihren Dienstleuten, den Rittern, die ihnen Waffendienst (zu Pferde) zu leisten hatten, erscheinen mussten, waren sie gezwungen, diesen Rittern, um deren Unterhalt zu sichern, einen Teil ihres Besitzes, ein Landgut, eine Curia, zu Lehen zu geben. Seit dem 12. Jahrhundert wurde es dann immer mehr üblich, den Boden zur Bewirtschaftung an Zinspflichtige abzugeben. Das im Eigenbetrieb gehaltene „Sal- oder Herrenland" und Herrenhufen wurden zerschlagen und in kleinere Zinslehen aufgeteilt. Dieser Übergang von der Eigenregie zum System der Leihe gegen Zins, zum bäuerlichen Zinsgütersystem, hatte seinen Grund in dem Wunsch der Grundherren, sich auf bequemere Weise Einkünfte zu beschaffen als bisher. Man wollte sich das Risiko in der Landwirtschaft und den Ärger mit den Hintersassen ersparen.
Die Pferdezucht behielt sich jedoch der Burgherr vor. Weichart von Winkel spricht in seinem Testament 1354 von seinem Gestüt auf seinem zur Veste Winkelberg gehörigen, am Fuße des Berges liegenden Maierhofes. Diese Pferdezucht entsprang nicht etwa nur seiner Pferdeliebhaberei: Die Zeiten forderten von den Herren von Winkel, dass sie sattelfeste Männer waren. Der Verbrauch der Pferde war in den ständigen Unruhezeiten sicherlich ein bedeutender. Waren doch seit der Errichtung der Ostmark die Zeiten ausgefüllt, teils mit der Abwehr der immer sich wiederholenden Vorstöße der nördlichen und östlichen Nachbarn, teils mit Offensivunternehmungen gegen dieselben, um dem Lande und auch dem eigenen Besitz den Frieden zu sichern. Dieser Kriegsdienst wurde nicht bloß von den Herren selbst, sondern auch von ihrem ritterlichen Gefolge zu Pferde geleistet. Erst im Laufe des 14. Jahrhunderts trat ein allmählicher Ersatz des Ritterheeres durch Söldner ein.
Die Kontrolle ihres immer mehr anwachsenden, im Landesviertel zerstreuten Besitzes erforderte manchen Ritt durchs Land.
Die Jagden jener Zeit waren Hetzjagden zu Pferde. Auch die Frauen stiegen zu jener Zeit aufs Pferd, wenn sie mit ihren Falken zur Jagd auszogen oder wenn sie sich auf die Reise begaben, da bei den schlechten Wegeverhältnissen eine Reise mit dem Wagen sich viel beschwerlicher gestaltete und mit größeren Gefahren verbunden war. Darum hat wohl Weichart von Winchel in seinem letzten Willen (1354) vorgesehen, dass sich seine Frau Petersen (=Elisabeth) aus seinem Gestüt, außer 4 Wagenpferden, eine Stute nach Belieben aussuchen kann. Und seine Tochter „der Nonnen“ (der Name ist im Testament nicht genannt) in dem Prediger-Nonnenkloster Minpach (Imbach im Kremstal) vermachte er sein Zelt und Pferd, während er für den Kaplan auf Winkelberg sein Strazross bestimmte.
Kupferstiche von Georg Matthäus Vischer, um 1670/80
Nicht benannte Fotos: Maria Knapp
Mai 2013, Letzte Änderung April 2024
Maria Knapp