Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Adalbert SalzerAnsichtskarte: Pfarrchronik Kirchberg am WagramPfarrer in Kirchberg von 1901 bis 1902

Geboren um 15.11.1848 in Perneck in Böhmen, verstorben am 18.5.1902 in Kirchberg

1887 wurde er auf die Pfarre Hernstein  bei Markt Piesting investiert, um 1900 war er Pfarrer in Deutsch-Brodersdorf

 

 

 

Das Vorspiel zu seiner Ernennung 

Mit der Investitur des neuen Herrn Pfarrer Adalbert Salzer, gewesenen Pfarrers in Hernstein, die am 28. Aug. 1901 geschah, ging die Provisur nach Dechant Ignaz Hohmann zu Ende. Die Neubesetzung der Pfarre Kirchberg hat eine lange zum Theil widerwärtige Geschichte hinter sich. Der Gutsbesitzer von Ober-Stockstall, Herr Franz Salomon, Patron der hiesigen Pfarrkirche, der zum erstenmal in seiner Person sein Präsentationsrecht ausüben sollte, trat in seinem Bestreben, den zur Pfarre gehörigen Gemeinden ganz nach Wunsch und Willen zu handeln,  sein Recht zum Theil ab, indem er den Gemeinden erklärte, er würde den Bewerber wählen, auf den sich die Mehrzahl der Stimmen vereinige. Bei diesem Princip, das der Protestantismus aufstellt, gelangt offenbar nicht einmal der Wille der Mehrheit der Pfarrangehörigen sondern der zufälligen Vertreter zum Ausdruck. Auch führte die Gemeinde Kirchberg das Wort und der Herr Patron war auch geneigt, vor allen auf diese Gemeinde zu hören. Und die Kirchberger brauchten einen, der Leute nach Kirchberg zu ziehen imstande ist, der die Wallfahrten zu heben und zu vermehren versteht und gewillt ist, sonst aber zurückgezogen und Frieden mit allen über alles  liebend seines hl. Amtes walten. Einen solchen Mann glaubten sie in Herrn  Karl Handlos  Cooperator in Neulerchenfeld Wien XVI gefunden zu haben. 

Im Jahr 1871 geboren und 1894 zum Priester geweiht, dachte Herr Handlos, der hier in Kirchberg als Cooperator  überaus gut und segensreich gewerkt hat und noch immer eine innige Verehrung und Liebe bei den Pfarrkindern genießt und diesen  unvergesslich bleiben wird, nicht im entferntesten daran, sich um Kirchberg zu bewerben. Einige Gemeinderäthe von Kirchberg fuhren nach Wien, um persönlich Herrn Handlos gleichsam die Pfarre Kirchberg anzutragen. Zu ihrer Befremdung  griff Herr Handlos nicht sofort mit beiden Händen zu, sondern erklärte offen, er wolle eine solche Last noch nicht auf seine jungen Schultern nehmen und wenn er sich als Cooperator die Liebe aller erworben habe, so könne das nicht so bleiben, wenn er das verantwortungsreiche Amt des Pfarrers bekleide, daher würden sich die Kirchberger enttäuscht sehen. Doch da die Herren auf ihrem Wunsch beharrten, versprach Herr Handlos, um den Willen so vieler zu achten, sich um die Pfarre zu bewerben. –

Er begab sich deshalb zum Patron, Herrn Salomon, der sich persönlich nicht für ihn erwärmte, da Herr Handlos ihm gewisse Wünsche zu erfüllen nicht versprechen konnte. Soweit wäre alles gut gewesen. Doch die älteren Herrn Bewerber ließen nicht so leichten Kaufes ihren Anspruch fahren. Sie erhoben Einspruch gegen das Vorgehen des Herrn Salomon. Herr Granhofer, ein geborener Rechtsgelehrter, wies aus Kirchenrecht und Landtafel nach, daß dem Gute Oberstockstall als einem ursprünglich geistlichen zu Passau gehörigen später staatlichen Gute nur das Präsentationsrecht aus der Terna zustehe. Daher könne Herr Salomon nur einen vom fe. Consistorium in die Terna aufgenommenen nicht aber einen beliebigen Bewerber präsentieren. Die Terna geht aber vom Consistorium aus. Und da werden meist die älteren Herrn gewählt. Und so war es auch. In die Terna kamen nicht Herr Sponer, der sieben Jahre hier Cooperator war und mit den Verhältnissen vertraut und als tüchtiger gewissenhafter Priester gewiss für Kirchberg gepasst hätte, aber sich unverdient die unversöhnliche Feindschaft vieler Kirchberg zugezogen hatte und bei seiner Bewerbung bevor noch Herr Handlos das Losungswort der Gemeinde geworden war, sehr oft in gehässigem Munde durchgehechelt wurde, nicht kam in die Terna Herr Handlos, sondern Herr Zotty, Herr Granhofer und Herr Adalbert Salzer. Nachdem nochmals den Gemeinden freigestellt wurde, welchen von diesen sie zum Pfarrer haben wollten, so wurde der allen unbekannte Herr Salzer genommen.
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram)

Installation

Am Sonntag, den 23.9.1901 fand unter zahlreicher Betheiligung die Installation des neuen Pfarrers Herrn Adalbert Salzer statt. Um ½ 10 Uhr erfolgte vom Pfarrhofe aus der feierliche Einzug in die Kirche, woselbst der hochwürde Herr Dechant von Etsdorf die Installation vornahm. Hierauf begann unter zahlreicher geistlicher Assistenz das Hochamt mit Te Deum. Die Chormusik wurde unter der Leitung des Chor-Dirigenten Herrn Anton Berger, Oberlehreres i.P., unter Mitwirkung vieler hervorragender Musikkräfte mit besonderer Präcision durchgeführt. Dem feierlichen Akte wohnte noch bei: der Patronatsherr Franz Salomon von Stein sammt Frau Gemahlin, ferner die sämmtlichen Gemeinde-Vertretungen des hiesigen Pfarrspengels, die k.k. Beamten, der Veteranen-Verein, die Feuerwehr u.s.w. Den Schluß des Festes bildete ein Diner, welches im Gasthause des Herrn Rittler abgehalten wurde.
(Kremser Zeitung vom 28.9.1901)
 

Veteranen-Verein

Am 29. Dezember erschien eine Deputation des Veteranenvereines um Pfarrer Salzer das Ehrendiplom des Vereines zu überreichen.
(Kremser Zeitung vom 18.1.1902)

Begräbnis 

Am 29. August 1901 war Adalbert Salzer, bisher Pfarrer in Hernstein, auf die Pfarre investirt worden. Mit frohen Hoffnungen, mit den besten Vorsätzen trat er diesen Posten an, er fühlte sich auch ganz glücklich in seinem neuen Wirkungskreise; jedoch nur kurze Zeit war es ihm gegönnt, hier tätig zu sein. Am Karfreitag erkrankte er, las zwar noch die hl. Messe, hielt noch am weißen Sonntage die Anrede an die Erstkommunikanten, seine Krankeit verschlimmerte sich aber von Tag zu Tag, bis ihn am Pfingstsonntag der Tod davon erlöste. Mittwoch, den 21.d.M. wurde seine irdische Hülle zu Grabe getragen. Die Vertreter der Gemeinde, des k.k. Bezirksgerichtes, des k.k. Steueramtes, der Sparkasse, der Lehrer mit der Schuljugend, die Veteranen mit der Musik, viele Leute aus Kirchberg und Umgebung folgten dem Leichenzuge, 20 Priester erwiesen ihrem verstorbenen Mitbruder die letzte Ehre, welchen Herr Dechant Weigl von Etsdorf einsegnete und für dessen Seelenruhe Herr Dechant Pflieger von Pottenstein das heil. Meßopfer darbrachte.
(Kremser Zeitung vom 24.5.1902) 

Laut Sterbematriken ist er mit 54 Jahren an Diabetes mit Lungen- und Gehirnödem verstorben.
 

Oktober 2020, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp