Er war außerdem Dechant und Passauer Domherr, Domherr zu Wien St. Stephan, Dekan in Österreich unter der Enns. Er war der letzte der Passauer Domherren, die in Kirchberg selbst ihr Amt wahrnahmen.
Auf einem Bild, das früher im Pfarrhof hing, hält er in der rechten Hand eine Urkunde mit dem Titel: Grundriss des Versorgungshauses zur Kirchberg a.W.
Die Stiftung
Sein Lebenswerk war das Bürgerspital mit angebauter Kapelle. In seinem Testament bestimmte er, dass aus seinen Mitteln ein Spital samt Kirchel zu Kirchberg am Wagram gleich jenem zu Stockerau zu erbauen sei, wofür er 10.000 fl bestimmte. Da er das Spital als Universalerben einsetzte, kam schließlich ein Stiftungsvermögen von 16.300 Gulden zusammen, in öffentlichen Wertpapieren angelegt. Ein förmlicher Stiftbrief wurde erst am 20. Februar 1774 errichtet.
Im Spital sollten sechs männliche und ebenso viele weibliche Pfarrkinder von Kirchberg Aufnahme finden. Die Spitaler (oder Pfründner, wie die Bewohner des Bürgerspitals genannt wurden) waren verpflichtet, für Dr. Zscherniz und dessen Verwandtschaft täglich einen Rosenkranz zu beten.
Am Tage der Bekehrung des hl. Apostels Paulus, des Namenspatrones des Stifters und darum auch Patrons der Spitalskirche, musste ein gesungenes Amt samt 2 gesungenen Litaneien am Vortrag und am Festtag gehalten werden; hiefür wurden 200 Gulden ausgeworfen, sowie 11 Schillinge für den Schulrektor und 6 Schillinge für die Kirchendiener.
Das Spital übertrug er drei Vorstehern, die sein sollten: Vikar von Kirchberg, der Richter und Rat des Marktes Kirchberg. Das Kirchel sollte zu Ehren des hl. Antonius von Padua erbaut werden. Von den Zinsen des Stiftungsvermögens wurden wöchentlich drei Seelenmessen und an jedem Wochenanfang ein gesungenes Amt gehalten, wobei jedes Mal an die Armen ein halber Taler Almosen ausgeteilt wurde.
Sämtliche Unterhaltskosten des Spitals wurden aus der Stiftung beglichen, wie die Rechnungen, die im Archiv der Erzdiözese Wien vollständig vorhanden sind, eindrucksvoll belegen. Anfallende Arbeiten wurden von den Kirchberger Handwerkermeistern durchgeführt, wie etwa vom Tischer, Glaser, Rauchfangkehrer, Dachdecker oder Eisler (Eisenwarenhändler).
Im Jahr 1875 listet Pfarrer Vinzenz Willim die Vermögenswerte mit Staatsschuldverschreibungen, Silbernoten, Wiesen, Weingarten und Spitalsgebäude samt Kirche mit einem Gesamtwert von 43.927 fn 50 kr auf. An Auslagen für Verpflegungkosten, Medikamente, ärztliche Behandlung, Holz und Fuhrlohn, Erhaltung der Gebäude und gestiftete Messen fielen 1757 fn 77 ½ kr an.
Der Gemeindearzt und der Apotheker betreuten die Spitaler in Gesundheitsfragen. Die verabreichten Medikamente wurden zum Jahresende unter Angabe von Datum, Namen und Arzneimittel mit der Stiftung verrechnet, wobei unter anderem folgende Arzneiformen verschrieben wurden: Verbandwasser, Verbandmull, Streupulver, Kalikobinden, Watte, Pulver, Mixtur, Pillen, zum Klystier, zum Abführen, Billrothbattist, zu Umschlägen, Lidsalbe, Brandsalbe, Nasensalbe, Bruchband, Lebertran, Einreibung, Thee. Diese Abrechnungen des Apothekers waren nicht sehr umfangreich, so gab es etwa im Jahr 1893 nur 8 Verordnungen – die Spitaler dürften sich also guter Gesundheit erfreut haben!
Vom Tschernitz-Spital werden im Jahr 1846 Bauarbeiten in Höhe von 2113 fl 19 kr CM vergeben.
(Wiener Zeitung vom 28.4.1846, veröffentlicht in ANNO)
Ein Bericht über den Vermögensstand der Zscherniz’schen Stiftung aus dem Jahre 1871
(Pfarrchronik Kirchberg am Wagram):
Die Cernitzische Stiftung ist gegründet worden von dem Paßauer Dommherrn Paul Cernitz, welcher zugleich dahier Pfarrer gewesen ist, und zwar zur Erhaltung 12 arbeitsunfähiger Pfründler, welcher die Verwaltung dieser Stiftung dem jeweiligen Pfarrer zu Kirchberg am Wagram auferlegt hat. Das Vermögen dieser Stiftung besteht aus der
Staatsschuldverschreibung No. 7408 in Noten | 37860 fn - |
Silbernote No. 1489 pr. | 1000 fn - |
Silberrente No. 1413 pr. | 500 fn - |
1 ½ Tagwerk Wiese im Werthe | 105 fn - |
1/4tl Weingarten im Werthe | 262 fn 50 kr. |
Das Spitalgebäude sammt Kirche 4200 fn | 4567 fn 50 kr |
zusammen | 43927 fn 50 kr |
Wenn nun von der Einnahme des Vorjahres pr: 1673 fn 12 kr die Auslagen vom Jahre 1875 pr. 1757 fn 77 ½ kr abgezogen werden, so zeigt sich eine Überzahlung pr: 48 fn 65 ½ kr.
Welcher Betrag bei der Rechnung pro 1876 zu berichten kommt.
Obwohl Dr. Zscherniz vorausschauend das Stiftungsvermögen so „krisenfest“ wie nur irgend möglich in Schulverschreibungen, Besitzanteilen, usw. anlgelegt hatte, war im Jahr 1922 durch die Inflation das Stiftungsvermögen auf den Betrag von 679 Schilling gesunken; um dieses Geld wurde eine Anleihe gekauft, deren jährlicher Zinsertrag (27,16 Schilling) laut Neuregelung 1935 auf die Kirchberger Armen aufgeteilt wurde, 2 Schilling wurden für die Lesung einer jährlichen Messe für den Stifter, der die beteilten Armen nach Möglichkeit beiwohnen sollten, bestimmt.
1939, nach dem Anschluss an das Deutsche Reich, musste die Stiftung von der Kirche abgegeben werden: Hier in Kirchberg wurde das von einem ehemaligen Pfarrer Dr. Paul Czernitz gestiftete Alterswohnheim, das seit 1780 vielen alten Leuten eine Heimstätte geboten und einen ruhigen, sorgenlosen Lebensabend bereitet hat, der Verwaltung des jeweiligen Pfarrers entgegen den klaren testamentarischen Bestimmungen des Stifters entzogen und samt den aus Inflation 1923 geretteten Vermögensrest der Gemeinde übergeben. Sogar um die Messestiftungen musste gekämpft wurden. Nur ein Teil konnte gesichert werden (180 RM), so daß von den Zinsen des Kapitals wenigstens einige hl. Messen gelesen werden konnten.
Heute besteht die Stiftung nicht mehr.
Auf Pfarrherrn Dr. Zscherniz geht auch die Wiederherstellung des Grundbuches der Pfarre Kirchberg am Wagram von 1665 bis 1688 zurück.
Das Bürgerspital
Das einstöckige Armenspital, auch Bürgerspital genannt, wurde im letzten Lebensjahr des Stifters mit anschließender Kapelle im Ortsteil Doppel an der Kremser Straße vom hiesigen Maurermeister Johann Pauli um den Stiftungsbetrag von 16.300 Gulden erbaut.
Der langgestreckte Barockbau ist zweigeschossig. Die achtachsige Front ist faschengegliedert mit stuckierten Fensterrahmungen. In den Räumen des Obergeschosses sind spätbarocke Stuckspiegel erhalten. Das ehemalige Bürgerspital wird noch immer bewohnt.
Die Kapelle St. Paul
Im Osten wird der Bau von der Kapelle abgeschlossen. Der Hauptaltar zeigte den hl. Paulus von Padua mit dem gestürzten Pferd; auf dem Boden lagen Briefe. Das Medaillon darüber war ein Christusbild. Der linke Seitenaltar zeigte eine sitzende Maria, der rechte Altar Antonius den Einsiedler. Um 1950 befanden Restaurateure die Ölbilder als irreparabel. Die einst den Hauptaltar flankierenden Holzplastiken Petrus und Paulus waren 1960, arg verfallen, noch vorhanden.
Unter dem Teppich befindet sich die Grabplatte von Pfarrherrn Dr. Paul Zscherniz.
Über dem Türsturz der Kapelle befindet sich folgende lateinische Inschrift:
D.PAVLVS THERNIZ S:S: THOL: DOCT: CONSIST: PASS.
DECAN: KYRCHBERG: HANC ECCLES: CVM HOSPITALI EX
PROPRYS SYMPTIBUS ERREXIT ET FVNDAVIT 1687
Diözesanarchiv Wien, Pfarrarchiv Kirchberg am Wagram, Karton 21, Akten Paul Cernitzsches Spital in Kirchberg 1774-1937
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
Unterlagen von Dr. Rudolf Delapina, Kirchberg/Wien
Unterlagen von Otto Fandl, Kirchberg am Wagram
Maria Knapp