von St. Andrä/Traisen - Sitzenberg-Reidling – Oberbierbaum – Maria Ponsee – Porz (Halstattzeit), dann 1004 Hannidorf (abgekommen, heute Flur „Altendorf“ in der KG Neustift im Felde) bzw. 1011 Sigemaresweret, um 1130 Winkl, dann Altenwörth – zwischen Kollersdorf und Neustift im Felde – Dörfl - Kirchberg am Wagram – Oberstockstall -Ruppersthal -Baumgarten - Unter- und Oberthern – Hollabrunn - Znaim.
Quellenangaben und Anmerkungen unter: [ ]
Um die örtlichen und zeitlichen Gegebenheiten besser zu verstehen, ist es erforderlich, auf die Geologie des Tullnerfeldes bei Kirchberg am Wagram – Altenwörth und Zwentendorf, Maria Ponsee bis Sitzenberg-Reidling kurz einzugehen:
Das Becken des Tullnerfeldes wurde während der Eiszeiten nach und nach mit Donauschotter aufgefüllt und während der Warmzeiten wieder teilweise ausgeschwemmt. Auf dem in der letzten Eiszeit aufgetragenen Schotter ließen durch oftmalige Überschwemmungen der mäandrierenden Donau bewirkte Sand- und Aulehmablagerungen eine etwa 60 cm bis 1,50 hohe Lehm- Erd- und Humusschicht entstehen, die nun die Ackererde bildet.
An den ehemaligen Ufern der früheren Donauarme bricht der Schotter als sogenannte "Hoaßländ" durch diese Schicht. [Siehe Ludwig PIFFL, „Zur Gliederung des Tullnerfeldes“, Tulln, 1971. Siehe auch Andreas NOWOTNY „700 Jahre Neustift im Felde Band 1 Geschichte“ S. 15.] Der Lauf der Donau hat sich immer wieder durch Überschwemmungen und Eisstöße verändert. Die „Corioliskraft“ drängte den Strom ständig weiter nach Süden und durch Schotterausschwemmungen in wassereichen Zeiten grub sie sich immer tiefer ein. Erst die Donauregulierung, die für die Orte Altenwörth und Zwentendorf 1843 bewerkstelligt war, brachte einigermaßen Stabilität. [Siehe Donauregulierungen (hf-kirchberg.at) und Corioliskraft – Wikipedia – Die Corioliskraft drängt West-Ost bzw. Ost-West fießende Gewässer nach Süden ab. Die Pfarrchronik von Altenwörth berichtet, daß ein im Jahre1789 durch einen Eisstoß verursachtes Hochwasser das Hauptbett der Donau bei Altenwörth um 15 Gehminuten näher an das Dorf heranbrachte, siehe Beschreibung der Pfarre (hf-kirchberg.at) ],
Durch die Ausschwemmungen und alllmähliche Eintiefung der Donau erfolgte eine Terrassenbildung, deshalb gliedert sich das nördliche Tullnerfeld bei Kirchberg am Wagram von Norden nach Süden in
den Wagram der das eiszeitliche Donauufer war, dann die ca. 4 km breite
Feldebene, die wieder durch den
Niederwagram vom bis zu 5 m niederer gelegenen
Donaufeld getrennt wird und letztlich die
Donauauen, die nochmals etwas tiefer liegen.
Ähnlich ist es am südlichen Donauufer, jedoch von Süden nach Norden und es sind durch die oben geschilderten Umstände der Corioliskraft die Abstände von Stufe zu Stufe enger.
Auch der Lauf des Kampes dürfte ein anderer gewesen sein: Westlich von Neustift liegt die Flur Raintal, die wie deutlich zu sehen, einstmals ein Flußlauf gewesen ist, der sich in der Nähe des Neustifter „Pestkreuzes“ von der Feldebene beim Niederwagram in das Donaufeld ergoß. OSR Prof. Ludwig Piffl fand östlich dieses Flußlaufes Kampsande, die obige These stützen, auch hat er uns Schulkindern (um 1956) diese Schicht in der damaligen Schottergrube westlich von Neustift gezeigt. Direkt an diese „Wagramkampmündung“ schließt die Flur Burggrund, auch Burgrund, in der, wie Ing. Franz Mann meinte, ein römischer Burgus gestanden hatte. Östlich daran anschließend liegt die Flur „Altendorf“ in der sehr wahrscheinlich das verschollene Hannidorf gelegen hat. [Siehe Hannidorf – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram ; Siehe auch Administrativkarte von Nieder-Österreich - Land Niederösterreich , Karte AIII_44B_050.jpg (6439×6928) ].
Abb.1: Von rechts: Lage mit Koordinaten der Unteren Haniflfacke in Neustift, der Oberen Haniflacke in Neustift, sowie der Hanflacke zwischen Kollersdorf und Gigging;
Karte: © Land Niederösterreich, NÖ Atlas
http://atlas.noe.gv.at/webgisatlas/(S(r2fdpefxlblfc2kxmdgmon5j))/init.aspx?karte=atlas_gst
Eine Luftbildaufnahme, siehe Abb. 2, aus etwa 1944 zeigt deutlich den Verlauf des Raintales, das sich etwa in der Dörfler Flur „Im Leeberg“ nach Westen wendet und süwestlich von Fels am Wagram, wo offenbar eine Insel war, seinen Ausgang nahm. Vermutlich hat sich der Kamp weiter westlich davon geteilt, und ein Kamparm mündete zwischen Sachsendorf und Seebarn in das Donaufeld.
Abb. 2: Ausschnitt aus einer Luftaufnahme von 1945; deutlich zu sehen sind: Westlich von Neustift (1) der Verlauf des Raintales nach Norden, die Biegung nach Westen in der Nähe des "Lehbigls" (2), südl. von Mallon (3 ) ein Zusammenfluss einerseits aus dem Schergenfeld (4) südlich von Fels, anderseits von Thürnhal (5) herkommend und auch die Vertiefung in Richtung Bahnhof Kirchberg, die offensichtlich im Bericht von Pater Lambert Karner und Ignaz Spöttl über Funde aus der Bronzezeit eine Rolle spielt (6) -[siehe Prähistorische Funde (hf-kirchberg.at) → Flur im Röseln.
Foto Ludwig Leuthner, Bild Oskar Mann- Heimatmuseum, Absdorf.]
OSR Prof. Ludwig PIFFL, Schullehrer in Neustift im Felde und anerkannter Eiszeitforscher, schrieb 1971 über das Donaufeld: „Eine 4 bis 5 m hohe Geländestufe, der Niederwagram, vom Volke auch „Gstetten“ genannt, führt hinab zum Donaufeld. Zahlreiche sichelförmige, verlandete Altarme der Donau prägen diesen Teil der Stromebene. Verfolgt man diese in der Landschaft oder im Kartenbilde, so fällt auf, daß sie der Rest einer gewaltigen Mäanderbildung sind. Dort, wo diese an den Niederwagram heranreicht und diesen unterschnitten hat, ergeben sich bogenförmige Prallstellen und darunter ausgeprägte Kolke. [Anm. A. Nowotny: Kolke, auch „Tumpf“ genannt sind hier kleine, wassergefüllte Vertiefungen, die durch Strudel aktueller oder ehemaliger strömender Gewässer entstanden sind. Siehe Kolk – Wikipedia ]
Bis ins Mittelalter waren nach den Urkunden (SLEZAK 1948) manche dieser Stromschleifen noch von strömendem Wasser erfüllt. Später wurden ihre Reste, die Altarme, noch lange von stehendem Wasser eingenommen und wurden allgemein See genannt. Seither sind diese Altarme weitgehend verlandet, aber in den Flurnamen See, Seewiesen, Brunner See, Hollasee, Seeleiten und Seeöden lebt die ursprüngliche Bedeutung noch fort. Heute geben diese halbmondförmigen Wiesengründe, dort und da von Kopfweiden umstanden, dem Donaufeld ein eigenartiges Gepräge und heben es von dem ebenen und beinahe baumlosen Feld deutlich ab. Links des heutigen Donauufers sind nördlich bis zum Wagram deutlich sichelförmige Eintiefungen der dort stark mändrierenden Donau zu erkennen. Südlich der Donau sind auch alte Mäander zu erkennen, nur ist der dortige Niederwagram durchwegs von Prallstellen steil unterschnitten, da sich hier das Rechtsdrängen des Stromes bemerkbar gemacht hatte. So sind u. a. die Kastelle Favianis, Pirotorto und Comagena, die am Rande des Niederwagram angelegt wurden, zum Teil der rechtsdrängenden Donau zum Opfer gefallen.
Abb. 3: Prof. Ludwig Piffl - Querschnitt des Tullnerfeldes,
Plakatzeichnung Nachlass Hedwig Gerner; Foto A. Nowotny
Wie oben erwähnt, durchzog noch im Mittelalter strömendes Wasser der Donau diese Altarme. Eine Siedlung reihte sich an die andere, denn der Strom war eine wichtige Wirtschafts- und Verkehrsader. Damals war das Donaufeld ein vom Hochwasser stets bedrohter Raum. Viele Siedlungen sind untergegangen und nur wenige haben sich behauptet. Mit der Besiedlung wurde der Auwald zurückgedrängt und auf dem jugendlichen Boden nahm das Ackerland Überhand. Aber noch nach der Maria Theresianischen Fassion waren viele Felder wegen der häufigen Überschwemmungen als Freyfeldt von den Abgaben und Dienstbarkeiten befreit (MANN 1959).“
[Siehe Ludwig PIFFL: „Zur Gliederung des Tullnerfeldes“, Tulln, 1971. Siehe auch Andreas NOWOTNY „700 Jahre Neustift im Felde Band 1 Geschichte“ S. 15.]
Abb. 4: Grafik zum Profil südlich von Neustift bis zum Niederwagram auf Höhe des Hauses Nr. 48.;
Prof. Ludwig PIFFL - Schulchronik 2
Frühzeit, Hallstattzeit, La-Tene-Zeit
In der Jungsteinzeit (etwa 5.000 Jahre vor heute) ist bereits eine dichtere Besiedlung und Kultivierung der „Donauländischen Kultur der Lößbauern“ festzustellen, die sich in der Bronzezeit (ab ca 1.300 bis ca. 800 v. Chr.) noch weiter verdichtete. Man kann davon ausgehen, dass der Niederwagram in der Antike (Hallstattzeit bis zur Römerzeit) das Donauufer bei Normalwasserstand war, das heutige Donaufeld sich als Inselwelt, die von Donauarmen durchzogen war, präsentierte und allfällige höhere Überflutungen sich noch in die Feldebene oberhalb des Niederwagrams ergossen. Im Römermuseum Tulln befindet sich eine Schautafel, die als gesichert beschreibt, dass der Niederwagram etwa um Christi Geburt das Ufer der weit verzweigten Donau war. "Der Verlauf der Donau in der Antike ist zwar unbekannt, aber der Niederwagram ist als geologische Uferkante gesichert." 20. Mai 2010. Auch in Wien war der Salzgriesarm um diese Zeit noch schiffbar. Die ehemaligen Mäander der Donau sind heute noch überall im Gelände um Neustift sichtbar. [ https://www.wien.gv.at/wiki/index.php?title=Donau 13.Feb. 2017. In Carnuntum war die gleiche Situation. http://www.carnuntum.at/de/wissenschaft-geschichte/carnuntum-zur-roemerzeit/carnuntum-zur-roemerzeit abgerufen 13.Feb. 2017]
Der Höhepunkt der Besiedlung fand in der Hallstattzeit, aus der auch der Haleberg bei Neustift im Felde und die „Lebern“ bei Gemeinlebarn stammen, statt. Hier seien Funde aus Urnenfelder-, Bronze- und Eisenzeit (Hallstatt- und La Tène- auch "alteuropäische" Zeit), in denen einzelne Donauarme noch bis an den Wagram heranreichten und sich das Feld zwischen dem "Hohen-" und "Niederwagram" als eine Inselwelt darstellte), trotzdem aber schon vielfach bewohnt war, beschrieben.
Weiters kann man davon ausgehen, dass schon in dieser Zeit in der Nähe von Dörfl-Kirchberg, Neustift-Winkl (Porz), Gigging (der Flurname „Gasteig“ könnte darauf hinweisen), Absberg, Hippersdorf, Zaussenberg, Großweikersdorf, Unter- Mitter- und Oberstockstall, Ruppersthal, Hohenwarth, Engelmannsbrunn, Thürnthal, Fels, Gösing, Feuersbrunn, Engabrunn, Hadersdorf, Gobelsburg, Langenlois, Kamp, Grafenwörth und anderen Orten Ansiedlungen der Kelten (Kampoi, Boier, Rakater) bestanden, die ab dem ersten Jahrhundert v. Chr. auch von Germanen (Markomannen, Quaden) infiltriert wurden. Südlich der Donau sind die Funde noch wesentlich zahlreicher. Gesichert sind hier das „keltische Regnum Noricum“, das römische Reich und Funde aus der Zeit der Völkerwanderung.
[zu Stockstall: „Stochistalle“ (ca. 1108/1120), „Stochestal“ (1133/1138) bzw. „Stochesdale“ (1138) – eine Unterscheidung in Ober- Mitter- und Unterstockstall fand erst wesentlich später statt:
Oberstockstall: 1340/1342 Superiore Stokstal - Urbar des Domkapitlischen Innbruckamtes Passau.
Unterstockstall: 386 Niedernstokchstal – Dr. Richard HÜBL- Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram
Mitterstockstall: 1423 Mitter Stokstal – w.o.
Daher war davor mit dem Begriff „Stockstall“ das gesamte Gebiet der drei Orte gemeint.
Etymologie Stockstall nach KÖSTLBAUER J. - „Tullner Gau - Wie Spuren im Sand- Herkunft und Bedeutung der Ortsnamen des Tullner Bezirkes“ 1986, NÖLA Handschrift 1176, S. 14.: „Der Ortsname aus ahd., mhd. »Stock« = („Baum-) Stamm, Balken, + ahd., mhd. »stal« = Stelle, Stall (=Behausung) bezeichnet 'ein aus Balkenwerk errichtetes und palisadengeschütztes Festes Haus'. (Vergl. Dazu 'Burgstall' und 'Stockwerk'!). Als Ortsname bedeutet Stockstall einfach das »Dorf der dem Adelssitze Stockstall untertänigen Leute«.“
Wo befand sich nun der zur Verteidigung des Dorfes bestimmte Adelssitz?
Aus wehrtechnischer Sicht ist wohl dem „Hausberg“ bzw. einer „Motte“ darauf in Mitterstockstall, welche die Gegend militärisch-strategisch beherrschte und jedenfalls seit dem 11./12. Jh., auf Grund der Fundlage aber vermutlich schon in der Hallstattzeit bestand, der Vorzug zu geben. Das Gut/Pfarrhof in Oberstockstall war, wenn überhaupt, nur schwach befestigt. Siehe auch Der "Bärnhof" in Oberstockstall (hf-kirchberg.at) Anm. 4. ;Über die Schiffe der Kelten: Der Schiffsbau bei den Kelten - Thomas Abel's Webseite (jimdofree.com) ; 34 (d-nb.info) ],
Aus wehrtechnischer Sicht ist wohl dem „Hausberg“ bzw. einer „Motte“ darauf in Mitterstockstall, welche die Gegend militärisch-strategisch beherrschte und jedenfalls seit dem 11./12. Jh., auf Grund der Fundlage aber vermutlich schon in der Hallstattzeit bestand, der Vorzug zu geben. Das Gut/Pfarrhof in Oberstockstall war, wenn überhaupt, nur schwach befestigt. Siehe auch Der "Bärnhof" in Oberstockstall (hf-kirchberg.at) Anm.4.].
Auf dem Sitzenberger Schloßberg könnte sich eine frühbronzezeitliche Höhensiedlung befunden haben und Otto FANDL vermutete auch auf dem Kirchenplatz in Kirchberg am Wagram nach dem damaligen geschichtlichen Verständnis eine „Illyrische Fluchtburg“ und es ist m. E. auch anzunehmen, daß dort eine Bronzezeitliche Höhensiedlung war, die Topographie des Kirchenareals legt dies nahe.
[Ernst LAUERMANN in „Sitzenberg-Reidling Heimatbuch“ S. 17.; Otto FANDL: „Die Wallfahrtskirche von Kirchberg am Wagram“ S. 7. Siehe auch Maria KNAPP Archäologische Funde (hf-kirchberg.at) und und Andreas NOWOTNY Prähistorische Funde (hf-kirchberg.at) .].
Bereits in der Hallstattzeit und Latènezeit kann man davon ausgehen, dass Salz aus Hallstatt über die Traun bzw. vom Dürrenberg bei Salzburg über Salzach und Inn nach Boiodurum (Passau) verschifft und von dort donauostwärts und bis ins Weinviertel, z.B. Roseldorf, und Mähren vertrieben wurde. [ NHM Hallstatt Archeology - Dürrnberg (nhm-wien.ac.at) ; Geschichte | Land schafft Leben und BDA-FÖ58.pdf S. 194. Über die Schiffe der Kelten: Der Schiffsbau bei den Kelten - Thomas Abel's Webseite (jimdofree.com) ; 34 (d-nb.info) ;Siehe auch: Der "Haleberg" bei Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) , Die Zeit vor der Gründung Neustifts (hf-kirchberg.at) , Abgekommene Orte - Allgemeines (hf-kirchberg.at) , Hannidorf (hf-kirchberg.at) ].
Salz war seit jeher für die Menschen ein lebenswichtiges Handelsgut, da es überhaupt lebensnotwendig war, als Medizin verwendet, zur Konservierung der Lebensmittel, zur Lederherstellung, in der Färberei u.a.m. benötigt wurde und noch immer benötigt wird. Daher war den Menschen das Salz heilig, was sich auch in seinem Namen niedergeschlagen hat, wie bereits unter dem Beitrag Der "Haleberg" bei Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) dargelegt (Sal-, Hall-, Sol- und Holl- Namen; das Salz erhielt seinen Namen auf Grund seiner Heiligkeit schon in vorchristlicher Zeit). [Inge RESCH-RAUTER: „Unser keltisches Erbe - Flurnamen, Sagen, Märchen, und Brauchtum als Brücken in die Vegangenheit“, S. 480: Keltisch „Salas“ = Wasserlauf, Salzwasser, Meer. Keltisch „Salo“ = Priesterkollegium; Keltisch „Salvos/Salannos“, Latein „Salus“ = Heil, Heiligtum, heilig, selig. solemnis-Übersetzung im Latein Wörterbuch (frag-caesar.de) Im Lateinischen bedeutet „solemnis“ ; feierlich, ehrwürdig, förmlich, heilig, traditionell, zeremoniell.
Aus den oben genannten Gründen (Heiligkeit des Salzes) hatten die Klöster, vor allem Salzburg von Anfang an großen Anteil am Salzgeschäft, zumal ja die Salzvorkommen in seinem Bereich lagen. Der Hl. Rupert (696 – 716/18 Erzbischof von Salzburg) wird mit dem Salzfass dargestellt, da er für das Erzbistum Salzburg vom Bayerischen Herzog Theodo II. (680 – 770) um das Jahr 700 20 Salzpfannen und ein Drittel des Salzbrunnens in Reichenhall geschenkt bekam.
Das Erzbistum Salzburg war führend in der Salzgewinnung und im Salzhandel und bediente sich zur Durchführung und Sicherung derselben ihrer Vögte (Hallgrafen). Um den häufigen Überfällen zu entgehen und das Salz sicher transportieren zu können, wurden die Wege von Schutzherren (Vögten) strategisch abgesichert, die meist auch den Salzhandel kontrollierten und durchführten.]
Siehe auch Joseph Ernst Ritter von KOCH-STERNFELD „Die teutschen insbesondere die bayerischen und österreichischen Salzwerke S. XIII: „... Auch eine andere, noch viel höhergestellte Autorität darf hier nicht übersehen werden, der oftmalige Ausspruch der teutschen Landesfürsten selbst, daß die Heiligkeit der Hallstätten, zur Wohlfahrt der Völker, auf der Milde und dem Segen der Natur, also auf einem göttlich und gleichheitlichen Recht besteht... .“, und S. XXI: „.... Was aber noch merkwürdiger und erfeulicher seyn möchte, das ist die alle Erwartung übertreffende Übereinstimmung von hunderten von Urkunden und späteren Kundschaften, bezüglich auf die ursprüngliche Heiligkeit des Regale, auf das göttlich-gleiche Recht der Hallstätten im Süden wie im Norden teutscher Zunge und teutschen Rechts. ...“].
Die Heiligkeit des Salzes spiegelt sich auch im Christentum wider, wo es seit jeher beim Taufritus Verwendung findet und bereits in den Evangelien zitiert wird (Matthäus Kap. 5/13, Lukas), Salzwasser als Weihwasser dient und Salz im Opferdienst verwendet wird -[Joseph Widmer: "Von dem Wesen, der Bestimmung und Anwendung der Sacramentalien in der katholischen Kirche" Seiten 52 -53].
Auch in anderen Religionen spielt Salz eine entsprechende Rolle. Nach der Diktion Dr. Georg Rohreggers können „Butten- bzw Putten- Orte“ (Buttendorf) auf ein Heiligtum und das “Ritterfeld“ westlich der Traisen bei Traismauer kann auf einen Verkehrsweg aus keltischer Zeit hinweisen, ebenso „Reidling“ [ Dr. Georg ROHRECKER in Die Kelten Österreichs, A&M Vlg, Salzburg, 2003, ISBN 3-902397-62-4; Siehe auch: Die drei Bethen - drei "heilige Madel" > Stadt Worms und Orte der Kraft im Tennengau (kraftplatz-tennengau.at) .
Inge RESCH-RAUTER, Unser keltisches Erbe - Flurnamen, Sagen Märchen und Brauchtum als Brücken in die Vergangenheit, S. 41-47. „Reda- die befahrbare Straße und die Ritterschaft“.
Der erstmals urkundlich genannte Name des Ortes wird in die Jahre 991-1023 datiert und lautete „Rudiniche“ was slawischen Ursprungs sein könnte: „ruda“ bedeutet soviel wie Erz, Erzvorkommen (Raseneisenerz?). Raseneisenerz kommt in Moorgegenden vor. Dazu könnte der Ort „Moosbierbaum“ (Moos = Bayerisch Moor) in Frage kommen. Siehe Raseneisenstein – Wikipedia und Mineralatlas Lexikon (mineralienatlas.de) . Nach J. KÖSTLBAUER: „Geschichten aus dem Tullnergau - Wie Spuren im Sand – Herkunft und Bedeutung der Ortsnamen des Tullner Bezirkes S. 24 wurde im Reidlinger Berg Erz abgebaut. Es erhebt sich die Frage wie es zur Überleitung auf „Reid“ kam. Anderseits könnte es auch von „Ruas“ = Reise, mundartlich „Roas“, ableiten was die Überleitung zu Reid erklären könnte und in der Regel einen Verkehrsweg anzeigt, siehe oben und DR. Georg ROHREGGER- „Die Kelten Österreichs“, A&M Vlg, Salzburg, 2003, ISBN 3-902397-62-4, S. 91. Siehe auch Pirchegger_Dungern, StUB-Ergänzungsheft (1949)_.pdf (steiermark.at) , S. 132, wo sich mehrere „Ru...“ Orte auf „Rei...“ bzw. „Ra....“ gewandelt haben. Aber auch ein Erzabbau bedingt einen alten Verkehrsweg. Im Klosterneuburger Siftsbrief vom 29.09.1136 heißt es „Hertvico de Ruodniche“, siehe Wilhelm KARLIN - F8 S. 188. ].
Römerzeit
Das in den Jahren 1953 bis 1960 archäologisch erschlossene, zum Teil im Mittelalter von der Donau weggeschwemmte römische Kastell im „Weingartl“ westlich von Zwentendorf wurde vorerst mit dem in der „Tabula Peutingeriana“ (T.P.), einer mittelalterlichen Kopie einer Karte des Römischen Straßennetzes um 375 n. Chr., verzeichneten Ort „Piro torto“ gleichgesetzt und erst in jüngerer Zeit wegen des Auffindens von Ziegeln mit Stempelabdruck „Asturis“ als das Kastell „Asturis“ identifiziert -[Siehe: FRE Österreich - Zwentendorf / ASTURIS (univie.ac.at) ; Asturis bedeutet vom Lateinischen übersetzt „Sperber“.].
Abb. 5: Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana, Museum Zwentendorf.
Foto: A. Nowotny
Da das Lager Asturis aber in der Tabula Peutingeriana nicht verzeichnet ist, muss der Ort „Piro torto“ in absoluter Nähe gelegen haben, oder beide Namen sind für ein und denselben Ort zu verschiedenen Zeiten verwendet worden.
Unklar war der Straßenverlauf vom Kastell Asturis bzw. dem Ort Pirotorto nach Trigisamo bzw. Traismauer und nicht genannt ist, welche strategische Rolle der markante Burgberg von Sitzenberg in der Römerzeit gespielt haben könnte.
Dr. Herma STIGLITZ, die die archäologischen Grabungen des Kastells Asturis geleitet hat, vermutete einerseits eine Stichstraße nach Moosbierbaum oder Dürnrohr, weiter nach Trasdorf – Sitzenberg- Einödgraben – zu einem Traisenübergang bei Einöd.
Eine andere Vermutung ihrerseits für die Lage des Ortes Trigisamo war das „Ritterfeld“ am westlichen Traisenufer bei Traismauer, dem aufgrund der Entfernungsangabe in der T.P. von Tulln über Gemeinlebarn nach Traismauer, 16 Röm. Meilen, der Vorzug zu geben ist - [Dr. Herma STIGLITZ „Der Römische Limes in Österreich Heft XXVI - Das römische Katell Zwentendorf in Niederösterreich (Die Ausgrabungen 1953-1962)“ Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 1975, S. 93, 94. ; [Eine röm. Meile = ca. 1,48 km]. Siehe auch BDA-FÖ58.pdf S. 174.].
Tatsächlich fanden sich bei Gemeinlebarn im Jahre 1998 zwei römische Meilensteine, die die Sicherheit geben, dass entlang der in der Josefinischen Karte um 1780 als „Zeisel Strasze“ benannten Straße, heute B 43, auch die Verbindung zwischen den in der T.P. genannten Orten Comagenis, Piro torto und Trigisamo verlaufen ist.
Eine Stichstraße von Piro Torto, 8 röm. Meilen westlich von Comagena (= die von Dr. STIGLITZ vermutete Stichstraße von Asturis nach Dürnrohr) mündete in die, in der Josefinischen Karte „Zeisel Strasze“ genannte, römische Straße nach Trigisamo ein. Etwas südlich (in Richtung Dürnrohr) und westlich (in Richtung Bärndorf) des Kastells erstreckte sich ein ca. 2 km langer Vicus, gemeinhin die Zivilstadt, die sich ausserhalb des Kastells Asturis gebildet hat -[Siehe: Die Ausgrabungen in Zwentendorf- Das römische Kastell Pirotorto (Kurzführer) von Dr. Herma STIGLITZ und Dr. Franz HAMPL vom Mai 1961, Herausgeber Kulturreferat des Amtes der N. Ö. Landesregierung.].
In der Tabula Peutingeriana (T.P.), ist auf der Straße zwischen den Orten „Comagenis“ (Tulln) und „Trigisamo“ (gemeinhin Traismauer) der Ort „Piro torto“ verzeichnet. -[Siehe FRANZ-HAASE Helga, Diplomarbeit „Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur Tullns von den Anfängen bis ins frühe 20. Jahrhundert“, Wien 2009, S. 35, S. 58.].
Das Kastell bei Zwentendorf, von dem anfangs angenommen wurde, dass es Pirotorto hieß, sowie ein Kastell „Asturis“, wie die heutige Annahme ist, ist nicht genannt. Nicht genannt ist ebenfalls „Augustianis“, das als KastellTraismauer identifiziert wurde. Da auch „Cetium“ (St. Pölten) in der Tabula Peutingeriana nicht genannt ist, dürfte der von Ronald RISY dargestellte Straßenverlauf im Bereich von Comagena bis Trigisamo der plausibelste sein. [Siehe MSW_07_Risy_AeliumCetium.pdf (stadtarchaeologie.at) Ingeborg GAISBAUER/Martin Mosser: Straßen und Plätze – Ein archäologisch-historischer Streifzug, S. 97 bis 102.].
Abb. 6: Das „Weingartl“, zwischen Zwentendorf und Bärndorf, Standort des Kastells Asturis und des Krottenturmes zu Krottendörfl.
Foto: A. Nowotny
Zieht man in Betracht, daß die Haken in der Tabula Peutingeriana Kreuzungspunkte mit Stich- bzw. Querstraßen bedeuten, so kann das Gebiet bei Oberbierbaum unweit von Gemeinlebarn wohl als Teil von Pirotorto identifiziert werden der Haken bei Pirotorto bedeutet die Abzweigung einerseits südwärts über Reidling nach Einöd oder nach St. Andä/Traisen/Herzogenburg und anderseits nach Oberbierbaum zu den aufgefundenen römischen Wachtürmen, die den Donauübergang sicherten. [9283581.pdf (uni-graz.at) - Harald LEHENBAUER, „Neu entdeckte römische Wachtürme an der norischen Donau? Überlegungen zur Konzeption der römischen Überwachung an der Donaugrenze“ S. 82, 83, 84: „… wichtige Kriterien zur Positionierung eines Wachturmes waren:
– in überschwemmungssicherer Lage– an Hügelausläufern (oder exponierten Lagen für Signaltürme)
– oft gegenüber von wichtigen Bach- und Flussmündungen nördlich der Donau
– gegenüber von wichtigen, von Norden herkommenden Altwegen
– am Beginn von tiefen Taleinsenkungen, die weit ins südliche Hinterland führen
– am Beginn wichtiger nach Süden ins Hinterland führender Wege und Straßen
– Sichtverbindung zu den benachbarten Wachpositionen (bzw. zu mindestens einer da von)
– an alten Flussübergängen (die teilweise noch heute bestehen). Sicher feststellen lässt sich eine Präferenz bei der Positionierung der Wachtpositionen in unteren, also tiefsituierten Geländepartien. Fast alle bisher an der ober- und niederöster reichischen Flussgrenze sicher festgestellten Türme liegen auf der ersten bzw. zweiten hochwassersicheren Donauniederterrasse. Bisher ist nur eine Wachposition bekannt, die sich in einem hochgelegenen Terrain befunden hat. Es ist davon auszugehen, dass in schwierigen Geländeabschnitten – und vielleicht nicht nur dort – hochgelegene Positionen als Signal- bzw. Relaisstation genutzt wurden.“ ; S. 84 „... Von strategisch-topographischen Gesichtspunkten aus sind einige Punkte im Untersuchungsgebiet besonders zu beachten, denn hier münden an den nördlichen Uferpartien einige sehr wichtige Bäche in die Donau, deren Verlauf immer von alten Wegen ins norddanubische begleitet werden. Diese Altwege stellten somit potenzielle Einfallsrouten dar, die es dementsprechend zu überwachen galt. Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass an den gegenüberliegenden Uferbereichen römische Wachtürme gestanden haben müssen. Auch Flussstellen, die sich zur Überquerung eigneten, waren bevorzugte Turmstandorte.“ ]
Dr. Herma STIEGLITZ maß den drei „Bierbaum“- Orten Oberbierbaum, Moosbierbaum südlich- und Bierbaum am Kleebigl nördlich der Donau eine Bedeutung zu, „die noch untersucht werden muss“. [Dr. Franz HAMPL, Dr. Herma STIGLITZ in „Die Ausgrabungen von Zwentendorf … , Kurzführer. Hrsg. Kulturreferat des Amtes der N.Ö. Landesregierung, 1961.].
In der Antike (römisches Reich) ging das Nachrichtenwesen durch Signalsysteme (Feuerzeichen) Kurier- und Botendienste,Verkehrswege „cursus publicus“ (="römische Staatspost") vonstatten. [Transport (uni-klu.ac.at) , abger. 29.07.2024].
Der Donaulimes war eine Miltärgrenze, die einerseits Einfälle aus dem Norden verhindern und anderseits den Handel mit den Völkern nördlich der Donau ermöglichen und überwachen sollte. Die Römer waren auch teilweise nördlich der Donau präsent, wie z. B. das Marschlager von Fels am Wagram und ein Wachturm (Burgus) bei Feuersbrunn beweisen, auch in der Flur “Burggrund“ südwestlich von Neustift im Felde soll ein sog. „Burgus“ gestanden haben. Nördlich der Donau war ein Streifen von ca.14 Kilometern mit einem Siedlungsverbot belegt, das aber kaum eingehalten wurde. [Ing. Franz MANN „Was sagen uns die Furnamen im Bezirk Kichberg am Wagram?, S. 104; Flurnamen Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) 6.; Dr. Richard HÜBL: Heimatbuch der Marktgemeinde Großweikersdorf, S. 44.].
Die Donau war seit frühesten Zeiten einer der wichtigsten West-Ost-Verkehrswege Europas. Die Flussschifffahrt lag im römischen Reich in den Händen der Flußschiffergilde (navicularii), s. Anm. 22, Bd. IV S. 454. Über die erreichten Geschwindigkeiten fehlt es an Angaben; [RE:Schiffahrt – Wikisource 29.07.2024].
Die Überquerungen waren in den Donauebenen bevorzugt. [siehe Limes Noricus – Wikipedia - Topographie].
Die Römer nahmen neben der Steinsalzgewinnung in Hallstatt und am Dürrnberg bei Hallein in Bad Reichenhall die Salzproduktion aus Sole auf und haben das Salz auch von dort aus vertrieben.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Reichenhall Salztransport und Salzhandel – Bad Reichenhall Wiki abger. 24.01.2014; Siehe auch Joseph Ernst Ritter von KOCH-STERNFELD „Die teutschen insbesondere die bayerischen und österreichischen Salzwerke S. 141-143.].
„Piro torto“ zu deutsch „verdehter Birnbaum“ deckt sich eindeutig mit der Etymologie des Ortsnamens Bierbaum, soferne dieser vom Birnbaum abgeleitet wird. [Aus dem Lateinischen: „Piro“ bedeutet Birnbaum und „torto“ bedeutet foltern, verdrehen, quälen, Pirotorto also „verdehter oder drehbarer? Birnbaum“. Auch die bishereige Deutung als „Krummer Birnbaum“ ist möglich, aber m.E. nicht zutreffend. Krumm heisst im Lateinischen „curva“, „pandus“ oder „vatius“, siehe krumm-Übersetzung im Latein Wörterbuch (frag-caesar.de).].
„Bierbaumorte“ können aber auch von „Pyro“ (Feuer) - also Feuerzeichen, - Feuerbäume hergeleitet werden. [Dr. Georg ROHRECKER in „Die Kelten Österreichs“, A&M Vlg, Salzburg, 2003, ISBN 3-902397-62-4 S. 28, führt die „Bür“- und „Bier“- Orte auf „Pyra“ zurück. Schon in der Hallstattzeit dienten Feuerzeichen bzw. Feuerbäumezur Orientierung der Reisenden, quasi als „Leuchttürme“ an der Donau dienten. Man beachte die Orte mit „Bierbaum“ und „pyr“ südlich und auch nördlich der Donau im Tullnerfeld. Siehe auch: Der "Haleberg" bei Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) ; Inge RESCH-RAUTER in „Unser keltisches Erbe.. , Kap. 1.J : PYR griech. = PYRA lat. Bedeutung: Scheiterhaufen, Feuerzeichen abgeleitete Orts- und Flurnamen: Pyra-, Pyr-, Pier-, Bier-, Pira-, Bira-, Piring-, Piret-, Pyhrn-, Pirn-, Birn-, Bir-, Birk-, Bür-, Bürs-, Pür-, Pur-, Bur-“.; S. 131 : „ An den Flurnamen kann man den Aufbau des lebensnotwendigen Wacht- und Nachrichtensystems ablesen; als beispiel seien Ortsnamen des flachen Tullner Feldes westlich von Wien angeführt: doet liegt vermutlich an Stelle des römischen Protorto (beim heutigen Zwentendorf) der Ort Pierbaum (PYR-BAUNOS), das „Feuer-Haus“; unweit davon das später benannte Langenschönbichl „Feuer-Berg im Sumpfland“ (Lange= Sumpf, Schön= Schein, Bichl= Berg) und Kleinschönbichl „kleiner Feuerzeichenberg“. Und auch Tulln sowie Thern wird von ihr auf S. 119 als „Feuerzeichenplatz“ eingereiht, von „Teines“ = im Dialekt „Tuin“ bzw. „Tein“].
Abb. 7: Altes Leuchtfeuer in Skagen, Dänemark;
Foto Lukas Riebling
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/64/Altes_Leuchtfeuer_Skagen_P8192281.JPG
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Höchstwahrscheinlich war tatsächlich ein Baumstamm mit einer „Feuerbirne“, einem birnenförmigen Behälter für das Feuer, gemeint. [Einen entsprechenden Richtfeuerbaum mit Feuerbirne kann man auf File:Altes Leuchtfeuer Skagen P8192281.JPG - Wikimedia Commons sehen. Siehe auch Richtfeuer – Wikipedia . Richtfeuer: Leitsignal für Schiffe; Seezeichen aus 2 hintereinander stehenden Leuchtfeuern (Unterfeuer, Oberfeuer), deren Verbindungslinie die Mitte des Fahrwassers kennzeichnet. Das Unterfeuer ist tiefer angebracht als das Oberfeuer. Siehe maritimes+Lexikon.pdf (k-n-h.de) ; Mediathek der Universität Regensburg (uni-regensburg.de) ].
Für dieses alte Richtfeuer würde sich auch die Bezeichnung „verdrehter oder drehbarer Pyrbaum“ eignen. Diese Feuerbäume dienten auch als Richtfeuer in der Nautik, was die folgende Karte (Abb.8) deutlich zeigt. Verbindet man die beiden exponierten „Machtzentren“ (später Sitzenberg genannt) und den Schloßberg in Stockstall (später Winkelberg) mit einer Geraden, so ergibt sich, dass diese Machtzentren und die Wachtürme bei Oberbierbaum – Maria Ponsee und der vermutete römische Wachturm im Burggrund bei Neustift im Felde die Richtfeuer zur dort von Inseln geprägten Donau getragen haben werden und den Weg wiesen.[Siehe Flurnamen Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) , 6. Burggrund und Der "Haleberg" bei Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) .]
Setzt man die Gerade von Sitzenberg über den Schloßberg in Mittersockstall fort, geht diese Linie über Ruppersthal und Baumgarten nach Unter- und Oberthern, von wo der Weg dann nach Hollabrunn und Znaim weiterführt. [Inge RESCH-RAUTER in „Unser keltisches Erbe.. „ S. 481 Kap. 1 J.: Tern kommt von Keltisch Teine/Teinen = Feuer, brennen].
Aber auch bei Bierbaum auf dem Kleebigl kann ein solches Richtfeuer gestanden haben, das die Route von der Donau ins Schmidatal und Stetteldorf gezeigt hat, und auch für den Ort Moosbierbaum könnte ein solcher Feuerbaum Namensgebend gewesen sein, der den Weg duch das Moor (= Baierisch „Moos“) zeigte.
Völkerwanderungszeit
Eugippius, der Verfasser der „Vita Sancti Severini“, nennt in seinem Werk das erste germanische Reich auf dem Boden Niederösterreichs, jenes der Rugier, die als Verbündete der Hunnen gemeinsam mit den Ostgoten in das nördliche Niederösterreich kamen. Das Zentrum des Rugierreiches lag in Stein an der Donau, wo sich um 450 die Burg des Königs Flaccitheos befand, dem im Jahre 475 Feletheos folgte. Unter Feletheos entstand ein reger Handel zwischen Rugiern und Römern. Auch in Kirchberg am Wagram soll laut Otto Fandl bereits die Burg eines Rugierfürsten und ein Handelsplatz bestanden haben. [Otto FANDL: Die Wallfahrtskirche Kirchberg am Wagram, S. 7, 8.; siehe auch Parz (hf-kirchberg.at) )
Feletheos machte die Bewohner des Tullnerfeldes tributpflichtig, weshalb ihm der heilige Severin mit dem Zorn Gottes und einem Strafgericht drohte. Dies dürfte auch damit begründet gewesen sein, daß des Feletheos Gemahlin Giso eine Ostgotin war, die dem arianischen Glauben nicht abschwören wollte. Das Strafgericht erfolgte dann im Jahre
487, nachdem Feletheos von dem Skirenfürsten Odoaker beim Wienerwald besiegt und gemeinsam mit seiner Gattin Giso in Ravenna hingerichtet wurde. Feletheos´ Sohn Fredericus rettete einen Teil des rugischen Heeres, wollte im Jahre 488 das Reich wieder aufrichten, wurde aber von König Odoakers Bruder Hunwulf neuerlich besiegt und mußte mit dem Rest des Rugiervolkes zu den Ostgoten ausweichen, wo er sich Theoderich unterstellte. [Rugier – Wikipedia abger. 08.08.2024. Otto FANDL „Die Wallfahrtskirche von Kirchberg am Wagram“ S. 7, 8.; siehe auch hl-severin-vita-sancti-sever-katholische-kirche.pdf (wordpress.com) S. 13, Kap. I.]
490 ca. bis 500 besetzten die Langobarden Südmähren und das Rugiland in Niederösterreich nördlich der Donau und 505 nahmen sie eine Ebene, die „Feld“ (=Tullnerfeld) genannt wurde, in Besitz. [Langobarden – Wikipedia abger. 08.08.2024]
Um 550 erfolgte die größte Machtentfaltung der Langobarden in NÖ unter König Wacho.
Die Slawen kommen von Süden und später von Norden nach NÖ und
567 dringen die Awaren in den ungarischen Raum ein. Sie verbünden sich mit den Langobarden und besiegen in Ungarn die germanischen Gepiden.
568 ziehen die Langobarden nach Norditalien ab und hinterlassen der verbliebenen Restbevölkerung und den nachrückenden Awaren das Land, womit die „Völkerwanderung“ ein Ende findet.[siehe Mittelalter – Wikipedia ; Man kann davon ausgehen, dass zwar immer die herrschende Bevölkerungsschicht der einzelnen Völker abgewandert ist, aber eine gewisse Anzahl der mit der Scholle verbundenen Bevölkerung geblieben ist, die sich der kommenden Herrschaft unterordnete, was sich auch dadurch beweist, dass sich zahlreiche keltische und römische Fluß, Flur- und Ortsnamen bis heute erhalten haben. Siehe auch Hermann VETTERS, „Zum Problem der Kontinuität im niederösterreich-ischen Limesgebiet“ JLK 38, S. 68: „Bis ins 6. Jh. reichen im Kastell Zwentendorf (Piro torto?) die Funde, dann bricht hier die Besiedlung im Kastellbereich, das längst als „Stadt“ diente, ab. Namensmäßig ist der Anschluß durch die hier vorhandenen Bierbaumorte wohl gewahrt.“ und S. 74: „Bis zur Langobardenherr-schaft gab es Romanen in den Städten. Aus Noricum sind Teile der Romanen mit dem Leichnam Severins von Odoaker 486 nach (Italien gerufen worden, wie die vita des Heiligen berichtet (c. 44). Erst mit dem Beginn der Awarenherrschaft verfällt das romanische Element. Nur in einzelnen Orten wie z. B. in Wien oder in Klosterneuburg bleiben Reste der Romanen erhalten. Vor allem äuch im flachen Land sind solche geblieben. Sie waren es, die das Namensgut der Flüsse des Landes an die von Westen kommenden Bayern weitergaben. Die bayerische Landnahme knüpft an die römischen Orte an, ohne daß meist mit einem echten Kontinuum städtischer Siedlung zu rechnen ist. Auch die im Gefolge der Awaren angekommenen Slawen haben bei alten Römerorten ihre Siedlungen angelegt, oft die Ruinen als Begräbnisstätten verwendet wie z.B. in Zwentendorf. Vielfach sind dabei die Formen der Verbindung.“..]
Mittelalter
623 führt ein Aufstand der Slawen unter dem Franken Samo gegen die Awaren zur Bildung eines slawischen Reiches, das wahrscheinlich auch Teile Niederösterreichs umfaßt. 658 stirbt Samo und sein Reich zerfällt wieder. [Samo – Wikipedia abger. 08.08.2024]
Aus dem 10. und 11. Jh. sind südlich der Donau slawische Gräber im Krottendörfl, das im ehemaligen römischen Kastell Asturis bei Zwentendorf lag und aus dem 7. und 9. Jh. nördlich der Donau in Winkl und Unterstockstall ergraben worden. [Siehe HMZ Zwentendorf (museum-zwentendorf.at) und Funde in und um Winkl (hf-kirchberg.at) ].
696 bis 718 erfolgt die Christianisierung der Bayern.
739 organisiert Bonifatius die Kirche Bayerns und das Bistum Passau wird für die Bekehrung des Donautales zuständig. Damit kommen auch die Bayern in unser Land. [Geschichte des Christentums in Österreich – Wikipedia abger. 08.08.2024].
Passau hatte auf Grund seiner Verkehrslage hohen Anteil am Salzhandel, da das Salz über Saalach, Salzach, Inn und Donau verschifft wurde. Das Hallstätter Salz wurde über Traun, Traunsee und Gmunden (Schloß Orth im Traunsee, das um 1283 auch Ortlieb IV. von Winkl zur Hälfte besaß) an die Donau verschifft bzw. streckenweise über Land transportiert.
Über einen etwaigen Salzhandel in Karolingischer Zeit ist im Reallexikon der germanischen Altertumskunde zu lesen: ".....Ebenfalls wirtschaftliche Interessen signalisiert die Nennung eines Hafens im Zusammenhang mit dem Erwerb der Dörfer Teugn und Lengfeld bei Kelheim durch Bischof Anno von Freising 856 (UB Freising, n. 35,16). Das 844 (?) dem Bischof von Kempten verliehene Privileg für den Zollfreien Bezug von 3 Schiffen Salz aus Reichenhall ist wohl als früher Beleg einer zumindest abschnittweisen Salzschiffahrt zu werten (MGH DD ex stirpe 1, n 36, 46 f).
Während die Nennung von Lorch als Grenzmarkt, wo ein kgl. Beamter den Warenverkehr zu überwachen und die Ausfuhr von Waffen an Awaren und Slawen zu verhindern hatte (MGH Cap. I, n. 444,123), hinsichtlich des Transports indifferent ist, läßt das Zollweistum von Raffelstetten (904/906) den eindeutigen Vorrrang der Schiffahrt (navis legittima, id est quam tres homines navigant) beim Handel donauabwärts erkennen (MGH Cap. II., n 253, 249 ff). Handelstreibende waren einerseits bayr. Grundherrenhändler, die insbesondere Salz anboten, weiterhin Slaw. aus Böhmen und dem Rugiland sowie die eigentlichen Berufskaufleute, unter denen die bes. am Sklavenhandel beteiligten Juden hervortreten (3;7). Neben den altbayr. Handelsplätzen Regensburg und wohl auch Passau kam in der Mark bes. Linz und Mautern die Rolle als Flußübergang zu, sofern der "mercatus Marahorum" (Markt der Mährer) nicht donauabwärts zu suchen ist....
...Daß die Schiffahrt auch nach dem Magyareneinfall bestehen blieb, beweist die Nachricht vom Schiffsunglück des Freisinger Bischofs Drakolf im Strudengau...." [Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Band 6, S 29, siehe auch Beitrag unter Hannidorf (hf-kirchberg.at) ] .
Bischof Anno von Freising, der davor ein Chorbischof Passau's war, und 833 Besitz bei Bruck an der Leitha und 836 bedeutende Besitzungen im Tullnerfeld erhielt, scheint also schon in den Salzhandel der Bistümer Passau bzw. Freising involviert gewesen zu sein, zumal er bzw. sein gleichnamiger Neffe auch in Hall in Tirol und Bozen Besitzungen hatte. [Über die weit streuenden Besitzungen im 9. und 10. Jahrhundert siehe Fußnote. [Hannidorf (hf-kirchberg.at) ;
BITTERAUF "Die Traditionen des Hochstiftes Freising, ..." (1905) 914, S 711; http://www.geschichte-tirol.com/orte/nordtirol/bezirk-innsbruck-land/1069-hall-in-tirol.html und Josef Ernst von Koch-Sternfeld "Die Teutschen und insbesondere die bayerischen und österreichischen Salzwerke; zunächst des Mittelalters"
Giuseppi ALBERTONE "Das Chorherrnstift St. Maria in der Au und Bozen im Mittelalter" S. 14
Gerald GÄNSER in "Zeitschrift des historischen Vereines für Steiermark" Graz 1992 Seite 88.].
„Im Jahre 985 wurde den Bischöfen von Passau die Zollgerechtigkeit zu Ebersberg, Trasmauer, St. Pölten und Zeiselmauer auf dem Landtage in Tulln zugesprochen l). Sie hatten auch die Maut in ihrer Residenzstadt Passau, wovon Bischof Wolfker im Jahre 1200 das Kloster Niederaltaich m) , und im Jahre 1203 das Kloster Raitenhaslach befreyete
l) Calles Annal. Austr. Patrt. I. pag. 275.276
m) Monum. boic. Tom. XI. pag. 173
n) Ibidem Tom, III. pag. 119.“ [Neue historische Abhandlungen der Churfürstlichen baierischen Akademie der Wissenschaften vierter Band 4, München 1792, S. 486.]
"791 kamen die Franken im Zuge der Awarenkriege in das Tullnerfeld und stellten das Gebiet nach damaligem fränkischen Recht unter die Herrschaft des Königs, der die eroberten Ländereien als Lehen an geistliche und weltliche Herren verteilte. Da das Tullnerfeld durch die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Zeit der Völkerwanderung ein teilweise recht menschenleerer Raum war, galt es für eine dichtere Besiedung zu sorgen. Das Erzbistum Salzburg erhielt Land zwischen Traismauer, Reidling und Preuwitz und in kirchlicher Hinsicht wurde das westliche Tullnerfeld den Bischöfen von Passau unterstellt, die Missionstätigkeit wurde unter Ludwig dem Deutschen 829 geregelt.
Als letzter Grenzgraf sei Aribo zur Zeit des Ausgangs der Ostmark und des karolingischen Reiches erwähnt, der in Ahrenberg Lager bezog, als er gegen den mährischen Großfürsten Swatopluk kämpfte.....“ [Rudolf BÜTTNER "Burgen und Schlösser in Niederösterreich" - Zwischen Greifenstein und Sankt Pölten, Birken-Verlag/Wien. Siehe auch Der Schlossberg in „Stockstall“ (hf-kirchberg.at) Anm. 42- 44.]
Dies geschah m. E. auch deshalb, weil hier ein geeigneter Donauübergang bestand.
795 ziehen unter Karl dem Großen die Franken südlich- und die Friesen und Sachsen nördlich der Donau gegen die Awaren und zerstören das Awarenreich.
802 fällt der Grenzgraf „Cadaloc“, der wahrscheinlich in der Unterkirche der Pfarrkirche von Traismauer begraben ist, „ad castellum Guntio“ im Kampf gegen die Awaren, ebenso der Präfekt des bairischen Ostlandes Goteram - [ Gedächtnis des Landes: Orte - Traismauer ].
803 errichtet Karl der Große die „Awarische“ oder Karolingische (Ost-) Mark, die vornehmlich südlich der Donau bestand. Nördlich der Donau bildete die Grenze etwa der Wagram. Diese Grenze wurde später unter den Babenbergern stufenweise nach Norden verlegt. Durch den Sieg Karls des Großen über die Awaren können auch die Slawen deren Herrschaft abschütteln und nordöstlich dieser Mark das „Großmährische Reich“ entstehen, das schon zur Zeit Samo´s mit den Franken Kontakt hatte. Ab dieser Zeit spielen die Mährer in der Grenzmark eine Rolle. [ Radbod (Präfekt) – Wikipedia (en-m-wikipedia-org.translate.goog) ].
833 wird der Slavenfürst Priwina in Traismauer getauft.
854 „verrät“ Graf Ratbod, Präfekt der Grenzmark, die Franken an die Mährer und wird deshalb 856 abgesetzt. [ Siehe Ratpot (Präfekt) – Wikipedia bzw. Ratbod - EEO (archive.org) ]. Nach ihm wurde der Ort Radlberg benannt, vermutlich auch Radlbrunn.
863 bestätigt König Ludwig der Deutsche dem Kloster Niederalteich Besitzungen an der Schmida- „ad Smidaha“ (= 1011 Absdorf), welche dem Kloster bereits von Kaiser Karl dem Großen geschenkt wurden (Lechner. K. Siedlungsgeschichte NÖ. S. 340).
„.... Als Untergrafen waren die Wilhelminer [Wilhelm und Engeschalk] Besitzer der Güter in dieser Region, die im 9. Jahrhundert im Kampfe gegen die Mährer umgekommen sind. Nach deren Tod kamen diese Güter an verwandte Geschlechter, darunter auch an die Sieghardinger, die Gründer und Besitzer der Burg Sitzenberg." [Rudolf BÜTTNER "Burgen und Schlösser in Niederösterreich" - Zwischen Greifenstein und Sankt Pölten, Birken-Verlag/Wien. - Oskar MITIS: JLK. 29/1948 S. 42-46, „Die Suche nach der Heimat des Ostmarkgrafen Wilhelm “ :Die Wilhelminer hatten im relevanten Gebiet südlich der Donau Besitz in Mautern, Wilhelmsburg und Perschling und nördlich der Donau am Kamp, an der Schmida und vielleicht schon am Bisamberg, nahe Wien, den zum Teil das Kloster Kremsmünster bekam. Kremsmünster verkaufte 1405 seinen Besitz in Fels am Wagram und in Kollersdorf.
Bianca WOJTA : Absdorf- Eine Gründung von Niederaltaich...., Diplomarbeit, Wien 2004, S.72.: Auch die abgekommene Michaeliskirche östlich von Utzenlaa in der heutigen Absdorfer Flur Michaelergrund ist eine Gründung des Grafen Wilhelm.]
864/65 weilt Erzbischof Adalwin von Salzburg zu Weihnachten bei Fürst Kozel in der Moosburg am Plattensee und zieht auf dem Rückweg durch das nördliche Tullnerfeld. Er weiht am 1. Jänner die Michaelskirche in Orth/Donau und angeblich am 13. Jänner die Kirche „ad Weride“ bei Hadersdorf am Kamp.
877, den 28.Juni verleiht König Karlmann dem Kloster Kremsmünster Besitzungen an der Spraza und an der Schmida, die von der Donau bis zum Wagram reichen. Im Bereich westlich der Schmida wird in den Jahren 1011 und 1014 das „ministerium Sigemaresweret“ genannt. [Daten aus monasterium.net - http://monasterium.net/mom/AT-StiAKr/KremsmuensterOSB/0877_VI_28/charter „….Aliud uero territorium tradimus ad ipsum prefatum monasterium sub simili confirmatione in loco, qui dicitur Smidaha, cuius terminus a Danubio, ubi unus fons emanat, ex una parte incipit et sic uadit in eum usque locum, ubi dicitur Wachrein. Hoc igitur totum, sicut diximus et sicut hoc Willeheimus Comes …..“ , siehe auch Anm. 52.]
Abb. 9: Schloß Sitzenberg. Foto: A. Nowotny
884 trifft König Karl III. in Tulln mit dem Slavenfürst Swatopluk (Zwentibold) zusammen. Svatopluk ist Patenonkel Zwentibolds, des unehelichen Sohnes des fränkischen Königs Arnulf von Kärnten. Auch hier ist anzunehmen, daß sie den Donauübergang benutzten.
893, 22. Oktober. Ranshofen: „König Arnulf erklärt als immerwärendes Eigentum des Klosters Kremsmünster die diesem aus dem confiszierten Vermögen der beiden Markgrafen Wilhelm und Engelschalk zuständigen Güter. Die Besitzungen dieser beiden Markgrafen, welche höchst wahrscheinlich wegen Einverständnisses mit dem Beherrscher des grossmährischen Reiches Swatopluk von Arnulf geächtet wurden, lagen theils in Niederösterreich, theils in Baiern und im Lande der Slaven. Die Urkunde erwähnt namentlich Besitzungen ad Epores purcli (das heutige Mautern in Niederösterreich, am rechten Ufer der Donau), ad Cambe ( Kamp - Fluss ), ad Persiniacham (die Perschling, ein Flüsschen in Niederösterreich, welches aus dem gleichnamigen Thale kommend, der Donau am rechten Ufer zueilt.4). [Ludwig EDLBACHER: Entwicklung des Besitzstandes der bischöflichen Kirche von Passau in Österreich unter der Enns vom 8. bis zum 11. Jahrhundert. abrufbar unter JOM_29_0001-0106.pdf (zobodat.at) ].
Man kann davon ausgehen, daß im 9. Jh. nördlich der Donau im Bereich des mittleren Tullnerfeldes die Bevölkerung zum Großteil „donauslawisch“ war.[Bianca WOJTA: Absdorf- Eine Gründung von Niederaltaich..., Diplomarbeit, Wien 2004, S. 24-25.].
904 bis 906 Zerstörung des Großmährischen Reiches durch die Ungarn.
Die Raffelstetter Zollordnung, im Auftrag König Ludwig des Kindes im Beisein bedeutender Bischöfe und Adeliger verhandelt und verfasst, wird von Markgraf Aribo erlassen. Sie regelt den Handel, im Besonderen den Salzhandel auf der Donau zwischen Bayern und Mährern (Slawen). Als Teilnehmer sind der Erzbischof Theotmar von Salzburg, Bischof Burchard von Passau und der Markgraf Arbo genannt. Als letzte Mautstation ist Mautern angeführt, danach wird der „Markt der Mährer“ genannt. Die Raffelstätter Zollordnung bestätigt auch den regen Donauhandel, der schon davor betrieben wurde. Der darin genannte Markgraf Aribo gilt gemeinhin auch als Vorfahre der Herren von Traisen, die dann auf Sitzenberg und Reidling, aber auch In „Stockstall“ nördlich der Donau eine Rolle spielen.[Siehe Martin STERMITZ „Die Raffelstetter Zollordnung und ihre Bedeutung“ mstermit.pdf (aau.at) S. 7, 8.: „Fährt einer zum Markt der Mährer, soll der Schiffer nach Schätzung der jeweiligen Marktbehörde einen Schilling für ein Schiff zahlen und danach darf er frei weiterziehen: Bei der Rückkehr aber soll er nicht zur Leistung des rechtmäßigen Zolles gezwungen werden.“ S. 8: „In der Gruppe der Fernhändler finden sich neben den Juden Slawen aus Bayern, Böhmen und jene Rugi, deren Herkunft von der Wissenschaft immer noch diskutiert wird. Die überwiegende Mehrzahl geht aber davon aus, dass es sich bei den Rugiern um russische Händler, wohl aus Kiev kommend, gehandelt hat.…. - … Die Zollordnung von Raffelstetten nennt als Hauptexportgut das Salz. An Importgütern werden an erster Stelle Sklaven, sowie Wachs, Honig und Pferde genannt.“ S. 9: „Das sogenannte weiße Gold war neben den Sklaven eines jener Produkte, das den Fernhandel lukrativ gestaltete. Salz wurde immer wichtiger, seit man in immer größerem Maße zu pflanzlicher Nahrung übergegangen war. Aber auch Nutztiere, wie Rinder und Schafe, mussten Salz erhalten. Je umfangreicher eine Viehzucht war, um so mehr Salz wurde benötigt. Natürlich war die Hauptbedeutung des Salzes in spätkarolingischer Zeit die der Konservierung. Abnehmer für Salz fanden sich im gesamten Alpenraum, sowie natürlich in den salzarmen Ländern, wie Böhmen und Mähren“. S. 12: „Jene Kaufleute, die von Osten nach Westen weiterfuhren, mussten viel geringere und teilweise auch andersartige Abgaben leisten, als jene, die die Donau stromabwärts fuhren. Ein Grund dafür ist in der Fracht, der von Osten kommenden Kaufleute zu suchen. Diese bestand nämlich in der Regel aus begehrten Waren wie Bernstein, Edelmetallen, Fellen und Sklaven.“
S.13: „Weiter Donauabwärts, Richtung Mähren bis kurz vor Pressburg, wurde ihnen dann gestattet die Abgaben in Geld zu entrichten. Die oben genannten Gegenleistungen dienten als Entschädigung für die hohen Nebenkosten, die Geldentrichtung des Zolles sollte es den Händlern ermöglichen noch möglichst viel vom „weißen Gold“ in Mähren zu verkaufen. Auch hier wird der regelnde Eingriff der Herrschaft wieder sichtbar. Durch die Warenzölle konnte die Herrschaft ihren Eigenbedarf decken und den Überschuss gewinnbringend verkaufen. Die hohe Besteuerung brachte natürlich erhebliche Einnahmen, zusätzlich wurde der regionale Salzhandel unterstützt, indem man durch die Zollregelung verhinderte, dass zuviel von dem kostbaren Salz außer Landes kam. Die einheimischen Bayern waren von diesen Abgaben befreit, sofern sie das Salz nur für den Eigenbedarf transportierten.“
Siehe auch: Karte Mährerreich Svatopluk I - Mährerreich – Wikipedia und Michael HINTERMAYER-WELLENBERG „Die Herren von Traisen, ihre Beziehung zu den Aribonen und ihr Besitz in Oberösterreich“, im Besonderen S.45 und Isengau (historisch) – Wikipedia bzw .Aribo I. (Ostmark) – Wikipedia ].
907 regiert noch der Slawengraf Josef im Kamptal bei Gars/Thunau.
907 werden am 5.Juli die Bayern unter Markgraf Liutpold von den Ungarn bei Brecalauspurc (Preßburg) vernichtend geschlagen. Danach errichten die Ungarn bis Enns eine Grenzmark gegen das fränkische Reich (Markgraf Rüdiger von Bechelaren). [Es wird immer wieder behauptet, danach wäre Niederösterreich entvölkert gewesen, was widerlegt wurde, siehe auch Burgenlaendische-Heimatblaetter_17_0077-0084.pdf (zobodat.at) . Rüdiger von Bechelaren siehe Rüdiger (Markgraf) – Wien Geschichte Wiki ].
913 bis 955 werden die Ungarn westlich der Mark mehrmals von den Bayern und Franken geschlagen, zuletzt
955 den 10. August in der Schlacht auf dem Lechfeld von König Otto I. so schwer, dass sie sich nach Ungarn zurückziehen, danach kam die Mark nach und nach wieder in bayrische Hände (Markgraf Leopold I. v. Babenberg).
995, am 14. August wird die Stadt Krems erstmals urkundlich genannt.
996, am 1.November wird "Ostarrichi" – Österreich erstmals urkundlich erwähnt.
1002, am 1. November schenkt Kaiser Heinrich II. dem Babenberger Heinrich I. unter anderem 20 Hufen Land zwischen Kamp und March.
Der Ortsname Ahrendorf (Josefinische Karte) bzw. Ahrenberg in der Nähe des Schlosses Sitzenberg könnte sich etymologisch auf den ersten Salzburger Bischof Arn (nach 740 – 821) beziehen, zumal angeblich von Ahrenberg aus der Grenzgraf Aribo gegen die Mährer zu Felde zog. [Siehe: Sitzenberg-Reidling - Verliebt in 7 Dörfer - GEM2GO WEB - Startseite - Über Sitzenberg-Reidling - Chronik ; Dazu Wien, seine Geschicke und seine Denkwürdigkeiten ….bearbeitet und herausgegeben durch Joseph Freyherrn von HORMAYR,1823, 2. Band, 1. Heft, : Seite 74: (Rastislav, Cyrill u. Method, Jahr 863):”....... Die deutschen Bischöfe (zuvorderst wohl der von Faviana? (gemeint ist hier Anno v. Freising) hatten sie verklagt: …” ; Seite 76: (Svatopluks großmährisches Reich, Jahr 871,872): “... Als König Carlmann binnen Jahresfrist zur Rache heranzog, ließ er, am Donauufer, unferne des Heerweges nach Mähren, (unferne Faviana?) zur Huth der Schiffe, den Regensburger Bischof Embricho mit einem Gewalthaufen zurück. Während nun die Marhanen (Mährer) ihren Feind immer tiefer ins Land lockten, ward die Uferwache überfallen, theils niedergemetzelt, theils in die Fluten gesprengt; mit genauer Noth entkam der Bischof. … ;
Seite 77: (Grenzgrafen Wilhelm und Engelschalk – Swatopluk, Jahr 872?); “ … Mit löwenkühnem Muthe hatten Wilhelm und Engelschalk wider den Gewaltigen (Svatopluk) die Ostmark gewahrt. …, … Die Ostmark wurde dabey aufs grausamste verwüstet.Ob Faviana, als ein fester Hort den wilden Anfällen widerstanden? Ob Swatopluks slavische Schaaren es in neue Zerstörung zurück gestürtzt? Ist nirgend verzeichnet.-- Carl der Dicke, auf dessen Haupt das Schicksal, wie zum Hohn noch einmahl, alle Kronen Carls des Großen zusammengehäuft hatte, wie seitdem nimmermehr, bis auf Napoleon, traf auf dem Tullner Felde am Fuß des komagenischen Berges mit Swatopluk zusammen, empfing die Zusage des Friedens von ihm.....” Dazu ist anzumerken, wenn Hormayr von „Faviana“ berichtete, meinte er das sei Wien gewesen, tatsächlich aber handelte es sich um Mautern. Da nun der „Heerweg nach Mähren“ unfern Faviana verlief, könnte er sehr wohl zwischen Hannidorf und Oberbierbaum die Donau gequert haben, zumal von Ahrenberg aus der Grenzgraf Aribo gegen die Mährer zu Felde zog. Siehe auch Rastislav (Mähren) – Wikipedia bzw. Die Mährer und die Karolinger - Tribur.de ].
Tatsache ist, dass das Gebiet um Sitzenberg/Traismauer um 991/1023 den Bischöfen von Salzburg gehörte, die auch in den im Jahre 1004 genannten Orten Cholestorf (Kollersdorf) und dem heute abgekommenen „Hannidorf“ . nördlich der Donau Besitz hatten. [Siehe Hannidorf – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram ; Cod. Salisb. Lib. I, anno 1004, pag. 121, Nr. 465, veröffentlicht in Notizenblatt Nr. 13, Archiv f. Kunde österr. Geschichtsquellen 6. Jg. 1856 , "V. Historischer Atlas - Donaciones fundaciones et dotaciones ecclesie sancti petri Salczburge. Liber primus anno 1004 editus", S. 305 und 306; https://archive.org/details/archivfrsterrei47kommgoog abgerufen am 25.April 2017; bezieht sich auf den Distrikt Krems, dem Kollersdorf und Neustift im Felde bis 1854 zugehörig waren. Siehe auch Andreas NOWOTNY in Hannidorf (hf-kirchberg.at) , 1. Absatz und derselbe in Der "Bärnhof" in Oberstockstall (hf-kirchberg.at) , Anm. 18, 19..].
Den abgekommenen Ort „Hannidorf“, der sich in den Fluren „Altendorf“ und „Burggrund“ östlich von Kollersdorf und südlich der neuen Ansiedlung Neustift im Felde, das nach Auflassung der Orte Hannidorf und Porz um 1280 entstand, befand, erachte ich als damalige Anlandestelle nördlich der Donau. Die vorerwähnte Anlegestelle in der Flur Porz dürfte da schon trockengefallen und unbrauchbar gewesen sein. Aus dieser Zeit mag auch die Benennung des im gegenständlichen Artikel behandelten Altweges Richtung Norden als „Lodersteig“ herrühren, der hier seinen Ausgang nahm. [Siehe Hannidorf (hf-kirchberg.at) , bzw. Altendorf (hf-kirchberg.at) und Flurnamen Neustift im Felde (hf-kirchberg.at) , 2. Altendorf, 17.1 Hanfgruben, 17.2 Untere Haniffgrube und 33. Lodersteig.]
Der Lodersteig verlief bis zur Kommassierung im Jahre 1962 zwischen den Gemeindegrenzen von Kollersdorf und Neustift im Felde, was meine Angaben untermauert.
Mit dem Wort "Loder" benannte man im Bayerischen Dialekt den „Lader“, dessen Geschäft in Auf- oder Abladen bestand, bzw. Leute, die beladen auf den Saumpfaden dahinzogen und nicht zuletzt das Salzfaß, das im Bayrischen als "Lädin" bezeichnet wurde. [Johann Andreas SCHMELLER: Bayerisches Wörterbuch... 2. Teil, Stuttgart und Tübingen 1828 S. 434.]
Man denke auch an die im Weinviertel gebräuchliche "Load" – ein Maischefaß auf einem Wagen bzw. den englischen Ausdruck für laden - "load". Wahrscheinlich durch die Neuaufteilung der Einflußgebiete der Bistümer Salzburg und Passau hat Salzburg dann diese Besitzungen nördlich der Donau verloren bzw. arrondiert.
Mit dem Salztransport kann auch das Entstehen der Burg und Herrschaft Winkl in Zusammenhang stehen, denn die Herren von Winkl werden auch diesen Weg gesichert haben, sofern sie nicht auch selbst Salzhandel betrieben, zumal einer der erstgenannten des Geschlechts, Tiemo sein Gut in Porz um 1108/25 an das Stift Göttweig schenkt und der Spitzenahn des Geschlechts, Poppo de Winchele, auch markgräflicher Güterprobst (prepositus marchionis) zu Krems an der Donau war und seine Gattin aus dem Umkreis der Grafen von Plain stammte. Poppos Sippenverwandte hatten auch Besitz in Zwentendorf, Buttendorf und Bierbaum. [Dr. Günter MARIAN, Dissertation „Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld“, S. , 20-23].
Ebenso dürfte auch die Sachlage beim Erstgenannten der Burg Sitzenberg, „Sigahard de Sicinberg“, der wahrscheinlich mit dem ersgenannten „Sigehardus de Stochestale“ ident ist, liegen, siehe unten: „Sieghardinger, die Gründer und Besitzer der Burg Sitzenberg.“
Lodersteig
Der Lodersteig war ein Handelssteig von der jeweiligen Entladestelle an der Donau in Richtung Norden, die sich meines Erachtens je nach zeitlicher topographischer Gegebenheit (Wanderung der Donau von Nord nach Süd) verlagert hat und sich noch heute in verschiedenen Flurnamen erkennen läßt. In der frühesten Zeit Porz, dann Hannidorf-Winkl „im Gries“, Burg Winkl, Granitzhaus und zuletzt Sulzsaum → Kampmündung → „Knödelhütte“.
Südlich der Donau dürfte der Salzweg entlang der Traisen verlaufen sein, denn auch in Traismauer muß der Weg auch nach Süden seine Fortsetzung gehabt haben.
Ing. Franz Mann schrieb in seinem Buch „Flurnamen Kirchberg“:
„710 Lodersteig einer der interessantesten FN. , der ausführlich behandelt sein will, da er bisher mehrfache Fehldeutungen erfahren hat. So brachte vor etwa 20 Jahren ein Kremser Wochenblatt folgende Auslegung: "Der Lodersteig hat seinen Namen nach Martin Luther (1483-1546), denn der Steig wurde von den lutherischen Predigern benützt. Und der Heimatkalender des Bezirkes Tulln 1955 berichtete: "der Protestantismus fand Verbreitung u. a. in Grafenwörth, Feuersbrunn und Weikersdorf; auch in Kirchberg sollen i. J. 1571 protestantische Prediger gewesen sein. Von den heimlichen Besuchen prot. Prediger in ihren Gemeinden möge der Luthersteig (im Volksmund Lottersteig), der von Altenwörth nach Engelmannsbrunn führt, seinen Namen herleiten". . . In diesem Bericht liegen 3 Fehler:
1.) kommt von Altenwörth nach Engelmannsbrımn kein Luthersteig vor,
2. ) im Volksmund lautet er nicht Lottersteig sondern Loda- oder Lodersteig
3.) führt nach Engelmannsbrunn ein Lodersteig höchstens als Abzweiger vom Markstein am Lodersteig. Mit den heimlichen Besuchen können nicht solche der Reformation (Beginn 1520) gemeint sein, wo den lutherischen Predigern die Kirchen der genannten Orte ja offen standen, sondern solche in der Zeit der Gegenreformation (ab 1578!). Aber auch diese Auffassung wird durch die Tatsache widerlegt, daß der FN. Loter - Lottersteig im Grund- und Gewährhuch für Ruppersthal bereits im J. 1561! vorkommt. Damit ist erwiesen, daß der FN. im Volksmund vielleicht schon um 1500 bestand. Außerdem bestätigten mir Germanisten, daß eine Lautverschiebung von Luther auf Loder undenkbar ist.
Wieso aber lautet der FN. Loda- oder Lodersteig? Das Wort lotter kommt in FN. öfter vor. Sprachforscher aus Wien sagen das (mhd.) loter (=locker) oder lotter beziehe sich auf eine lockere Humusschichte, die gerne abrutscht, also ins Lottern kommt (ma. loda'n). Dies trifft aber am Lodersteig höchstens in 2 Weingärten zu. Andererseits hört man im Salzburgischen oft die Worte: "mein Loder", was so viel heißt wie "mein Schatz, mein Mann". Die Tatsache, daß längs des Lodersteiges die Flurnamen Nr. 948b, Salzsauın, Nr. 948c, Salzstadl, Nr. 948a, Salzpfann, Nr. 948, Salzer, Nr. 947 Salzboden, Nr. 908, Raststatt, Nr. 907, Rastbüchl und Nr. 1038, Schmiedgasse vorkommen, rechtfertigt nun die Annahme, daß auf dem Lodersteig einst das Salz auch durch den Bezirk Kirchberg transportiert wurde. Und die Bezeichnung "Lodersteig' wäre somit auf das "loda'n und auf die "Luder" aus dem Salzburgischen zurückzuführen.
Um den genauen Verlauf des Lodersteiges verfolgen und als Salzweg nachweisen zu können, muß man mehrere Fragen beantworten. Wieso beginnt der Lodersteig an der Donau bei Altenwörth? Warum "steig" und nicht "weg"? Was bedeuten die vorgenannten FN. , wie erfolgte der Salztransport, wo trifft man gleich- oder ähnlichlautende Bezeichnungen (Loder, Salz), warum vermeidet der Lodersteig überall den Ort selbst und führt bei den Ortschaften vorsichtig um den Ort herum?
Dazu ist es angezeigt, weiter auszuholen. Urkunden aus dem J. 903 sagen uns, daß Salz aus dem oberösterr. Salzkammergut traunabwärts nach Enns verschifft wurde.
lm 13. Jhdt. wurde in Hallstatt der Salzbergbau wieder eröffnet; vgl. Locherbichl am Hallstättersee und die Bezeichnung Loder für Bursche (vielleicht ursprünglich für Salzbergknappen) im Salzburgischen. Der Salztransport von Hallein ging ab Passau über den "goldenen Steig" auf schmalen Saumpfaden nach Böhmen. Auch die Kelten und Römer verfrachteten das Salz u.a. auf Saumpfaden, also mit Tragtieren. Auf dem Salzweg vom Ausseer Salzbergwerk - Mitterndorf - über das Salzsteig-Joch (Sattel im Toten Gebirge) ins Steyr- und Ennstal konnte der Transport ebenfalls nur mit Tragtieren bewerkstelligt werden. Und wie ein solcher Salztransport aussah, zeigt uns ein schönes, großes Bild in der Bahnrestauration Salzburg: “der Salztransport". An der Spitze der Transportführer, zu Fuß, dahinter die Tragtierführer zu Fuß mit ihren beladenen Tragtieren. Der Transport wird soeben von einer berittenen und lanzenbewaffneten Streife angehalten, zur Ausweisleistung oder zur Mautabgabe; weiters: der Ort Stadl an der Traun ist benannt nach den Stadln, in denen das Salz eingelagert Wurde. Auf der Traun und auf dem See wurde das Salz nach Gmunden verfrachtet, dann auf Lasttieren nach Stadl und wieder auf der Traun zur Donau.
Von dort ging der Haupttransport auf dem wichtigen Handelsweg, der Salzstraße und später der ersten Eisenbahn Österreichs über Freistadt nach Budweis. Ein anderer
Transport wurde auf Schiffen donauabwärts verfrachtet.
Aus der Zollordnung von Rafelstätten (ca.905) ist zu entnehmen, daß am Ausgang der Wachau Salz als wichtigstes Handelsprodukt galt. Die Salzschiffe mußten in Mautern je 3 Scheffel Salz an Zoll entrichten (vgl. Salzmarkt zu Mautern). Im J. 1396 erhielt Stein ein eigenes Stapelrecht, wodurch Stein ein Hauptuınschlagplatz für Salz wurde. Wenn Salzschiffe dann zwischen der Wachau und dem Wienerwald ihre Ware absetzen wollten, mußten sie weitere 6 Scheffel aus ihrer Fracht opfern.
Jetzt versteht man, warum der Lodersteig um die Orte herumführt; hätte jede Gemeinde beim Passieren des Ortes Mautsalz eingehoben, so wäre der Transport leer nach Böhmen oder Mähren gekommen.
Daß bei fortschreitender Besiedlung ein weiterer Ausladeplatz donauabwärts geschaffen wurde, ist naheliegend.
Und der muß bei Altenwörth gewesen sein, s.Nr. 948b. Denn von der Donau an kann man deutlich einen Weg, Saumweg - Lodersteig genannt - verfolgen, an dem charakteristische Örtlichkeiten liegen, die alle zusammen einen Transportweg verraten. Zuletzt sei noch erwähnt, was mir Bgmstr. Söllner aus Kollersdorf (Geb.1876) nach alter Ueberlieferung seiner Vorfahren mitteilte: auf dem Lodersteig hat man einst von Altenwörth bis nach Böhmen hinein Salz auf Eseln befördert. Schließlich wären noch einschlägige Bezeichnungen andernorts zu erwähnen: Salzgries, Salzgassen, Salzthor, Salzturm.
Und nun der Lodersteig in seinem genauen Verlauf: an der Donau, westl. von Altenwörth, wahrscheinlich an der Mündung des Mühlkamp beginnend, führt er westl., dann nördl. an Altenwörth vorbei, gegen Gigglng, - den Ort umgeht er westlich - verläßt dann den Weg, heute Bezirksstraße, beim Kreuz, Kote 183 und wendet sich nördlich zum Westrand der Simoden, dreht sich hierauf n.ö. , übersetzt die Landesstraße in der Mitte zwischen Neustift und Kollersdorf und verläuft jetzt längs eines Steiges am Rand der Haid zum Punkt, den die "Gränzbeschreibung" von Neustift 1787 erwähnt ("ein Markstein am Lodersteig, wo die Neustifter Grundstücke 660, Kollersdorfer -1576 und Derfler Freiheit - 230 zusammenstoßen") und zur Dreifaltigkeit, Kote 186; von hier ist es der Verbindungsfahrweg Kollersdorf-Dörfl, der beiderseits auffallend gut durch Grenzsteine vermarkt ist, erreicht den Ort Dörfl, den er hintaus, westlich und nördlich umgeht und schwenkt n. ö. dem Markt Kirchberg zu; dort klettert er auf dem Weinbergsteíg zwischen Haus Nr. 46 und 47 zum Seilerberg hinauf und dreht sich hinter den Häusern Nr. 26, 25, 24, 23, 20 und 19 – dem Marktplatz ausweichend - zum Roßplatz hin. Von hier bis zur Bezirksgrenze ist der Lodersteig im Vorwort genau beschrieben.
Ergänzend sei noch betont: die Route war und ist streckenweise nur ein Steig; der Salztransport konnte deshalb und über den Weinberg, den Seilerberg, Freilgraben und den steilen Hang nach der Raststatt nur mit Tragtieren vor sich gehen. Dabei kam den Transportern die Nähe von Schmiedewerkstätten - für Hubeschlag u. dgl. - sehr zustatten; z.B. in Altenwörth, Dörfl, Kirchberg (Schmiedgasse beim Roßplatz) und Ruppersthal (Schmiedgasse). Daß der Lodersteig nach der Wegabzweigung am Exlberg bis zur Raststatt auffallend gut vermarkt ist, bzw. war, war eine beabsichtigte Sicherung des Transportsteiges wie beim beiderseits vermarkten Weg vor und vortrefflich gewählt war die Raststatt: eine 'besonders lange Wasserstube beim Rustenschacherl bot dem Transport Schatten, Tränke und gesuchte Rast; Pferde und Tragtiere konnten unterdessen zum Schmied in die Schmiedgasse geführt werden. Daß der FN. Lodersteig auch in Gem. 14, 36, 10 und 25 (Reitsteg, ma. Lodersteig) vorkommt, sagt uns, daß es noch einen 2. Salzweg gab, der von der Donau über den Salzstadl Gem. 14, 36, 10 und dann ins Kamp- oder ins Strassertal führte; wenn die Sprachwissenschaft die Deutung nur dem "loda'n" zuerkennt, so können wohl einmal auftauchende Urkunden noch den Salztransport bestätigen.
Wenn wir an das Bild in Salzburg denken, können wir uns den Salztransport im Mittelalter in unserem Bezirk auf Tragtieren leicht vorstellen und den Lodersteig als das gelten lassen, was er war: der Salzweg in unserer He i m a t .“ [Ing. Franz MANN, „Was sagen uns die Flurnamen im Bezirk Kirchberg am Wagram?“, S. 151 bis 154.].
Die Paralellstraße, die heutige Landesstraße L 46 war bis zur Eröffnung der Eisenbahn im Jahre 1872 äußerst belebt, wie eine Eintragung in der Schulchronik von Neustift im Felde zeigt: "Als im Jahre 1872 die Flügelstrecke der Bundesbahn Absdorf – Krems eröffnet wurde, hörte der bisher innig gepflegte Verkehr mit Altenwörth allmählich auf. Obst, Gemüse, Getreide, Kartoffel, Butter, Vieh etc, welche früher zu Boot oder Floß nach Wien befördert wurden, übernahm jetzt die Eisenbahn. Altenwörth wurde ein sterbender Ort.“ [Ludwig MARZANI- Schulchronik 1].
1014 Wird der Leichnam des Hl. Koloman, der in Stockerau ermordet wurde, nach Melk überführt und feierlich beigesetzt.
Dass offenbar in Stockstall der bayerische Adel, so auch Herzog Heinrich IV., (von 995 bis 1004 und wieder von 1009 bis 1017 als Herzog von Bayern, ab 1002 bis 1024 König des Ostfrankenreiches, ab 1004 bis 1024 König von Italien und ab 1014 bis 1024 römisch-deutscher Kaiser als Heinrich II.), Besitzungen hatten, ergibt sich aus späteren Urkunden. [Mehr siehe Der "Bärnhof" in Oberstockstall (hf-kirchberg.at) bzw. Der Schlossberg in „Stockstall“ (hf-kirchberg.at) ].
1014 Am 5. Juli schenkt Kaiser Heinrich II. dem Bischof Berengar von Passau Grund und Boden für die Errichtung der Mutterpfarren Krems, Herzogenburg, Sigemaresweret (ob ursprünglich Altenwörth ist fraglich -späterhin jedenfalls die Kirche St. Stephan in Kirchberg am Wagram), Tulln und Outcinesseuue. [Der genaue Sitz des „ministeriums“ (= Amtes, Amtsbezirk) Sigemaresweret war lange Zeit umstritten. Sicher ist, dass im Jahre 1011 die Besitzungen des Klosters Niederalteich zu Absdorf im Westen an diesen Amtsbezirk grenzten und 1014 schenkte Kaiser Heinrich II. in Sigemaresweret eine „regalum mansem“, (= eine Könihshufe, etwa 48 ha). Otto FANDL, Kirchberger Heimatforscher, nimmt in „Die Wallfahrtskirche von Kirchberg am Wagram“, S. 9.-11 an, dass die von Erzbischof Adalwin im Jahre 865 geweihte Kirche zu „Weride“ auf der Insel Altenwörth gestanden habe und die von Kaiser Heinrich II. 1014 gestiftete Pfarre zu Sigimaresweret im Amt des Abtes von Kremsmünster, Sigmar (1012-1040), ebenda als Holzkirche erbaut wurde.
Hingegen stellt Dr. Johann WEIßENSTEINER, Diözesanarchiv Wien, in „1000 Jahre St. Stephan am Wagram“, S. 16 abschließend fest: „….Die Kirche war schon damals, wie auch die Kirchen von Krems, Herzogenburg, Tulln und Stockerau – dem hl. Erzmärtyrer Stephanus, dem besonderen Patron des Bistums Passau [Hl. Stephan], geweiht (Die heutige Pfarrkirche von Krems hat das Patrozinium “Hl. Veit“). Daher steht nunmehr eindeutig fest, dass die Kirche für das“Amtsgut“ Sigimareswerd nie in Altenwörth (hier ist der Hl. Andreas Kirchenpatron) errichtet und später nach Kirchberg verlegt wurde., sondern dass man in diesem Gebiet ab 1014 einen günstigen Platz für die Kirche suchte und schon damals die Kirche auf dem Wagram erbaute. Eine ähnliche Lage hat ja auch die Kirche zu Hausleiten, die zu diesem Zeitpunkt schon bestand... .“
Nachdem in Altenwörth (Pfarrchronik Pfarrer Josef Dedelbacher Kap. „Geschichtliches aus der Zeit, da es unter Göttweig stand“) bereits vor Errichtung der derzeitigen Kirche eine alte, dem Hl. Andreas geweihte Kirche bestanden haben soll, erhebt sich die Frage, ob nicht hier der Einfluss der Herren von Traisen, Gründer des Stiftes St. Andrä an der Traisen, bei der Patroziniumsgebung und daher auch die Donauquerung an dieser Stelle eine Rolle gespielt haben.
MB 28 450. Ministerium wird aus dem Lateinischen mit "Amt" oder "Amtsbezirk" übersetzt (ministerium - Deutsch-Übersetzung - Langenscheidt Latein-Deutsch Wörterbuch ). Zu Sigimar Siehe GÄDE Elisabeth: Die Burggrafen von Regensburg im 11. Jahrhundert: Genealogie und Regesten - heimatforschung-regensburg.de S.53 Nr. 45, Nr. 46, S. 59 Nr. 63, S. 61 Nr. 68, S. 13, S. 62 Nr. 70....
Sigimarisuuerde = das "Werd" des Sigimar. "Werd" kann sowohl Insel als auch Ufer bedeuten, siehe Dr. Michael HINTERMAYER: Masterarbeit "Besitz und Herrschaft im südlichen Weinviertel im 13. Jh.", S. 10..
Augenfällig ist, dass man in Stockstall öfter auf Personen mit Bezug zu Regensburg trifft, siehe Der "Bärnhof" in Oberstockstall (hf-kirchberg.at) Anm. 8, 12, 23, 25, 30, wobei zu unterscheiden ist zwischen den Burggrafen von Regensburg und den Vögten des Klosters St. Emmeran zu Regensburg].
Dass zwischen diesen Pfarren möglichst kurze Wege bestehen sollten, ist einleuchtend. Zwischen Sigemaresweret und Herzogenburg war dieser Weg, sollte der Amtsbezirk Sigemaresweret nun Altenwörth oder Kirchberg am Wagram, oder beide umfassen, die kürzeste Süd-Nordverbindung über Sitzenberg-Reidling. So beträgt die Strecke von St. Andrä an der Traisen über Sitzenberg und Maria Ponsee über Altenwörth zu seinen Besitzungen in Unterstockstall ca. 21,9 km, ebenso nach Kirchberg am Wagram. Hingegen die Strecke über Traismauer-Marquardsurfahr-Grafenwörth-Neustift im Felde 28 km und von Herzogenburg nach Kirchberg am Wagram ebenso 28 km also um 6 Km mehr.
1022 „Reidling - Verschollene Dynastenburg
Zwischen 991 und 1023 gab der Ebf. v. Salzburg Besitz bei Rudnich tauschweise an den Adeligen „P.“ Dieser soll Pertolt, der Ahnherr der Formbacher gewesen sein. Denn 1122 schenkte Gfn. Hadewich, die Witwe des Gf. Hermann I. v. Windberg Formbach, eine Hufe zu Rudnich an Göttweig (SUB I 195 Nr. 13; FRA II/69 Nr. 195). Nach Reidling nannte sich der Hochfreie Hartwich v. Traisen-Reidling (j' 19. IX. 1136). Als sein Bruder Walter v. Traisen das KI. St. Andrä/Traisen stiftete, gab er seiner Gründung das Dorf Baumgarten bei Reidling, behielt aber einen Weingarten und einige Holden seiner Nichte Hazacha vor. Hazacha war die Tochter Hartwigs; sie heiratete einen Eberhard, der sich fortan auch nach Reidling nannte.“ [ Rudolf BÜTTNER "Burgen und Schlösser in Niederösterreich" - zischen Greifenstein und Sankt Pölten, Verlag Birken-Verlag/Wien. Zur Abstammung Hartwigs von Reidling siehe HINTERMAYER-WELLLENBERG „Die Herren von Traisen und ihre Beziehung zu den Aribonen“ .., S. 45.].
1045 In einer Schenkungsurkunde an Markgraf Siegfried der Ungarnmark wird die „Ungarica platea“, die Ungarnstraße, die auf möglichst wenig hochwasserbedrohtem Gebiet nördlich der Donau entlang, auch durch Kollersdorf, Neustift im Felde und Absdorf führt, genannt.
Voraus ist zu bemerken: Die Donau hat im Bereich des Tullnerfeldes aus den Eingangs erwähnten Gründen oftmals den Lauf verändert, was zur Austrocknung und Neubildung von Donauarmen und Inseln führte und die Donau hat sich kontinuierlich weiter nach Süden verlagert und eingetieft.
1067 gründete der Passauer Bischof Altmann das Augustiner-Chorherrenstift St. Nikola in Passau, das im Salzhandel eine bedeutende Rolle spielte. Die Pfarrkirche in Stein an der Donau ist ebenfalls dem Hl. Nikolaus geweiht und stand in Bezug zum obgenannten Stift.[Augustiner-Chorherrenstift St. Nikola (1067/1111 bis 1803) • Universität Passau (uni-passau.de) Stein | Der Donauhandel (univie.ac.at) Schloß Schmida Nikolauspatrozinium Alexandra Zehetmayer – Diplomarbeit „Bautätigkeit der Grafen von Hardegg im nördlichen Niederösterreich in der Renaissance“ S. 32.; Christine CHINI: Studien zur ehemaligen Minoritenkirche von Stein an der Donau* in Jahrbuch für Lanseskunde Nr. 65-1999, S. 57, 58 Jb-Landeskde-Niederoesterreich_65_0053-0122.pdf (zobodat.at) ]
Der Salzstadl in Stein an der Donau wurde erst errichtet als das Salzmonopol nach und nach in landesfürstliche Hände überging. Bis dahin lag der Salzhandel meist in den Händen der Geistlichkeit.
Auch die Burgkirche in der Burg Winkl ist dem Hl. Nikolaus geweiht, was schließen lässt, dass auch die Herren von Winkl, deren Ahnherr Poppo de Wichele (1114-vor 1160), markgräflicher Güterpropst (Oberamtmann) in Krems war, mit der Donauschiffahrt und auch mit dem Salzhandel von Passau verbunden waren. [Dr. Günter MARIAN, Dissertation „Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld“, S. 34 über Poppo von Winkl (Kierling): „Die für das Geschlecht namengebende Stammburg Winkl wurde im Gebiet des bereits erwähnten ehemaligen königlichen Amtsbezirkes Sigemareswerd errichtet, der sich westlich von Absdorf zwischen Donau und Wagram erstreckte. Dieser Umstand belegt einmal mehr, daß das nach dem Rückzug der königlichen Macht 1081 entstandene Vakuum von den Babenbergern und ihren Gefolgsleuten ausgefüllt wurde. Hier war es dem Ministerialen Poppo vielleicht unter Ausnutzung seiner Stellung als Kremser Güterpropst gelungen, das dem Zugriff des Königs entzogene Gut für sich zu beanspruchen. Daß sein Herrschaftsbereich dabei der Ausdehnung des ehemaligen ministerium Sigemareswerd folgend bis an den Wagram reichte, wird spätestens an einem nach Königsbrunn genannten Nachkommen deutlich. Mit der Errichtung eins weiteren Stützpunktes in Gnage (abgek., nördl. Großweikersdorf, VB Tulln) konnten die Winkler ihren Herrschaftsbereich über den Wagram hinaus bis ins Schmidatal ausdehnen.
Bedeutende geistliche Besitznachbarn wie die Pfarre St. Stephan am Wagram, die über den Marktort Kirchberg und den Herrschaftssitz Oberstockstall verfügte, oder die sich um Absdorf ausdehnende Niederaltaicher Herrschaft Absberg stellten keine ernsthafte Konkurrenz dar. Im Gegenteil, auf sie konnten die Herren von Winkl als Lokalvögte zunächst noch Einfluß nehmen und aus den damit verbundenen Rechten und Einkünften ihren Nutzen ziehen, mußten aber seit dem ersten Viertel des 13. Jahrhunderts auch Einbußen hinnehmen.“]
Die Anlegestelle dürfte, solange Altenwörth noch eine Insel war, bei der „Schinderlahn“ in der Nähe der Burg Winkl zwischen den Fluren „Waidäcker“ und „Haid“ gelegen haben. Dieser Donauarm begann ungefähr bei der nachmaligen „Knödelhütte“, wo heute noch ein Kreuz und eine Informationshütte steht, und machte Altenwörth zur Insel. Nachdem dieser Donauarm trockengefallen war, ist die Anlegestelle zur Burg und Herrschaft Winkl das heute noch existierende sogenannte „Granitzhaus“ unweit der Burg am „Schinderwasser“. Vom Granitzhaus war in Richtung Norden die Au noch bis vor einigen Jahren gerodet und man hatte freien Blick zur Kirche (Burg) Winkl und weiter zur Kirche Kirchberg am Wagram bzw. zum Schloßberg Mitterstockstall. Unweit des Granitzhauses befindet sich der sogenannte „Tummelplatz“, wo sich nach mündlicher Überlieferung 1147 das Kreuzfahrerheer zum 2. Kreuzug gesammelt haben soll. (Franz Berhiller aus Winkl, siehe auch MB 28 II, S. 226 Nr. 15 , München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Domkapitel Passau Urkunden (898-1797) 5, in: Monasterium.net, URL </mom/DE-BayHStA/PassauDomkapitel/5/charter>, accessed at 2024-12-14+01:00 ; Otto FANDL – Die Wallfahrtskirche von Kirchberg am Wagram).
Der sog. „Winkler- oder Neustifter-Weg“ - führte von der Donauanlegestelle („Schinderlahn“) die vorerst unmittelbar bei der Burg Winkl, und später beim „Granitzhaus“ lag, nach Mitterstockstall und stellte über Winkelberg – Ruppersthal - Thern - Hollabrunn – Znaim die kürzeste Weg- und Handelsverbindung von der Donau weiter nach Mähren dar. Zur Zeit der Herren von Winkl (ab ca. 1130) und Stockstall/Winkelberg (von Mitte des 13.- bis Mitte des 15. Jhdt.) war er auch die Verbindung zwischen deren Herrschaftssitzen. Das Gemeindegebiet von Winkl geht noch heute über den Hauptstrom der Donau bis zur sog. „Theisserein“ bei Maria Ponsee. Dieser ehemalige Donauarm führt jetzt großteils die Traisen bis zur Donaumündung. Jenseits der Donau führte der Weg über die Inseln "Sulzsaum" [Am Sulzsaum hielten die donauabwärts fahrenden Salztransportschiffe und das Salz wurde dann mit Zillen auf das nördliche Donauufer gebracht. - Ing. Franz Mann, Flurnamen im Bezirk Kirchberg / Wagr.] und "Großer Grund" direkt nach Maria Ponsee, Oberbierbaum, Sitzenberg - Reidling in Richtung St. Andrä an der Traisen (Traisenbrücke nach Herzogenburg) bzw. Pottenbrunn (Kleine Barockstraße) nach St. Pölten. Nahe dieses Weges lag auch das Römerkastell Asturis (Zwentendorf) und die Station Piro Torto (in der Freiheit Oberbierbaum). Der Weg, in Grundbüchern als Kirchweg genannt, heute L46, verlagerte sich mit Erlöschen des Herrschaftszentrums zu Winkl und dessen Übernahme durch Ulrich von Grafenegg in der 2. Hälfte des 15. Jh. nach Altenwörth und führte nun von diesem Donauort nach Norden. Das Nikolauspatrozinium der verbliebenen Burgkapelle der Burg Winkl weist deutlich auf die Donauschifffahrt hin. Einen kurzen Überblick über den Donauhandel gibt es auf Stromaufwärts - Stromabwärts: Handel an der Donau | Straße der Kaiser und Könige (strassederkaiserundkoenige.com) .
Das Kloster St. Andrä an der Traisen hatte die Ortsobrigkeit und bedeutende Besitzungen in Unterstockstall, dies war die kürzeste Verbindung dorthin. Sicher auch die Rittermäßigen Herren von Bierbaum (Bierbaum am Kleebühel – Oberbierbaum) u. der verschwägerten Ulrich von Königsbrunn und Stubich auf Wasserberg -burg in Pottenbrunn (und in Schmida) dürften diese Route benötigt haben. [Martin Hofbauer- Herrschafts- und Besitzverhältnisse des Bistums Passau im 13. u. 14. Jh. Band 1, S. 296 -297]. Zuletzt hatte auch Sigmund Hager auf Winkelberg 1484 Elisabeth von Pottenbunn zur 2. Ehefrau.
Rudolf BÜTTNER "Burgen und Schlösser in Niederösterreich - Zwischen Greifenstein und Sankt Pölten“, Birken-Verlag/Wien schreibt über Reidlig: „Fränkische Herrschaft und Ostmark: ..
…..Als Untergrafen waren die Wilhelminer [Wilhelm und Engeschalk] Besitzer der Güter in dieser Region, die im 9. Jahrhundert im Kampfe gegen die Mährer umgekommen sind. Nach deren Tod kamen diese Güter an verwandte Geschlechter, darunter auch an die Sieghardinger, die Gründer und Besitzer der Burg Sitzenberg."
Dies geschah m. E. auch deshalb weil hier ein geeigneter Donauübergang bestand. [Siehe auch http://www.hf-kirchberg.at/index.php/mitterstockstall/winkelberg/der-schlossberg-in-stockstall#_edn42 Anm. 42 bis 44.]
Auch das Auftreten der Sigiharde von Sockstall deutet auf die Gemengelage ihrer Besitzungen mit jenen der Herren von Traisen sowohl in der Gegend um Sitzenberg als auch in Stockstall hin.
Nach Dr. Günter MARIAN in „Anfänge des Gutes Oberstockstall“ in „Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises für den Bezirk Tulln“, S. 45 kommt als quellenmäßig belegbarer Vertreter der Familie ein 1108 erwähnter Sigehart in Betracht, der gemeinsam mit seinem Verwandten Starkfried von Seebarn am Wagram-Ponsee-Preuwitz-Pötzleinsdorf in der "Gründungsurkunde" von Seitenstetten unter die edelfreien Zeugen gereiht ist und der auch mit Besitz in Frauendorf an der Schmida ausgestattet ist. Siehe auch Anm. 51 und 52.
Ich vermute, jener Sigihard war auch der 1125 als „Sigahart quidam nobilis homo de Sicinberch“ genannte. Siehe MB 29/2 20 SÜLZ, Geschichte von St. Florian, 237. CharterAT-StiASF|StFlorianCanReg|1125-Monasterium.net 08.01.2022, bzw.
3. Die edlen Herren von Stochestale - Seite 3 – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram - Page #1
Die Verbindungen über die Donau hinweg machen auch folgende Göttweiger Traditionen deutlich:
F 8 – 264:
„Memoria quoque a fidelibus iugiter est retinendum quod Heilka de birhoim tradidit super altare sancte M. per manum filii sui Gerhardt, filieque sue . . . eodem die couuerse. uineam unam ad staudratisdorf. unumque mancipium Diemud pro censu. V. denariorum. Et ut hec tradicio firma sit. idonei asciti sunt testes bii. Adalramus de oftheringin. Rudigerus frater ipsius G.(erhardi). Hermannus de porze. Wolferun. Otachar de treisim. Hartwicus [von Reidling?]. Rahawinus de Winchil.“
Kommentar von Wilhelm KARLIN dazu F8 S. 192,193 „CCLXIV.
„Heilka de Birboim, wohl dieselbe Hailwig de Pirbaum (Bierbaum, oder gemeinhin Langenbirbaum genannt, unweit der Strasse von Tulln nach Traismauer, in der Pfarre Ponsee, 0. W. W.), welche von dem Herzoge Heinrich II. Jasomirgott im Jahre 1155 (1170?) die Erlaubniss erhielt, ihre gesammten Erbgüter dem Kloster Seitenstätten zu schenken. (Babenberger Regesten S. 48, Nr. 73, mit der wohl zu beachtenden Note Nr. 234, S. 229—230). Hier, aus unserem Saalbuche lernen wir ihre Kinder, zwei Söhne Gerhard und Rudiger, und
eine Tochter N. kennen, welche Nonne im Frauenkloster bei Glöttweig wurde, an deren Einkleidungs- oder Professtage (eodem die converse) die Mutter Heilka einen Weingarten bei Staudratisdorf (d. i. Stadersdorf am rechten Traisen-Ufer, unweit St. Pölten); und eine Diensteigene unserer Kirche schenkte, beiläufig um die Zeit 1140—1150. Als Zeugen waren dabei:
Adalrammus de Oftheringin, im Saalbuche von St. Nicolai (Urkundenbuch des Landes ob der Enns I, S.554, Nr. XCIH.) c. 1140 nobilis genannt, erscheint mit seinem gleichnamigen Sohne einigemal in den Urkunden von Wilhering zwischen den Jahren 1155—1107 (siehe Geschichte dieses Stiftes von Jodok Stülz S. 473, 479, 483). Das Stammschloss dieser Freien lag am westlichen Abhange des Kirnberges unweit von jetzigem Pfarrorte Oftering, im Hausruckviertel ob der Enns.“
Hermannus de porce [=Parz, abgek. bei Neustift im Felde/Winkl] wird in Nr. CCLIX als zur Familia ecclesiastica gehörend aufgeführt.
Wolferun, Otachar de treisim sind nicht dem bekannten Edelgeschlechte de Treisim zuzuzählen.
„Hartwicus [von Reidling?], Rahawinus de winchil, vermuthlich im Orte Winkel ansässig, zwischen Kirchberg am Wagram und der Donau, U. M. B., wo im zwölften Jahrhundert eine angesehene adeliche Familie ihren Sitz hatte, (Vgl. Nr. CCCLXXVII.)
Unweit davon liegt auch das Pfarrdorf B i r b a u m, wohin Schweickhardt (Darstellung, V. U. M. B., I. Bd., S. 84), die Edlen de Pirpom setzt, welche im Klosterneuburger Saalbuche vorkommen. Maxm. Fischer aber (Fontes loc. cit. S. 236, Nr. 331) bezieht dieselben auf den Ort Birbaum (Moosbirbaum) nächst dem Perschlingflusse, in der Pfarre Heiligen-Eich. 0. W. W.“
Kommentar Wilhelm KARLIN F8 S. 165: „CLXXXVI.
Waltherus de treisma, an der Traisen ansässig und reich begütert, erscheint mit seinen Brüdern Hartwic (de Rudniche) . Adalram (de Eppinberg oder Waldek), Ernest und anderen Famiiiengliedern oftmals in unseren Urkunden zwischen 1110—1150. Ihre Reihenfolge ist in der Note Nr. CCLVIII zu finden.
Walther, im Stiftungsbriefe von Klosterneuburg vom Jahre 1136 von seinem Hauptsitze de Sancto Andrea benannt, war c. 1140 der eigentliche Gründer des Augustiner-Chorherrenstiftes zu St. Andrä an der Traisen, zwischen Herzogenburg und Traismauer. (Siehe Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, IX. Bd., S. 259—260.)
Heidinrich de Augia , hat vermuthlich auch nahe der Traisen seinen Wohnsitz gehabt, denn in Nr. CCCXLIV kommt mit Walther de treisma abermals Heidinric de eodem fluvio als Zeuge vor. (Vgl. Nr. CCLVIII , CCCXLIII.) Überdies wird in den alten Zehentbüchern des Stiftes Herzogenburg der sogenannte Auzehend, in Augia, häufig angeführt, und es soll auch in der Nähe der Traisenmühlen , unterhalb Inzersdorf ein Edelsitz , Namens Au (Auice) einst gelegen haben, welcher von dem berüchtigten Fronauer zerstört wurde. (Nach gefalliger Mittheilung des hochw. Herrn Wilh. Bielsky.)“
siehe auch S. 172, 173
F8 S. 183: CCXLIX.
„Heber (i. a. Eberhard) erneuerte und bestätigte, vermuthlich nachdem Hinscheiden seiner Ehefrau Wentile, das Vermächtniss seiner Besitzung zu Qualeisdorf. (Vgl. Nr. CLXIV.) — Im Codex B aber heisst es Choleisdorf; auch sind dort die Zeugen in anderer Reihenfolge aufgeführt: „Ernist de Treisma. et frater eius Adelram. Dietricus de Zunis. Idem ipse Adalbertus de werda. Heriman de huntisheim- Otto. Bertoldus. Otto de molti. Adalram filius Rudolfi de berga Merbot. Odulricus de marepach.“
Neben den Herren von Winkl hatte auch die Familie der Payr „Bawarus“, die von oberwähntem Starkfried abstammt, diesseits (Seebarn, Oberstockstall, Winkl, Rußbach) und jenseits der Donau (Preuwitz, Maria Ponsee) Besitzungen und Beziehungen. [Dr. Günther MARIAN, Adel Tullnerfeld S. 170-199].
Eine weitere Verbindung über die Donau hinweg bestanden auch zwischen Cimburg, der letzten Angehörigen des Hauses Winkl, begraben in Aggsbach Markt; mit Koloman Scheck von Wald, einem Sohn des Jörg Scheck von Wald. Neben Aggstein u.a. besaß er nach Cimburgs Tod neben Großweikersdorf und dem Landgericht auch die Burg Winkl, die ihm 1460 von Ulrich von Gafeneck (aus Grafeneck in Baden-Württemberg) abgenommen wurden. Ulrich musste, da er dem ungarischen König Matthias Corvinus diente, die Burg 1477 an Kaiser Friedrich III. abtreten, dessen Sohn Maximilian I. die Herrschaft Grafenegg samt der abgebrochenen Burg Winkl und dem Langericht an seinen Kämmerer Heinrich Prüschenk verkaufte. [Dr. Günthe MARIAN, Adel Tullnerfeld S112, 113.].
HA Stetteldorf - Urk 052: Die Brüder Balthasar und Jörg die Parschenbrunner verkaufen ihren Vettern Jörg, Kaspar und Mert den Parschenbrunnern ihr Erbgut zu Wolfpassing, ihren Hof zu Bierbaum (am Kleebühel) mit aller Zugehörung, der ihr freies Eigen ist, sowie ebenfalls zu Bierbaum eine Wiesmahd und Baumstatt im Ausmaß von 8 Tagwerk genannt das Himmelreich, wovon an N. Scheck nach Winkl ein Grunddienst von 20 Pfen. Landeswährung sowie 16 Pfen. zu Burgrecht für die Beleuchtung der dortigen Kirche zu entrichten sind, und schließlich eine Wiesmahd ebenfalls zu Bierbaum bei der Brücke im Werd gelegen, die Point genannt im Ausmaß von 4 Tagwerk , wovon die jährlichen Abgabe an den Scheck nach Winkl 15 Pfen. beträgt. Siegler die Aussteller; Sebastian Tumperger; Augustin Poppenperger. 22. November 1494. [Niederösterreichisches Landesarchiv, Herrschaftsarchiv Stetteldorf - Urkunden HA Stetteldorf Urk 052, in: Monasterium.net, URL </mom/AT-NOeLA/HA_Stettl/HA_Stetteldorf_Urk_052/charter>, accessed at 2024-12-05+01:00 ].
Nicht zuletzt besaßen auch die Erben des Hans Rueber zu Pixendorf und Grafenwörth in Bierbaum a. Kl., Stockstall und Porz bzw. Neustift im Felde Gülten, die als „Kharlingisches Erbe“ an die Herrschaft Thürnthal kamen. [Andreas NOWOTNY: 700 Jahre Neustift, Teil Häuserchronik S. 21, 22.; Die Herren von Bierbaum – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram ].
1603 kauft Martha von Velderndorff, geb Kharling den Bärenhof in Oberstockstall, den sie 1605, 28.Juni an ihren Sohn Haymeran von Velderndorff auf Waradein und Schiermanßreith vererbt. [ NÖ. Landesarchiv Alte Gült-Einlagen, V.U.M.B-282 S. 63.]. Das Schloß Neutenstein zu Unter-Grafendorf, in der Böheimkirchner Pfarre, 2 km nördlich von Weisching, war Sitz des „Herrn Georg von Velderndorff“, sowie „Herrn Johann Ferdinands von Velderndorff“.
[https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/st-poelten/boeheimkirchen/01%252C2%252C3%252F02/?pg=43 tom 02-02/486h, 1670 16.02.: Trauzeuge ist Herr Johann Ferdinand Velderndorff zu [Unter-]Graffendorff.
Die Herren von Velderndorff, auch Völderndorff hatten ihren Ursprung in Völtendorf bei Obergrafendorf.
(Johann Gottfried BIEDERMANN: Geschlechtsregister der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken..., tabula CLVI.].
Weisching lag auch im Herrschaftsbereich der Grafen Althann, siehe NÖ. Landesarchiv sign. HA Murstetten-Zwentendorf HS 1/01 - Urbar des Christoph Althann über die Besitzungen zu Murstetten 1552-1586. [Siehe NÖ Landesarchiv (findbuch.net) und NÖ Landesarchiv (findbuch.net) ].
1620 kam die die Herrschaft Winkelberg in die Hände des Grafen Michael Adolf von Althann, geb. 1574 in Murstetten (siehe Michael Adolf Althan – Wien Geschichte Wiki ), somit scheint es nicht abwegig, dass Georg Beer aus Oberstockstall (Pehr, Perr ... etc.) im Althannischen Herrschaftsbereich, zu dem auch Güter in Weisching gehörten, in Althannische- oder Veldendorfferische Dienste trat, zumal sein Bruder Egidi Beer Präfect der Herrschaft Winkelberg war. Vielleicht übernahm er in Weisching auch das Anwesen eines Verwandten, siehe Pfarrmatriken Böheimkirchen , verstorben am 01.02.1632 ist Michael PEHR aus Weisching bei Böheimkirchen. Möglicherweise bestanden auch schon ältere Beziehungen in die Gegend südlich der Donau, denn 1522 werden PEER Wolfgang, Gastgeb zu Paungarten auf dem Tullnerfeld, Hausfrau Elspet urkundlich genannt. Egidi Beer 1. und sein Enkel Johann Georg Ambros Beer sind in Wilhelmsburg verstorben. [https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/st-poelten/boeheimkirchen/01%252C3%252F01/?pg=218 tom 03-01/230 + Verstorben am 01.02.1632 ist Michael PEHR aus Weisching bei Böheimkirchen; Facs. monasterium.net: http://monasterium.net/mom/AT-WStLA/HAUrk/6250/charter abg. 11.12.2019].
Dass offenbar gute Beziehungen der Familie Beer zu den Althannischen Herrschaften bestanden, zeigt auch, dass der Pfleger zu Zwentendorf, Christophory Höfer Taufpate der Söhne des Dny. Ambrosi Beer, sowie Trauzeuge des Laurenz Christian, Sohn des „nob. u. strenn.“ Caspar Beer auf dem Edelhof zu Oberstockstall, ist. [Tauf-, Trauungs-, Sterbebuch - 01,2,3-02 | Kirchberg am Wagram | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online (matricula-online.eu) tom 01-02/7(= 1), 1653 25.12., Tauf-, Trauungs-, Sterbebuch - 01,2,3-02 | Kirchberg am Wagram | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online (matricula-online.eu tom 01-02/21, 1657 03.10. und Tauf-, Trauungs-, Sterbebuch - 01,2,3-02 | Kirchberg am Wagram | Wien/Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien | Österreich | Matricula Online (matricula-online.eu) - tom 02-02/22,1655 11.05.].
In der Zeit der Türkenbelagerung 1683 und wahrscheinlich auch 1529 flüchteten viele Leute ans nördliche Donauufer, dies bezeugen für 1683 die Pfarrmatriken von Kirchberg am Wagram.
Der Althannische Gutsbesitz grenzt direkt an die ehemals Winkelbergischen, jetzt Grafenegger Besitzungen bis wenige hundert Meter an die ehemalige Burg Winkl, siehe Abb. 10,11.
Vom Schloss Zwentendorf geht vom Nordufer der Donau ein gerader Weg durch die Au am sog. „Eleonorenheim“,
[das „Eleonorenheim“ von Michael Josef von Althann um 1830/1840 erbaut und nach seiner Gattin Eleonora, geb. von Hartig benannt worden sein dürfte, vorbei nach Frauendorf/Bierbaum a. Kl.. Den Weg bezeichnete Otto Fandl als eine Römerstraße von Zwentendorf nach Kirchberg am Wagram. [Otto FANDL, 1980: Die Wallfahrtskirche von Kirchberg am Wagram S.7.]. Ob das zutrifft bleibt dahingestellt, der Weg verläuft heute gerade durch die ehemaligen Inseln „Schweizer Au“, „Schmidhaufen“, „ Kleines Renning“, „Rondellen“ und „Mitterhaufen“ über die Brücke über das „Schinderwasser“ beim „Bildeichenboden“. Auf der Josefinischen Karte und im Franziszeischen Kataster von 1823 ist kein Weg eingezeichnet. Am wahrscheinlichsten fuhr man per Zille oder Mutze (Plätte) von Zwentendorf über das „Schinderwasser“ zum „Bildeichenboden“ bei Frauendorf/Bierbaum a.Kl. oder über das „Granitzwasser“ zum „Granitzhaus“ nach Winkl, das Eleonorenheim ist noch nicht eingezeichnet, siehe Habsburgermonarchie - Franziszeischer Kataster | Arcanum Karten .
Abb. 10: Ehemalige noch erhaltene Burgkapelle der Burg Winkl; Foto: A.Nowotny
Abb. 11: Grenzstein an der Althannisch/Winkelbergischen Grenze in der Nähe des sog. „Schusterhauses“ in Winkl. Foto: A. Nowotny
Abb. 12: Blick vom Schloßberg in Mitterstockstall Richtung Reidling.
Foto A. Nowotny
Otto BIACK: Geschichte der Stadt Tulln, 2. Auflage, 1982, S159, 295, 296: „Immer auch mußte die Stadt gegen die von Bewohnern der Ufergemeinden betriebenen ‚Winkelurfahren‘ (illegale Überfuhren) einschreiten. 1746 befahl sogar der Hofkommissär Graf Gaisruck der Stadt, dagegen bei der nö. Regierung Klage zu erheben. 1786 bedrohte das Kreisamt St. Pölten die Dominien zu Ponsee, Zwentendorf und Lebarn mit einer Strafe von je 24 Reichstalern, wenn sie weiterhin diese Einschränkungen der Tullner Rechte gestatten würden. Aber schon vorher hatte die Stadt das ‚kleine Ufer zu Ponsee‘ gegen eine Pachtzahlung in Bestand gegeben. 1839 bewilligte sie das Urfahr zu Zwentendorf-Altenwörth, das dann Georg Grüneis mit Plätten gegen eine Zahlung von 140 Gulden jährlich betrieb; Grüneis hatte sogar die Absicht, in Zwentendorf eine fliegende Brücke zu errichten. Den kürzeren aber zog die Stadt, als sie 1822 gegen die Errichtung der Überfuhr Traismauer-Grafenwörth, die die dortige Staatsherrschaft plante, Einspruch erhob. Diese Überfuhr wurde 1825 bewilligt und so die Monopolstellung Tullns im westlichen Tullner Felde gebrochen.“
Mehr über die Schiffahrt in der Gegend um Zwentendorf-Altenwörth bzw. Grafenwörth-Traismauer siehe Maria KNAPP Überfuhr (Urfahr) – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram , Schiffleute – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram , noch 1905 waren in Altenwörth 2 Schiffmeister, Katharina Fierlinger und Franz Hametner zum Gewerbe angemeldet, siehe Handels- und Gewerbebetriebe, 1903 – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram und Familie Hametner, Altenwörth – Heimatforschung Region Kirchberg am Wagram .
1872 Eröffnung der Eisenbahnstrecke (Flügelbahn der Franz-Josefs-Bahn) Absdorf - Krems der K.K. Staatsbahn, dazu findet sich in der Schulchronik Neustift im Felde folgender Eintrag:
"Als im Jahre 1872 die Flügelstrecke der Bundesbahn Absdorf – Krems eröffnet wurde, hörte der bisher innig gepflegte Verkehr mit Altenwörth allmählich auf. Obst, Gemüse, Getreide, Kartoffel, Butter, Vieh etc, welche früher zu Boot oder Floß nach Wien befördert wurden, übernahm jetzt die Eisenbahn. Altenwörth wurde ein sterbender Ort.“ (Adalbert Hirsch d. J.- Schulchronik Neustift im Felde 2.Teil -Geschichte).
Ich kann mich noch persönlich erinnern, dass in den 50er-Jahren mein Bruder, der in Zwentendorf wohnhaft war, wenn er uns in Neustift im Felde besuchte, von Herrn Hacker mit der Zille über die Donau zum nördlichen Ufer am Anfang des Weges zum Eleonorenheim gebracht wurde, von wo er den Weg mit dem Fahrrad fortsetzte. Auch holten wir einmal mit dem Pferdewagen einen Ofen von dort ab, der mit der Zille aus Zwentendorf herübergebracht wurde. Genauso war es in Altenwörth, wo noch Leute mit der Zille nach Maria Ponsee bzw. nach Altenwörth gebracht wurden. Heute ist es über das Kraftwerk Altenwörth wieder einfacher geworden, mit dem Fahrrad oder zu Fuß die Donau bei Altenwörth zu übersetzen und es besteht besonders zum Wochenende reger Verkehr.
Wir sehen also, dass seit den frühesten Zeiten bis in die Nachkriegszeit immer wieder Verbindungen links und rechts der Donau bestanden, die eine Donauquerung an dieser Stelle notwendig machten. Zu Zeiten, in denen man noch zu Fuß oder mit dem Pferd unterwegs war, ist auch immer der kürzeste Weg genommen worden.
Andreas Nowotny 17.12.2024