(1.8.1882 - 30.6.1959, beides Kirchberg am Wagram)
Franz war der ältere von zwei Söhnen des Franz Delapina und der Theresia geb. Lager.
Ein Foto aus der 3. Klasse Volksschule in KirchbergAus dem Jahr 1896 (wahrscheinlich mit Direktor Anton Berger)
Franz Delapina absolvierte die Untere Realschule in Krems, dann die Handelsakademie in Linz. Der letzte erhaltene Brief an seine Eltern aus Linz datiert vom 24.3.1901.
Er diente als einjähriger Freiwilliger beim k. u. k. Festungs-Artillerie-Regiment Graf Colloredo-Mels Nr. 4, 2. Feld-Compagnie, in Pola nahe der Südspitze der Halbinsel Istrien. Auch von dort schrieb er zahlreiche Briefe und Karten. Näheres zu seiner militärischen Ausbildung und seine Feldpostbriefe siehe hier.
Ab 1903 war er in Neunkirchen bei einer Handelsfirma als Praktikant tätig, dann im Handelsbetrieb seines Vaters.
Ein Ausschnitt aus einem seiner ersten Briefe aus Neunkirchen:
Neunkirchen, 2.IX.1903
Liebe Eltern,
……. Diese Woche verging mit eifrigem Umstecken der Winterwaren, Auspacken derselben, nummerieren, etc. etc. Sehr interessant und sehr lehrreich. Ich lernte viele neue Artikel kennen. Namentlich auf einen wurde ich aufmerksam, der hier sehr stark geht, schön, gut u. billig ist. Derselbe dient als billiger Ersatz für Damenloden. Er nennt sich Magda, kostet Eigen 23x von Noe Stross, I. Salzgries 15. Und viele andere. Mein Notizbüchel ist schon ganz voll mit Artikel, Preise u. Erzeuger. Jetzt werde ich daran gehen, dasselbe systematisch zu ordnen, um späterhin Behelfe zu haben. Ich habe mich schon ziemlich angepasst, verspür gar keine Müdigkeit mehr, und, was die Hauptsache ist, fühle ich immer mehr und mehr das Schwinden jener albernen Vorurteile, die ich leider Gottes mit in die Praxis nahm. Das steht fest, dass ich jetzt bei viel besserer Laune bin als vordem: Im Verkehr mit den Kunden habe ich nicht mehr das unheimliche Gefühl, mich zu blamieren, u. die Frau Kaglbäurin od. Veitschhoferin meinten schon öfter, wenn ich über den größten Schund eine Verteidigungsrede schwang: Sö san holt gar so viel klug! Mit den Mädels springe ich schon um, wie der ärgste Don Juan (bitte aber durchaus keine Besorgnisse). Natürlich habe ich aber noch lange nicht mein Ziel erreicht, hin u. wieder offenbare ich noch meine schauderhafte Unwissenheit…..
Wie schon sein Vater war auch Franz jun. in verschiedenen Vereinen tätig, etwa im Männergesangverein, wo er 1906 zum Schriftführer gewählt wurde. Im Verein „Südmark“ , wo er auch tatkräftig bei der Gestaltung von Festen mitarbeitete, war er Zahlmeister-Stellvertreter.
Die Mitgliedskarte im Turnverein, 1904 Beim Bezirksturnen des Deutschen Turnerbundes am 15.8.1907 in Krems errang Franz Delapina den 2. Platz.
(Österr. Land-Zeitung vom 17.8.1907)
Bereits im Jahr 1912 meldete er ein Gewerbe an, den Betrieb seines Vaters übernahm er aber erst 1922.
Immer wieder wurden neue Geschäftsfelder eröffnet, wie hier der Handel mit Spielkarten.
Heirat
Am 11. Juni 1912 ehelichte Franz in Klosterneuburg Adele Streit (5.4.1882 - 11.12.1958) aus Zwettl, die Tochter des dortigen Gemeindearztes Dr. Kilian Streit.Es war üblich, die „Aussteuer“, also Bettwäsche, Tischwäsche, etc. im Kreis der Brautfamilie eigenhändig anzufertigen Da die Braut noch in Zwettl wohnte, wurden viele Hochzeitvorbereitungen schriftlich abgestimmt:
Zwettl, 17. März 12
Lieber Franz!
….. Bin meistens im Laken nähen, wenn man nicht fest dabei bleibt, geht nichts weiter u. dann machts mir auch Freude das nähen, gebe mir immer eine bestimmte Aufgabe, da heißt es meist stramm drauf los arbeiten, solls erreicht werden. Wegen Rosshaarmuster bin ich ganz froh, schrieb auch Poidl heute diesbezüglich. ….. Ich möchte gern die Federneinschütt in der angegebenen Größe nähen u. wenn Mutterl so lieb ist und die Federn gibt, mit denen zum Füllen schicken u. die Bezüge hätte ich dann, da ja alle von mir drauf passen, brauche wegen dem nicht mehr nähen, 6 mal überziehen nähe ich so u. so…
Die furchtbar groben Leintücher lasse bitte baldmöglichst an meine Adresse abgehen, die Tischwäsche kann vorderhand noch liegen u. werden sei dann gleich sticken lassen. Ja was hin u. herschicken. Wenn Du wirklich von Mutter 6 Gedeck bekommst, wie Du gesagt (außer es sind 6 Tischtücher) kränkt mich eigentlich das Gedeck zu 6 Personen. Ein Gedeck für 12 Personen bekomme ich von Mutter, so sind wir dann glückliche Besitzer von 6 x 3 Servietten. Die umzubringen, reicht ein Menschenalter nicht. Nun gescheh’n ist gescheh’n. Aber wie gesagt, die groben Leintücher nehme ich, sobald ich‘s habe, in Angriff. Ja, wir armen Menschenkindlein, bald 4 Seiten habe ich geschrieben und Großteil des Inhalts – Geschäft.
Schnell noch was anderes. Der Fiedel willst Du wieder untreu werden u. bittest um meine Gewogenheit für die Bassgeige. Brr, das ist die Brummerei, bis daher war ich ihr nie besonders gewogen, na, wenn du‘s aber gar so ins Herz geschlossen, muss ich’s halt auch versuchen. Infolge ihrer Größe wird sie aber so viel Platz einnehmen, wo soll ich’s dann einteilen? (Durch beschränken)…..
Franz war ein begeisterter Musiker und Turner, bereits in seinen Briefen aus der Schule und aus seinem Praktikum war das immer wieder ein Thema.
Zwettl, 8. Juni 12
Lieber Franzl!
Im Besitze des Schreibens von Klosterneuburg, habe ich heute dorthin geschrieben u. zwar änderten wir das Menü derart ab.
Bouillon
Fisch (vielleicht mit Sulz, da Du kein Freund von Mayonnaise)
Brathühner mit Salat u. Kompott
Mohr im Hemd mit Schlagobers
Lungenbraten garniert
Torte, Bäckerei.
Änderung erfolgte mit dem Gedanken an Rudl u. ein kl. Bissl musst Du ja auch essen (wenn auch Bräutigam). Ihr Armen als Geflügelfeinde, ging’s Euch ja dann furchtbar schlecht, wenn nur Brathühner wären. Der Schlusspunkt des Menüs „Giardinetto“ ist mir unbekannt, hast Du eine Ahnung. Preis kann sich u. wird sich ja nun auch höherstellen.
Ist Vertrauenssache, denn wenn wir‘s billiger, setzen sie uns eben Minderwertigeres vor…..
Franz und Adele Delapina übernahmen 1922 von den Eltern Haus und Betrieb.
Die Kinder von Franz und Adele Delapina
Franz (2.3.1914 – 8.8.1945 f. tot erklärt)
Ernst Friedrich (20.9.1921 – 22.9.1985)
Das Prüfungszeugnis für Kraftfahrzeuge aus dem Jahr 1928 - Franz war einer der ersten im Markt, die ein Kraftfahrzeug besaßen. Wie schon sein Vater, setzte sich auch der Junior für das Ortsbild ein. Ein Zeitungsartikel vom März 1937 lobt sein Engagement in Bezug auf die Gestaltung des Platzes rund um das Kriegerdenkmal:
Da Kirchberg am Wagram keinen Verschönerungsverein besitzt, hat sich der heimische Kaufmann Herr Franz Delapina in lobenswerter Weise der Verschönerung der Umgebung seines Hauses angenommen. Rings um das unter seinem Hause liegenden Kriegerdenkmal, das eine Steingrotte am Hang mit dem gestürzten Adler auf der Höhe in origineller Weise darstellt, hat er einen kleinen Park mit Anpflanzung von Ziergesträuch angelegt und ebenso die Ecke bei der Schule durch Strauchanpflanzung verziert. Auf den Hang hat er Waldbäume gesetzt und in musterhafter Weise dort, beim Kriegerdenkmal und bei der Schule Ordnung und Pflege geschaffen. Es kann sein Wirken als Vorbild für alle anderen dienen und verdient unser aller Lob.
Foto: Dr. Rudolf Delapina Der Zweite Weltkrieg
Zuweisung von 6000 kg Kohlen Ein schwerer Schicksalsschlag für die Familie war es, als Sohn Franz aus dem Krieg nicht mehr nach Hause kam. Er ist im Juli 1945 mit 31 Jahren im Gefangenenlager Jassny in Rumänien an der Ruhr verstorben, wie ein Kamerad der Familie mitteilte. Er wurde laut Bescheid des Kreisgerichtes Krems mit 8.8.1945 für tot erklärt. Seine Mutter hat sich nie von diesem tragischen Ereignis erholt.
Franz Delapina in späteren Jahren in seinem Garten Adele Delapina ist am 11.12.1958 verstorben, Franz am 30.6.1959.
Quellen:
Unterlagen der Familie Delapina, Kirchberg am Wagram
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
November 2022, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp