Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Im Winkler Friedhof gab es bis vor einigen Jahrzehnten an der Südseite drei oder vier sogenannte „Kindergräber“, die von den Mädchen gejätet und geschmückt wurden, wenn sie mit Mutter oder Großmutter das Familiengrab besuchten. Tatsächlich handelte es sich laut Überlieferung aber um Gräber von Ertrunkenen, die in der Winkler Freiheit an der Donau gefunden worden waren.
 
1809: Philip Schulz, Gemeiner von Dragoner-Regiment Nr. 4, Obrist d. IIten Escadron, ist mit 32 Jahren am Donauarm ertrunken und wurde in Winkl begraben. 

1809:  Der Fischermeister Peter Hammerschmidt ertrinkt mit 68 Jahren. 

Am 16.4.1844 wurde laut Kirchberger Pfarrmatriken ein männlicher Leichnahm von der Donau ausgeworfen. Laut gerichtlichem Totenbuch ist der Mann am Stickfluss infolge des Ertrinkens verstorben. 
 
Ertrunkener in Winkl
Beschreibung des am 16. April 1844 im Bezirke des Dorfes Winkl am Donauufer vorgefundenen männlichen Leichnames.
Derselbe war bey 5 Schuh groß, von mittlerer Stärke, hatte braune Haare, vollzählige, abgenützte Zähne, und dürfte 35 bis 40 Jahre alt gewesen seyn.
Das Gesicht war wegen eingetretenen dritten Grad der Verwesung ganz unkenntlich, indem der Körper schon bey zwey Monate im Wasser gelegen seyn wird. Die Kleidung des Verunglückten war ganz zerrissen, und bestand aus einem mittelfeinen leinenen Hemde, einem zwilchenen Unterbeinkleide, einer blauzeugenen Pantalonhose, einem braunen Halstuche, einem schwarztüchenen Spenser mit Metallknöpfen in der Form eines Sternes, und aus ledernen Stiefeln, deren Absätze mit Eisen beschlagen waren. In einer Hosentasche lag ein kleiner lederner Beutel, in welchem sich 17 Stück Oesterreichische Silberzwanziger, ferners an Bayerischen und Sächsischen Landmünzen 6 Sück Silbersechser, Ein Silberfünferl und zwey Silberkreuzer vorfanden. Wer über diesen verunglückten Menschen der vermuthlich ein Schiffknecht war, Aufklärung zu geben vermag, wird aufgefordert, die Anzeige hierher zu machen.
Herrschaft Grafenegg den 20. April 1844.  
(Wiener Zeitung vom 29.4.1844) 
 
1853: In der Donauau wurde die Leiche der ertrunkenen Veronika Hacker aus Zellerndorf, etwa 20 bis 25 Jahre alt, gefunden. Sie wurde in Kirchberg beerdigt.
 
1859: In der Bergau, Winkler Freiheit, wurde ein männlicher Leichnam, bei 50 Jahre alt, aufgefunden. Der Körper war in hohem Grade der Fäulnis und Mumification, er dürfte vor 6 Wochen verunglückt und ertrunken sein. Er wurde in Kirchberg begraben.
 
1872 wurde in der Au ein unbekannter, männlicher Leichnam erhängt aufgefunden.
 
1879 wurde eine anfänglich unbekannte Frauenleiche aufgefunden. Nachforschungen ergaben, dass es sich dabei um Theresia Weich, die Gattin eines Wegmachers aus St. Florian in Oberösterreich gehandelt hat. Sie war 44 Jahre alt, ob Unfall oder Selbstmord konnte nicht eruiert werden. Sie wurde am Winkler Friedhof beigesetzt.
 
1881 wurde in der Winkler Freiheit die 21jährige Emma Steinberger aus Kramstätten im Waldviertel aufgefunden, sie war in der Donau ertrunken.
 
Im November 1881  wurde am Donauufer innerhalb der Winkler Gemarkung eine unbekannte männliche Leiche, Alter unbekannt, aufgefunden und am Friedhof beigesetzt.
 
1882: Von der Donau bei der Überschwemmung in die Bergau getragen, folglich Winkl. Parzer Michael, verehelichter Hausbesitzer aus Höbenbach, Ger.Bez. Mautern, 38 Jahre. Stickfluss durch selbstmörderisches Ertränken in der Donau.
 
1889: Michael Bachinger, verehelichter Schneidermeister, wurde am 22. Mai am Donauufer in der Winkler Gemarkung angeschwemmt. Er war 56 Jahre alt und starb an Stickfluß durch Ertrinken. Er wurde von seinen Söhnen identifiziert. 

Aufgefundener Leichnam
Ende der vorigen Woche wurde der Leichnam eines Mannes von der Donau angeschwemmt. Es ist die Leiche eines ungefähr 40jährigen Schiffmannes. Nach der Einsegnung durch den Cooperator von Kirchberg mußte sie sofort beerdigt werden; die Verwesung war schon eine hochgradige. Nebenbei sei bemerkt, daß die Auffinder sämmtlicher Angeschwemmten Altenwörther Schiffleute sind, von denen der begründete Verdacht nicht abgewendet werden kann, daß sie gerne den Winklern die Kosten der Beerdigung überlassen, es sei denn, daß eine Belohnung für die Auffindung ausgeschrieben ist. So mußte Altenwörth erst unlängst einen begraben lassen, von dem die Holzknechte meinten, es wäre der Herr Dienstl von Krems.
(Kremser Volksblatt vom 1.6.1889)

1893:  Auf einer Sandbank der Donau in der Freiheit Winkl wird ein unbekannter ertrunkener Mann angeschwemmt. 

1894: Eine etwa 20 Jahre alte, unbekannte weibliche Leiche, wahrscheinlich Arbeiterin, wird am Donau-Ufer in der Winkler Freiheit ertrunken aufgefunden.

1909: Andreas Krimmel, Wirtschaftsbesitzer in Königsbrunn, 30 Jahre alt,  war nach viertätiger Ehe seit 30. Juni abgängig, stürzte sich aus unbekannter Ursache in Winkl in die Donau und wurde am 25. Juni bei Greifenstein aufgegangen.
(St. Pöltner Bote vom 1.7.1909)

Im Juni 1919 wurde in der Winkler Freiheit ein unbekannter Knabe von etwa 6 Jahren gefunden, der bereits mehrere Monate vorher in der Donau ertrunken war. 

1928: An der Donau wurde ein unbekannter Ertrunkener mit etwa 48 Jahren gefunden, der schon einige Wochen tot war. 

1929: Franz Nofirth, geb. in Fels, Wirtschaftsbesitzer in Winkl, ertrinkt mit 70 Jahren in der Donau in Altenwörth.

Ein gebürtiger Winkler, der sich anscheindend bei Persenbeug in die Donau gestürzt hat:
Am 21. 1.1931 hat sich ein 20- bis 25jähriger Mann mittlerer Größe mit länglichem Gesicht, dunklem Haar und ohne Schneidezähne im Oberkiefer von der Landungsbrücke der Rollfähre bei Persenbeug in die Donau gestürzt und ist ertrunken. Seine Leiche konnte nicht geborgen werden.
Auf der Landungsbrücke ließ der Mann einen grauen Rucksack mit Lederriemen zurück. Im Rucksack waren eine alte lederne Handtasche, eine Trinkglas und ein Wiener Zeitungsblatt vom 18.d.M. Auf der Zeitung war mit Bleistift geschrieben: „Bitte führen Sie nach Kirchberg am Wagram den Leichenzug! Und dann nach Winkl, Bezirk Tulln!“ Haben Sie ein Bett? Was kostet es pro Person zum Schlafen?“ „Menu-Essen?“ „Augsburger, Geröstete, Suppe, Salami, Faschiertes?“
Man nahm an, daß diese Sätze die Fragen eines Taubstummen bildeten und tatsächlich stellte die Gendarmerie fest, daß ein Taubstummer kurz vor dem Selbstmord in einem Gasthaus in Ybbs ein Viertel Wein getrunken und eine große Portion Salami verzehrt hat. Offenbar ist der Wirtshausgast der Selbstmörder.
Agnoszierungszeugen werden ersucht, sich beim Gendarmerieposten Ybbs an der Donau oder beim nächsten Gendarmerie- oder Sicherheitswacheposten zu melden.
(Neuigkeits) Welt Blatt vom 24.1.1931 

Ertrunkenenkreuz Winkl          Foto: Maria KnappIm Oktober 2018 wurde von der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram ein Gedenkkreuz neben dem Friedhofseingang für diese armen Seelen errichtet. 

Die Inschrift:
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen –
Im Gedenken an alle Menschen, die in der Donau ihr Leben verloren haben. 

An der Südseite des Friedhofes wurden wahrscheinlich auch die Bewohner des sich gleich neben dem Kirchenareal befindlichen Armenhauses begraben. Dieser Teil des Friedhofes ist bis heute frei von Gräbern. 

Quellen:
Alle nicht näher bezeichneten Todesfälle: Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
ANNO, Historische Zeitschriften und Zeitungen, Österreichische Nationalbibliothek  

August 2015, letzte Änderung Jänner 2024
Maria Knapp