Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Abkürzungen
A = Administrativkarte 1:28.800 
EZ = Einlagezahl
Gem. = Gemeinde
Grdst.= Grundsück 
G =Grundbuch, Ga = Grundbuch alt,1571 – 1850, G n = Grundbuch neu ab 1878, Grund- und Gewährsbücher 1850 bis 1877 (bzw 1898) durch Nachkriegsereignisse 1945 vernichtet) 
J = Josefinische Karte 1781/82 (K Josef II.) 
JF Josefinische Fassion 1787  "Grundertägniß-Fassion bei der Gemeinde Neustift" 
P = Parzellenprotokoll, Pa = P 1830 (Franziszeischer Kataster, siehe http://www.franziszeischerkataster.at/ ), Pn = Parzellenprotokoll neu 
To Topographie von N.Ö. 1878 
Gemeinde 7 = Dörfl 
Gemeinde 23 = Neustift im Felde
 
Indexkarte: Die führende Nummer ist die rote Nummer in der Karte, sofern die Örtlichkeit des Flurnamens festgestellt werden konnte:

IKarte Dörfl

58. Aufgang der Sonne, gegen Aufgang der Sonne M a, n, P a, G n, MF, A
Sonnenaufgang M n, A
7  Aufgang der Sonne  in Dörfern hört man heute noch für die Weltgegend meistens Sunnaufgang und nur selten Osten, s. auch Nr. 804a 1)
Da sich in der Nähe ein Leeberg befand, ist nicht ausgeschlossen, daß dort ein  heidnischer Lichtkultplatz, ein sogenannter "Rossengarten" oder "Rosengarten" (Trojaburg/Labyrinth) bestand, in dem Wettkämpfe veranstaltet wurden, siehe hier. 
siehe auch die Flurnamen Röseln und Haleberg (Halleeberg) sowie Dr. Georg Rorecker
http://archive.is/VS1sG  Die Kelten - Hl. Stephan 

59. Anzenthal, -thall M a, n, P a.G n, MF
35 Anzenthal  Tal, aus' dem man die Stangen für die "Anzen", für die Gabeldeichseln holte. Gemeint ist das bei der Mühle ausmündende Tal 1)

60. Berg G n JF siehe auch Perg
69 c   Berg   kommt am häufigsten in Wagramgemeinden vor. In Bergen: pl.: in den Bergen, s. auch Nr. 844 1) 

61. Detter(in) G n
153 Detter  in den Kirchberg benachbarten Gemeinden 7 und 23. Die Grundstücke gehörten einem gewissen Herrn Detter aus Kirchberg. 1) 

8.1.   Diebstain (Dörfler-)
160 Diebstein   der Steig auf welchem die Diebe zur Uebergabe an die nächste Gemeinde geührt wurden. In Fels beim Grdst. 1610 ein meist großer Grenzstein an der Gemeindegrenze, an dem der "Malefiz-Kerl" (der Übeltäter) dem Landgericht ausgeliefert wurde. Ein typischer Grenzstein dieser Bedeutung ist der Diebstein vor dem Haus Nr. 20 in Dörfl nördlich der Bahn. Herr Delapina, Kaufmann in Kirchberg, geb. 1882, hörte noch von seinem Großvater, daß die Malefikanten vom Gemeindediener zu diesem Dlebstein geführt und dort mit Stockhieben und den Worten "so, du Lump, jetzt schau, daß d'weiter und nimmer z'ruckkommst", verabschiedet wurden. Der Stein steht heute noch zwischen Gehsteig und Fahrweg.

8.2    Ein anderer auffallender Diebstein befindet sich an der Grenze Neustift (Grdst. 660), Kollersdorf (Grdst. 1576) und Dörfl (Grdst. 230). Vgl. Nr. 710. .. 1) 

62. Dörflerfeld Gn
Dörfler Veldt G 1727
„71    Dörflerfeld     vor allem die Schreibweise aus 1727 bemerkenswert 1)

63. Graben, auf dem  M a, P a, G n, JF, A
344 Graben versteht sich von selbst 1)

64. Haltergraben G 1760, G n, MF, JF, s. Nr. 1172
409  Haltergraben der Graben, wohin der Halter, Viehhirt, das Weidevieh zur Weide zu treiben hatte. Vgl, Nr. 404
Halter ist ein altes Wort für den Flurwächter. (Ein frei herumziehender Hirte in der Türkei heißt Heimannl)
-Weide, meist auf Gemeindebesitz, daher Gemeindeweide, wo der Halter, Viehhirt, das Vieh halten mußte; halten = Weiden lassen 1)

65. Hinternberg oder das Garten Veldt St. KAB 1708 2)

66. Hintern Häusern JF „gegen Aufgang der Sonne“
435a  435a Häusern(hintern -)     bedarf keiner Deutung 1)

67. Gegen Kirchberg M a, n, P a, n, A
583  Gegen Kirchberg versteht sich von selbst 1)

68. Graßweg St. KAB 1708

69. Kirchengäßl JF
587a

70. Kollerstorfer Kirchweeg St. KAB 1708

71. Kleinfeld, Gro=feld! M a, n, P a, n, G n, MF, JF, A
603  Kleinfeld 1728 als "veldt". Der Kommentar in der JF: "im kleinen Feld gibt eine hinreichende Erklärung 1)

72. Kuchel Feld, feld M a, n, P a, n, G 1727, 1708 St, KAB.
Kuchel Veldt, feldt G n, JF A    endet beim Lodersteig
Kuchläcker St. KAB 1708
657 Kuchelfeld   bayr. österr. Kuchel. . Küche. Es ist die Flur, aus der bei Kreisjagden das darin erlegte Wild an die Küche für die Jagdtafel abzugeben war 1)
Laut der Zehentbeschreibung des Kastenamtes Stein a.d. Donau (Stainerische Casten-Ambts: Beschreibung) war dieses Feld an den Pfarrherrn von St. Stephan am Wagram in Oberstockstall  "kuchelzehentpflichtig" es heiß dort wörtlich:
Alhier an diesem Orth (Dörfl) und derselben Freyheiten, hat das Hochfürstl. Passau:
Castenambt Stain halben Zehent, und das Closter Sessenstein (Säusenstein) den
anderen halben Theill, ausgenommen deß genannten Kuchlzehent, dessen 13 Joch aker
sindt, und auf solchen der ganze Zehent alhir von der Pfarr Kirchberg am wagramb,
gehoben und genossen wirdt." und an anderer Stelle:"in diesem Zehentdistrict sindt 13 Joch aker, werden Kuchläcker genannt, davon der ganze Zehent von der Pfarr Kirchberg am Wagramb zu dem Pfarrhoff in Ober Stokhstall, gehoben und genossen würdt. 2)

32. Lehbigl, -bügl, -bichl, -büchl M a, n, P a, n, G n, A
Lehenbiegl, -büchl, -büchel G n, JF Lehbügel FK M.
Lhebichl St. KAB 1708
683 Leeberg
ahd. = hleo,mhd.= lë.. vgl. ahd.: Lêwari... Hügel. Lee- Berg und - bigl heißen in N. Ö. jene künstlichen Hügel (Tumuli), welche teils Grabhügel waren, teils Umwallungen der Wohnsitze der alten heidnisch-germanischen Bevölkerung. Oft waren sie auch Mal- oder Dingstätten. Die Gem. 7 ,23,15 zeigen deutlich einen Teil der Kette an, in der solche Leeberge errichtet wurden. Diese Kette reicht im Bezirk bis über Gr.Weikersdorf hinaus. Über einige solche Tumuli s. Dr. A. Kerschbaumer. Und Dr.Much klärt den lrrtum auf, daß nicht Franzosen oder Schweden das Erdreich zu den Leberi zusımmengetragen haben, weil ja diese Tumuli schon etwa im 4.Jhdt.n.Chr. errichtet worden sind. S. auch Nr. 510 (Hohleehberg)
685 b Lehenbiegl    die gleiche Gem. Nr. wie 685a; daher richtig Leebigl 1) 

Lea bzw. Leb =keltisch, Hlewa= germanisch und bedeutet Grabhügel, Grenzhügel. 5) 

Im LehbiglIm Lehbigl

Siehe auch Flurnamen "Aufgang der Sonne" und "Haleberg (Halleeberg)" 

33. Lodersteig siehe bei Neustift

73. Loeblein G n
708  Loeblein  kleiner, flacher Erdhügel; in Gem. 7 ist der Hügel gemeint,auf dem die Dreifaltigkeit steht in Kollersdorf Löbling genannt? 1)

74. Mailohner Kirchenweeg JF
Malloner Kirchenweg nach Kirchberg über Dörfl

75. Niedergang der Sonne JF
804 a Niedergang der Sonne  analog wie Nr. 47e, anstatt Westen. Osten und Westen damals wenig gebräuchlich 1)

76. Wagramerberg G n; Wagramb berg St. KAB.
1193 e Wagram   ahd.: ınhd.: wåc. _ . bewegtes Wasser, Wogen, ma. bsyr. Waag. . . Flut, Wasser, mhd.: rein. _ . Rain, Rand des höheren Terrains (noch erhalten im "Feldrain“). Also: die gegen das Donautal sich senkende Reben - Hügelreihe von Feuersbrunn bis Stockerau. Daß einst die Wogen der Donau aus mehrfachen Armen den Fuß des Wagram bespült haben, ist geologisch nachgewiesen. Urkundlich erscheint der Wagram als Wagrein bereits 1011 und noch im Jahre 1403 reichten die Wogen bis St.Stefan (Kirchberg am Wagram). Im 10. Jhdt. war zum Teil der Wagram die Reichsgrenze zwischen Deutschland und dem großmährischen Reich 1) 

Dörfl und der WagramDörfl und der Wagram  

77. Wißen JF hintern Berg
Wiese

78. Zwigklagkher G 1561
1289   Zwigklagkher Gemeinde unbekannt, vielleicht Dörfl 1)
Zwicklfeld, Zwickl... M a, n, P a, n, G n, JF, A
1290 Zwicklfeld       das s.ö. von Mallon liegende keilförmige zum Ort zulaufende Feld. Ein Feld in Form eines Zwickels 1)
Es könnte auch ein Feld eines Besitzers Zwickl sein, das von Mann beschriebene Feld wird im Franzisceischen Kataster "im Kuchlfeld" genannt.  

 

Qellennachweis: 
1)  Ing Franz Mann, "Was sagen uns die Flurnamen im Bezirk Kirchberg am Wagram?", 1959
2) "Beschreibung Aller Stückh-Zehent und Gülden des Hochfürstlichen Passauischen Casten-Ambts Stain Im Erzherzogthumb Österreich under der Ennß, in allen vier Vierteln des Landes gelegen Im Jahre 1708" (Stainersche Kastenamtsbeschreibung 1708)
3) Rustical Fassion über die Unterthänige, Häuser und Zugehörungen bei dem Landguet Winckelberg V.U.M.B, Dem Coll S. J. in Krembs, pro fun datione incorporirt"
4) "Grundertägniß-Fassion bei der Gemeinde Neustift" (Josefineische Fassion -JF)
5) Inge Resch Rauter "Unser keltisches Erbe - Flurnamen, Sagen Märchen und Brauchtum als Brücken in die Vergangenheit"
6) Bayerisches Wörterbuch... von Johann Andreas Schmeller, 2. Teil, Stuttgart und Tübingen 1828 S. 434
7) Dr. Georg Rorecker http://archive.is/VS1sG  Die Kelten - Hl. Stephan
8) Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1890, Band XX, Seite 75
9) Land N.Ö. Kreis U.M.B. Nr. 315, Stebzs (Steuerbezirk)  Stochstall Ober  Steyer Neustift Auszug der Culturgattungen und Classen, 1828
10) Rustical Fassion über die Unterthänige, Häuser und Zugehörungen bei der einem Hochwürdigen domkapitlich des Exempt. Reichsfürstlichen Hochstifts Passau angehörigen Pfarr Kirchberg an Wagramb und respective Pfarrherrschafft Ober Stocksthal sambt unirter Pfarr Bierbaum, Etzdorffs?, Velß, und Ruepersthal ... 1751
11) Dominical-Fassion über in den Landgut Wincklberg incorporirten Edl- oder sogenannten Stettenhof am oberen Orth des Dorffs Oberstockhstall, ganz separiert ligent
12) Andreas Nowotny, "Die Filialkirche der Heiligen Sebastian, Rochus und Florian in Neustift im Felde", Seite 31

 

Dezember 2014, letzte Änderung Mai 2024
Andreas Nowotny