Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Text von Coelestin Schachinger in der Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung vom 2.9.1911
Welche Quelle er benutzt hat, ist nicht bekannt.
Der Pfarrer, Christoph von Trenbeck, zugleich Domprobst zu Passau, wohin damals die Pfarre gehörte, gibt an, dass er fünf Kooperatoren habe und nebst diesen noch einen Schulmeister, Succentor (etwa Schulgehilfe), Organisten und Knaben sowie das Maiergesinde erhalten müsse. Hiefür stehe ihm zur Verfügung: Der Pfeningdienst, welcher jährlich von behausten Gütern 11 Gulden 4 Batzen und 3 Pfennige, von Ueberländen und dem halben Teile des Zolles (Standgeld) vom Ochsenmarkt zusammen 10 Gulden 6 Batzen und 5 Pfennige trug. Ferner hatte der Pfarrer „Traidtzehent beiderlei“ (das ist schweres: Korn und leichtes: Hafer) je 24 Mut und 20 Metzen. Weinzehent 6 Dreiling und 12 Eimer. Kleinzehent: 7 Gänse, 28 Hühner, 29 Käse (das ist Kuhkäse, jeder 1 Pfund schwer). Weingärten: 4 Joch 1 Viertel, Aecker in alles Feldern (das ist Korn-, Hafer- und Brachfeld) 96 Joch. Wiesmahd: 6 Tagwerk und ein kleines Grasgärtel.

Die Pfarrgeistlichkeit hatte folgende Kirchen zu versehen:

  1. Die Capelle in Pierbaumb. Vor Zeiten ist ein eigener Pfarrer allda gewesen, aber innerhalb sechs Jahren, nachdem Georg von Puchhaims Wittwe nach Ableibung des Pfarrers den Pfarrhof spoliert, residiert jetzt keiner mehr dort. Wird mit den pfarrlichen Rechten alle Feiertag von Kirchberg aus versehen. Hat Aecker in alle Felder 12 Joch, davon gibt man einem Priester, wanns angebaut ist, 2 Metzen Traidt, Weingärten 2 Viertel, liegen gar ödt; Wiesmahd 2 Tagewerk und werden mehrenteils austrenkt. Dieß Einkommen läßt der Pfarrer einem Prieser, der die Kirche mit Gottesdienst versieht zustehen.
  2. Das Beneficium St. Johann zu Kunigsprunn wird wöchentlich alle Samstag mit einer Meß versehen. Hat einen Paumgarten, 1 Wiesel, 1 Joch Weingarten, 12 Joch Aecker in alle Felder; liegt der mehrer Teil in öden; von dem so baut wird, gibt man 6 Metzen Traid, ferner ein zehent, „beiderlei“ 10 Metzen. Weinzehent 3 Eimer. Dieß Beneficium Kunigsprunn läßt der pfarrer einen Kooperator, Jakobus Wimperg, genißen, der dort die Meß verrichten soll.
  3. Filiale Vells wird mit einem eigenen Priester von der Pfarre Kirchberg wöchentlich  am Pfinztag und Sonntag versehen. Die Zechleit sind vor den Kommissarien nit erschienen, noch war das Kircheneinkommen zu erfragen.
  4. Schloß Winkelberg hat ein Beneficium St. Achatii, das gut bestiftet ist; lebt dort ein eigener Benfiziat, Andreas Vazing, der alle Wochen drei Messen von dem Einkommen lesen soll.
  5. Fursprunn ist schon ein paar Jahre ohne Priester, haben die lutherischen Herren von Puchhaimb die Einkünfte bezogen und die Pfarre nicht besetzt.

Umliegende Pfarren: In Rodleprunn ist ein Pfarrer, Georg Carnisius, der den Gottesdienst nach Vermögen seines hohen Alters versieht.

Riettentahl gehörte zu Rafelspach, hatte aber einen eigenen Pfarrer, wogegen Fraundorf, das der Herr von Turczo aus Grafenegg schon seit Jahren nicht mehr besetzt hatte, seine Einkünfte, soweit es noch etwas trug, nach Grafenegg abliefern mußte. Die Seelsorge leisteten seither gleichfalls die Kirchberger Geistlichen.

In Ruprechtstal wirkt Pfarrer Thomas Eder, soviel er vermag, hat einen Kaplan gehabt, aber jetzt keinen. Hat früher nach Passau jährlich 10 Gulden 4 Pfennige Pension (Zehent oder Tribut) gegeben, sider als er zweimal abprennt worden, gibt er dieselbe nimmer. Dazu gehört ein Benefizium St. Dorotheae wegen Frühmeß, Lehenherr die Gmain und der Pfarrer; Weingärten Aecker und Wiesmahd verläßt der Benfiziat Georgius Peyer in Zinns.“ Ein Haus, worin der Benefiziat wohnte, war in ziemlichem Bau.

Dagegen werden die Benefiziatenhäuser von St. Nicolai in Kirchberg, von St. Elisabeth, ebendaselbst, und die dazu gehörigen Grundstücke als größtenteils „öde“ und „in Abgpau“ bezeichnet, so daß der Gesamteindruck, den die damaligen Wirtschaftsverhältnisse auf uns machen, als ein trostloser betrachtet werden muß. Heutzutage ist dort - es ist meine Heimat - jedes handgroße Fleckchen in bester oder zumindest guter Kultur.



Coelestin Schachinger wurde am 29.10.1844 als Joseph Schachinger, Sohn des Bauern Leopold Schachinger, in Königsbrunn 9 geboren. Am 25.7.1871 wurde er im Kloster Langegg zum Priester geweiht. Er war Priester aus dem Orden der Diener Mariens, Subprior in Jeutendorf, Ritter des Ordens von Heiligen Grabe und Ökonomierat. Er war für seine Erfahrung in der Imkerei international bekannt.
Näheres über ihn siehe hier.

Oktober 2020, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp