Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
1. Einleitung – der Schlossberg in „Stochesdale“ vor den Herren von Winkl:
2. Über die Anfänge von "Stockstall" und die "homo nobili" = Edlen Herren Sigeharde von Stockstall
3. Über die Waisen – Weiso – Weso -Wiso -Wisso - Woiso – Orphani

1. Einleitung – der Schlossberg in „Stochesdale“ vor den Herren von Winkl:

Pater Lambert (Ferdinand) KARNER, Novize und Kaplan zu  Stift Göttweig, unter anderem auch Pfarrer in Gösing am Wagram, schrieb im Jahre 1903:

„In Mitterstockstall nehmen die (menschlichen) Terrainbearbeitungen die Gestalt eines imposanten Hausberges an.

Ich habe denselben wiederholt besucht, einmal auch mit Herrn Spöttl. Wir fanden dort zahlreiche prähistorische Gefässreste und Herr Spöttl in einer prähistorischen Schale, die er ausgrub, eine kleine Goldmünze, linsengross, verhältnismässig sehr dick, mit herzförmiger Prägung auf der einen Seite. ...“ (P. Lambert KARNER, Wien 1903: „Künstliche Höhlen aus alter Zeit“ S. 104. ).

Auch römische Münzen wurden dort gefunden. (Dr. Richard HÜBL, 1993 Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram S. 27.)

Dr. Rudolf DELAPINA schreibt in seinem Manuskript „Geschichte von Oberstockstall“ in den 1960er Jahren: „Dachlers Deutung lässt die Möglichkeit offen, daß die deutschen Colonisten nach 791 und 955 durch die bereits vorhandenen künstlichen Hügel bei den Quellen, die auf günstige Siedlungslagen hinwiesen, angezogen wurden, ihre Dörfer dort errichteten, und die vorhandenen Hügel in ihre Verteidigungsanlagen einbezogen.....“ (Dr. Rudolf DELAPINA Manuskript „Erdställe und Leeberge“ unter Bezug auf Anton Dachler: „Erdburgen von Niederösterreich“ in Mitteilungen des Altertumsvereines Bd. 45/1912, S. 61 ff. - Siehe auch Johannes Wolfgang NEUGEBAUER in „Wehranlagen Wallburgen, Herrensitze sowie sonstige Befestigungen und Grabhügel der Urzeit, des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im pol. Bez. Mistelbach...“, Wien 1979, S. XIV -XVI.)

Diese Funde zeigen uns, dass der Schlossberg wahrscheinlich ein bronze- oder eisenzeitlicher Tumulus war, der in der Folge sowohl den Römern als auch den Germanen zu Verteidigungszwecken gedient hat. Es liegt auf der Hand, dass die ausgezeichnete strategische Lage und das Vorhandensein eines solchen  „Stockes“ in Stockstall, wie in Gaisruck, auch im Mittelalter genützt und dieser von der  führenden Schicht, vielleicht vorerst nur zu einer „Motte“ und später  zu einer Burg ausgebaut wurde. Wer diese nun wirklich errichtete, ist nicht eindeutig erwiesen, obzwar in letzter Zeit behauptet wird, Ortlieb III. von Winkl habe sich diese Burg um 1258 erbaut.... . Siehe Suchergebnis - NÖ-Burgen online | IMAREAL (sbg.ac.at)

Bild 1: Schloßberg in Mitterstockstall; Foto A. Nowotny

2. Über die Anfänge von "Stockstall" und die "homo nobili" = Edlen Herren Sigeharde von Stockstall (Cod.Patav.115) siehe „der Bärnhof“:  3. Die edlen Herren von Stochestale - Seite 3 - Page #1 (hf-kirchberg.at)

Die Silbe -stall (in Oberstockstall) bedeutet dasselbe wie in Burgstall, die Stelle, wo eine Burg stand oder steht, später die Burg selbst und ist nichts anderes als das einfache Stall, das im Neuhochdeutschen nur mehr die Bedeutung: Ort zum einstellen des Vieh`s hd, ursprünglich aber im alt- und mittelhochdeutschen stal lautete u. in erster Linie: Stehort, Sitzort, Wohnort, Stelle bedeutete, daraus latinisiert "stallum"... .“ (Dr. Rudolf DELAPINA – Manuskript „Geschichte von Oberstockstall“, S. 14. bzw. J. KÖSTLBAUER: „Tullner Gau - Wie Spuren im Sand- Herkunft und Bedeutung der Ortsnamen des Tullner Bezirkes“ 1986, NÖLA. Handschrift 1176, S. 14.; mehr siehe 2. Die Anfänge - Seite 2 - Page #1 (hf-kirchberg.at)   

Dieser befestigte Sitz könnte auf dem später Winkelberg genannten Tumulus oder „Erdstock“,  dem  "Hausberg" der „Herren von Stockstall“ gelegen haben und wird heute gemeinhin „Schloßberg“ genannt. Die erste Person, die urkundlich nach Winkelberg genannt wird,  ist im Jahre 1258 ein Orphanus von Winkelberg. In der Urkunde Stift Zwettl -FRA II/3, 194f  vom 23.Okt 1234 steht ein Zeuge Siegfried Orphanus vor Ulrich von Kúnisprunnen[1] und Ortlieb von Winkl (Urk. FRA II/3, 104-106 – beides Nachkommen des Poppo I. von Winkl).  Der letzte Sighard von Stockstall wird um 1161/71[2] genannt, danach nur mehr Frauen. Es scheint, als ob in der Zwischenzeit   die Burg „Stockstall“ von den Sigeharden an die Waisen (Orphani[3]) überging und zuletzt Siegfried Orphan von Hundsheim II. diese an Elisabeth von Falkenberg zur Ehe mit Ortlieb III. von Winkl gab, denn eine Blutsverwandte (consanguinea) des Siegfried Orphan, Agnes[4], war die Gattin  Rapoto's IV. von Falkenberg, des Neffen Albero's von Falkenberg.[5]

Dass die 1258 Winkelberg genannte Herrschaft auch auf Falkenberger Besitz aufbaute, legt deren Besitzstruktur nahe. Die Falkenberger bzw. ihre Abkömmlinge, die Werder* hatten noch 1316 Besitz in Gigging, Altenwörth, die Inseln Pausche und Hanndorfer (Hannidorf lag in der Neustifter Flur Altendorf) , Sachsendorf, Kollersdorf,  Riedenthal, Ruppersthal, Ottenthal, Baumgarten am Wagram, die Ortlieb IV. von Winkl kaufte. (OÖUB 5 (Wien 1868), S. 171-172, Nr. 172) - Data from Monasterium.net - http://monasterium.net/mom/OOEUB/1316_VII_25/charter )

Siegfried Orphan II. von Hundsheim hatte also zu den Herren von Falkenberg die gleiche Beziehung wie Ortlieb III. von Winkl (urk. Gen. 1234 – 1268), letzter ehelichte vor 1258 Elisabeth von Falkenberg-Mistelbach, Tochter des Ulrich von Falkenberg und der Kuenringerin Gisela.

Im Jahre 1245, in der Schlacht bei Laa, unterlagen die Brüder Siegfried und Kadold Orphan den für Herzog Friedrich II. kämpfenden Preußel-Brüdern im Zweikampf. Herzog Friedrich II. warf den Orphani untriuwe“ (Untreue) vor und veruteilte sie zum Tode. Sie wurden aber auf Bitte der Preußel-Brüder begnadigt und unterwarfen sich dem Herzog, gehörten also ab da in dessen Gefolgschaft und waren in die Ministerialität abgesunken. (Anna M. DRABEK , Waisen S. 310)

1246, in der Schlacht an der Leitha fällt Herzog Friedrich II und das österreichische „Interregnum“ beginnt.

Der verworrene und gesetzlose Zustand, der in diesem Zeitpunkte über Oeſterreich hereinbrach, ward von den Stärkeren und Mächtigeren benützt, um Aemter, Staats- und Privatgut auf jegliche Weise sich anzueignen, weswegen denn auch Raub und Plünderung, Brand und Verheerung das Land erfüllten. Zu dieser Drangsal im Innern gesellten sich überdies noch wiederholte Einfälle der Ungarn und Kumanen, für deren Raubzüge dieser unglückselige Zustand von Anarchie höchst gelegen kam.“(Matthias KOCH, Innsbruck 1846,  „Chronologische Geschichte Österreichs von der Urzeit bis zum Tode Karls VI..“ S. 105.).

1251 im Dezember wird Przemysl Ottokar (II.) Markgraf von Mähren von den Österreichern als Herzog angenommen und tritt die Herrschaft an.

Es ist durchaus möglich, dass Ortlieb III. von Winkl die Burg und Herrschaft "erheiratet" hat und sie danach nach ihm Winkelberg genannt wurde, zumal sie schon 1258 Winkelberg genannt wurde. Zur gleichen Zeit erhebt Kadold Orphan, der Bruder Siegfried Orphans II. von Hundsheim  Anspruch auf die Güter des verstorbenen Ulrich III. von Königsbrunn, einer Seitenlinie der Herren von Winkl. Es kann sein, dass Ulrich I. von Königsbrunn, ein  Sohn  Poppo I. von Winkl,  in das Geschlecht der Waisen (Orphan) eingeheiratet hat, was ihm die Expansion nach Königsbrunn ermöglichte. 

Bild 2: Kirchberg und Fotomontage der Burg Winkelberg von der Flur Rößelfeld aus gesehen
(nach Vorbild Vischer-Stich); Fotomontage A. Nowotny

3. Über die Waisen – Weiso – Weso -Wiso -Wisso - Woiso – Orphani:

Die Namensherkunft: Mittelhochdeutsch wís, wíse, mittelniederdeutsch  wís = weise, klug, gelehrt für einen weisen oder gebildeten Menschen.

Nach Übernahme zu Mittelhochdeutsch weise, mittelniederdeutsch weseWaise, Waisenkind“.

Benennung nach Rufname altsächsisch  wís „weise, kundig oder althochdeutsch,altsächsisch wísan „weisen, führen“ zu Vollformen wie Wisger oder Wishard oder um ein Patronym zu dem einstämmigen Rufnamen Wiso. ( http://www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/liste/?tx_dfd_names%5bname%5d=403&tx_dfd_names%5baction%5d=show&tx_dfd_names%5bcontroller%5d=Names  abgerufen 24.10.2018)

Die lateinische Form ist Orphanus, im Tschechischen: Sirotek.

856 kommt im „Codex Diplomaticus Cavensis“ ein Wiso als „notarius testes“ vor.[6]

ca. 980 „In den späten achtziger Jahren des 10. Jahrhunderts fand eine Versammlung unter dem Vorsitz des bayrischen Herzogs Heinrich II. (der Zänker) im Grenzland des Babenbergers Leopold I. statt. Es war ein öffentlicher Gerichtstag unter der Beteiligung von Grafen und Adeligen des Herrschaftsgebietes des Herzogs (der bayrische Historiker Johannes Aventin vermutete als Gerichtsort Tulln).   …. Über das Ergebnis dieser Versammlung wurden Protokolle angelegt. Jedoch besteht die überlieferte Notiz aus mehreren, formal nicht zusammengehörenden Teilen.

Am Ende der Notiz werden vier Grafen genannt, Markgraf Leopold I. ist jedoch nicht darunter. Die Grafen Meginhard und Thiemo wurden als Formbacher geführt und Pabo als Ebersberger.

Ein ohne Titel genannter Werner dürfte wahrscheinlich in die Ebersberger Genealogie passen.

Ebenfalls werden der Eppensteiner Marchwart und sein Bruder Rüdiger genannt.

Der Eppensteiner Marchwart III. war Graf an der Isar und Markgraf in Kärnten. Er war mit Hadamud von Ebersberg verheiratet.“ (Josef Sziderits, Diplomarbeit „Die Herren von Sonnberg und deren Umfeld. Ein Ministerialengeschlecht im Weinviertel“ S. 1, 2).

Diese Versammlung zeigt zum Teil,  welche Geschlechter die  Kolonisation in der Mark „Ostarrichi“ vorantrieben. Die Kolonisation des Weinviertels ist im Gange und die Grenze wird immer weiter nach Norden verlegt.

1023 erbaut Richwin, Richard, Riwin auch Aribo genannt, wahrscheinlich ein Vorfahre des Mangold von Werd (Donauwörth), die Brücke zu Wörth (ein wichtiger Donauübergang zwischen Ulm und Regensburg) und die Kirche zu Huisheim im Landkreis Donau-Ries im Regierungsbezirk Schwaben in Bayern.[7]

1052  „Der Kaiser verleiht der Passauerkirche in „Osterriche“ den zu Kirchbach am Fuße des Kahlenbergs gelegenen Distrikt, und im Jahre

1055 ebenderselben das dem geächteten Richwinus abgenommene Gut zu Gobatsbunn und Chrubaten, sammt 100 Huben auf dem Kahlenberge.“ (MATTHIAS KOCH, Chronologische Geschichte Oesterreichs, S. 48.)

1083 In der Stiftungsurkunde des Stiftes Göttweig gibt ein Rŏdwinus seine benefizien (Lehen) in Huntisheim (Hundsheim bei Mautern). (F8/2 S. 2)

ca. 1090 werden in einer Schenkung von Gütern und Hörigen, gelegen unterhalb der Enns, die ein nobilis Rapoto auf Bitten seines Sohnes Adalrammi durchführt, als Zeugen u. a. Riwin. Sigifrit angeführt.[8]

ca. 1113/1115 Sifridus de Witegersdorf, der dem Geschlecht der Waisen bzw. Orphani zuzuweisen ist (Großweikersdorf[9]),  wird als erster Zeuge in einer Schenkung der Mathildis de Asparn (an der Zaya) an das Stift Klosterneuburg genannt. Weitere Zeugen sind u.a. Tiemo. Rahwin. Adlbrecht de Winchl. (F4/139 S. 30. )

Gemäß dem 1966 erstellten Stammbaum von Anna Maria Drabek [10]Die Waisen“, ist dies Siegfried I. „nobilis vir“, urk. 1090 bis 1140, ꝏ Adelheid (von Grie?). In welcher Beziehung der „Urahn“ der Herren von von Winkl, Poppo, zu Siegfried stand, ist zwar ungewiß, er müsste aber in diesem Stammbaum  den „N: v. Wehingen“ ersetzen. Er ist nachweislich der Vater der Brüder Ulrich von Königsbrunn I. und  Poppo von Gnage, die von DRABEK fälschlich als „von Wehingen“ bezeichnet wurden.

Aribonen-Vohburger-Formbacher-Ebersberger-Poigen?[11]

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Bild 3: Stammbaum,  zusammengestellt A. Nowotny       

Zu den Fußnoten des Stammbaumes:         [12]  [13]  [14]  [15]  [16]  [17]  [18]  [19]  [20]  [21]  [22]  [23]  [24] 

Andreas Nowotny 07.02.2018,
überarbeitet 22.02.2019 und 03.10.2024
 

[1]    Ulrich I. von Winkl wird von DRABEK als „v. Wehing“ bezeichnet, was von Dr. GÜNTER MARIAN, Dissertation Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 380. S. 17 in Abrede gestellt wird. Es gibt keine Nachricht über die Ehefrau Ulrichs I. von Winkl. Möglicherweise war sie eine Waise/Wehingerin? Jedenfalls stellt Kadold II. Orphanus vor 1242 nach dem Tod Ulrich III. des „Königsbrunner“ Anspruch auf die Rechtsnachfolge – w.o. S. 212 bis 214;

[2]    CharterAT-StiAZ|Urkunden|1230-Monasterium.net  Regest WINNER HEROLD Nr. 69 - Stiftsbibliothek Zwett Cod. 91 fol. 117v. 17.12.2021.

      Anm. A.Nowotny: Diese Urkunde dürfte auf die Jahre 1161/71 zu datieren sein, siehe Dr. Günter MARIAN in „Anfänge des Gutes Oberstockstall“ in „Mitteilungen des Heimatkundlichen Arbeitskreises für den Bezirk Tulln“, Sn. 51-53.

      Herbort von Rußbach dürfte der Familie der Bawari zuzuordnen sein. Auffallend ist, daß die Übernahme des Schloßberges durch Ortlieb III. von Winkl in die Zeit nach dem Niedergang des Geschlechts der Edelfreien "Sigeharde von Stochesdale" fällt,  denn ab nun treten nur mehr nach Stockstall genannte Gefolgsleute der Herren von * Werde, -von Falkenberg und ab 1258 -von Winkl auf. Die Herren dieser Gefolgsmänner dürften auch die "Burg/Herrschaftssitz Stockstall" auf dem Schloßberg besessen haben.

[3]    Die Waisen waren auch Ministeriale des Böhmenkönigs Ottokar II und hatten bedeutenden Besitz in Mähren. Um 1220 bauten sie die Stadt Laa an der Thaya, eine Gründung der Babenberger aus.  1238 „Um des gefährlichsten Feindes König Wenzels sich zu entledigen, bietet Herzog Friedrich  [II. der Streitbare“] demselben die Abtretung des linken Donauufers um den Preis der Mitwirkung bei Wiedereroberung seiner Länder an. Wenzel greift diesen Vorschlag hastig auf und schließt mit Herzog Friedrich in der Benediktinerprobstei Luh bei Brünn ein Hilfs- und Freundschaftsbündniß; auch überläßt Friedrich dem Könige die Stadt Laa als Unterpfand seiner Zusage, den gedachten Strich Landes an Böhmen abzutreten, und verlobt seine Nichte Gertrude mit Wladislaw, des Böhmenkönigs ältestem Sohne. Mit Hilfe der Böhmen geht nun Friedrich auf Otto von Eberstein los und besiegt ihn bei Tuln mit fast gänzlicher Vernichtung der Reichsarmee. Hierauf nimmt Friedrich Laa und Enns und bemächtigt sich bald fast des ganzen, diesseits der Donau gelegenen, Landes.“ Quelle: Matthias KOCH: Cronologische Geschichte Österreichs von der Urzeit bis zum Tode Kaser Karls VI., S 100. 1240, nach der Versöhnung mit dem Kaiser nimmt Friedrich der Streitbare die dem Böhmenkönig gegebene  Zusage wieder zurück, worauf  „Der König von Ungarn Bela IV. liegt dem Könige Wenzel von Böhmen  so lange an, bis dieser und der Herzog von Kärnthen sich zu einer gemeinschaftlichen und gleichzeitigen Waffenunternehmung gegen Oesterreich verstehen. Inzwischen brechen die Böhmen los, bevor die Ungarn die Feindseligkeiten beginnen konnten. Um Weihnacht 1245 rückt das vereinte böhmische und kärnthnerische Heer vom Lundenburgerfürsten Ulrich befehligt in Nordösterreich ein, und stellt sich zwischen Staatz und Laa auf. Herzog Friedrich brennend vor Begierde mit dem Feinde sich zu messen, überfällt sie in dieser Stellung, schlägt und verjagt zunächst die Böhmen, deren König mit genauer Noth entrinnt und nimmt sodann den Kärnthnerherzog mit 30 seiner Edelleute und 13 böhmischen Anführern gefangen. Dreihundert Ritter und tausend wehrhafte Reisige verbluten in der Schlacht, deren Gewühl einen Augenblick durch den Einzelnkampf Seifrids und Catolds Syrok, zugenannt die Waisen von kärnthnerischer, und Heinrichs und Bernards die Preusler genannt, von österreichischer Seite unterbrochen wird. Der Sieg der letztern über die erstern entscheidet die Schlacht. König Wenzel schließt mit dem Herzoge einen Separatfrieden und dieser vermählt seine Nichte Gertrude mit dem böhmischen Thronerben.“ Quelle w.o., S. 103. Nach Friedrich des Streitbaren Tod 1246 in der  Schlacht an der Leitha erlischt das Haus Babenberg und 1251 wird Premysl Ottokar II., Markgraf von Mähren als Herzog von Österreich angenommen. Damit sind auch die Waisen als Ministerialen des König/Herzogs hier in begünstigter Stellung und „erreichten die Blüte ihres ständig anwachsenden Besitzes“ -so Anna M. Drabek. 1278, durch die verlorene Schlacht König Ottokars II. bei Dürnkrut und Jedenspeigen gegen Rudolf I. von Habsburg dürften die Waisen dann einen entspechenden Machtverlust erlitten haben.

[4]    NÖUB Vorausband 46; im Kommentar hierüber ist zu lesen: „Zu den Waisen oder Orphani liegt eine mittlerweile angejahrte Studie vor (Drabek im MIÖG von 1966), die zudem an der nicht konsequent genug erfolgten kritischen Sichtung und Bearbeitung des von Oskar Mitis gesammelten Materials leidet. Immerhin trifft zu, daß ein zu Beginn  des 12. Jahrhunderts in Göttweiger Quellen auftretender Siegfried mit dem Beinamen Waiso ein Edelfreier mit Beziehungen zu den Grafen von Regau-Poigen gewesen ist (F 4 139 Nrr. 63, 176, Tr. Bercht. Nrr. 86, 215,; dagegen gehört Tr. Passau 158 Nr. 338 nicht in diesen Zusammenhang). Vertreten läßt sich die Gleichsetzung dieses Siegfried mit seinem Namensvetter von Großweikersdorf (F4139), wogegen die daran verknüpften Vermutungen zu den Anfängen der niederösterreichischen Liechtensteiner wenig begründet sind (vgl. DRABEK Waisen 295 f.). Ein gleichnamiger Nachkomme Siegfrieds befindet sich 1171 bereits unter den Ministerialen(F4 569), was zwar eine Rang-. aber keineswegs eine Machtminderung bedeuten mußte. Am wahrscheinlichsten ist der „Abstieg“ in die Ministerialität mit einem nicht ordogerechten Konnubium, etwa den aus Schwaben kommenden Wehingern, zu erklären (STIERLE, Wehinger 110 ff.). Ihre Glanzzeit hatten sie Waisen unter den letzten beiden Babenbergern, als sie etwa 1220  mit der Gründung der Stadt Laa an der Thaya begannen, die 1237 zu einem gewissen Abschluß gelangt war, wie aus der folgenden Urkunde hervorgeht... .“ In dieser Urkunde werden genannt: Margaretha uxor Sifridi qui cognominatimus Orphanus et filii sui Sifridus Kadoldus Hermannus.

         Die hier deutlich werdenden Kontakte zu Mähren sind den Waisen unter Ottokar allerdings von geringem Nutzen gewesen (DRABEK a.a.O. 317 ff.), doch reichen Berührungen der Waisen zum Gebiet um den Dunkelsteinerwald bis an den Anfang des 12. Jahrhunderts zurück (F 69 Nr. 163). Der Aussteller der Urkunde, Siegfried Orphanus von Hundsheim, war schon zu Beginn ser sechziger Jahre des 13. Jahrhunderts als Vollwaise (Weltin, Briefsammlung 117 Nr. 45: utroque orbatus parente) unter der  Vormundschaft seines Verwandten Kadolt von Wehing ( WELTIN a.a.O. 22 ff.). Agnes von Falkenberg hat am selben Tag und Ort mit ihren beiden Söhnen Hadmar und Rapoto die nur mehr kopial erhaltene Gegenurkunde ausgestellt (Eggenburger Kopialbuch fol. 78r-79r) , in der dominus Hainricus cognome Plaicher vicarius in Gars als zusätzlicher Zeuge angeführt wird. In welchem Verwandtschaftsgrad die Falkenbergerin zu Siegfried stand, läßt das unbestimmte consinguinea offen, doch war sie keinesfalls seine Schwester (vgl. DRABEK a.a.O. 314 f.). Da einer ihrer Söhne den ungewöhnlichen Namen Kadolt trug ( UbE 3 358 Nr. 583), stammte sie entweder aus der Hauptlinie der Waisen oder war eine Wehingerin. Ihre beiden anderen, in der Gegenurkunde namentlich genannten Söhne Hadmar und Rapoto haben es durch ihre Fehde gegen König Albrecht und seinen Sohn Herzog Rudolf zu literarischem Ruhm gebracht (Reimchronik v 74189 ff; MG SS 9 959 zu 1299). Der im Schrifttum vielfach behandelten Belagerung der Stammburg der Herren von Falkenberg (Nr. 44), in der dreizehn Jahre zuvor auch diese Urkunde ausgestellt wurde, läßt sich noch das eine oder andere Detail hinzufügen: So wurde sie von Rapoto von Falkenberg und nicht von Hadmar von Kuenring verteidigt (so LHOTSKY, Geschichte 114), und der bei der Belagerung eingesetzte tummeraer (Reimchronik v 72219), dessen Funktion undeutbar blieb, PIPER, Burgen 6 14 f.) oder der für eine Steinschleuder gehalten wurde (Seemüller im Glossar seiner Edition), ist ein seit der Antike als aries bekannter Rammbock (RATHGEN, Geschütz 369 ff.).

[5]    Dr. Michael HINTERMAYER – Masterarbeit „Besitz und Herrschaft im südlichen Weinviertel“  S. 25, 26: „Albero von Falkenberg, der wohl noch in den 1230er Jahren in den Deutschen Orden eintrat, übertrug wahrscheinlich aus diesem Anlass der Kommende Wiener Neustadt Besitz in *Treukendorf (abgek. östlich der Leitha bei Lichtenwörth, BH Wiener Neustadt). Das geht aus einer Urkunde von 1256 hervor, mit der sein Cousin Albero V. von Kuenring auf Rechte an diesen Gütern verzichtet110vier Jahre danach erlässt schließlich dessen Witwe Gertraud zu seinem Seelenheil den Deutschordensbrüdern die jährliche Abgabe von 57 Pfennig von den der Kommende von Albero von Falkenberg geschenkten Äckern111. Da es sich bei dieser Urkunde um eine Familienangelegenheit handelt, lässt die Zeugenreihe weitere Aufschlüsse erwarten.

         Sie beginnt mit Heinrich II. von Kuenring-Weitra, dem Bruder des Ausstellers, es folgen die Brüder Siegfried und Chadold Orphani, die Brüder Hadmar und Rapoto von Falkenberg, Hadmar von Sonnberg, die Brüder Hadmar und Chadold von *Werde und Friedrich von Raschala.

         Während die Anwesenheit der Falkenberger und der Werder nach den bisherigen Überlegungen ohne weiteres einleuchtet und Hadmar von Sonnberg und Friedrich von Raschala wahrscheinlich miteinander verwandt waren, ist ihre Zeugenschaft in dieser Sache so wie die der Waisen nicht so einfach zu begründen. Wenn aber Agnes, die Gemahlin von Alberos Neffen Rapoto IV. von Falkenberg, aus der Familie der Orphani stammt – ein Indiz ist, dass der vermutlich älteste Sohn Rapotos IV. den bei den Falkenbergern singulären Namen Chadold erhielt und dass Agnes als consanguinea des Siegfried Orphanus von Hundsheim bezeichnet wird112 – dann wäre ihre Anwesenheit bei dieser reinen Familiensache erklärlich. Überdies erscheint Siegfried Waise in einer Urkunde Heinrichs von Seefeld von 1254 zwischen Hadmar von Falkenberg und Hadmar von *Werde113. Die Zugehörigkeit der Sonnberger zum erweiterten Familienkreis wird sich erst später erschließen, es sei aber schon hier erwähnt, dass die Werder mit den Herren von Sonnberg und von Raschala immerhin sechsmal auftreten.   

         110 Reg DOZA Tumler/Arnold 139 Nr. 419 (1256, Wiener Neustadt)

         111 Reg DOZA Tumler/Arnold 178 Nr. 547 (1260 Jänner 30, in kastro quatuor turrium)

         112 Vb NÖUB 197ff. Nr. 46, MiNÖLA 4, 27f. Nr. 18 (1286 November 3, Falkenberg). Vgl. Anna M(aria) Drabek, Die Waisen. Eine niederösterreichisch-mährische Adelsfamilie unter Babenbergern und Premysliden (Wien [1966/68]) 24, die Agnes von Falkenberg für eine Schwester dieses Siegfried hält, wogegen sich (wohl zurecht) Weltin im Kommentar zu Vb NÖUB 197 ff. Nr. 36, hier : 202 wendet“.

         Dass die Herren von Werd, Nachkommen des Konrad von Falkenberg, in Stockstall begütert waren, zeigt S. 28:

         „Ich habe schon erwähnt, dass die Beziehung der Herren von *Werde zum Deutschen Orden, beginnend mit ihrem Vater Konrad und ihrem Cousin Otto, weiterhin bestand. Im Dezember 1264 ist es Hadmar von *Werde allein, der der Wiener Kommende einen Hof (curia) in Engelmannsbrunn verkauft125. Im selben Jahr verkauft ihr Wernhard von (Ober-)Rußbach einen Hof ebenfalls in Engelmannsbrunn126, wobei Hadmar von *Werde erster Zeuge ist; in der Reihe steht auch Heinrich officialis von (Ober-)Stockstall, der vermutlich zu ihm gehört. Im September 1266 verkaufen die Brüder Hadmar und Chadold gemeinsam eine Badstube und Äcker in Oberstockstall an die Kommende in Wien127.

         125 Dipl SDorotheense 132-133 Nr. 2 (1264 Dezember 28)

         126 Dipl SDorotheense 131 Nr. 1 (1264 Juni 4)

         127 Dipl SDorotheense 133 Nr. 3 (1266 September 19)“

         Dr. Rudolf DELAPINA , „Geschichte von Oberstockstall“, S. 226: „Das Urbar des Deutschen Ordens um 1341 angelegt, enthält in seinem Schluß (U III fol. 50, UIV fol 23) den Gültbesitz auf dem flachen Lande: (Überschrift): "das ist di gult der prueder des Taeutschen Haus ze Wienn enhalb Turnaw auf dem Land":

         Es verwendet nun die »Gult« wenn Besitz in einer Reihe von Orten, darunter Krems, Würfleindorf, Ulrichskirchen, Paudorf, Eibesbrunn, Glaubendorf. Nach Glaubendorf folgt Stokstal (=Oberstockstall): "ze Stokstal 8 Lehen, 2 Hofstätten, 1 Garten, Überlandäcker -12 lb, 5 s, 28 den , 48 Hühner.“

         Martin HOFBAUER Hamburg 2005 - Diss. „Besitzverhältnisse des Hochstifts Passau im 13. u. 14. Jh“.;

         Corinna WEBER Wien 2008 -Diplomarbeit „Burgkapellen im Waldviertel“ Sn. 78, 79,  http://othes.univie.ac.at/3224/1/2008-12-22_9600013.pdf , abger. 22.10.2018:

         „Rapoto IV. (von Falkenberg) stellte sich gegen die Linie seines Vaters. Er kämpfte in der Schlacht von Dürnkrut und Jedenspeigen 1278 an der Seite von Rudolf von Habsburg, in der er vermutlich auch fiel. Seine Söhne Rapoto V. und Hadmar III. beteiligten sich 1295 am Aufstand der Kuenringer gegen Herzog Albrecht. Da die Kuenringer unterlagen, mussten sie sich unterwerfen. Durch einen Angriff der beiden Brüder auf den Hof des Stiftes Zwettl in Kammern, hatte der Herzog nun einen Grund, die Falkenberger endgültig zu schlagen.

         Der folgende Kampf auf der Burg Falkenberg wird in der Steirischen Reimchronik des Ottokar aus der Geul ausführlich geschildert. 1299 wurde die Burg fünf Monate lang vom Sohn Albrecht I., Rudolf III., belagert. Hadmar III. war bereits vor dem Kampf geflohen. Rapoto V. konnte die Burg zunächst halten, musste aber im Jahre 1300 kapitulieren. Die Burg wurde daraufhin auf königlichen Befehl zerstört. Mit dem Tod Rapotos V., 1355, starb die männliche Linie der Falkenberger aus. Durch die Ehe seiner Schwester fielen die Besitzungen in die Hände der Herren von Kapellen. 1367 scheint es von Eberhard von Kapellen den Plan gegeben zu haben, die Burg wieder zu errichten, jedoch ohne Erfolg183. 1441 wird das „öde Haus Valkenbergk“ urkundlich genannt.

         183 Kühtreiber/Reichhalter, S. 379.

         [Rapoto IV. von Falkenberg war 1306 im Besitz der Herrschaft Gobelsburg, die davor im Besitz der Herren von Seefeld-Feldsberg war. - https://austria-forum.org/af/Heimatlexikon/Schloss_Gobelsburg , abger. 22.10.2018. ]

         [Laut Schweickhardt war er 1326 im Besitz der Burg und Herrschaft Wartenstein bei Gloggnitz, siehe auch https://www.liechtensteinove.cz/de/objekt/wartenstein/926/   (abger. 22.10.2018)]    

         Die Nähe der Waisen zu den Feldsbergern zeigt sich bei Ulrich's von Liechtensteins Artusfahrt.

         „S. 294, 295: „Feldsberg in der heutigen Slowakei ist eine Gründung des Hochstifts Passau aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts. Das Schloß wurde mit 12 Huben um 1292–1293 durch Bischof Wolfker an Wichard von Seefeld, dem Truchsessen des österreichischen Herzogs, vertauscht. Der hier genannte Truchseß Albero war der letzte Feldsberger aus dem Hause der Seefeld. Er starb um 1270. Der Besitz, der in der vorliegenden Urbarsaufzeichnung angesprochen ist, wird als Lehen der Passauer Kirche bezeichnet1614:„Ista habet in feudo ab ecclesia Pataviensi dominus Heinricus de Seveld.“ – „Diese hat zu Lehen von der Passauer Kirche Herr Heinrich von Seefeld.“

         „Das Verzeichnis der hochstiftischen Lehensgüter ist sehr allgemein gehalten. Es ist anzunehmen, daß das Hochstift selbst nicht genau wußte, was es in dieser Gegend einst zu Lehen vergeben hatte. Charakteristisch dafür ist z. B. Folgende Wendung:1615 „Item quicquit habent in Gawatsch ipse Sevelderius et dapifer deVelsperch et in Paumgarten iuxta Gawatsch.“1616 – „Ferner was sie besitzen, in Gawatsch nämlich der Seefelder und der Truchseß von Feldsberg und in Baumgarten bei Gawatsch.“

         Das Verzeichnis der Güter liegt in zwei Fassungen vor,1617 wobei die zweite Niederschrift klarer aufgeschlüsselt erscheint. Die Lehen gliedern sich wieder in zwei Gruppen: Lehen, die in Gütern bestehen und Lehen mit Zehnten, speziell Weinzehnten.

         An diesen Urbarsabschnitt schließt unmittelbar das Verzeichnis der Lehen des Truchsessen von Feldsberg an.1618 Während im oben genannten Urbar Heinrich von Seefeld die beherrschende Rolle einnimmt und der Truchseß nur in der letzten Notiz Erwähnung findet, ist es hier umgekehrt. Diese zweite Urbarsaufzeichnung ist kürzer und auch der bezeichnete Lehensbesitz ist wesentlich geringer. So werden als Lehen nur 2 Halbmeierhöfe und 1 Viertelmeierhof erwähnt. Die Zehnteinnahmen scheinen jedoch nichtunbedeutend gewesen zu sein. So bezog der Truchseß den Weinzehnt in Feldsberg von etwa 100 Weingärten, den Anteil des Pfarrers ausgenommen.1619 Die übrigen Zehntrechte sind nicht näher beschrieben.

         1613 Zu Seefeld und Feldsberg und die dort ansässigen Geschlechter vgl. PU I., S. 317–318,

         Anm. 353–354.

         1614 PU I., S. 317 (nach f 35).

         1615 PU I., S. 318.

         1616 Gawatsch = Gaubitsch, Pfarrdorf, G. – PU I., S. 319, Anm. 366.

         1617 Nach Maidhof, PU I., S. 317 in f 20 und f 35.

         1618 PU I., S. 320: „Ista sunt feuda dapiferi de Veltsperch, que habet ab ecclesia Pataviensi.“

         1619 PU I., S. 320: „Item decimam vini in Veltsperch fere de 100 vineis, excepta parte plebani.“

         C. WEBER  w.o. S. 295, 296:  

         „Wisso.1620 Adam MAIDHOF führt verschiedene Vermutungen an, wer unter dieser Bezeichnung „Wisso“ gemeint sei. Die Frage wurde nicht abschließend geklärt.1621 Jedenfalls handelt es sich um einen der Inhaber hochstiftischer Lehen, der hinsichtlich seiner Position keine besondere Bedeutung erlangt hatte. Wahrscheinlich ist dieser Wisso identisch mit einem Glied aus dem Geschlecht der Orphani,1622 die unter anderem auch nach einer Urbarsnotiz aus dem 13. Jahrhundert mit 3 Lehen und 6 Weingärten bei Mautern belehnt waren.

         Deren Stammburg war die Waisenburg auf dem Waisenstein bei Nikolsburg, wie Maidhof feststellt.1623 Er vermutet, daß sich die Orphani später in Hundsheim ansiedelten.1624 Dieser Wisso besaß vom Hochstift lediglich einzelne Zehnte. Sie waren ihm vom Hochstift nicht direkt übertragen worden, sondern vom Regensburger Domvogt, Otto V. von Langenbach, der sie unmittelbar vom Hochstift zu Lehen hatte:1625

         „Ista decima cepit vacare per Wissonem, qui eam habuit a tumadvocato et idem ab episcopo.“ – „Dieser Zehnt wurde ledig durch Wisso, der ihn vom Domvogt hatte und dieser vom Bischof.“ Alles in allem handelte es sich um 2 Teile des Zehnts in Sirnich,1626 in Chnechtreinstorf1627 und in Haunoltstein.1628 Angaben über die Höhe der Einnahmen werden nicht gemacht. Doch auch diese Lehen waren bereits im 13. Jahrhundert dem Hochstift verloren gegangen. Nüchtern vermerkt eine Urbarsnotiz:1629 „Item notandum, quod dictam decimam occupat Ulricus de Weittra1630 et obligavit eam Chunrado de Tyrenstein1631 pro 7 libr.“ – Dazu ist zu vermerken, daß den genannten Zehnt Ulrich von Weitra gewaltsam sich aneignete und ihn an Konrad von Dürnstein verpfändete.

         1620 Güterverzeichnis PU I., S. 316. – Angaben zur Person vgl. PU I., S. 316, Anm. 346.

         1621 Vgl. PU I., S. 316, Anm. 346 und PU I., S. 385–386, Anm. 927.

         1622 PU I., S. 385: „Orphani 3 predia et 6 vineas.“ – Zur Person vgl. PU I., S. 385, Anm. 927.

         1 623 Nikolsburg, tschechisch Mikulov in Südmähren. Bekannt geworden durch den Frieden von  Nikolsburg am 26.7.1866: Friedensschluß zwischen Preußen und Österreich nach der Schlacht bei Königgrätz. Vorfriede am 26.7.1866, Unterzeichnung im sogenannten Prager Frieden am 28.8.1866, „politisches Meisterwerk“ Bismarcks. Rössler/Franz, Sachwörterbuch, Band S. 816 (Stichwort: Nikolsburg).

         1624 Hundsheim, G Mauternbach, PB Krems an der Donau, II. GB Krems an der Donau, NÖ. –

         PU I., S. 385–386, Anm. 927.

         1625 PU I., S. 316.

         1626 Sirnich = Sierning. PU I., S. 316: „In Sirnich 2 partes omnium decimarum.“

         1627 Chnechtreinstorf = Knetzersdorf. PU I., S. 316: „In Chnechtreinstorf similiter.“

         1628 Haunoltstein = Haunoldstein. PU I., S. 316: „Item in Haunoltstein similiter.“

         1629 PU I., S. 316.

                         1630 Ulrich von Weitra. PU I., S. 317, Anm. 351.

         7. Durch Wisso erledigter Zehent: S. 286: „Die Kirche in Murstetten vergab Sifridus Orphanus,1569 die übrigen Rechte besaß der Bischof.

         1569 PU I., S. 225: „Item ecclesiam in Murrestetin confert Sifridus Orphanus, sed decime et fundus sunt episcopi.“ – Vgl. PU I., S. 225, Anm. 1762.

[6]    Quelle: Codex Diplomaticus Cavensis, vol. 1, 59-61, Estratto da ALIM; Daten aus monasterium.net - http://monasterium.net/mom/CodexDiplomaticusCavensis/0048/charter

      In diesem Codex aus Italien kommen verschiedene Wiso oftmals vor. Im Beitrag auf der Homepage  http://www.hf-kirchberg.at/index.php/abgekommene-orte/parz  wird auf einen möglichen Zusammenhang der „de Prato“, was zu Deutsch soviel heißt wie Wiese, mit den „Herren von Porz“ hingewiesen.

[7]    Österr. Nationalbibliothek - https://books.googleusercontent.com/books/content? , 25.11.2018 - Joseph Laber, Pfarrer zu Huisheim, Öttingen 1835, in „Älteste Chronik der Stadt Wemdingen“ S. XIX, S. 94, 95;  bzw. Cölestin Königsdorfer, Abt d. Klosters Heiligenkreuz (Donauwörth) in „Geschichte des Klosters Heiligenkreuz in Donauwörth“ 1819, S. 13: Richwin, Richard, Riwin auch Aribo genannt. Dieser wurde, nachdem auch der oben erwähnte Hugobald, ein Sohn Mangolds, ohne Nachkommen dahin geschieden war, der einzige Erbe der Grafschaft Dillingen und der Herrschaft Wörth sammt sammt allen dazu gehörigen Besitzungen, welche ihm K. Otto I. zur Belohnung der grossen Verdienste seines Vaters Dietpold bestätigte**). Seinen Namen Aribo liest man in der testamentlichen Urkunde des Bischofs Heinrich von Augsburg v. J. 980***). Er wohnte zu Dillingen, erhielt vom K. Otto III. die Freyheit, in Wörth alle Samstage einen Wochenmarkt zu halten****), bauete daselbst die erste Brücke über die Donau, die Kirche zu Wittislingen auf Verlangen und nach dem Plane des heil. Ulrichs*****), auch jene zu Huisheim, und starb über 90 Jahre alt, nachdem ihm noch das Glück geworden* ), das von seinem Sohne Mangold erworbene heilige Kreutz schauen und verehren zu können. *) Von seiner Gemahlinn Hildegardis **) eines unbekannten Stammes hatte er folgende Kinder“:

   1. Hupald II. Von ihm läßt die Genealogie bey Welser, wahrscheinlich um 100 Jahre zu früh, einen Adilbert oder Albert, von Albert aber Hupald III., der eher ein Sohn Hupalds II., somit ein Enkel Richwins und im J. 1074 geſtorben war, gebohren werden. Durch ihn pflanzte sich die gräflich-Dillingische und Kiburgische Linie fort. ***)

   2. Mangold, für uns I., den Stammvater der Wörthischen Linie, wovon das Weitere §. 5. 2c. vorkommen wird. - -

   3. Warman. Er wurde Mönch zu Einsiedeln und späterhin Bischof zu Koſtanz. Starb 1034.

   **) Rihgwinum filium Dietpaldi comitatibus patris honoravit. Welser. p. 546. -

   ***) Feyerabend Ottenbeur. Jahrbüch. I. B. S. 404.

   ****) Privilegium Conradi in Lori Lechrain. S. 1.

   *****) Velser p. 559.

   *) Kl. Chron. Bl. 13.

   **) Welser p. 558. Bey Seyerabend 1, c. S. 399. heißt sie Adelheid, ohne Zweifel irrig; oder man müßte annehmen, diese wäre die erste Hildegard aber Richwins zweyte Gattinn gewesen, indem letztere noch lebte, als der heil. Ulrich starb. Konnten indessen nicht die Lumina septena, welche auf dem dort beschriebenen Kelche bezeichnet sind, auf Richwins sieben Kinder Bezug haben, und so die Angabe unſers Chronisten bestätigen? - -

   ***) Gesch. d. Grafen v. Dillingen.“

         siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Diepoldinger-Rapotonen

[8]    F4/12 S. 8, F 69/13 S. 159-161.

[9]    Dr. Richard HÜBL: Heimatbuch der Marktgemeinde Großweikersdorf S. 53.

         Anna Maria DRABEK, Die Waisen „Mitteilungen des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung 74 aus 1966“ - MIÖG 74 (1966) S. 294: „Die oben erwähnte Schenkung Perhards führt neben Siegfried Hugo von Weikersdorf an, dessen Person schon vor rund zwanzig Jahren die Forschung beschäftigte.

         Herbert Mitscha-Märheim nahm damals die Identität dieses Hugo mit dem Hugo von Stetteldorf einer Klosterneuburger Tradition von 1120 - Stetteldorf liegt ca 10 Kilometer südlich von Großweikersdorf und dem Staınmvater des Hauses Liechtenstein an (Herbert Mitstcha - Märheim, Probleme um den Ungarnmarkgrafen Siegfried, die Herren von Weikersdoıf und von Liechtenstein, Adler, Zeitschrift für Genealogıe und Heraldik 1 (XV) 1947/49, 180 ).

         Seit sich dann Gustav Wilhelm neuerlich den Anfängen dieses Geschlechts befaßte, kann über die Richtigkeit dieser Ansicht kein Zweifel mehr bestehen.       Noch ein Weiteres Ergebnis Wilhelms ist jedoch für uns von Bedeutung. Es gelang ihm, einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem ersten Liechtensteiııer und den Herren von Werde festzustellen, einem Adelsgeschlecht, das sich nach einem abgekommenen Ort in der Nähe von Loosdorf bei Melk nannte und sich mit größter Wahrscheinlichkeit von der Stifterfamile des schwäbischen Klosters Donauwörth herleitet. In Österreich war die Familie bei Petronell am südlichen Donauufer begütert. Ein Manegold, der andernorts als Manegold von Aggsbach oder von Werde erscheint, wird dort als Inhaber eines vohburgischen Lehens genannt, das sich später im Besitz Hugos von Liechtenstein findet, dem es dann Konrad III. 1142 zu Eigen übergibt. Wilhelm schloß daraus auf eine direkte Abstammung Hugos von Manegold. Gustav Wilhelm, Zur ältesten Geschichte des Hauses Liechtenstein, Neues Jahrbuch der heraldisch-genealogisohen Gesellschaft Adler 3 (1951/54) 12 ff.)

         Der Hauptbesitz der Herren von Werde gruppierte sich aber um ihren Stammsitz bei Melk, urnfaßte im Norden Aggsbach und zog sich die Pielach entlang bis in die Gegend von St. Pölten. Nun hatte in dem südwärts anschließenden Gebiet um die Mıtte es 13. Jahrhunderts ein Waise als Afterlehensträger des  Regensburger Domvogts passauische Güter in Groß- (oder Klein-) Sierning, Knetzersdorf und Haunoldstein zu Lehen. Das nahe Verwandtschaftsverhältnis, das wır auf Grund der urkundlichen Nennung von 1135/35 zwischen Siegfried I. und Hugo von Liechtenstein annehmen müssen, findet hier also seine Bestätigung.“

         Als „Ungarnmarkgraf“ Siegfried wird auf Ungarische Mark – Wikipedia  Siegfried von Spanheim genannt.

[10]  Anna Maria DRABEK  „Die Waisen „ in „Mitteilungen des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung 74 aus 1966“ - MIÖG 74 (1966) S. 329, 340;

      im Folgenden zitiert: „DRABEK – Waisen“.

[11]  Hofrat Dr Anton BECKER, Wien, in „Das Waldviertel“ Blätter für Heimat- und Volkskunde des NÖ. Waldviertels 7. Jg. 11.Juni1934 Folge 4, S. 43, Artikel „Das Poigreich“: „Nach den Forschungen Lechners kann es als gesichert gelten, daß das Poigreich eine jener Grafschaften war, die erst nach der Erhebung der Mark Österreich zum Herzogtume im Jahr 1156 mit diesem vereinigt wurden. Die Grafen von Poigen waren ein aus Bayern stammendes Geschlecht, das mit den bayrischen und in Österreich ansässigen Geschlechtern der Formbacher und Ebersberger in verwandtschaftlichen Beziehungen stand und zum Teil durch diese auch in anderen Teilen Niederösterreichs, so im Weinviertel und um Schwechat Besitz hatte.

[12] Siehe Anm. 21.; die mit * bezeichneten Eintragungen aus Stammbaum Aribonen – Traisen – Wilhering nach HINTERMAYER-WELLLENBERG, Die Herren von Traisen und ihre Beziehung zu den Aribonen, S. 45.

[13] Siehe Anm. 7.

[14]  Nach HINTERMAYER -WELLENBERG – Die Herren von Traisen und ihre Beziehung zu den Aribonen, S. 45 ist Aribo von Traisen, 1025 -c.1065, Vogt von Göß ab 1055, (Enkel des Pfalzgrafen Aribo, 976- 14.Feb.1000, Gründer des Klosters Seeon) der Urgroßvater jenes Dietmar von Reidling (1126, - 24.März c. 1146) der sich später nach Liechtenstein nennt.

         S. 43 : “Die Teilung des Besitzes der Herren v. Traisen setzt sich Anfang des 12. Jahrhunderts unter den Enkeln Aribos v. Traisen fort, von denen Adalram und Walther ohne männliche Nachkommen bleiben und ihr Erbe zur Gründung der Klöster Seckau (1140) bzw. St. Andrä (1147/48) verwenden. Die Söhne ihrer Brüder Hartwig und Ernst, Dietmar bzw. Hartnid, treten, vermutlich um 1135/40, in die steirische Ministerialität ein, nennen sich nach Liechtenstein bzw. nach Ort am Traunse97 und haben Herrschaften inne, durch die sie an Macht und Ansehen ihren edelfreien Vorfahren nicht nachstehen.

         97 Vgl. HEINZ DOPSCH, Landherren, Herrenbesitz und Herrenstand in der Steiermark 1100–1500. Diss.(masch.) Wien 1968, 139–149; 116–132 und DENS. (wie Anm. 21), bes. 69ff.

         Siehe auch Anm. 29  - „Altenwörth“

         Einen kurzen Überblick über sie Aribonen bietet https://de.wikipedia.org/wiki/Aribonen

         https://homepage.univie.ac.at/rudolf.koch/geocities/bauformen/oekg/Goess.htm

         "König Ludwig das Kind schenkte 904 dem Grafen Arpo (Aribo) 20 Königshuben beidseits der Mur. Dieses Schenkungsgut verwendeten um 1000 der bayrische Pfalzgraf Aribo II. und seine Gattin Adala für die Gründung des ersten steirischen Klosters. Ihr Sohn, Aribo III., schloß 1020 die Stiftung ab und übergab sie im Beisein des Papstes Benedikt VIII. dem Schutz Kaiser Heinrichs II., der dem Stift die Immunität verlieh. Die Erhebung zur reichsunmittelbaren Abtei - der einzigen Österreichs - entzog das Stift dem unmittelbaren Einfluß des Salzburger Metropoliten und kann nur im Zusammenhang mit der politischen Stellung Aribo III. gesehen werden. Aribo III. war Erzdiakon von Salzburg, Blutsverwandter und Kapellan des Kaisers, ab 1021 - 1031 Erzbischof von Mainz und Erzkanzler. Aribos Schwester Kunigunde trug als erste Äbtissin auch den Titel einer geistlichen Reichsfürstin. Die Besiedlung erfolgte durch Benediktinerinnen bzw. Kanonissen des Stiftes Nonnberg (Sbg.) Bei der Übergabe 1020 waren Stift und Kirche bereits eingerichtet.

         Die der hl. Maria und hl. Margaretha geweihte Stiftskirche übernahm um 1070 auch die Funktion der Pfarrkirche. Diese Funktion ging jedoch unter dem Einfluß der Hirsauer Reform zwischen 1177 und 1188 auf die neu erbaute Andreas-Kirche über. Seit der Aufhebung des Stiftes 1782 dient die Stiftskirche wieder als Pfarrkirche von der sie das Patrozinium des hl. Andreas übernahm. Von 1783 - 1800 war Göß Bischofsresidenz des durch Kaiser Joseph II. errichteten Bistums Leoben.“

         Siehe auch Anm. 21

[15]     https://www.augsburger-allgemeine.de/donauwoerth/Erinnerungen-an-Mangolde-stark-verblasst-id6684746.html unter Berufung auf ERICH BÄCKER, Kreisheimatpfleger und ehemals Vorsitzender des Historischen Vereins, abgerufen am 24.11.2018, bezüglich der Burg Mangoldstein und Kloser Heiligenkreuz bei Donauwörth:

         „Wohl zur Zeit der Ungarneinfälle erfolgte die Befestigung, die einherging mit dem Bau der Donaubrücke …..

         ….Unter Kaiser Otto ist Herr der Burg ein gewisser Aribo, ein Mitglied der Familie der Aribonen...

         …. er ist vermutlich identisch mit dem Vogt des Klosters Münichsmünster bei Vohburg und stand als solcher in persönlicher Beziehung zu Otto III. (996). Auch war er höchstwahrscheinlich verwandt mit den Herren von Vohburg und Rott. ….

         ….Mangold I., (gest.1053) der Sohn Aribos …

         ….Mangold II.,(gest.1074) ......

         ….Unter Mangold III. tobte im Reiche der Investiturstreit – der Kampf zwischen Kaiser und Papst: Es war damals Bürgerkrieg schlimmsten Ausmaßes. In Abwesenheit Mangolds wurde 1081 die Burg in Werd von Bundesgenossen Heinrichs IV. genommen, wozu die Lechsgemünder zählten. Laut Recherchen von Erich Bäcker war der Burgherr damals rund 450 Kilometer donauabwärts nach Osten geflohen, in die Markgrafschaft Österreich. Dort regierten die Babenberger Luitpold II./III., die allen Anhängern von Papst Gregor Unterschlupf gewährten. Als Ministeriale (= Dienstmann) und Vasall der mächtigen Grafen von Vornbach erhielt Mangold II. ein Lehen und Eigengut in Aggsabch und im Pielachtal nahe bei Stift Melk. Dort erfolgte durch ihn die Errichtung der ersten Burg in Aggstein, oberhalb des rechten Donauufers »nach Befund und Keramik um 1100«. Bäcker weiter: »Zoll auf Schiffstransit und Geleitrechte dienten als Einnahmequelle«. Außerdem war der »Donauwörther« Lehensträger des vohburgischen Lehens Petronell/Carnuntum (Ruinen des Legionslagers).

         Nach dem Konkordat von Worms (1122/Ende des Investiturstreits) kehrte er endgültig zurück. Mit päpstlicher Erlaubnis ersetzte er das Frauen- durch ein Männerkloster (1101). Begonnen wurde mit dem Neubau 1125 an der Stelle, an der das Kloster noch heute steht...

         …. Sein Erbe Mangold IV.war treuer Gefolgsmann Konrad III., dem ersten Hohenstaufe auf dem Herrscherthron. Mit diesem begab er sich auf den Kreuzzug (1147/48), von dem er nicht mehr zurückkehrte. Sein Reichslehen um Aggsbach gab er 1144 zugunsten des Stiftes Berchtesgaden zurück. Der Bischof von Troyes, ein Kreuzzugsteilnehmer, soll auf Bitten Mangolds ein Kirchlein Namens »Werd« im Pielachtal geweiht haben – als Gruß an dessen schwäbische Heimat ...

         …. In Niederösterreich lebten Nachfahren über Töchter weiter: Sie sind urkundlich in Schönbühl nachweisbar. Und sie sollen die Burg bis 1260 als Lehensfeste der Passauer Bischöfe besessen haben.“

         Der Name Mangold kommt ab 1116 bis 1156 bei den Passauer Ministerialen der Herren von Wesen auf Burg Oberwesen vor (zB.: 1125 Manegoldus de Wesene. UBLOE 1 541 Nr. 43, 1140 Manegold de Wesen. Der Freie Ekkehart von Waizenkirchen übergibt Altmann. HEUWIESER, Traditionen 202 Nr. 531..).

         1138 nach September 30 -- 1145 XI 29: Der Passauer Hochstiftsministeriale Marqward von Schönbühel (a.d. Donau, GB Melk OÖ) erhält von den Chorherrn im Tausch gegen zwei Weinberge mit einer dabeiliegenden ungerodeten Hufe in Hundsheim (Gem Mauternbach GB Krems a.d. Donau NÖ) zwei Weinberge, die in unmittelbarer Nachbarschaft seines Hauses in Schönbühel liegen; er leistet Bischof Reginbert von Passau, von dem er sie zu Lehen trug, Verzicht auf die besagten Weinberge unter der Bedingung, daß der Stiftsvogt Dietrich (II., Graf von Vornbach) nach Empfang der beiden Weinberge durch den Bischof diese an das Stift übereignet und als Ausgleich dem Marqward die von den Chorherren erhaltenen Weinberge bestätigt. Als Zeuge fungiert u.a. Manegoldus de Wesene (Monumenta Boica Band IV, Seite 234, 235, Nr. XXIII (fehlerhaft) -- - (CA) Urkundenbuch des Landes ob der Enns, Band 1, Seite 550, Nr. LXXVIII, Daten aus monasterium.net – http://monasterium.net/mom/PassauSNikolaTB/79/charter ).

[16] DRABEK Waisen S 296: „Auch die Nachbarschaft des ersten Waisen zu einem Adalbert von Puch bzw. Adalbert von Staatz gewinnt jetzt besondere Bedeutung. „Adalbert“ ist nämlich einer der Leitnamen der Herren von Werde. Zwischen 1108 und 1136 begegnet ein Adalbert am Hauptsitz der Famlie, der nach Wilhelm ein jüngerer Buder Manegolds war. Er hatte eınen gleichnamigen Sohn, der sich bald nach Werde, bald nach Liechtensteın nannte und bis 1176 vorkommt. Die Identität Adalberts I. von Werde mit dem von Staaz erscheint im Hinblick auf den liechtensteınıschen Besitz in Poysdorf außer Zweifel; ebenso evident ist die Personengleichheit mit Adalbert von Puch, falls diese Nennung auf den Ort westlich von Göllersdorf bei Hollabrunn) zu beziehen ist. Großweikersdorf und Stetteldorf liegen nämlich in seiner unmittelbaren Nähe! Der ältere wie der jüngere Adalbert  finden sich schließlich in der Zeugenenreihe der erwähnten Berchtesgadener Traditionsnotiz, die vom Viechtensteiner und den Grafen von Poigen eröffnet wird und auch den Namen Siegfrieds Waise nennt.

         1168 erscheint in der Klosterneuburger Tradition Nr. 393 ein Hochfreier Erbo (Arbo) de Buche. (DIENST, Regionalgeschichte und Adel im Hochmittelalter, S. 145), was diese Annahme zu bestätigen scheint.

[17]  Ernst BEZEMEK u. Willibald ROSNER Heimatbuch Sitzeberg – Reidling S. 28.

[18]  Hartnid II. v. Traisen hatte außer Hartwig von Reidling noch 4 weitere Söhne:

   2. Adalram von Waldegg (1108-26.XII.c.53)ꝏ 1. Ehe Bertha 2. Ehe Richinza v. Perg;

   3. Ernst von Traisen 1108-3.II.-c.35 ( 2 Söhne: Hartnid von Traisen bzw. von Ort/Traunsee-Riegersburg, 1136-8.XI.c.1160 und Konrad von Traisen, c. 1141/45;

   4. Walther v. Traisen 1108-30.IX.c.48;

   5. Meginhard v. Traisen c. 1108-c.41, ein Leitname, der bei den Formbachern vorkommt (Meginhard, Graf von Formbach und Windberg um 1066), wie auch HINTERMAYER-WELLENBERG (Die Herren von Traisen.. S. 41) annimmt, daß Eberhard (1025), der Vater des Eppo von Windberg 1092/1108, ein Sohn Hartnids I.† (vor 1025) und der Aribonin Wichburg sein könnte.

         Bemerkenswert ist, daß in der Klosterneuburger Traditionsnotiz 430 aus 1168-1186 (1140-1150?), in der die Domina Mathilda von Aspern (Zaya) vier Lehen zu Leopoldsdorf gibt, auch Hartwig von Kierling neben seinem Bruder Otto als Zeuge fungiert.

         Über eine Tochter Hartnid II. ist zwar nichts bekannt, doch zeugt die Klosteneuburger Tradition 788 (F4/788 S. 175), des Albertus de Werde,  in der als Zeugen u.a. ein Hugo, ein Dietricus ammanus, ein Rvdwinus und ein Fridericus de Chirechlinge  auftreten, die Nähe zu den Herren von Kierling.

         MAXIMILIAN FISCHER gibt zu dieser Traditionsnotiz auf S. 314Folgenden Kommentar ab: 788. Albertus de Werde. Werd oder Wört liegt ober St. Pölten an der Traisen, und war der Sitz eines altadeligen Geschlechtes, von dem bei Hueber und Hanthaler mehrere Glieder desselben angegeben sind. Im Saalbuche sind dort abgängige und zwar frühere dieser Familie eingezeichnet, als: Megengoz Nr. 296, Heinrich Nr. 301,  Hartmud Nr. 8, Sifrit , Otto und Wergand Brüder Nr. 277, Dietrich und Gottschalk Nr. 378, Marchort, ein Ministerial des Bischofes von Passau, dessen Mutter Petrissa im Stifte beerdiget ward, Nr. 585,und der hier vorkommende Albert. Ob alle zu dem genannten Hause ander Traisen gehörten, ist nicht ganz gewiss.“

[19]  Dr GÜNTER MARIAN schreibt: „...die ersten gemeinsam nach Winkl Genannten hießen Tiemo, Rahawin und Adalbrecht/-bert. Tiemo könnte mit einem gleichnamigen Wohltäter des Klosters Göttweig identisch sein, der dem Stift sein Gut in Porz (abgek., südl. Neustift im Felde) schenkt, um es gegen eine geringe Zinsleistung zum lebenslänglichen Nutzgenuß zurückzuerhalten, zumal in der Zeugenreihe auch ein Riwin genannt wird.“ ( F 69 Nr. 123 - um 1108/25)

         In den Blättern des Vereines für Landeskunde von NÖ. XVI. Jg. 1882 Kap. „Versuch einer Topographie der verschollenen Ortschaften im Viertel unter dem Wienerwalde*“ von STEPHAN NEILL S. 187: „Das weit ausgedehnte Prädium des Edlen Rihwin (das nach seiner Verurteilung Kaiser Heinrich II. 1056 grösstenteils an Passau schenkte) im V.U.M.B. Bestand (um jene Zeit und im XII. Jahrhundert) aus den Ortschaften Böhmischkrut (Chrubaten). Ketlasbrun (Gowazesbrunnen). Rihwinsdorf (das öde Bl. Für Landesk. XV. 339-341 geschilderte Dorf), Walchuneskirchen (Walterskirchen) und einigen anderen Orten jener Gegend. Rihwins Name erkennen wir in Rihwinsdorf, später Rebesdorf und endlich Reibersdorf genannt.

         Anfang des 13. Jh. finden wir als Afterlehensnehmer des Herzogs Friedrich II. in diesem Gebiet Siegfried III. Orphan. Siehe Alfons Dopsch „Österreichische Urbare 1/1, 1904 7f. Nr. 16. „Redditus in Chrut. Item in Chrut, quod concessum est Orphano, sunt 55½ beneficia, quodlibet solvit 3 tal. ...

         HERBERT MITSCHA-MÄRHEIM  in „Hochadelsgeschlechter und ihr Besitz im nördlichen Niederösterreich des 11. Jahrhunderts“: „Als dieses Diepold Söhne sehe ich dann den Augstgaugrafen gleichen Namens (abgesetzt vor 1059, gestorben zwischen 1060 und 1062) 41 an, ferner unseren Grafen Rapoto von Ernstbrunn und Riwin, der 1055 hingerichtet ? wurde und den Namen nach seinem Urgroßvater trug.“         

         Hat von diesem Riwin her eine Verwandtschaft zwischen Waisen und Winklern bestanden? Jedenfalls hatten die Waisen Besitz im „Riwingebiet“ wie Großkrut (=Böhmisch-Krut und  Gaubitsch).

[20] Dr. GÜNTER MARIAN S. 17:„Als Zeitgenossen Poppos von Winkl erscheinen noch weitere nach diesem Ort Genannte, deren Quellenpräsenz jedoch so marginal bleibt, daß sich kaum Aussagen über ihre Beziehung zum „Stammvater“ der Herren von Winkl treffen lassen. Es handelt sich dabei um das Trio Tiemo, Rahawin und Adalbrecht sowie Dietmar von Winkl.“

       Interessant ist auch die Anmerkung 14 auf der gleichen Seite 17, wo ua. die Edelfreien Hartwig von Reidling und Walter de Traisma (St. Andrä an der Traisen) genannt werden.

     F4/169 „1141/1147 „Similiter Wernhart de Schwinwart delegauit ad altare supra dictvm uineam in eodem loco sitam, cum duobus mancipiis. Ditmaro et filioeius. Teftes funt Ditmar de Winchil. Adelbreht de Suuveringen. Prunrich. Henrich aurifex.Sifrit.“ Wenn es sich hier um Kleinschweinbarth handelt, sind wir ganz in der Nähe der später Liechtensteinischen Gebiete.

[21] Laut DRABEK, Waisen, S. 295 ist erwiesen, dass Hugo von Liechtenstein (Stetteldorf) ein Bruder des Siegfried von Stetteldorf  (Weikersdorf) ist.

       Notizenblatt Nr. 2 1856 – Beilage zum Archiv für Kunde österr. Geschichtsquellen, ADALBERT MEINHART BÖHM, Beiträge zur österreichischen Siegelkunde nach Originalien und handschriftlichen Quellen, S. 39.:

       „IX. Einen quer halbirten einfachen Schild führen folgende:

       a) Die nun im Fürstenstande florirenden Fürsten von Lichtenstein.

       So Friedrich v. Lichtenstein anno 1267 (Hanthaler) und 1297 (k. k. geh. Archiv) und im hier behandelten Codex Nr. 9, Johann, Nr. 679 und 882 etc.

       b) Die zu den Lichtensteinern gehörigen Herren von Petronell, wie Albrecht von Sanct Peternelle, Herr auf Stetteldorf anno 1291 (k. k. geh. Archiv).

       Im Jahre 1142 Ende Mai zu Nürnberg verlieh K. Konrad III. dem Hugo von Kranichberg ein Jahrmarktsrecht im Dorfe Petronell, welches er sammt aller Zugehör ihm schon früher geschenkt hatte. (Original im Schlosse Petronell.)

       Um diese Zeit erscheint auch ein Huc de Lichtensteine unter österr. Ministerialen als Zeuge im Saalbuche von Klosterneuburg, den ich für den obgenannten Hugo von Kranichberg halte, denn die Lichtensteiner waren später urkundlich in Petronell begütert. – Als etwas später Dietrich von Lichtenstein, als seine Tochter Wirat in Klosterneuburg den Schleier wählte, drei Lehen dahin schenkte, waren unter den Zeugen auch Rapoto de S. Petronella und Andere (wohl nur Einwohner) von da.

[22] Ulrich I. von Winkl wird von DRABEK als „v. Wehing“ bezeichnet, was von Dr. GÜNTER MARIAN, Dissertation Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 380. S. 17 in Abrede gestellt wird. Es gibt keine Nachricht über die Ehefrau Ulrichs I. von Winkl. Möglicherweise war sie eine Wehingerin? Jedenfalls stellt Kadold II. Orphanus vor 1242 nach dem Tod Ulrich III. des „Königsbrunner“ Anspruch auf die Rechtsnachfolge – w.o. S. 212 bis 214;

      STIERLE, Wehingen = Leopold STIERLE, Die Herren von Wehingen. Ein schwäbisches Rittergeschlecht im Dienste der Grafen von Hohenberg, der Babenberger, König Ottokars II. von Böhmen und der Habsburger. Seine verschiedenen Zweige in Niederösterreich und Mähren, in Tirol und in der angestammten Heimat (Sigmaringen 1989).

[23] Unklar bleibt die Frage, in welcher Weise Poppo von Winkl mit den Weikersdorfer Weisen verwandt gewesen sein könnte.

     Ein Anhaltspunkt dürfte Rahawin von Winkl sein: Dr Günter Marian schreibt: „...die ersten gemeinsam nach Winkl Genannten hießen Tiemo, Rahawin und Adalbrecht/-bert. Tiemo könnte mit einem gleichnamigen Wohltäter des Klosters Göttweig identisch sein, der dem Stift sein Gut in Porz (abgek., südl. Neustift im Felde) schenkt, um es gegen eine geringe Zinsleistung zum lebenslänglichen Nutzgenuß zurückzuerhalten, zumal in der Zeugenreihe auch ein Riwin genannt wird.“

       In den Blättern des Vereines für Landeskunde von NÖ. XVI. Jg. 1882 Kap. „Versuch einer Topographie der verschollenen Ortschaften im Viertel unter dem Wienerwalde*“ von Stephan Neill S. 187: „Das weit ausgedehnte Prädium des Edlen Rihwin (das nach seiner Verurteilung Kaiser Heinrich II. 1056 grösstenteils an Passau schenkte) im V.U.M.B. Bestand (um jene Zeit und im XII. Jahrhundert) aus den Ortschaften Böhmischkrut (Chrubaten). Ketlasbrun (Gowazesbrunnen). Rihwinsdorf (das öde Bl. Für Landesk. XV. 339-341 geschilderte Dorf), Walchuneskirchen (Walterskirchen) und einigen anderen Orten jener Gegend. Rihwins Name erkennen wir in Rihwinsdorf, später Rebesdorf und endlich Reibersdorf genannt

       Anfang des 13. Jh. finden wir als Afterlehensnehmer des Herzogs Friedrich II. in diesem Gebiet Siegfried III. Orphan. Siehe Alfons Dopsch „Österreichisch Urbare 1/1, 1904 7f. Nr. 16: „Redditus in Chrut. Item in Chrut, quod concessum est Orphano, sunt 55½ beneficia, quodlibet solvit 3 tal. ...

       Eine weitere Verbindung könnte Hugo I. von Aigen (heute Weyerburg, Gem. u. VB Hollabrunn), der Schwiegersohn Poppo's I. von Winkl (urk. 1139/41 - um 1150) darstellen, siehe GÜNTER MARIAN, Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 46, sowie   https://www.liechtensteinove.cz/de/objekt/mistelbach/790/ : „Auch ein weiterer Hugo, Hugo von Aigen (Weierburg), (K.Lechner, Herrschaft und „Markt“ Weierburg, Jahrb. f. Landeskunde NÖ 32, 1956, S. 94-125) ein sehr naher Verwandter des Liechtensteiners, (H. Mitscha-Märheim, Liechtenstein, Jahrn. „Adler“, 1973) lebte um dieselbe Zeit. Beide, Liechtensteiner und Aigner, zeigen enge Beziehungen zu den Vohburger Grafen, was gut zu unserer Ansicht über die Herkunft Erlwins von Mistelbach paßt....

       ….Sowohl die Liechtensteiner als auch die Aigener hatten aber im 13. Jh. enge Beziehungen zum Stift Heiligenkreuz, wo sie auch ihre Grablege erwarben.- …                                Die Frage, wer dieser Huch von Mistelbach gewesen ist, muß bis auf weiteres unbeantwortet bleiben!“           zu Hugo von liechtenstein siehe Prof. Dr. Heinz DOPSCH . Wissenschaftl. Berichte | Burg Liechtenstein

[24] GÜNTER MARIAN Studien zum mittelalterlichen Adel im Tullnerfeld, 2017, S. 380.

/AT.StiAH-HeiligenkreuzOCist/1365_V_30/charter abger. 28.10.2015.