Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Schon bei Ausgrabungen aus der Steinzeit sind Seile nachgewiesen worden, erste schriftliche Erwähnungen findet man bei den alten Ägyptern.  Aus den Ausgangsmaterialien Hanf und Flachs wurden Seile, Stricke, Buttenbänder, Wäscheleinen, Glockenseile, Halfter, Gurte, Flecht- und Netzwerke angefertigt. Vor allem für Zugtiere und Wägen brauchte man die verschiedensten Seile. 

Die Seiler zählten zu der ärmeren Gewerben. Die Bauern konnten viele Seile selbst herstellen. Daher war es den Seilern erlaubt, einige andere Produkte zu verkaufen, die in der Landwirtschaft benötigt wurden, wie z.B. Fackeln, Lunten, Pech oder Peitschen.

Auch bei uns wurden in geringen Mengen sowohl Flachs als auch Hanf angebaut.
 

Werkzeuge

Hechelkamm zum Auskämmen des Hanfes 

Seilerrad zum Verspinnen der Fäden – es funktionierte ähnlich dem Spinnrad

Zum Ziehen langer Seile benötigte der Seiler eine gerade Strecke, wie sie der Seilerberg zwischen dem Marktplatz und dem Müllergraben bietet.
 

Seiler 

Kirchberg

1641: Georg Wörlich, Seiler

1659: Hannß Weinig, Bürger und Sailler

1664: Adam Hoffman, Sailler

1667/1672: Michael Sedelmaÿr, Gattin Margaretha. Er macht am 11.12.1680  sein Testament und stirbt am 3.7.1681. Er war bis zu seinem Tod Mitglied des Innern Rats. 

1685 heiratet der aus Wasserburg stammende Sailler Gesöll Sebastian Niderhamer  Appolonia Weidinger aus Mitterstockstall.

1773: Die Hinterlassenschaft des Seilers Heinrich Kolnberger betrug laut Inventar an lagernden Waren:
neue Buttenbänder
7 vordere Heuseile
3 hintere detto
10 Wurfstränge
55 Stück Leitseil
200 Stück Kreuzstrick
2 Stück Wäschleinl
6 Stückl Pferdespannstrick
1 Pfund abgezogener Hanf
20 Pfund rauher detto
60 Pfund detto Werch

Um 1789/1806: Michel Haan, Sailler
1826: Der bürgerliche Seilermeister Michael Haan stirbt mit 76 Jahren. Nach dem Tod ihres Gatten lässt die Witwe Anna Hahn, bürgerliche Seilermeisterin, Haus Nr. 20 und radiziertes Gewerbe versteigern. 
(Wiener Zeitung vom 8.5.1825, veröffentlicht in ANNO)

1826/43: Mathias Kirchner, bürgerlicher Seilermeister in Kirchberg 20, heiratet Katharina Pfaller aus Schönberg. 

1862: Der Seilermeister Ferdinand Frisch stirbt mit 50 Jahren in Kirchberg 2.

1895: Anmeldung Johann Langner in Kirchberg 33, Gattin Maria geb. Daniek. Beide sind gebürtig aus Sternberg in Böhmen. 1929 stirbt er in Kirchberg 18 mit 65 Jahren. 
1929: Anmeldung Johann Langner jun. in Kirchberg 18.

Noch in den 50er Jahren gab es einen Seiler namens Vock, der seinen Betrieb in der späteren Schlosserei Holzschuh hatte, denn noch immer brauchte man Seile für die Landwirtschaft und den Haushalt. Als die Traktoren, andere landwirtschaftliche Maschinen und Kunststoffschnüre aufkamen, hatten die Seiler ausgedient.  
 

Oberstockstall

1902: Anmeldung Johann Langer (jun.?) in Oberstockstall 43, Ummeldung 1907 wg. Übersiedlung, Abmeldung 1929 (Übersiedlung nach Kbg.?)  

Quellen
Dissertation von Dr. Franz Eiselt: Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram
        unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 – 1806, Wien 1973
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967, erfasst von Herbert Eder, Kollersdorf
http://de.wikipedia.org/wiki/Seil
http://www.brandenburg1260.de/seilerei.html 

März 2015, letzte Änderung Februar 2024
Maria Knapp