Geboren am 25.August 1900 in Wien als Sohn einer Beamtenfamilie, ein Neffe des Erzbischofs von Wien, Kardinal Friedrich Gustav Piffl, schlug er die Lehrerlaufbahn ein.
Er hatte sich schon während seiner Studienjahre an der Lehrerbildungsanstalt in Wien mit naturhistorischen Studien und Forschungen beschäftigt. Als er mit 20 Jahren als junger Lehrer ins Tullnerfeld und ins Wagramgebiet kam, faszinierte ihn vor Allem die Lößlandschaft zwischen Krems und Gedersdorf. In zahlreichen Forschungen konnte er die Parallelität mit den Lößschluchten des Yangtsekiangtales in China nachweisen. Die Entdeckung der europäischen Einmaligkeit und Originalität des Kremser Lößgebietes machte ihn schon bald weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt.....
[1]Vorerst an verschiedenen Schulen im Bezirk Tulln eingesetzt, kam er 1947 nach Neustift, wo er die Leitung der Volksschule übernahm:
Am 15. Nov. 1947 hat auf Grund der Weisungen des Bezirksschulrates Tulln (Zl. VI-400/8 v. 10.11.47) Herr Oberlehrer Piffl Ludwig die Leitung der Volksschule Neustift im Felde übernommen. Der Unterricht an der einklassigen Volksschule stellte den Lehrer in dieser Zeit vor harte Probleme. Die Schüler hatten Lernbehelfe nur sehr schlechte, oft ganz unmögliche Hefte. Es gab beinahe gar keine Federn und gar keine Lehrbücher. Sehr schlimm stand es im Handarbeitsunterrichte....[2]
Der beliebte Volksschullehrer im pol. Bez. Tulln, war 18 Jahre bis 1965 als Leiter der Volksschule in Neustift im Felde berufen. Die Heimatforschung und vor allem die Quartärgeologie war seine selbst erwählte Lebensaufgabe. Piffl wirkte maßgebend an der Verfassung heimatkundlicher Schriften, z.B. des „Bezirksführers“ und der Redigierung der ersten Bezirkskarte mit. Vornehmlich als Eiszeitforscher schaffte er sich im In- und Ausland einen hervorragenden Ruf. Das Wissen um die Landformung (Schotterterrassen, Lössaufschlüsse, Fossile Hölzer u.a.m.) des Tullnerfeldes basiert überwiegend auf seiner Arbeit. 1971 wurde Piffl für sein Engagement der Professorentitel verliehen.
In Anerkennung seiner Leistung wurde ihm in einer feierlichen Darbietung ein Gedenkstein enthüllt, der auf dem in "Ludwig Piffl – Platz" umbenannten "Kaiserplatz" zwischen ehemaliger Schule und Kirche gesetzt worden war.
Werke,
die unter der Bearbeitung von Ludwig Piffl entstanden:
Der Tullner Gau - 1930er Jahre
Bezirkshandkarte Tulln - Maßstab 1:150.000, bearbeitet von Ludwig Piffl, 1. Auflage, Herausgegeben Kartographische Anstalt Freytag & Berndt, 1951
Die Verschollenen Donauorte im Tullner Becken – Manuskript
Das Tullner Becken -Tulln 1951
Beiträge im Tullner Heimatkalender
Eine altpleistozäne Schotterflur um Langenlois – Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt, Wien 1959,
Tullnführer - Ein Fahrten- und Wanderbuch durch Tulln, das Tulner Becken und seine Randgebiete. Herausgegeben vom nö. Bildungs- und Heimatwerk, Arbeitsgemeinschaft der nö. Heimatforscher, Tulln 1962
Der Wagram des Tullner Beckens - Sonderabdruck aus den Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt Heft 2 Wien, 1964
Das Tullner Feld - Ein Beitrag zur Morphogenese einer Donaulandschaft, Sonderdruck aus Heidelberger Geographische Arbeiten, Heft 40 1974 Verlag des Geographischen Instituts der Universität Heidelberg.
Aus Chroniken
1956: Dem Leiter dieser Schule Ludwig Piffl ist für die Veranstaltung der “Landschulwoche”, für die Verfassung eines Aufsatzes über die verschollenen Siedlungen des Tullner Beckens, sowie für die Führung der Lehrergemeinschaften der Dank und die Anerkennung des Bezirksschulrates ausgesprochen worden (BSR. Tulln, Zl. VI-243-16 v. 26.6.1953).
Piffl Ludwig Oberschulrat: Am 8.1.1957 traf in Neustift die Nachricht ein, daß dem Leiter dieser Schule vom Bundespräsidenten mit Entschließung vom 19.12,1956 (Zl.13784) der Titel Oberschulrat verliehen worden ist. Das diesbezügliche Dekret ist dem Geehrten am 17.1.57 gelegentlich einer Unterrichtsvorführung in Königsbrunn vom Herrn Bezirkshauptmann überreicht worden.
1959: In Neustift sind heuer erstmalig von OSR Piffl Dorfabende abgehalten worden.
1960: Im Mai erschien der 8. Band des Tullner Heimatkalenders. Er ist mit einem Register über alle 8 Bände des Werkes versehen. Damit findet das Gemeinschaftswerk der Lehrerschaft des Bezirkes seinen Abschluß.
Ehrenbürger: Dem Schreiber dieser Chronik (OSR, Ludwig Piffl) der schon 18 Jahre in diesem Orte wirkt und mit der Bevölkerung viele schöne Tage, aber oft auch manch unangenehmes erleben mußte, wurde am 24.8.1965 abends eine schöne Ehrung zuteil. Die Schüler, die Eltern, der Gemeinderat und die Feuerwehr, dazu viele Gäste aus Nah und Fern, hatten sich mit Lampions u. Fackeln vor dem Schulhause versammelt. Der Leiter der Schule und seine Frau wurden in den Park geleitet. Dort fand eine schöne Feier statt. Nach den einleitenden Worten des H. Bürgermeisters Berhiller, trugen Kinder ihre Gedichte vor. Viele Ehrende Worte sprachen der Herr Bezirksschulinspektor Reg. Rat R. Bergolth und der Obmann der Bezirkslehrerarbeitsgemeinschaft OSR. Andreas Heneis.
Der H. Bürgermeister überreichte sodann dem Leiter dieser Schule und seiner Gemahlin die Ehrenbürgerurkunde von Neustift im Felde. Neben vielen Blumen, die den Geehrten dargebracht wurden, kamen auch der Obmann der Milchgenossenschaft und jener des Sparvereines mit ihren Geschenken. Der neue Ehrenbürger dankte für die seltene Ehrung, die ihm und seiner Gemahlin zuteil worden war. Mit einem gemeinsamen Liede schloß die schöne stimmungsvolle Feier. Im Gasthaus Walzer fand sodann ein Festessen statt.
Ehrungen: Die nö. Landesregierung hat in ihrer Sitzung v. 21.9.1965 Herrn Oberschulrat Ludwig Piffl in Würdigung seiner hervorragenden Verdienste um das Bundesland Niederösterreich das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land N.Ö. verliehen. Die Auszeichnung wurde am 19.10.1965 im Marmorsaale des Landhauses von Herrn Landeshauptmann Dipl. Ing. Hartmann überreicht. Seine Eminenz Kardinal Dr. Franz König verlieh Herrn Ludwig Piffl, der sich um die Anliegen der Erzdiözese Wien große Verdienste erworben hat, das Ehrenzeichen des hl. Erzmärtyrers Stephanus 2. Klasse. Die Überreichung fand am 18.10.1965 im erzbischöflichen Palais Wien durch H.Kardinal König statt. Die Lehrerarbeitsgemeinschaft Tulln veranstaltete am 15.1.1966 eine Tagung u. nahm in einer schönen Feier Abschied von ihrem langjährigen Obmann. Herr Bezirkshauptmann Hofrat Dr. Michael Wiesinger überreichte ein Dank- u. Anerkennungsdiplom des Bezirksschulrates.
1963: Am 5.9.1963 lud die Gemeinde Neustift zur Geburtstagsfeier des verdienten Direktors Oberschulrat Piffl aus Neustift. Pfarrer und Bürgermeister Leopold Berthiller würdigten mit herzlichen Worten das Wirken des Jubilars.Mögen unserem rüstigen 60. noch viele Jahre beschieden sein! Als Pfarrer kann ich dem hochverehrten H. Oberschulrat nur danken für seine Treue zur Kirche![3]
Prof. Ludwig Piffl, neben ihm Gattin Elsa
Foto: Nachlass Piffl, zur Verfügung gestellt von Josef SchablProf. Ludwig Piffl setzte sich in vieler Hinsicht auch für die Gemeinde ein (Windschutzgürtel ect.) und war bestrebt, auch die Erwachsenenbildung mittels Dorfbildungswochen (1959 bis 1965) zu fördern. Nach der Schließung der Schule richtete er im leerstehenden Klassenzimmer ein Museum ein, welches namhafte Forscher wegen der fossilen Baumstämme und des Fachwissens von OSR. Prof Piffl besuchten. Später Übersiedelte er mit seiner Gattin nach Tulln, danach wurde das Schulhaus für diverse Feiern (Weihnachtsfeier) , Feuerwehrfeste und Jugenddtreffs verwendet, bis es letztendlich im Jahre 2000 abgebrochen wurde.
Im Jahre 2008 gestaltete der Dorferneuerungs- und Verschönerungsverein den Ludwig Piffl - Platz neu (Fossil).
Der für den Schulneubau gewidmete Grund wurde im Jahre 1973 parzelliert und von der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram als Baugrund für Einfamilienhäuser verkauft. Auf dem Platz ist bereits eine ansehnliche Siedlung mit 11 Häusern entstanden.
1970 Ludwig Piffl - Gedenkstein, Umbenennung des Kaiserplatzes in Ludwig Piffl -Platz; mehr siehe Kapitel
Kleindenkmäler.
Prof. Ludwig Piffl verstarb am 10.April 1989 in Tulln.
[1] Niederösterreichische Landzeitung vom 9.08. 1973
[2] Ludwig Piffl Schulchronik 2
[3] Pfarrer Rudolf Koriska, Pfarrgedenkbuch Kirchberg am Wagram
Jänner 2018
Andreas Nowotny