Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Bis in die 1970-er Jahre war Kinderspielzeug aus Holz, Blech oder Karton/Papier gefertigt und es war auch im Verhältnis teurer und nicht für jede Familie erschwinglich. Die Kinder spielten daher mit dem, was sie in der Natur, in Haus und Hof fanden und entwickelten dabei viel Phantasie. 
 

Spiele im Freien

Da man im Haus von keinerlei elektronischen Spielereien abgelenkt war, hielt man sich, sooft das Wetter es erlaubte, im Freien auf.

Spiele: 
Fußball 

Völkerball 

„Hase in der Sasse“, wobei ein Spieler zum Abschießen (der Hase) ausgewählt wurde. 

Wenn gerade niemand zum Spielen verfügbar war, spielte man alleine, um seine Kunstfertigkeit im „Ball an die Wand“-Spiel zu verbessern. Dabei musste man allerhand Kunststücke mit dem Ball vollführen, wie zwischen dem Abschießen und Fangen ein oder zwei Mal zu klatschen, zwischen den Beinen durch zu werfen, usw. Das gleiche konnte man zum Boden hin oder in die Luft machen. 

Auch das Fahrrad, sofern man das Glück hatte, eines zu besitzen, musste als Spielgerät herhalten, und zwar zum „Glockendeckelfahren“. Dabei wurde der obere Teil eines Glockendeckels in die Mitte des Weges gelegt. Eine Gruppe musste diesen mit den Rädern des Fahrrades an den linken, die andere Gruppe an den rechten Rand rücken. Wer es zuerst geschafft hatte, war Sieger. Die Wege waren damals noch geschottert und man rutschte mit dem Rad leicht aus und schlug sich die Knie blutig. 

Im Frühjahr, wenn das erste Grün auf den Wiesen sichtbar wurde, spielten die Kinder „Wasen ausstechen“. Dabei wurde ein Grasstück ausgeschnitten und an anderer Stelle wieder in die Erde gesteckt. Die Mitspieler mussten das betreffende Stück suchen. Später, wenn das Gras schon höher war,  war es nicht mehr gerne gesehen, wenn man in die Wiesen trat, da diese ja zum Füttern der Tiere gemäht wurde. 

Ein weiteres Spiel war das „Tempelhüpfen“. Mit Kreide wurden Kästchen in Form eines Kreuzes auf den Asphalt gemalt. In das mittlere Kästchen wurde ein Stein gelegt. Hüpfend mit allerlei erschwerenden Aufgaben (z.B. auf einem Bein) musste man durch die Kästchen hüpfen und den Stein aufklauben. 

"Indianer" oder "Räuber und Gendarm" war bei älteren Kindern beliebt. 

Fotos: Otto Moosbauer, Kirchberg

Foto: Otto Moosbauer, Kirchberg, um 1943Gerne hüpften die Kinder vom Stroh im Schuppen. 

Jede Generation Burschen (in Winkl) hat eine Hütte in der Au gebaut, eine stand lange in der alten Schottergrube beim See. 

Für die Fitness hatten die Mädchen eine Springschnur, die im Handarbeitsunterricht geknüpft wurde. 

Eine Schaukel kaufte man früher nicht, die Mutter flocht Seile, der Vater brachte ein Brett und befestigte das Gerät an einem ausladenden Ast im Garten.  

Blinde Kuh, Verstecken und Fangen gehörte ebenfalls zu Spiel-Repertoire. 

Vor dem Haus spielten die Jugendlichen im Sommer Federball, bis es dunkel wurde. 

In jedes Haus gehörte ein „Lusthaus“, das mehr oder weniger gut ausgestattet war und in dem man „Vater, Mutter, Kind“ spielte. 

Im Winter, wenn der erste Schnee fiel, waren die Kinder drinnen nicht mehr zu halten. Sie packten ihren Holzschlitten und stießen zu den anderen Kindern. Die Schneehügel waren oft nur wenige Meter hoch, doch das genügte. Bis es dämmrig wurde, war man draußen, wenn die Stiefel auch schon nass und die Zehen kalt waren. Danach hatte die Mutter die Aufgabe, die durchnässten Sachen beim Ofen zu trocknen, denn wasserabweisende Kleidung und Schuhe gab es noch nicht – aber verkühlt hat man sich trotzdem nicht! 

Im Schnee

Im SchneeFotos: Otto Moosbauer, Kirchberg um 1955 

SchlittenfahrenFoto: Herbert Grill, Winkl, um 1960 

SchlittenfahrenFoto: Maria Knapp, Winkl um 1965 

Fahrzeuge

Kleine Leiterwagen, Holzautos oder von den Kindern selbst zusammengebastelte Fahrzeuge dienten zum Transport von Gegenständen oder anderen Kindern, aber auch mit dem Schubkarren konnte man spielen. Dreiradler gab es in vielen Häusern.
 
SpielzeugautoFoto: Otto Moosbauer, Kirchberg, um 1945
SchubkarrenFoto: Familie Zehetgruber, Winkl, um 1930
DreiradlerFoto: Maria Knapp, Winkl 1952
LeiterwagenFoto: Familie Riedl, Winkl um 1950
DreiradlerFoto: Maria Knapp, Winkl, 1965      
spielende KinderFoto: Herbert Grill, um 1960

Spiele im Haus

Das beliebteste Spiel der Mädchen war von jeher das Spiel mit ihren Puppen.
 
PuppenspielDie Geschwister Mann und Freundin, Unterstockstall 1917
Foto: Otto Moosbauer, Kirchberg
 
Schaukelpferd
 

Teddy-BärFotos: Josef Leuthner, Kollersdorf

Mit den Puppen unterwegsDie Puppe musste überall hin mit.
Foto: Maria Knapp, Winkl

Kind mit WurstlFoto: Josef Leuthner, Kollersdorf

KinderwagenFoto: Heimatmuseum Absdorf

KinderwagenFoto: Maria Knapp, Winkl, um 1967 

Kartenspiele

BrettspieleFoto: Franz Riegler (li), Frauendorf, um 1940

Quartett 

Schwarzer-Peter  

Brettspiele, wie "Mensch Ärgere dich nicht" oder Mühle. 

Lesen war im Winter ein beliebter Zeitvertreib. 

 

Im Fernsehen gab es für die Kinder anfangs wenig zu sehen: Am Mittwoch um 17 Uhr kam der Kasperl - und damit hatte es sich auch schon mit dem Kinderprogramm.

   

  
 
 
 
 
 
Verschiedene Spiele

Verschiedene SpieleFotos: Otto Moosbauer, Kirchberg, um 1943 

Musik  

HausmusikFoto: Familie Zehetgruber, Winkl, um 1920
HausmusikFoto: Herta Spiegl, Winkl, um 1960
 

Inserate für Spielwaren 

SteinbaukastenFigaro, 15.12.1906

SteinbaukastenDas Interessante Blatt vom 6.12.1888


Spielwaren(Neuigkeits) Welt Blatt vom 17.10.1888   

PuppenklinkÖsterr. Land-Zeitung vom 12.12.1903
alle veröffentlicht in ANNO

 

Zeitzeugen

Frau Anna Schabl, Königsbrunn. Jahrgang 1916 


Zwischen Kirche und Schule war unser Spielplatz, es war der „Kaiserplatz“, wo wir mit der Klasse oder privat spielten. Für Mädchen war das Hauptspiel „Tempelhüpfen“, für Buben war es „Reifen scheiben“, „Kugel scheiben“. Ansonsten waren: „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann“, „Lasst die Räuber durchmarschieren“, „Waserl ausstechen“, „Der Plumpsack geht um“, „Kegel scheiben“, im Winter fuhren die Buben mit kleinen Holzschlitten, wo sie mit einem Stecken zwischen den Beinen anschoben und am Dorfteich fuhren. Schneeballschlachten lieferten wir uns an der autofreien Dorfstraße. Dies waren unsere Spiele. Auch hutschen gehörte dazu.
An langen Winterabenden spielten unsere Eltern mit uns Schnapsen, Mensch ärgere dich nicht oder Mühle fahren. Der Vater machte uns Hintaus ein Lusthaus, wo wir mit den Berthiller-Kindern spielten und manchmal die Aufgabe verrichteten. 
 

Maria Knapp, Winkl, Jahrgang 1959

 
In meiner Kindheit gab es weder Plattenspieler, PC und Computerspiele. Ich war 8 Jahre alt, als wir den ersten Fernseher bekamen. Aber schon lange vorher hatten wir in der Küche auf der Kredenz ein großes Radio stehen. Wenn man es ansteckte, verfärbte sich ein „Auge“ in der Mitte mit der Zeit grün, dann begann er zu spielen. Mein erstes Kofferradio bekam ich, da war ich schon fast aus der Hauptschule. 
Da wir also wenig Unterhaltung geboten bekamen, mussten wir uns wohl oder übel selbst beschäftigen – wir gingen meistens „auf die Straße“, wo wir bald andere Gleichgesinnte fanden. Man musste dazu nicht lange herumtelefonieren (ein Telefon gab es nur im Geschäft!) oder mit dem Auto irgendwo hin gebracht werden. Die Eltern hätten ohnehin keine Zeit dazu gehabt, da sie ja am Feld arbeiten mussten.
Wir waren auch nicht so kontrolliert, wie es heute die Kinder oft sind. Ein Großteil der Eltern waren Bauern, die nach dem Mittagessen wieder aufs Feld fuhren und sich weiter keine Gedanken machten, wo die Kinder spielten, da es wahrscheinlich in ihrer Jugend genauso gewesen war.  
 
Dezember 2015, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp