Schriftwechsel zwischen dem Erzbischöflichen Konsistorium und der NÖ Landesregierung über die notwendige Anschaffung einer neuen Versehkalesche für die Pfarre Kirchberg am Wagram im Jahr 1805.
Landesregierung
Gutächtliche Aeusserung
des erzbischöflichen Konsistorium in Wien
über die angesuchte Bewilligung zur Anschaffung einer neuen Speiskalesche aus dem Kirchenvermögen zu Kirchberg am Wagram
des erzbischöflichen Konsistorium in Wien
über die angesuchte Bewilligung zur Anschaffung einer neuen Speiskalesche aus dem Kirchenvermögen zu Kirchberg am Wagram
Expd. 9. März 1805.
Hochlöbliche k. und k.k. N.Oe. Landesregierung
Um die abgeforderte gutächtliche Aeusserung in Betreff der bey der Pfarrkirche zu Kirchberg am Wagram befindlichen sogenannten Speiskalesche, worüber die k.k. Niederösterreichische provinzial Staatsbuchhaltung den zurückfolgenden Bericht M. 1264/257 erstattet hat, abgeben zu können, hat man vorläufig den Dechant und Pfarrer zu Ettsdtorf Ignaz Kastner, welcher durch 21 Jahre theils als Pfarrkooperator, theils als Pfarrer in Kirchberg gestanden, einzuberechnen befunden, und denselben einzuberichten aufgetragen, was es mit dieser zum Krankenversehen in den Filialorten von Kirchberg bestimmten Kalesche für eine Beschaffenheit habe, wie diese zur Pfarrkirche gekommen, und ob sie immer aus dem Kirchenvermögen in brauchbarem Stande erhalten worden sey.
Der Dechant hat zwar in seiner überreichten Relazion /2 die gehofte vollständige Auskunft nicht zu geben gewußt, jedoch so viel einberichtet, daß sowohl zur Zeit, als er zu Kirchberg gewesen, als auch viele Jahre vorher in dem Pfarrhofe zwey sogenannte Speiskaleschen, eine halbgedeckte, und eine offene, unbedeckte immer vorhanden gewesen, diese zum Versehenfahren in die damals noch zur Pfarre Kirchberg gehörigen Filialortschaften Altenwörth, Bierbaum, und Königsbrunn, wie auch in die übrigen, jetzt noch unter der Kirchberger Pfarre stehenden Filialen gebraucht, hiezu die angeschirrten Pferde von den Filialorten geschickt, und angespannt, die Kalesche aber jederzeit von dem dortig. Kirchenvermögen angeschaffet, und in gutem Stande erhalten worden sind. Diese Kalesche glaubt er für die Pfarre Kirchberg nöthig zu seyn, weil der Pfarrbezirk so groß, und der Weg auf mehrere Ortschaften zuweilen so schlecht ist, daß es fast nicht möglich wäre, zu Fuße dahin zu kommen. Seine Relazion beschließ der Dechant mit der Bemerkung, daß, obschon die drey Filialen Altenwörth, Bierbaum, und Königsbrunn von der Pfarre Kirchberg ausgebrochen, und zu eigenen Pfarren erhoben worden, dennoch bey Kirchberg 9 Filialen noch verblieben sind, wovon aber keine über eine Stunde von dem Pfarrorte entlegen ist.
Mittelst dieser Relazion des Dechants werden beyde Zweifl über die Größe des Pfarrbezirks von Kirchberg, und über den Unterhalt der zu den Kaleschen gehörigen Pferde, welche die provinzial Staatsbuchhaltung in ihrem Berichte ./. eingestreut hat, gehoben. Der Pfarrbezirk von Kirchberg hat keinen so großen Umfang, daß einige Pfarrkinder 2 Stunden weit von dem Pfarrorte entfernt wären; schließt aber 9 Filialen ein, derer ein von der Pfarrkirche 1 Stunde, eine andere ¾ Stunde, und fünf andere 1 halbe Stunde entlegen sind, und wegen beynahe 3000 Seelen, welche derzeit von dem Pfarrer, und einem Cooperator besorgt werden. Der Unterhalt hingegen der für die Kaleschen nöthigen Pferde fällt den Filialgemeinden, welche in erforderlichem Falle dieselben jedesmal schicken, allein zur Last.
Da nun einmal bey der Pfarre Kirchberg zwey so genannte Speiskaleschen seit so langer Zeit vorhanden und in beständigem Gebrauche sind, die Filialgemeinden sich hieran gewöhnt haben, und ganz bereitwillig die Pferde schicken, diese Fuhrwerke immer von dem Kirchenvermögen in brauchbarem Stande erhalten, ja auch angeschaffet worden, und bey schlechten Wegen unumgänglich nöthig befunden werden; so erachtet das Konsistorium, daß dieselben noch ferner bey der Pfarre zu erhalten, zu benützen, und zur schnellen Versehung der Kranken und Sterbenden in den Filialorten zu verwenden sind, und daß nicht einzusehen ist, warum auf einer Seite die Ausgabe, welche nicht alle Jahre vorfällt, zur Behaltung oder Anschaffung dieser Speiskalesche aus dem Kirchenvermögen nicht passiert werden wollen, wenn auf der andern Seite ein Jährlicher Betrag zur Haltung eines Versehpferdes auf Stazionen, wo es nöthig ist, bewilliget wird, indem doch das Versehpferd und die Speiskalesche zu gleicher Absicht gebraucht werden, und gleiche Dienste leisten.
Nur wäre noch zu unterführen, ob denn die alte Kalesche so abgenützt, und so unbrauchbar geworden, daß eine Ausbesserung mit geringeren Kosten nicht mehr vorgenommen werden kann, sondern eine neue anzuschaffen ist.
Wien den 9tn März 1805.
An
Das erzbischöfliche Consistorium
Das erzbischöfliche Consistorium
Zur Anschaffung der Versehkalesche zu Kirchberg am Wagram, wenn selbst nicht mehr reparirt werden kann, werden 254 f aus dem Kirchenvermögen bewilligt. Das Kreisamt hat die Sache weiter ….
21 März 1805.
8262/1548
Von der k.k. n:ö: Landesregg.
Von der k.k. n:ö: Landesregg.
Dem Kreisamt des V:U:M:B: wird in Erledigung des Berichtes von 28ten Novemb: v:J: Nro. 11304 zur weiteren Einleitung bedeutet: Wenn das bey der Pfarre zu Kirchberg am Wagram vorhandener Speiskallesch wirklich so schlecht ist, daß eine Reparazion derselben nicht mehr räthlich befunden werden kann, wovon sich das Kreisamt die Überzeugung zu verschaffen hat, so wird in der Betrachtung, daß zu dieser Pfarre neun Filialen gehören, welche einer Seelenanzahl von beynahe 5000 ausmachen; daß die Gewohnheit schon lange und ohne Beschwerde der Pfarrkinder bestehe, die Pferde bei sich ergebenden Versehfuhren zur Pfarre zu stellen, daß das dazu nöthige Kallesch immer bey der Pfarre vorhanden war, und nach der Bestättigung des vormahlingen Pfarrers und Dechants in Ettstorf die Anschaffung und Reparazionen dieser Kallesche jedesmahl aus dem Kirchenvermögen besorget worden ist, die Bewilligung ertheilt, daß zur Anschaffung des neuen Kallesches die angesuchten 254 f gegen dem aus dem Kirchenvermögen verwendet werden, daß die Kirchenvorsteher auf gute und dauerhafte Arbeit dabey sehen.
Dessen wird das erzbischöfl. Konsistorium auf den Bericht vom 9ten d:M: Nro 15 unter Rückschluß der Beylagen verständiget.
Wien den 21 März 1805.
Chorinsky
Chorinsky
Quelle:
Diözesanarchiv Wien, Landpfarren / Kirchberg am Wagram, Kassette 3
Diözesanarchiv Wien, Landpfarren / Kirchberg am Wagram, Kassette 3
April 2014, letzte Änderung Mai 2024
Maria Knapp
Maria Knapp