Erstmals hört man von der Winkler Jagd in folgender Meldung:
Die Jagdbarkeit der Gemeinde Winkl, am Ausmaße von 700 Joch, eine halbe Stunde von Kirchberg am Wagram, wird am Amtstage in Kirchberg, Freitag den 7. Januar 1887, Vormittags um 8 Uhr, auf 8 Jahre vergeben.
Vom Bürgermeisteram Winkl, Bezirk Kirchberg am Wagram
Allgemeine Wiener Zeitung vom 25.12.1886
1948 vergab die Gemeinde das Jagdgebiet im Wege eines freien Übereinkommens für die Dauer von sechs Jahren an den Bäcker Franz Lehner. (Daten über die Pächter vor dem 2. Weltkrieg sind nicht bekannt.)
Aus den Sitzungsprotokollen der Gemeinde: Der Jagdausschuss verlangt, dass sämtliche Jagdberechtigte aufgenommen werden müssen und haben sich selbe beim Jagdausschussobmann zu melden. Der Jagdausschuss verlangt ferner, wenn der Tierbestand wieder höher ist, dass der Pächter jährlich jedem Haushalt einen Hasen gegen ortsüblichen Preis gibt.
In der nächsten Periode, von 1954 bis 1959, pachteten Franz Lehner und Franz Walla, Gendarmerie-Bezirksinspektor i. R. von Winkl 6, die Jagd, von 1960 bis 1965 Franz Lehner und Gastwirt Josef Bernhard aus Kirchberg.
Der Wiener Zahnarzt Dr. Franz Karlhofer hatte die Aujagd verloren und nun großes Interesse an der Winkler Jagd. Da er wesentlich mehr als die anderen Interessenten zu zahlen bereit war, erhielt er ab 1966 die Jagdrechte. Die Entscheidung über die Vergabe lag beim örtlichen Jagdausschuss, dessen Obmann zu dieser Zeit Alois Reiser-Deibl war.
Kurz vor dem Ablauf einer weiteren Periode verstarb Dr. Karlhofer im Jahr 1983 überraschend. Einige Winkler, die bereits vor der letzten Neuvergabe die Jagd übernehmen hätten wollen, erhielten nun den Zuschlag. Obmann des Jagdausschusses war nun Karl Birochs, der neue Jagdleiter Franz Berthiller.
Das fast leer geschossene Revier musste in vielen Arbeitsstunden revitalisiert werden, Futterkrippen und Hochstände fertigten die Vereinsmitglieder in Eigenregie an.
Vier Hochstände, teils mit Holz-, teils mit Eisenstreben wurden 1984 im Revier aufgestellt:
Als Zeichen der Zusammengehörigkeit errichteten die Jäger nördlich des Dorfes die Hubertuskapelle. Die Einweihung fand am 11. September 1994 mit Jagdhornbläsern, Feldmesse und anschließendem Fest im Schulgarten statt. Ehrengast war der ORF-Moderator Horst-Friedrich Mayer, der auch an etlichen örtlichen Jagden teilgenommen hat.
Bau der Hubertuskapelle, 1992
Die Erbauer: Karl Birochs, Roland Zoubek, Franz Grausenburger, Herbert Grill, Franz Berthiller, Otto Grünwald, Rudolf Hackl, Hermann Kohoutek
Eine schwere Einbuße erlitt der Wildbestand des Reviers durch das Hochwasser im Jahr 2002. Viele Rehe, Hasen und Fasane ertranken und wurden teilweise bis zu den Häusern geschwemmt. Einige Jahre fand danach überhaupt keine Jagd statt, um den Wildbestand wieder aufzubauen. Auch heute noch gibt es keine Treibjagden sondern nur Fasan- bzw. Hasenjagden, um den Bedarf der Ortsbevölkerung zu befriedigen.
Um den Wildbestand zu erhalten, ist laut Gesetz der Bezirksverwaltungsbehörde ein Abschussplan für jeweils drei Jahre vorzulegen. Berücksichtigung finden dabei der in den vergangenen Jahren entstandene Wildschaden an Feldfrüchten sowie die Abschüsse der letzten drei Jahre. Die Jäger dürfen derzeit 7 Böcke, 5 Geißen und 5 Kitze pro Jahr erlegen, daneben einen Hirsch, ein Tier (Hirschkuh) und ein Kalb, sofern sich solche im Revier aufhalten. Jährlich werden einige Füchse geschossen, die meist aus den umliegenden Auen kommen, ebenso Wildschweine. Hase und Fasane können nach dem Ermessen der Gesellschafter geschossen werden.
Der langjährige Jagdleiter Franz Berthiller übergab sein Amt im Jahr 2010 an Rudolf Hackl. Die sechs weiteren Gesellschafter sind: Karl Birochs, Franz Berthiller, Michael Dollinger, Franz Grausenburger sen., Anton Karner und Hermann Kohoutek. Obmann des Jagdausschusses ist derzeit Wilhelm Heisler.
Fotos:
Maria und Hermann Kohoutek, Winkl
Maria Knapp, Winkl
Quellen:
Unterlagen der Jagdgesellschaft Winkl
Informationen von Hermann Kohoutek
April 2017, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp