Er war in Kirchberg ein sehr erfolgreicher Leinwandhändler auf dem Haus Marktplatz 8 (heute Volksbank). Das Geschäft hatte er von seinem Vater geerbt, der es seinerseits durch Einheirat erworben hatte. Damals gaben hier die miteinander verschwägerten Familien Beer und Damian den Ton an. Sein Großvater und Urgroßvater waren Marktschreiber, eine damals noch von wenigen gekonnte Kunst.
Mit etwas über 40 Jahren wurde Jakob Damian der wirtschaftliche Rahmen Kirchberg zu klein und er zog nach Wien, wo er in der Blütezeit nach den Türkenkriegen wirtschaftlich sehr erfolgreich war. Mit 48 Jahren gründete er am 26. Juni 1730 eine fromme Stiftung mit deinem Kapital von 5000 Gulden.
Das Stiftungsgeld wurde bei der Wiener Stadtbank angelegt. Der Schuldschein hierüber wurde dreifach ausgefertigt,einer bei der Bank, der zweite in der Kirchberger Bürgerlade und der dritte in der Oberstockstaller Pfarrkanzlei hinterlegt. Ohne Wissen des Pfarrschreibers und der Bürger von Kirchberg konnte kein Geld abgehoben werden.
Der Stiftungsbrief (gekürzt)
- 2000 Gulden wurden angelegt für zwei Hochämter am Todestag der heiligen Rosalia (4. September) und am Todestag des Stifters Jakob Damian (23. Dezember), seiner Frau Regina und den Verwandten und 52 Messen an jedem Dienstag morgens auf dem der Familie gehörigen Rosalienaltar (siehe Foto) mit den Heiligen Cosmas und Damian (Huldigung der Ärzte und Apotheker) in der Pfarrkirche. Der Pfarrer sollte für jede Messe 36 Kreuzer bekommen, die Ministranten 2 Kreuzer und der Schulrektor für das Orgelspiel und die Sänger 45 Kreuzer. Das Gotteshaus bekam für die Beleuchtung 10 Gulden.
- Nach dem Wunsch des Stifters kaufte die Verwandtschaft in der Engelmannsbrunner Freiheit 75 Joch Ackerland. Diese sollten an Kirchberger Bürger gegen einen mäßigen Pacht zur Bebauung überlassen werden mit der Auflage, dass sie immer gut gedüngt und in ihrer Qualität nicht vermindert werden dürfen. Von den Einkünften aus dem Pachtgeld sollten vier armen Personen erhalten werden. Diese sollten solange aus der Damian‘schen Verwandtschaft stammen, bis sie im Ort ausgestorben sind. Hernach verstand sich die Stiftung auch für andere arme aus Kirchberg.
- Die vier inwohnenden Ortsarmen bekamen täglich 3 Kreuzer und jährlich einen Klafter Holz (1,86 m3), drei Pfund (= 1,5 kg) Kerzen, ein Küfel (= 6 kg) Salz, einen Vierteleimer (= 14 Liter) Erbsen oder Grieß und ein Achtel Prein (Hirse). Sie waren verpflichtet, täglich für den Stifter und seine Verwandtschaft einen Rosenkranz zu beten und bei allen Stiftungsmessen und –ämtern zu erscheinen.
- Was von den Zinsen der 2000 Gulden für den Gottesdienst und vom Pacht der Stiftungsäcker übrigblieb, hatte wieder in die Stiftungsmasse zurückzufallen. Von diesen Zinsen sollten auch die Paramente (Priesterkleider beim Gottesdienst), als auch die Grundbuchskosten, die beim Tod eines Begünstigten anfallen, bestritten werden.
- Verwalter der Stiftung sollte immer ein Verwandter der Familie Damian sein und nach deren Aussterben ein Bürger des Marktes Kirchberg, den das Marktgericht hiezu bestimmen sollte. Der jährlichen Abrechnung sollte auch der Beamte der Pfarrherrschaft Oberstockstall beiwohnen. Der die Rechnung führende Verwalter der Stiftung durfte sich jährlich 6 Gulden entnehmen (= etwa € 360).
Aufgesetzt im 26. Juni 1730.
Ernst Karl Graf von Payrsberg (Unterschrift und Siegel)
Joh. Nik. Uijenbrecht, Marktschreiber
Aber auch alle anderen Ausgaben, die im Armenspital anfielen, wurden durch die Stiftung bestritten.
So sind beispielsweise im Jahr 1861 folgende Kosten aufgezeichnet:
Bau und Reparaturen (Außen- und Innenanstrich) | 12 fn 68 xr |
Holz, Hacken und Fuhrlohn | 130 fn 40 xr |
Kostgeld | 189 fn 80 xr |
Steuern | 133 fn 66 xr |
Kanzleibedarf | 8 fn |
Ärztliche Hilfe | 3 fn 31 xr |
Brandschadenversicherung | 3 fn 6 xr |
Die Verwaltung des Stiftungsvermögens ging nicht immer problemlos vonstatten. So beschwerte sich im Jahr 1848 Pfarrer Franz Pany beim fürsterzbischöflichen Ordinariat, dass er von der Mitaufsicht und Mitfertigung der jährlichen Rechnung des Damian‘schen Bürgerspitals ausgeschlossen sei. Worauf sowohl Marktrichter Pachner als auch Verwalter Ungersthaler von der Staatsherrschaft Oberstockstall zum Ausdruck brachten, dass gegen das Mitwirken des Herrn Pfarrers an der Verwaltung beider Stiftungen nichts einzuwenden sei.
Die Stiftungsgründe
Die Grundstücke befinden sich in den Freiheiten der Ortschaften, Dörfl, Engelmannsbrunn, Neustift, Thürnthal, Utzenlaa und Kirchberg.
Das Stiftungshaus
Den Baugrund für das Stiftungshaus schenkte das Passauer Domkapitel, dem die Kirche von 1147 bis 1804 unterstand. Aus dem Umstand, dass das Haus schon als Mehrparteienhaus errichtet worden war, geht hervor, dass es eigens zu diesem Zweck gebaut worden war.
Chronologie
Das Stiftungshaus ist nach 1751 errichtet worden, da es in der Theresianischen Fassion noch nicht aufscheint, sehr wohl aber in der Josefinischen Fassion (1771 – 1786) und hier als Damianisches Stiftungshaus, dabei ein kleines Gartl bezeichnet wird.
1779 stirbt einer der Bewohner des Stiftungshauses, Josephus Fröschl, ledig, im hospitali Damiano in Kirchberg 15 mit 82 Jahren.
Von 1780 existiert das Testament der Theresia Loibl, Insassin in diesem Haus.
1823: Am Stiftungshaus werden Bauarbeiten durchgeführt:
Licit. Baurapartionen.
Von der k.k. Staatsherrschaft Oberstockstall wird hiermit gekannt gemacht: Daß die Reaparationen des Damianischen Spitalgebäudes zu Kirchberg am Wagram im V.U.M.B. im Wege der öffentlichen Versteigerung an den Mindesfordernden hindangegeben werden. Dieselben betragen nach den adjustirten Anschlägen in Metallmünze, und zwar die Maurer-Arbeit 24 fl 15 kr, das hierzu nöthige Materiale 50 fl, die Zimmermanns-Arbeit 93 fl. 38 kr, das Materiale hierzu 198 fl 31 kr. …
(Wiener Zeitung vom 30.7.1823, veröffentlicht in ANNO)
Im Franziszeischen Kataster (um 1830) wird die Damianstiftung auf Nr. 15 genannt.
1831 wird auf die Damian‘sche Stiftung ein Schuldschein einverleibt.
In der Pfarrchronik ist 1848 mit Wiedergabe des Originalschriftverkehrs zwischen dem Marktrat, der Herrschaft Oberstockstall, dem Dechant des Hadersdorfer Bezirkes und dem Pfarrer abgeklärt, dass in Hinkunft die Pfarrer von Kirchberg die Mitaufsicht über beide Stiftungen (auch die Zscherniz’sche Stiftung) haben:
Dieß diene dem jeweiligen Herrn Pfarrer zur Darnachtung mit dem Bemerken, daß obige Dokumente im Pfarrarchivkasten No. 2 in der Rubrik "Miszellen" aufbewahrt sind.
Pfarre Kirchberg am Wagram den 14. März 1848
Franz Pany, Pfarrer und Dechant des Hadersdorfer Bezirkes
1894 wird im Zuge der Umnumerierung des ganzen Marktplatzes die Hausnummer auf 23 geändert.
1939 wurde die Stiftung der Gemeinde übereignet.
In den Kriegsjahren wurde das Haus schwer beschädigt und in den Jahren 1951/52 aus dem Wiederaufbaufonds neu errichtet - siehe nebenstehende Tafel.
1956 wurde die Bezirkshauptmannschaft Tulln mit der vorläufigen Verwaltung betraut.
1971 wurde der am 12.3. 1938 bestandene Rechtszustand wiederhergestellt
In den 80er-Jahren gab es Turbulenzen mit dem Finanzamt wegen der Versteuerung des Stiftungsvermögens.
Derzeit beherbergt das Gebäude neben Wohnungen im ersten Stock zwei Betriebe (Friseur, Orthopädischer Schuster).
Die aktuelle Satzung (Auszug)
Diese datiert vom 9. Juli 1985 und wurde unter Bürgermeister Karl Zimmermann errichtet:
Die „Jakob Damian’sche Stiftung“ hat ihren Sitz in Kirchberg, der Wirkungsbereich erstreckt sich auf das genannte Gemeindegebiet. Die Marktgemeinde verwaltet die Stiftung ehrenamtlich.
Die Stiftung besitzt an Liegenschaften ca. 46 ha Ackergrund (davon einige Weingärten und Gärten), an Hausbesitz 1040 m2, Wertpapiere und Barvermögen.
Der Zweck der Stiftung besteht heute darin, unverschuldet in Not geratene, bedürftige oder behinderte Gemeindebürger zusätzlich finanziell zu unterstützen. Es braucht dazu nur eines formlosen Antrages an die Gemeinde, der in einer nichtöffentlichen Sitzung behandelt wird.
Die Unterstützung erfolgt entweder in Form von nicht rückzahlbaren Beihilfen an Personen, die von keiner anderen Seite ausreichend Hilfe erhalten, in Form der Gewährung von Beihilfen, etwa bei Unglücksfällen von kinderreichen Familienerhaltern oder in Form einer Hilfestellung für alleinstehende, kranke Menschen. Es gibt keinen Rechtsanspruch auf Zuerkennung eines Stiftungsgenusses.
Würdigung des Stifters
Jakob Damian erwies mit der wertgesicherten Anlage dieser frommen Stiftung seine finanzpolitische Begabung. Nicht nur, dass er von den bescheidenen Anfängen eines Provinzkaufmanns zu großstädtischem Format aufstieg und als solcher von seinem Vermögen den Betrag von etwa € 700.000,- abzweigen konnte, ohne die eigene Familie und Verwandtschaft zu kränken, sondern dass auf seine Weisung von Wien her die Verwandtschaft in der Engelmannsbrunner Freiheit die 75 Joch der 'Damian-Äcker' zusammenkaufte, sodass das Stiftungsvermögen nunmehr schon ein Viertel eines Jahrtausend seinen Wert behält und heute noch vollwertig die Absicht des Stifters erfüllt. Für diese Vorausschau verdient Jakob Damian unsere anerkennende Bewunderung.
(Otto Fandl, Kirchberg am Wagram)
Pachtvertrag über 1 1/2 Joch Acker, verpachtet an die Familie Delapina
Quellen:
Die Damianische Stiftung in Kirchberg am Wagram, Otto Fandl
Beiträge zur Geschichte des Marktes Kirchberg am Wagram, unter besonderer Berücksichtigung des Zeitraumes 1650 - 1806, Dissertation von Dr. Franz Eiselt, 1973
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram
Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram, 1993
Satzungen der Damian’schen Stiftung, Gemeinde Kirchberg am Wagram
Maria Knapp