Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at
Das Haus neben der Kirche  war bis zur Auflösung der selbständigen Gemeinde Winkl im Jahr 1967 das Armenhaus. Es gehörte  zur Herrschaft Grafenegg. Ob sich hier vorher der Pfarrhof befunden hat, ist nicht bekannt. Folgende Bewohner konnten in den Pfarrmatriken Kirchberg am Wagram gefunden werden.
 

Die Bewohner

1772  
Die Witwe und Bettlerin Anna Maria Zillhammer stirbt hier mit 46 Jahren.

1775  
Die ledige Bettlerin Barbara Dirneder stirbt mit 66 Jahren.
Die  verwitwete Bettlerin Eva Rosina Sedlmayer stirbt mit 56 Jahren.

1777
heiratete Johannes Fuchs aus Gigging Theresia Glanz, die Witwe des Inwohners Joseph Kellner von Winkl 14. 1778 wurde Sohn Joannes noch dort geboren, Tochter Anna Maria, die 1782 zur Welt kam, bereits im Armenhaus, der Vater wurde als Mendici (Bettler) bezeichnet, beim Tod der Tochter im Jahr 1785 als armer, gewester (verstorbener) Schubmann.

1778  
stirbt die ledige Bettlerin Theresia Hausecker mit 73 Jahren.

1779 
stirbt der Inwohner Andreas Geyer mit 70 und die Bettlerin Judith Geyer mit 62 Jahren.

1783  
stirbt Anna Maria die Frau des Bettlers Leopold Madler.

1788
stirbt Anna Maria Wallner, Tochter des Inwohners Mathias Wallner mit 2 1/2 Jahren.

1789  
Rosalia Oelsensohn, 22 J. heiratet den gleichaltrigen Witwer und Fischer Georg Staudinger von Winkl 3.

1789  
Theresia Kienböck, 25 Jahre, Tochter von Michael, Hauer, und Anna Maria, geb. Kiennast,  heiratet den Michael Tanzinger,  Weber, 28 Jahre, aus Frauendorf.

1790
stirbt Eva Maria Wittman, ein armes Weib vom Grantzhause hier mit 60 Jahren am Brand. 

1791  
Theresia Treyhofer, 25 J., Tochter des Johann und der Barbara, geb. Koppauer, Hauer, heiratet  Josef Geyer, 32 Jahre, Sohn von Andre und Elisabeth, geb. Sumannsberger, Inwohner, von Winkl 16

1792  
Magdalena die Witwe des Michael Stingl, 53 Jahre, heiratet den Johann, Exinger, Hauer und Küster, 56 Jahre, von Winkl 9
Leopold Klautz, ein armer Mann, stirbt mit 86 Jahres des Alters wegen.

1794
stirbt Anna Maria Bidlin, eine arme Magd aus dem Granitzhaus mit 60 Jahren im hitzigen Fieber.

1797
Die 25-jährige Anna Maria Madler heiratet den 42-jährigen Inwohner Jakob Winkler von Winkl 11.

1813 
Der Viehhirt Michael Frittum wohnt hier mit seiner Gattin Magdalena geb. Schwarzinger und Sohn Michael.

1835  
Laut Grundbucheintragung ist die Gemeinde Winkl durch Gewährnahme anno 1835 Eigentümer des Hauses. 

1874
In einem Versteigerungsedikt wird Anton Schabmayer als  verwitweter Ortsarmer auf Winkl 1 genannt. 

1877  
stirbt Mathias Deimel, Inwohner.

1877    
stirbt Anna Fuchs, verwitwete Pfründnerin

Nach 1900   
wohnte hier unter anderem die Familie Schlagenhaufer.

1902
Franziska Schuster wird in den Pfarrmatriken als Taufpatin als Schneiderseheweib angegeben.

1928
Das Armenhaus wird neu gedeckt und renoviert.

1946
Amalia Leuthner, geborene Krennstätter aus Oberseebarn heiratet im Jahr 1900 den aus Altenwörth stammenden und in Winkl 52 als Inwohner lebenden Alois Leuthner. Sie wohnt mit ihm den Häusern 32 und 18, wo er 1916 auch verstorben ist. Sie  stirbt 1946 im Armenhaus. 

1947
Der Schuhmachermeister Franz Mayer ist 1947 mit 81 Jahren im Armenhaus verstorben. Seien Frau Elisabeth geb. Kosik wohnte nach seinem Tod weiter dort. Sohn Matthias Mayer wohnte damals in Dörfl 12.

Zuletzt wohnte Theresia Trethahn , geb. Zimmermann, hier. Sie hatte die beiden Töchter Theresia und Rosalia, wobei zumindest Theresia in Fels geboren worden war.
Bei der Frau Trethahn wohnte eine Zeit lang Josef  Cerny (geb. 1916) aus Etsdorf, der ein „Fechter“ also Bettler, war und der immer mit dem Rad ausfuhr. Jahrelang gab es im Gemeinderat Bestrebungen, Frau Trethahn aus dem schon gefährlich baufälligen Haus herauszubekommen, was aber nicht gelang.
Als Frau Trethahn starb, musste auch Josef Cerny  ausziehen. Später machte die Feuerwehr bei dem Haus eine Übung – es sollte ein vermeintlicher Brand gelöscht und das Haus abgerissen werden. Zuvor schaute man vorsichtshalber nach, ob wirklich niemand im Haus sei – und tatsächlich lag Herr Cerny drinnen und schlief! 
 
Nach einer Messe, von links: Johann Kohoutek, Johann Passecker, Josef Passecker, im Hintergrund das Armenhaus. 
Foto: Herbert Grill 
Der Baugrund wurde an die Familie Grünwald verkauft, die dort ein Einfamilienhaus errichtete.

Das Haus um 1980 
Foto: Maria Knapp 
 
Nach dem Tod der letzten Bewohnerin, Marianne Grünwald, im Jahr 2021, wurde das Haus verkauft und vom neuen Besitzer renoviert.
 
Näheres zum Armenwesen siehe hier.

März 2014, letzte Änderung März 2024
Maria Knapp