Maria Knapp, Winkl m.knapp@hf-kirchberg.at

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1. Besitzer

 
Bemerkungen: Texte in Kursivschrift sind Abschriften von diversen Texten der verschiedenen Autoren, die in den Fußnoten oder Beitexten genannt werden.
Rot geschriebene Texte konnten bisher nicht erforscht werden und sind noch zu hinterfragen bzw. zu erforschen, sofern dies noch möglich ist.

Der Bärnhof in Oberstockstall 
Foto A. Nowotny

Im Bereich der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram und auch darüber hinaus ist der geschichtsreiche einstige Freihof", der "Bärnhof ", früher auch "Edel-, Stetten- oder Schwanenhof" genannt, allgemein bekannt.

Er liegt in Oberstockstall am nordwestlichen Ortsende hinter der Brücke über den "Krampugraben", Schlossbergstrasse Nr. 1 (früher Haus Nr. 23) und befindet sich seit 1970 im Besitz der Familie Würger.

Über dem Torbogen der Hofeinfahrt ist die Replik eines Wappens mit zwei Bären angebracht und am Stiegenaufgang steht die Steinfigur eines Bären.  

Bärnhof 2 Delapina 60erAbb. 1: Dr. Rudolf Delapina beim Bärnhof in den 1960er Jahren

Innenhof BärnhofAbb. 2: Der Innenhof
Fotos: Rudolf Delapina, Kirchberg/Wien
 

1. Besitzer (Resumé)

Abb. 3: Neben dem Haus zurück führt der Fräuleingraben zur Statue der Hl. Barbara (Bild rechts)
Foto: Rudolf Delapina, Kirchberg/WienDie hier angeführte, bis 1160 vermutete, ab ca. 1180 urkundliche Besitzfolge des Hofes kann aus der diesem Kapitel nachfolgenden Abhandlung  erschlossen werden.

Der "Bärnhof" in seiner neueren Form entstand 1557 aus ursprünglich 3 Höfen. Einer davon wird in diesem Jahre als öde bezeichnet, er dürfte im Jahre 1529 den Türken, wie auch der Pfarr-Gutshof Oberstockstall, und mehrere weitere Höfe zum Opfer gefallen sein. Es ist wahrscheinlich, daß dieser verödete Hof von Anbeginn des Auftretens der Edlen (nobilis) von Stockstall der neue Wirtschaftshof von deren  Herrschaftsitz "Stockstall", vermutlich auf dem Schloßberg gewesen ist, nachdem das ursprüngliche praedium dominicale dieses Sitzes, der heutige Gutshof Schloß Oberstockstall, von dem ingenuus (edelfreien)  Ebran ca.1133 an das Stift Göttweig gegeben wurde.

Die Edlen Siegeharde dürften die Nachfolge dieses wahrscheinlich mit ihnen verwandten Ebran angetreten haben.

Der Scholasticus Siegehard III. von Stockstall gab ersteren Hof nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug im Jahre 1160 an das Leprosenheim St. Egid außerhalb der Innbrücke zu Passau. Dr. Delapina vermutet zwar, daß es nicht dieser Hof gewesen sein könne, weil er in den Grundbüchern des Passauer Innbruckamtes nicht mehr aufscheint. Da der Hof aber öde gefallen ist, erklärt sich auch, warum er später in den Grundbüchern nicht mehr zu finden ist, sondern nur mehr die Felder davon.

Die 2 anderen Höfe dürften nach dem  Erlöschen des Geschlechtes der Sigeharde von Stockstall an die Edlen von Eibesthal gekommen sein, von diesen durch die Nonne "Riza" 1180 an das Stift Klosterneuburg und dann 1255 im Tauschwege an den Deutschorden.

Besitzfolge:

?  ca. 1108/1120 nobilis Siegehard von Frauendorf  an der Schmida, erstmals genannt, er nennt sich auch  Siegehard von Stockstall [der I.],Siehe Kap. 2 und 3.
1133 – 1138 nobilis Wilibirch von Stochestal, Witwe nach Sigihard I. von Stockstall

ca. 1138 nobilis Sigehard II. von Stochesdale, Scholasticus, Sohn des oben genannten Siegehard I., 1147 als Kreuzzugsteilnehmer  genannt und 1160 - Schenkung eines praedium zu Stochesdale an das Leprosenheim zu St. Egid außerhalb der Innbrücke zu Passau

1160 -ca. 1171 nobilis Sigehard III. von Stochesdale,  ebenfalls  Scholasticus genannt, Sohn des obgen. genannten Siegehard II. 

bis 1180  Nonne Riza (=Richiza-Richardis) von Iwanshal (Eibesthal), möglicherweise eine Verwandte der Sigiharde, gibt 2  Allode in Stockstall dem

ab 1180  Stift Klosterneuburg (siehe Kap. 4), ab nun treten nur mehr nach Stockstall genannte Gefolgsleute der Herren von * Werde (Kammerm), -von Falkenberg (Straß) und ab 1258 -von Winkl auf. Deren Herren dürften auch die "Burg/Herrschaftssitz Stockstall" auf dem Schloßberg besessen haben, was auf das Erlöschen des Geschlechts der Sigiharde von Stockstall hinweist.

1255 die Deutschen Ordensritter in Person des Comturs Ortolf von Traiskirchen tauschen vom Stift Klosterneuburg zwei  Allode und Gülten in (Ober-)Stockstall ein, wahrscheinlich jene, welche die Nonne Riza von Iwanstal im Jahre 1180 dem Stift geschenkt hat.

1327 bis 1335 Herbort II. von Winkl aus der Familie der Payr/Bawari ist Comtur der Deutschordenscommende Wien. 

1443 bis 1459 Deutschorden – in Person des österr. Landcomturs Johanns von Pommershaym. Von ihm kauft 

1459 11.06. das Augustiner Chorherrnstift St. Dorothea in Wien - in Person "Stephan  zu den Zeiten Brobst des Klœsters datz sand Dorothea ze wienn. Und dem Convent gemain daselbs" -(siehe Kap. 5). Er verkauft 

1497 23.06. an Georg von Rottal, Freiherr auf Thalberg u. Erben, diese verkaufen wieder am 

1502 18.10. an  das Augustiner Chorherrnstift St. Dorothea in Wien - in Person  des Propstes Sigmund (siehe Kap. 6). 

1540 – 1550? Georg Dobisacher als Dorotheischer Pfleger genannt (Fandl). Möglicherweise hat er den Hof zu Nutz und Gewähr. 

vor 1557 Hanns Span zu Oberstockhstall  (NÖ Landesarchiv, Gültbuch 2 V.O.M.B fol 30, Einlage Nr. 57). 

um 1557 Caspar Spann, des Hannsen Spann zu Obernstockstoll Sohn. Er meldet den Hof am 10.Oktober 1557, der aus "Von Ersten ain oder [öder]Hof daselbs gelegen, der yetzo ain Garten ist ..., item daselbs gelegen zwo Hofstet, ... item ain Breitten mit sambt oblickhen [daraufliegendem] öden Weingarten genannd der Riedt...", sowie "item ainen Weingarten zu Raufelspach gelegen" besteht, aufgrund der Ausschreibung der "Landschaft Österreich unter der Enns" zur Eintragung im Gültbuch an. Der Hof wird am 13. Jänner 1559 auf 4 ß (Schillinge) und 29 d (Denare oder Pfennige) Steuer taxiert. (NÖ Landesarchiv, Alte Gült-Einlagen, V.u.M.B.- 282, S. 43,44).

1575 Leonhard Stettner und Gattin Braxedis, geb. Ottenberger - Kauf von Caspar Spann (NÖ Landesarchiv, Alte Gült-Einlagen, V.u.M.B.- 282 S. 51,52; siehe auch Kap. 8).

1579 2.April Oswalt Erngasst, Ratsbürger zu Weikersdorf und Gattin Marta verkaufen an (NÖ Landesarchiv, Alte Gült-Einlagen, V.u.M.B.- 282, S. 53,54).

- 2. Februar Margarethe Moser, geb. Straubin, Witwe nach Hannsen Moser auf Winkelberg (NÖLA. , alte Gült-Einlagen, V.U.M.B-282 S. 57, 58), die zugleich auch die Herrschaft Winkelberg besitzen.

Margarethe Moser, geb. Straubin, Witwe und Sohn Georg Ehrenreich Moser verkaufen (NÖLA. , alte Gült-Einlagen, V.U.M.B-282 S. 59). 

1601 Juli an Herrn Joachim Baumgartner (NÖLA., alte Gült-Einlagen, V.U.M.B-282 S. 59, 60).

-- Zu unbekanntem Datum kam der Hof an Sebastian und Sara Orttner. Sie verkaufen

1603 24.Mai an Martha von Velderndorff, geb Kharling (NÖ LA., Alte Gülteinlagen V.u.M.B. Nr. 282, S. 61,62), die ihn

1605, 28.Juni  an ihren Sohn Haymeran von Velderndorff auf Waradein und Schiermanßreith vererbt. (NÖ. Landesarchiv Alte Gült-Einlagen, V.U.M.B-282 S. 63), dieser verkauft (NÖLA., Alte Gült-Einlagen, V.U.M.B- 282 S. 63)

1614 an Andreas von Stadel, der vermutlich an Mathias Schiffer verlehnt. Nach der Konfiskation der Güter Stadels durch Erzherzog Ferdinand II. fiel der Hof im Oktober

1620 Erzherzog Ferdinand II. als Landesdfürstliches Gut zu. Der Hof ist vorläufig von der Herrschaft Winkelberg getrennt.

1620 Hans Balthasar Freiherr von Hoyos bekommt den Hof durch landesfürstliche Belehnung als konfisziertes Rebellengut, welcher den Hof

1622 an Christoph Schmidt von Berns- (Prenns-)burg  als Afterlehen weiterverlehnt.

1627 21. Sept. das Jesuitencollegium Krems erhält den Hof als landesfürstliches Lehen (300 f). Egidi Beer war Praefect der Herrschaft  Winkelberg.

1629  wird der Hof aus dem Landesfürstlichen Lehensverband ausgeschieden und  zugleich mit Winkelberg zum freien Allodialgut erhoben, das Jesuitencollegium verlor zwar den Hof, übte aber über den Stettenhof die Grund- und Landgerichtsobrigkeit aus.

1639 Johann Ulrich Wenzel vermutlich als Besitzer.

1640 Caspar Beer (ꝏ Margharethe) als Pfleger, evtl N&G.

1659 2.April Caspar und Margarethe Beer als Besitzer.?

1664 29.Sept. wird das Jesuitencollegium Krems um den Hof im Gültbuch 18 fol. 227 angeschrieben!

1670 – 1673 Lorenz (Laurenz) Beer - nach Caspars Tod nicht auf seinen Sohn eingetragen, jedoch den Besitz de facto ausgeübt, eingetragen waren noch immer Caspar (+1670) und Margarethe (+1659) Beer.

1673 (-1774) Jesuitencollegium Krems, Kauf, verliehen an Lorenz und Elisabeth Beer.

1677  Georg Zobl, Clara ux., zu Lehen vom Jesuitencollegium Krems.

1683 29.März Michael Kremser, Kauf 1200 f rh.; Melchert Khramer ux Judith 28.Nov. 1683 N&G (S. 43).

1697 Herr Georg Michael Nötzer [Rözer?], Fraw Maria Elisabeta GB 178/06

Datum unbek. Frau Maria Elisabetha von Rözern- GB 178/11; die Edlen von Retzer sind 1753 bis 1761 Besitzer der Herrschaft Thürnthal.

1726 Braun [? nach O. Fandl, dagegen spricht aber GB 178/11]

1727 Herr Frantz Adam Berr

1727 Herr Frantz Antoni Berr

1747 - 1750 Georg Philipp Kaiser

1760  Jesuitencollegium Krems - der Hof scheint ab 1760 im Dienstbuch der Herrschaft Winkelberg als an Anton und Theresia Beer zu Nutz und Gewähr verlehnt auf, (S. 43)

1774  Exjesuitenfonds (nach Aufhebung des Jesuitenordens 1774!)

1800 Staatsgüteradministration

"1727 – 1786  gehörte der Hof wieder dem Stift Dorothe in Wien [? - O. Fandl] *)

1786 löste Kaiser Josef II. den Dorothe-Orden auf und der Hof kam durch landesherrliche Verfügung an das Stift Klosterneuburg.

1848  wurde er nach der Aufhebung der Grundherrschaften auch dem Stifte Klosterneuburg entzogen."  (O. Fandl)-

*) Dies trifft zwar für die Besitzungen des Stiftes St. Dorothea in Oberstockstall, jedoch nicht für den Bärnhof zu. Daß der Hof tatsächlich neuerlich in den Besitz des Stiftes St. Dorothea kam, konnte bisher nicht verifiziert werden. Im Stiftsarchiv Klosterneuburg konnte dazu bisher kein Anhaltspunkt gefunden werden. Auch die obigen und die folgenden Ergebnisse sprechen eher dagegen, denn die jeweiligen Besitzer der Herrschaft Winkelberg (Kursivschrift), welcher der Bärenhof ab 1760 einverleibt ist, vergeben den Hof nun zu "Nutz und Gewähr" (GB 178/1), diese Besitzer sind:

1827 Ignaz Fournier

1833 Thaddäus Johann Fournier

1835 Dreimalige Besitzteilung in 24 Teile – davon 12 bzw. 13 Teile Josepha Knaffel

1856 Friedrich Freiherr von Laningen und Gattin Josephine

1862 Eduard Edler von Grienberger

Die feststellbaren Lehensnehmer ab 1760:

1760 Herr BERR Anton, Theresia ux.

1776 Herr HEISS Franz, Rosina ux.

1781 Herr PICHLER Franz Xaver, Maria Anna ux.

1805 Herr PICHLER Franz allein*)

1807 Herr PICHLER Franz, Theresia ux.

1811 PICHLER Theresia, Witwe, allein

1811 DELAPINA Anton u.Theresia, Witwe n. Franz Pichler  ux.

Weitere Besitzer:

1865   Einantwortung /Kauf 5.000 f  DELAPINA  Anton, Witwer zur Gänze.

Ob Anton Delapina den Hof von Eduard Edlem von Grienbeger kaufte, ist ebenfalls noch nicht festgestellt, da der Kaufvertrag im NÖ. Landesarchiv und auch im Bezirksgericht Tulln nicht aufliegt.

1866   19.02. Ehe  5.000 f  - DELAPINA  Anton jun. und Magdalena, geb. ZWICKL[1] je ½

1867   14.06. Kauf 9.000 f - LEITL Leopold zur Gänze

1867   14.06. Ehepakt -  LEITL Leopold und Johanna, geb. GERM[2] je ½

1878   22.07. Einantwortung - LEITL Johanna, Witwe zur Gänze

1878   22.07. Ehe - STEININGER Johann und Gattin Johanna, verw. LEITL je ½

1920   15.03. Übergabevertrag -LEITL Johanna zur Gänze

1937   19.05. Übergabevertrag - LEITL Leopold und Maria, geb. ILLE je ½

1940   10.10. Amtsbestätigung - LEITL Leopold (jun.) zur Gänze

1941   23.09. Übergabevertrag  - LEITL Leopold zur Gänze

1943   15.06. Einantwortung (Mj.) - LEITL Martha zur Gänze

1967   21.12.1967 Ehe, Namensänd.) - WÜRGER Martha, geb. LEITL zur Gänze

1970 - WÜRGER Johann u Martha, geb. LEITL je ½
 

 Bärnhof Tor neu mit Wappen Abb. 4: Bärnhof - Tor mit Wappenreplik

BärenstatueAbb. 5: Bärenstatue am Stiegenaufgang
Fotos: H. Pistracher
 

Abb. 6: Oberstockstall in der Josefinischen Karte von 1780, © siehe  hier: 
http://mapire.eu/de/map/collection/firstsurvey/?zoom=16&lat=48.44118&lon=15.90776