Die ethnische und politische Auswirkung der Geschehnisse auf die Bewohner
Neustift im Felde liegt in der Feldebene des von Norden zur Donau hin treppenartig abfallenden Tullnerfeldes, nördlich des „Niederwagrams“, das durch die zwischeneiszeitliche Donau etwa während der letzten 5 Jahrtausende geschaffen wurde.
Im Römermuseum in Tulln besteht (Sommer 2009) eine Schautafel, in der festgehalten ist, dass zur Zeit der Römer der Niederwagram das Donauufer war.
Westlich von Neustift mündet das sogenannte “Raintal”, das wie ich annehme, der einstige Flusslauf des “Wagramkamps” war, bei der Flur “Burggrund” in die Donauniederung unterhalb des Niederwagrams.
Durch Neustift führt der sogenannte „Leeweg“, später auch “Ungarica Platea” oder „Ochsenstraße“ genannt. Dieser ist ein uralter Weg nördlich der Donau in ost – westlicher Richtung, an dem ca. 300 m östlich des heutigen Dorfes ein Grabhügel (Herme) aus der Hallstattzeit (ca. 750 vor Christi Geb.) liegt. Haleberg, Hleoberg oder Leeberg: daher stammt der Name des Weges, der sicher schon seit der Hallstattzeit, der Römerzeit und auch während der Völkerwanderung benutzt wurde. Es ist anzunehmen, dass das Gebiet um Neustift zwischen Wagram und Niederwagram zu dieser Zeit schon großteils als „Feld“ diente.
Ein Donauarm führte östlich des „Haleberges“ in nordöstlicher Richtung. An diesem Donauarm dürfte schon in der Hallstattzeit eine Anlegestelle für den Salz- und anderen Handel in das Weinviertel (Schmidatal, Großweikersdorf, Roseldorf) und weiter nach Mähren bestanden haben.
Der Name des Haleberges rührt höchstwahrscheinlich von seiner “Heiligkeit” aufgrund des oben erwähnten (Kelten - Boier http://de.wikipedia.org/wiki/Boier , Kamboi, Rakater), dort stattfindenden Salzhandels über die Donau her und es ist aufgrund der Flurnamen “Teufelsgrund”, “Im Hiller” und “In der Hölle” anzunehmen, dass sich in seiner Nähe ein Hallstattzeitliches /La-Tenèzeitliches “Heiligtum” bzw. Opferstätte befunden hat.
Etwa 100 m westlich des Haleberges kreuzte Richtung Süd-Nord der sog. „Winklerweg“, der Weg von der schon 1141 nachweislich (wahrscheinlich jedoch schon bedeutend früher) bestehenden Burg in Winkl – nach Kirchberg bzw. auf dem „Winkelberg“ in Mitterstockstall, die den Salzhandelsplatz gesichert haben dürften. Näheres ist nachzulesen auf der Website http://www.haleberg.at/ bzw. unter “Hannodorf”. Den Salzhandel bestätigen auch die Flurnamen “im Gris”, “Griesfeld” (Altendorf/Winkl) und “im Greißeln” (Gigging), war ein “Grießler” doch urprünglich ein Salzhändler, aus dem später der Greißler wurde.
Parz wurde von1108 bis 1548 genannt. Laut Simlinger 5) gab es ein Parz Superior und ein Parz Inferior. Letzteres befand sich östlich von Neustift etwa an der Wegkreuzung des „Leeweges“/Ochsenstraße mit dem sog. „Mark(t)weg“, der gleichzeitig die nord- östliche Grenze des Gemeindegebietes von Neustift bildete. Der Name geht nach O. Fandl auf das römische „Portas“ = „Tor“ zurück, da dieser Weg vom einstigen Römerkastell in Zwentendorf namens Asturis (früher als Pirotorto genannt) eine Handelsverbindung nach Kirchberg darstellte. Noch heute führt der Weg am „Eleonorenheim“ vobei geradewegs zur Donau gegenüber von Zwentendorf. Im Bereich der Flur Parz soll dieser Weg gegen das Reich der Rugier durch ein Tor abgesichert gewesen sein (O.Fandl).
Der Name “Porz Superior” könnte sich auf lateinisch “Portus”=Hafen, auf den Salzhandelsplatz in der Nähe des Haleberges beziehen. Die Römer hatten ein “Siedlungsverbot” 2 Meilen (= ca. 14 km) nördlich der Donau erlassen, das jedoch kaum eingehalten worden sein soll. Das heißt, dass das nördliche Tullnerfeld während der Römerzeit sicherlich bewohnt war, aber von den Römern überwacht, siehe Burggrund, wo sich ein römischer Wachturm (Burgus) befunden haben soll.
166-180 Markomannenkriege gegen Rom.
253 fallen die Markomannen, die bereits 9 v. Chr. die keltischen Boier in Böhmen besiegt und in ihrem Stammesverband aufgenommen hatten, in Pannonien und Noricum ein. Weitere kriegerische Auseinandersetzungen mit Rom folgten in den nächsten 150 Jahren. Im 5. Jahrhundert lebten die Markomannen in Pannonien. Die vordringenden Hunnen unterwarfen die Markomannen und zwangen sie, beim Feldzug nach Gallien teilzunehmen. Ein Jahrhundert später siedelten sich die Markomannen im Gebiet des heutigen Bayerns an.
Um 450: Eugippius, der Verfasser der „Vita Sancti Severini“ nennt in seinem Werk aus dem Jahre 511 auch das erste germanische Reich auf dem Boden Niederösterreichs, jenes der Rugier, die um etwa 450 als Verbündete der Hunnen gemeinsam mit den Ostgoten in unser Gebiet kamen. Das Zentrum des Rugierreiches lag in Stein an der Donau, wo sich die Burg des Königs Flaccitheos (um 450) befand, dem im Jahre
475 Feletheos folgte. Unter Feletheos entstand ein reger Handel zwischen Rugiern und Römern.
Auch in Kirchberg soll die Burg eines Rugierfürsten (siehe Porz/Fandl) und ein Handelsplatz bestanden haben.
Feletheos machte die Bewohner des Tullnerfeldes tributpflichtig, weshalb ihm der heilige Severin mit dem Zorn Gottes und einem Strafgericht drohte. Dies dürfte auch damit begründet gewesen sein, dass Feletheos´ Gemahlin Giso eine Ostgotin war, die dem Arianischen Glauben nicht abschwören wollte. Das Strafgericht erfolgte dann im Jahre 487, nachdem Feletheos von dem Skirenfürsten Odoaker besiegt und gemeinsam mit seiner Gattin Giso in Ravenna hingerichtet wurde. Feletheos´ Sohn Fredericus rettete einen Teil des rugischen Heeres, wollte im Jahre 488 das Reich wieder aufrichten, wurde aber von König Odoakers Bruder Hunwulf neuerlich besiegt und musste mit dem Rest des Rugiervolkes zu den Ostgoten ausweichen, wo er sich Theoderich unterstellte.
Um 490 bis 500 besetzten die Langobarden Südmähren und das “Rugiland” in Niederösterreich nördlich der Donau, im Jahre 505 nahmen sie eine Ebene, die „Feld“ (=Tullnerfeld, möglicherweise Fels, dessen Name sich wahrscheinlich aus dem keltischen “Belsa” = Feld ableitet) genannt wurde, in Besitz.
Um 550 erfolgte die größte Machtentfaltung der Langobarden in NÖ unter König Wacho. In Maria Ponsee wurden 93 langobardische Körper- und 2 Pferdegräber gefunden.
Die Slawen kommen von Süden und später von Norden nach NÖ.
567: Die Awaren dringen in den ungarischen Raum ein. Sie verbünden sich mit den Langobarden und besiegen in Ungarn die germanischen Gepiden.
568: Die Langobarden ziehen nach Norditalien ab und hinterlassen der Restbevölkerung (Reste keltischen Ursprungs- Kamboi-Boier-Rakater, Markomannen, Rugier, Rest-Langobarden, Heruler, Gepiden, Slawen, Awaren ....) das Land, wobei vertragsmäßig die Awaren die Herrschaft übernehmen.
623: Ein Aufstand der Slawen unter dem Franken Samo gegen die Awaren führt zur Bildung eines slawischen Großreiches, das wahrscheinlich auch Teile Niederösterreichs umfaßt. 658 stirbt Samo und sein Reich zerfällt wieder.
696 bis 718: Christianisierung der Bayern.
739: Bonifaz organisiert die Kirche Bayerns, das Bistum Passau wird für die Bekehrung des Donautales zuständig. Damit kommen auch die Bayern wieder, ein Teil davon sind Boier und Markomannen, in unser Land.
795: Unter Karl dem Großen ziehen die Franken südlich- und die Friesen und Sachsen nördlich der Donau gegen die Awaren und zerstören das Awarenreich.
803 errichtet Karl die „Awarische“ oder Karolingische (Ost-) Mark die vornehmlich südlich der Donau bestand. Nördlich der Donau bildete die Grenze (die später unter den Babenbergern stufenweise nach Norden verlegt wurde) etwa der Wagram (Wachrain, Burggrund?, Markweg?). Durch den Sieg Karls des Großen über die Awaren (Schlacht auf dem Kumenberg in der Nähe St. Andrä Wörderns) können auch die Slawen deren Herrschaft abschütteln und nordöstlich dieser Mark das Großmährische Reich (Moimir, Rastislav, Svatopluk/Zwentibold) entstehen, das schon zur Zeit Samo´s mit den Franken Kontakt hatte. Ab dieser Zeit spielen die Mährer in der Grenzmark eine Rolle.
833 wird der Slavenfürst Priwina in Traismauer getauft.
833 / 836 Hanedorf / Annodorf? (Dorf des Hanno/Anno? Dorf der Ani?) wird imOrtsnamenbuch von Weigl von 1138 bis 1316 genannt und lag nach Prof.L. Piffl südlich von Neustift im Donaufeld unterhalb des Niederwagrams – heute Flur Altendorf.
Laut den Aufzeichnungen des szt. Leiters der Schule in Neustift im Felde, Adalbert Hirsch d. J., der sich auf die geschichtlichen Aufzeichnungen des Pfarrers von Altenwörth, Dedelbacher stützt, soll Hanedorf 836 im Besitz des Passauer Chorbischofs und vermutlichen späteren Bischofs von Freising, Anno „von Faviana“(Mautern ehemaliges Severinkloster) bzw. seines gleichnamigen Neffen gestanden haben. Beide dürften den Donauhandel, vor allem Salz und Wein, betrieben haben Näheres siehe Hannodorf.
854: Graf Ratbod, Präfekt der Grenzmark, verrät die Franken an die Mährer und wird deshalb 856 abgesetzt.
863: Ludwig der Fromme schenkt dem Kloster Niederaltaich Land zwischen Donau und Wagram an der Smidaha (Schmida).
863/864: Cyrill und Method beginnen die Slavenmission im Großmährischen Reich
864/65 weilt Erzbischof Adalwin von Salzburg zu Weihnachten bei Fürst Kozel in der Moosburg am Plattensee und zieht auf dem Rückweg durch das nördliche Tullnerfeld. Er weiht am 1. Jänner die Michaelskirche in Orth/Donau und am 13. Jänner die Kirche in Hadersdorf am Kamp.
884 trifft König Karl III. in Tulln mit dem Slavenfürst Swatopluk (Zwentibold) zusammen.
904 bis 906: Zerstörung des Großmährischen Reiches durch die Ungarn.
907: Der Slawengraf Josef regiert noch im Kamptal bei Gars/Thunau.
5.7.907: Die Bayern unter Markgraf Liutpold werden von den Ungarn bei Brecalauspurc (Preßburg) vernichtend geschlagen. Danach errichten die Ungarn bis Enns eine Grenzmark gegen das fränkische Reich (Markgraf Rüdiger von Bechelaren).
913 bis 955 werden die Ungarn westlich der Mark mehrmals von den Bayern und Franken geschlagen, zuletzt am
10.8.955 auf dem Lechfeld von König Otto I., worauf sie sich stufenweise nach Ungarn zurückziehen, danach war die Mark, wieder in bayrischen Händen (Markgraf Leopold v. Babenberg).
14.8.995: die Stadt Krems wird erstmals urkundlich genannt.
1.11.996: Ostarrichi wird erstmals urkundlich erwähnt.
1.11.1002: Kaiser Heinrich II. schenkt dem Babenberger Heinrich I. unter anderem 20 Hufen Land zwischen Kamp und March.
1011: Absdorf (das Dorf des Abtes) gehörte zum Kloster Nieder Altaich und wird zum erstenmale am 25.7.1011 genannt. Im gleichen Jahre, nämlich 1011 hören wir von Frauendorf (Frauendorf a.d. Au). 2a)
1014: Kaiser Heinrich der II. schenkt dem Bischof Berengar von Passau am 5. Juli Grund und Boden für die Errichtung der Mutterpfarren Herzogenburg, Sigmaresweride (Altenwörth), Tulln und Ŏtcinesseuue. RI II,4 n. 1843, in Regesta Imperii Online, URl: http://www.regesta-imperii.de/id/1014-07-05_1_0_2_4_1_624_1843
13.10.1014: Der Leichnam des Hl. Koloman, der in Stockerau ermordet wurde, wird nach Melk überführt und feierlich beigesetzt.
1045: In einer Schenkungsurkunde an Markgraf Siegfried der Ungarnmark wird die „Ungarica platea“, die Ungarnstraße (Ochsenstraße), die nördlich der Donau entlang u.a. durch Neustift führt, genannt.
Im September 1058 zieht der minderjährige König Heinrich IV. in Begleitung seiner Mutter, der Reichsverweserin Agnes von Poitou gegen Ungarn. Am 13. September sind sie in Trübensee, das zu dieser zeit eine befestigte Stadt in Passauer Besitz war, die an einem schiffbaren Donauarm lag und erst durch die Verlandung desselben sowie durch die Verleihung des alleinigen Niederlagsrechtes nördlich der Donau ab Krems bis Korneuburg ausschließlich an Korneuburg durch Herzog Friedrich dem Schönen im Jahre 1327 ihre Bedeutung verlor.
Ende 1080 widmete sich Bischof Altmann von Passau, der Passau wegen seiner Haltung im Investurstreit verlassen musste, dem Aufbau Göttweigs und kirchlichen Problemen Österreichs.
Juli 1081: Versammlung der Ministerialen Österreichs in Tulln, damals Hauptstadt der Babenbergermark. Unter dem Einfluss Altmanns beschließt Markgraf Leopold II., sich wieder an der Seite des Papstes zu stellen und die Herrschaft Heinrichs IV. nicht mehr anzuerkennen. Der König setzt daraufhin Leopold II. ab und verleiht die Mark Herzog Wratislav II. von Böhmen.
1082 will Leopold die Mark mit Gewalt in der Schlacht bei Mailberg zurückgewinnen, verliert aber.
1084 unterwirft er sich Heinrich IV. und wird daraufhin wieder mit der Mark belehnt.
Um 1100: Erstes Auftreten der Herren von Winchel (Winkl) .“Bei einem Landtaiding zu Tulln um 1100 scheinen unter den Ministerialen Mgf. Leopolds III. neben kuenringischen Namen auch solche auf, die der Maissauer-Sippe zugeordnet werden können (FRA II/69, 197, Nr. 56). Im Zusammenhang mit Winkl interessieren von den Teilnehmern vor allem ein Poppo und der unmittelbar nach ihm genannte Adalbrecht, da beide als direkte Vorfahren des um 1135 erstmals erwähnten Poppo v. Winkl (Dienst: Regionalgeschichte, 246, Nr. 22) in Betracht kommen, der als "Stammvater" der Hrn. v. Winkl gilt”.
(http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?m=h&id=1527)
1108 Parz (Porz, Porze, Porzze, Porce) erstmals genannt, näheres siehe Parz.
8.September 1156: Österreich wird beim Hoftag zu Regensburg durch das Privileguim Minus (17.9.1156) von Kaiser Friedrich Barbarossa zum Herzogtum erhoben (davor war es Markgrafschaft) und dadurch von der Abhängigkeit von Bayern befreit. Herzog Friedrich Jasomirgott wird dabei u. a. auch von Poppo von Winchel (Winkl) begleitet.
1.7.1179: Friedrich Barbarossa legtdie Grenze zwischen Böhmen und Österreich neu fest.
Mai 1189: Friedrich Barbarossa zieht mit dem Kreuzfahrerheer donauabwärts ins Heilige Land. Die großen des Landes ziehen per Schiff (Winkl “Tummelplatz”). Im August bricht auch Herzog Leopold V. von Babenberg mit seinenn Ministerialien auf. Sage der Entstehung des rot-weiß-roten Binnenschildes.
1208: Laut der Diplomarbeit "Die Siedlungsgeschichte des pol. Bez. Tulln" von Erwin Kupfer aus 1995 soll Neustift im Felde bereits 1208 genannt worden sein, das Stift Zwettl soll hier Grund besessen haben.
9.-16.8.1210: Ein gewaltiges Hochwasser der Donau richtet große Schäden an.
Quellenverzeichnis, sofern Quelle nicht direkt angeführt:
1) Schulchronik 1, begonnen im Jahre 1880 vom damaligen Leiter der Volksschule in Neustift im Felde, Ludwig Marzani und weitergeführt von den jeweiligen Leitern der Schule.
2a) Schulchronik 2, Teil Geschichte, verfasst 1933 vom damaligen Leiter der Volksschule in Neustift im Felde, Adalbert Hirsch dem Jüngeren
2b) Schulchronik 2, Teil Tagesgeschehen, begonnen 1933 vom damaligen Leiter der Volksschule in Neustift im Felde, Adalbert Hirsch dem Jüngeren) und weitergeführt von den jeweiligen Leitern der Schule.
3) Schulchronik 3, begonnen am 7.9.1959 vom damaligen Leiter der Volksschule in Neustift im Felde,Oberschulrat (später Professor. hc.) Ludwig Piffl.
4) Geschichte der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram, Prof. Dr. Richard Hübl
5)„Ein Heimatbuch von Wilhelm Simlinger“
Andreas Nowotny
Dezember 2011