Als Quelle für die Geschichte des Kaufhauses diente die Familienchronik, verfasst von Leopold Bauer (1892-1954), die mir von den Nachfahren dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt wurde.
Leopold Bauer, Sohn des zu dieser Zeit bereits verstorbenen Gastwirtes Josef Bauer von Bierbaum 8, eröffnete am 1.12.1922 das Gemischtwarengeschäft als Filiale eines Geschäftes seines Neffen Josef Bauer in Wien. Leopold wurde vorerst als Lehrling angemeldet. Zu dieser Zeit war er bereits mit Barbara, geb. Topf aus Straß verheiratet.
Aus der Familienchronik: Als erste Kunde hatten wir Herrn Maierhofer Franz der 10 Deka Öl kaufte. Als Geschäftslokal diente die jetzige Küche, der erste Wareneinkauf betrug 17.600 Kronen.
Foto: Hochzeit Leopold Bauer und Barbara Topf, 1921
1921 schreibt Leopold Bauer über die Inflation: Zu dieser Zeit nahm schon die Inflation zu und fast jede Woche nahm die Krone an Wert ab, so kostete zum Anfange des Krieges 1914 ein Kilo Korn 18 – 20 Heller und zu dieser Zeit 18 – 20 Kronen und steigerte sich bis auf 4.600 K per Kilo. Gerste kostete per Kilogramm 5.000 K, Weizen 5.200 K, Mehl 8-9000 K, 1 Kilo Fleisch 32.-38.000 K, Butter 70.-80.000 K. Im Jahre 1924 nahm die Inflation ihr Ende und die Krone wurde abgewertet, für je 10.000 K erhielten wir 1 Schilling. Zu dieser Zeit war es besser, Ware zu haben als Geld, viele Leute verloren dabei ihre ersparten Geldbeträge und wurden dabei arm. Darum möchte ich hier anraten, sollte nochmals eine solche Zeit kommen, ist es besser sein Vermögen in Ware anzulegen.
Erwähnt sind unter anderem (nicht lesbarem): Kopftücher, Socken, Strümpfe, Taschenkämme, Hosenträger, Karten, Krawatten, Kaffeehauskreide, Kristalle, Würfel, Kaffee, Wurzelbürsten, Bensdorp offen, Eiswürfel, Kolofonium (Schweinepech), Frauenlob, Glaubersalz, Kälberstricke, Holzkohle, Waschblau….
Die linke Rechnung vom 16.1.1925 bezifferte sich auf 1,434.300 Kronen, die rechte vom 9.3.1925 auf 2,934.100 Kronen.
Mit 1.3.1925 wurde die Schillingwährung eingeführt. Der Umrechnungskurs betrug 1 : 10 000, d.h. für 10 000 Kronen bekam man einen Schilling.
1928 erhielt das Haus einen Stock, das Geschäft wurde neu erbaut.
1937 verstarb Mutter Anna, geb. Teufner.
1946/47: Bau eines Kühlraumes
Leopold Bauer sen. stirbt am 21.1.1954, Sohn Leopold und Gattin Theresia führen das Geschäft weiter.
Leopold Bauer verstarb am 7.2.1998. In diesem Jahr schloss auch das Kaufhaus für immer seine Türen.
Quellen:
Chronik der Familie Leopold Bauer Bierbaum
Pfarrmatriken Bierbaum am Kleebühel
Februar 2022, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp