Schulchronik Altenwörth
Pfarrchronik Kirchberg am Wagram
Schulchronik Bierbaum am Kleebühel
Kremser Volksblatt vom 19.6.1892
Bierbaum. Seit gestern Mittags steht hier alles unter Wasser. Bis gegen Abend hielt der Damm aus und mit Aufgebot aller Kräfte wurde jeder Durchbruch verhindert. Freitag aber ging er über und nun ergießen sich die Fluthen ungehindert in die fruchtbaren Aecker. Der vor 2 Jahren zerstörte Theil des Dammes in der Utzenlaaer Freiheit war erst im heurigen Frühjahre gemacht worden und gab zuerst nach, da von Seiten der Utzenlaaer niemand Umschau hielt. Zu bedauern ist nur, daß von Seiten der Behörden das Volk nicht gewarnt wird, daß bei den Dammbauten keine technischen Mittel angewendet, daß die Dämme nicht bepflanzt sind, ja, daß man von den Dämmen sogar Erde wegführen darf. Die einzelne Gemeinde Bierbaum that alles was nur geschehen konnte, obwohl es dem freien Ermessen der Einzelnen überlassen war. Kein Gendarm, keine Hilfe an andern Gemeinden war zu erblicken, höchstens Zuschauer. Unermeßlich ist der Schaden. Die armen Leute haben hier sämmtlich nur Rodetheile in der Au – ihre Mühe und Plage ist umsonst. Keine Erdäpfel, kein Kukuruz, kein Hafer, kein Getreide – es ist entsetzlich, wenn man in die Zukunft blickt. Auch alles Futter für das Vieh ist vernichtet. Die Hauptschuld an diesen sommerlichen Ueberschwemmungen bildet der Eisenbahndamm bei Tulln; dieser hat fast keine Durchlässe – das Wasser staut und kommt von unten heraus. Stark in Mitleidenschaft gezogen, ja theilweise ganz in Wasser stehen Winkel, Utzenlaa und Frauendorf.
Juli 2022, letzte Änderung April 2024
Maria Knapp