Granitzhaus
heute Nr. 43
Das Granitzhaus (Graniz = Grenze) befindet sich südwestlich der Winkler Kirche in der Au, direkt an der Schinderlahn, die früher schiffbar war. In früheren Zeiten kehrten hier die Schiffer ein, unter ihnen zur Zeit der Reformation auch viele Evangelische. Das Haus lag um 1830, bei der Erstellung des franziszeischen Katasters, noch an einem Donauarm. Es gehörte (und gehört noch immer) zur Herrschaft Grafenegg: 1863 wurde das Haus neu erbaut und das Abbruchmaterial für den Umbau der Kirche verwendet.
1661: Thobias Hurtter, Wirth am Gränizhaus
1668: Der Wirt Joannis Strämötz und seine Gattin Regina lassen die Tochter Maria Christina taufen. Als Taufpate fungiert niemand geringerer als die Gattin des Kirchberger Händlers Joannis Platzer, woran man die Bedeutung des Granitzhauses sehen kann. Sie dürften überhaupt gute Beziehungen nach Kirchberg gehabt haben, da sie kurz darauf Paten eines Kindes der dortigen Familie Harminger waren.
1678: Thoma Freydeckher ist mindestens bis 1687 hier Wirt (hospitis), da in diesem Jahr Sohn Christina mit 6 Jahren stirbt.
Am 11.6.1693 ist Laurentji Schindthofer im Granitzhaus anläßlich der Geburt seiner Tochter Justina erwähnt. Da dies extra erwähnt wird, dürfte er der Wirt gewesen sein.
170: Straff. Am 5. Martÿ ist der Würth am Gränizhaus zu Winkhl wegen mit dem Hainl und Schäfflmüller aldort gehabten Rauffhandl gestrafft worden pr. 3 f.
(AT-OeStA/FHKA AHK NÖHA W 86)
Grundbuch um 1770: Ein behaustes Guth nächst Winkl wo vorlen einz herrschaftl. Tafehrne und sogenannte graniz Würths Haus gewesen und von der Herrschaft Gravenegg ao 1775 verkaufft worden.
1771/ 1779 Johannes Wöber und Eva Maria geb. Schaupp. Er wird als Wirt – cauponis – bezeichnet. Er stirbt 1779.
1779: Sebastian Pernstorfer, Sohn des Fischers Leopold heiratet 1779 Eva Maria, die Tochter des Wirts und Witwers Johannes Weber und seiner Frau Eva Maria.
1787: Jakob Solterer wird Eigentümer. Er wird als Grundbesitzer in der Ried „an der Donau“ ausgewiesen, wobei er gleich 50 Joch an Auen und Wiesen besaß.
Um 1793: Josef Leuthner und Magdalena, geb. Dirin, sind als Gastwirthe ausgewiesen. Das Ehepaar stirbt im Jänner 1793 am Typhus, die beiden Kinder werden von den Großeltern in Kollersdorf und Fels am Wagram aufgenommen..
1797 heiratet der Gastwirt Michael Eberl hier mit 46 Jahren
1798: Johann Roskopf wird als Gastgeber bezeichnet. Seine Gattin ist Katharine geb. Steiner.
1807: Heirat Joseph Bauer, Wirt im Granitzwirtshaus, 47 und Katharina Hammerschmied (Vater Fischermeister in Winkl 16), 24 Jahre. Sie erwerben das Haus käuflich. Er stirbt 1819 seine Witwe heiratet Josef Exinger.
Im Amtsblatt zur Wiener Zeitung wurde dazu am 19. April 1819 folgender Aufruf veröffentlicht:
Convoc. Bauer's Erben und Gläubiger.
Vor der Herrschaft Grafenegg haben alle jene, welche an die Verlassenschaft des am 15. Januar d. J. verstorbenen Joseph Bauer, Besitzer des sogenannten Gränzwirthshauses nächst Winkl, als Erben, Gläubiger, oder aus was immer für einem Rechtsgrunde Ansprüche zu machen gedenken, am 4. May d. J. früh um 9 Uhr entweder persönlich, oder durch einen hinlänglich Bevollmächtigten zu erscheinen, und ihr vermeintliches Recht darzuthun; widrigens die Verlassenschaft jenen, die sich rechtlich werden ausgewiesen haben, ohne weiters eingeantwortet werden wird. Grafenegg den 9. März 1819.
1821: Leopold und Katharina Exinger kaufen das Haus.
1831: Im Franziszeischen Kataster ist Leopold Exinger, Kleinhäusler, als Eigentümer angeführt. Das Haus wird im Text als Wirtshaus ausgewiesen, ist auf der Karte aber nicht also solches gekennzeichnet. Er war mit Katharina Weber aus Pischelsdorf verheiratet. 1835 stirbt Leopold Exinger mit 47 Jahren. Das Haus geht an seine Frau Katharina über.
Um 1850: Joseph Hundskarrer und Theresia geb. Nesinger sind Bestandwirte.
1853: August Graf von Breuner, Besitzer des Gutes Grafenegg kauft das Haus mit nunmehr 16 Joch Ackerfläche, das bereits früher zur Herrschaft gehört hatte, um 5500 fl CM zurück.
1863 bauten die "Grafenegger" das Haus neu, das Abbruchmaterial wurde für den Umbau der Kirche verwendet. In weiterer Folge ist nicht mehr von einem Gasthaus die Rede.
Später diente das Gehöft als Wirtschaftsgebäude des Holzrückungsbetriebes Kress, jetzt ist es vermietet.
Gasthaus Schocher
Nr. 7, heute Heisler
1835 erwarb Anton Schaupp aus Ottenthal das Anwesen. Sein Bruder Joseph heiratete 1853 Barbara Maringer aus Gigging und kaufte seinem Bruder das Haus ab. Bei der Hochzeit wurde er bereits als Wirt bezeichnet. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1871 heiratete er ein Jahr später Aloisia Waltner aus Dörfl. Joseph Schaupp starb 1879, seine Witwe ehelichte den Gösinger Gastwirt Josef Schocher, der um die Jahrhundertwende auch Bürgermeister war. 1894 wird das Gasthaus bei der Einweihung des Glockenturmes im Oberort letztmalig erwähnt.
Eine der drei Töchter des Ehepaares heiratete den Landwirt Johann Wimmer von Winkl 38.
Um 1990 wollte Winkl eine eigene Schule errichten, damit sie keine Beitrage mehr nach Neustift zu zahlen hätten. Josef Schocher, der einzige Gastwirt und gleichzeitig Bürgermeister in Winkl, gab sein Gewerbe auf, weil er sich verpflichtete, unentgeltlich auf 3 Viertel Jahre seine Wohnung als Schulzimmer beizustellen. – Das Ende vom Lied ist aber der Anfang – die Winkler sind abgewiesen – sie können rekurriren; - doch ein Gutes hat die Sache, daß Winkl jetzt kein Wirtshaus hat – eine gewiß große Seltenheit in unserer vergnügungslustigen Zeit!
(Kremser Zeitung vom 13.4.1889) - 1890 wurde doch mit dem Schulbau begonnen. Das Gasthaus wurde 1892 abgemeldet.
Gasthaus Zehetner
Nr. 17, heute Zehetner
1898: Johann Pfaller, geb. 1850 in Grafenwörth, verehelichter Gastwirt, zuständig nach Haitzendorf eröffnet das Gasthaus an diesem geschichtsträchtigen Platz – das Haus gehörte früher dem Stift Schlägl in Oberösterreich. Näheres siehe hier.
1901 wird das Gasthaus auf Tochter Franziska Pfaller angemeldet.
Leopold Zehetner (1874 – 1932, gebürtig aus Neustift) heiratet 1901 Franziska (geb. 1877 in Wien). 1902 wird der Betrieb auf ihn angemeldet.
Leopold Zehetner, der im Infanterieregiment Freiherr von Bolfras Nr. 84 in Krems an der Donau diente, gründete eine Musikkapelle, die so genannte „Zehetnerkapelle“. Näheres und Fotos dazu siehe hier.1932: Nach dem Tod von Leopold Zehetner führt seine Witwe Franziska Zehetner das Gasthaus weiter.
1953, nach dem Tod seiner Mutter, übernimmt Sohn Leopold Zehetner (geb. 1903) mit seiner Gattin Rosa (geb. Oswald aus Neustift) das Gasthaus und die Greißlerei. Die Wirtin Rosa Zehetner Foto: Familie Riedl, Winkl
1954: Nach dem Tod ihres Gatten Leopold führt Rosa Zehetner Wirtshaus und Geschäft alleine bis 1966 weiter.
Im Gasthaus wurden alle wichtigen Zusammenkünfte des Dorfes abgehalten: Feuerwehrversammlungen, Gemeinderatssitzungen, Ehrungen und Jubiläen. Im Hof gab es einen Ballsaal, es wurde zu Anfang des 20. Jahrhunderts auch Theater gespielt.
Zeitungsanzeige:
Versammlungstätigkeit des deutschen Hauer- und Bauernbundes.
Eine Versammlung findet statt.
Am Sonntag, den 19. Jänner 1913 in Winkl, Bez. Kirchberg am Wagram im Gasthause des Herrn L. Zehetner um 3 Uhr nachmittags.
Den Herren Vertrauensmännern wird es zur Pflicht gemacht, für guten Besuch zu sorgen.
Die Bundesleitung.
(Österreichische Land-Zeitung vom 18.1.1913)
Gasthaus Zimmermann
Im Oberort kaufte die vom Frauendorfer Wirtshaus Riegler abstammende Antonia Zimmermann im Jahr 1929 das Haus Nr. 55 bei der Kapelle und eröffnete dort neben einer Greißlerei auch ein kleines Gasthaus. Beide wurden nach ihrem Tod im Jahr 1946 geschlossen.
Die Kegelstatt
Nachdem es im Dorf kein Gasthaus und keine Versammlungsstätte mehr gab, bauten einige rührige Männer im Jahr 1978 im Graben gegenüber dem ehemaligen Wirtshaus eine Kegelstatt aus Holz auf. Anfangs wurde noch fleißig gekegelt, vor allem Karl Schörgmayer tat sich als Kegelbursch hervor. Später ging man mehr zum Schnapsen über, wo Ernst Magerl und Karl Schörgmayer die Schank übernahmen. Leider vernichtete das Hochwasser 2002 diesen gemütlichen Ort der Zusammenkunft.
Heuriger Grill
1977 öffnete der Heurige von Anna und Herbert Grill seine Pforten, den auch viele Auswärtige gerne besuchten. Das Hochwasser im Jahr 2002 zog die Räumlichkeiten so stark in Mitleidenschaft, dass die Familie beschlos, das Lokal nicht mehr zu öffnen.
Mammutheuriger Grill
Im Jahr 1989 kaufte der Winkler Leopold Grill sen. zu seinem Keller nahe dem Marktplatz von Kirchberg den benachbarten Keller der Familie Blau dazu und eröffnete dort bald darauf den „Mammutheurigen“, benannt nach einem Fund in seinem Weingarten in Ruppersthal. Sehr gut besucht waren die zahlreichen, von der SPÖ Kirchberg veranstalteten Weihnachtsmärkte. Das Lokal hatte bis 2004 geöffnet.
Ribiselheuriger Berthiller
Familie Berthiller bewirtschaftet Ribiselfelder und öffnet an drei Wochenenden im Sommer einen Heurigen, bei dem Maria Theresia (Miki) Berthiller mit ihrem Team neben Aufstrichbroten Erzeugnisse aus den Ribiseln - Kuchen, alkoholische und antialkoholische Getränke - anbietet.
Weitere Nennungen
1889: Anmeldung Johann Humer, Winkl 42
1896: Anmeldung Josef Beer, Winkl 41
Um 1860/70: Anton Maringer in Winkl 28, er betrieb auch einen Ziegelofen am nördlichen Ende der Ried Donaufeld.
Quellen:
Grundbuch des Gerichtsbezirks Kirchberg am Wagram, Herrschaft Grafenegg, Bad Pirawarth
Pfarrmatriken
Einträge in den Amtsblättern von 1886 bis 1967, erfasst von Herbert Eder, Kollersdorf
Schulchronik Neustift
August 2013, letzte Ergänzung März 2024
Maria Knapp